Bad Hersfeld, Schloss Eichhof

Aus Burgen & Schlösser
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.
Infobox
060 SL 03 HES S0000 00.jpg
Entstehungszeit: 1328-1372
Baumaßnahme: 1572-74 Umbau zur Sommerresidenz, 1953-54 Umbau zur Landwirtschaftsschule
Bauherr: Abt Ludwig II., Abt Ludwig V.
Eigentümer: Land Hessen, Landwirtschaftsschule
Ort: Bad Hersfeld
Kreis: Hersfeld-Rotenburg
Markierung
Hessenmap.png


Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: /bin/bash: /usr/bin/convert: No such file or directory Error code: 127
Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: /bin/bash: /usr/bin/convert: No such file or directory Error code: 127

Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Schloss. Landwirtschaftsschule. Land Hessen. Kreis Hersfeld-Rotenburg.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Unter Abt Ludwig V. 1572-74 Umbau der mittelalterlichen Wasserburg. 1953-54 Umbau zur Landwirtschaftsschule. Eine von Classen (1962, S. 7) mitgeteilte Bauinschrift in Form eines für die Renaissancezeit typischen Rechenspiels nennt die Grundsteinlegung 1328 sowie die Befestigung 1372.

Geschichte

Wasserburg und später Sommersitz der Äbte von Hersfeld, unter Abt Ludwig II. 1328 Ausbau begonnen. 1648 an die Landgrafschaft Hessen übergegangen.

Baugeschichtliche Bedeutung

Ehemalige Wasserburg. Vierflügelige annähernd rechtwinklige Anlage um einen längsrechteckigen Innenhof. In der Südecke quadratischer Bergfried. Eingang in den Hof durch den schmalen südwestlichen Torflügel. Nordwest- (= linker Längsflügel), Nordost- (Flügel gegenüber dem Tor) und Südostflügel (= rechter Längsflügel) haben außen zwei massive Geschosse und ein Fachwerkobergeschoss, die Torfassade ist insgesamt massiv. Im 16. Jh. war das Kernschloss von einem Wassergraben umgeben, außerhalb dessen sich im Südosten und Südwesten die Vorburg befand, die Gesamtanlage samt Vorburg umschloss ein weiterer Wassergraben (Abb. DTH Hersfeld-Rotenburg III, 1999, S. 310).

Außenfassaden. Der Bergfried an der südlichen Ecke der Burganlage hat über zwei Untergeschossen ein Gesims und darüber leicht einspringend drei Obergeschosse, insgesamt ist er fünfgeschossig. Eckquader mit Kranloch. Im 2. Obergeschoss nach Westen großes Kreuzstockfenster, 14. oder 15. Jh., mit umlaufender Fase. Im 3. Obergeschoss nach Südwesten und Südosten kleine rundbogige türähnliche Fensteröffnungen mit Falz. Im 2. und 4. Obergeschoss nach Südosten jeweils ein Aborterker. An der Nordostseite runder Treppenturm. Neben dem breiten Aborterker im 2. Obergeschoss, der das horizontale Gesims durchbricht, ein im 16. oder 17. Jh. verkleinertes Kreuzstockfenster. Im hochliegenden Erdgeschoss ein nachträglich eingesetztes Renaissancefenster.

Der Südostflügel, an den Bergfried mit einer Baufuge angefügt, hat direkt am Bergfried ein zwischen eineinhalb und zwei Meter dickes Mauerwerk von dreigeschossiger Höhe, auf dem der runde Treppenturm aufsitzt. Im weiteren Verlauf besteht dieser Flügel aus zwei Massivgeschossen und einem Fachwerkgeschoss. Die Fensterachse, die an den Bergfried anschließt, hat ein Fenster zwischen den beiden Geschossen, Treppenbereich. Im obersten Geschoss zeichnet sich an der Nordostseite der ehemalige Fachwerkgiebel dieses Flügels ab. Die Balkenlage zeigt einen Gratstichbalken, dem zur Folge das südöstliche Fachwerkgeschoss älter sein muss als das des Nordostflügels.

Der dem Tor gegenüberliegende Nordostflügel hat einen Risalitvorbau mit Renaissance-Giebel in den ehemaligen Graben. Bis auf den Giebel ist das Obergeschoss in Fachwerk konstruiert, 16. Jh. Der Giebel besteht aus drei übereinandergesetzten Viertelkreisbögen und einem abschließenden Halbkreisbogen. An der Nordecke schiebt sich ein Rundturm (Rondell) in den Graben vor, Obergeschoss aus Fachwerk. Schmale, hochrechteckige Fenster im Sockelgeschoss, vermutlich noch spätmittelalterlich. Der Risalit muss jünger sein als die Steingeschosse des runden Eckturms der Nordostecke, da dieser (vermauerte) Rechteckschießscharten hat, die auch direkt auf den Risalit zielen würden. Das Steingeschoss dieses Eckturms dürfte jüngstenfalls in das 15. Jh. zu datieren sein. Zwischen Rondell und Risalit hat der Nordostflügel ein viertes Geschoss aus Fachwerk mit gebogenen Streben.

Der Nordwestflügel (links des Tores) ist dreigeschossig, das oberste Geschoss aus Fachwerk. Er hat zur Torseite einen repräsentativen Renaissancegiebel, der durch ein Gesims abgesetzt und in drei Geschosse und Giebelspitze unterteilt ist. Die Giebelkanten bestehen im unteren Geschoss aus einem Viertelkreisbogen mit einem aufgesetzten Lisenenstück, im mittleren Geschoss aus einer S-Volute und im oberen Geschoss aus einer C-Volute. Die seitlichen Quader haben vertieften Spiegel und schmale Rahmen. Auf den Geschossgesimsen seitlich jeweils Kugeln, auch auf dem Halbkreisabschluss, in den eine Lilie eingeritzt ist. Im unteren Giebelgeschoss zwei seitliche Fenster, im mittleren Geschoss zwei in der Mitte zusammengezogene Fenster, mit Falz und Karnies profiliert, im oberen Geschoss Flugloch. An einem Fenster des Massivgeschosses findet sich am Nordwestflügel die Inschrift „Anno dom MDCCCCC(*?)XVII“. Einzelne Fenster sind zweiteilig mit gekehltem Gewände, wie vereinfachte Kreuzstockfenster, andere haben Renaissanceprofil. Aborterker an dieser Front im 1. Obergeschoss. Das Fachwerk mit kräftigen gekurvten Streben und waagerechten Schwellenprofilen sowie gekehlten Füllhölzern könnte für eine Datierung in die 1520er Jahren sprechen. Der Flügel ist unterkellert, einzelne Kellerfenster stammen aus dem 16. Jh.

Der an den Bergfried anschließende südwestliche Torbau steht im Mauerwerk ohne Baufuge mit der Giebelfront des Nordwestflügels im Verband. Das Tor weist eine oben segmentbogig geschlossene Vertiefung für ein Fallgitter auf, spätestens aus dem 15. Jh. Daniel Meisner stellt an dieser Stelle eine lange Zugbrücke mit Hebelarmen dar, ob diese Zugbrücke zusätzlich in die Nische schlug oder anstelle eines Fallgatters, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.

Hoffassaden-hofseitig haben alle Bauten ein massives Erdgeschoss und zwei Fachwerkgeschosse. Diese sind drei Gefache hoch und haben eine enge Ständerfolge. Alle Ständer sind im 1. Obergeschoss durch leicht S-förmig geschwungene Fußbänder beidseitig verstrebt, am Torflügel auch im 2. Obergeschoss. Verstrebung durch gekrümmte wandhohe (‚Alsfelder‘) Streben. Fenster im Erdgeschoss mit Falz und Karnies profiliert. Drei Portale zu allen drei Flügeln rechteckig, Pilaster mit diamantierten Sockeln und Architrav. Toskanische Kapitelle. Zusätzlich ein leicht spitzbogiges Portal zum Nordwestflügel, mit abgefasten Kanten, am Sturz mit der Jahreszahl 1572 bezeichnet. Im Tordurchgang rechteckiger Wappenstein mit Halbrosettenaufsatz, der Wappenstein ist „L.C.A.E.H 1572“ bezeichnet (= Abt Ludwig). Die Fachwerkwand des Nordostflügels stößt stumpf gegen die des Südostflügels, so dass hier die zeitliche Abfolge dem Außenbefund entspricht. Das Fachwerk des Nordwestflügels zeigt annähernd in der Mitte in allen Schwellen und Rähmen zwei Einschnitte, demzufolge eine Breite von vier Fachen nachträglich geschlossen wurde. Es gibt aber keine Zapfenspuren für einen senkrecht aus der Wand herausragenden Erker oder Treppenbau. Es müsste sich also eher um einen Rücksprung gehandelt haben, dessen Funktion sich damit aber nicht erklären lässt.

An der Torseite gibt es eine fast geschossgroße trapezförmige Profileinfassung im ersten Obergeschoss. Zwar scheint die Schwelle dieses Geschosses in einheitlicher Profilierung über die ganze Wand (mit Einschnitten) hinwegzureichen, doch spricht der Befund dafür, dass unter diesem trapezförmigen ‚Bogen‘ das gesamte Fachwerk wesentlich jünger ist und es sich hier ursprünglich um eine große, offene zweigeschossige Torhalle gehandelt hat. Das Fachwerk des 2. Obergeschosses wurde erst im 19. oder 20. Jh. um rund einen Meter in den Hof vorgezogen, die alte Fassade ist dort nicht zu beobachten.

Innenräume. Im Erdgeschoss des Bergfriedes befindet sich das Lutherzimmer, ein kreuzgewölbter Raum mit umlaufenden Wandvertäfelungen. Pilaster teilen die Täfelung in gleichmäßige Teile, sie haben ionische Kapitelle. Zwischen den Pilastern sitzen, die Westwand ausgenommen, rundbogige Blendarkaden auf niedrigeren pfeilerartigen Wandvorlagen (Tabularium-Motiv). Die Türen sind durch Giebel betont, im Norden ein Dreiecksgiebel und im Westen ein trapezförmiger Giebel. Bis auf die Westseite umlaufender Architrav. Ornamentierungen durch Einlegearbeiten. 1582 (laut Bleibaum, Hersfeld, 1966).

Im Grundriss zeigt sich die außergewöhnliche Dicke der Außenmauern an allen vier Flügeln. Alte Innenwände sind jedoch, abgesehen vom Turm und dem an ihn angebauten Treppenhaus, nicht erhalten. Die Breite der Flügel macht lediglich deutlich, dass die seitlichen Längsflügel die Wohnbauten waren und der dem Tor gegenüberliegende Flügel nur die Aufgabe einer Raumverbindung gehabt haben kann.

Würdigung

Die Wasserburg Eichhof ist ein typisches Beispiel für den Umbau einer mittelalterlichen Burganlage zu einem Renaissanceschloss. Nach der Errichtung des Bergfrieds vermutlich im 14. Jh., erreicht die mittelalterliche Burg ihre heute noch bestimmende Größenausdehnung um 1500 (um 1520?) mit einem Rondell diagonal gegenüber dem Bergfried. Im Unterbau gehört wenigstens der Südostflügel ebenfalls in diese Bauzeit. Um 1572 wurde durch Erweiterungen eine rechtwinklige Schlossanlage erzielt, die aus zwei Längsflügeln seitlich des Torbaues und einem niedrigen Nordostflügel besteht und um einen Risalit in den nordöstlichen Graben erweitert wurde. Wehrtauglichkeit spielte zu diesem Zeitpunkt nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Bergfried wurde, auch dies zeittypisch, in einen Wohnturm umgewandelt.

Literatur, Quellen

Historische Ansichten: Daniel Meisner, Wilhelm Dilich

Meisner, Schatzkästlein, Buch I, Tl. 5, S. 20

Dilich, Hessische Chronica, 1605, Tf. bei S. 112

Grundriss: Hessisches Staatshochbauamt

Neuhaus, Eichhof, 1955

Bleibaum, Hersfeld, 1966, S. 113 f. (Text: Friedrich Bleibaum u. Walter Bramm)

Wiegand, DTH Hersfeld-Rotenburg III, 1999, S. 308-317