Braubach, Philippsburg (Rheinland-Pfalz)

Aus Burgen & Schlösser
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Infobox
Entstehungszeit: 1568-71
Baumaßnahme: Umbauten und Abbrüche einiger Gebäude und Bauteile, zuletzt 1861,
1997-99 Ausbau des Hauptgebäudes
Bauherr: Landgraf Philipp II. d. J. von Hessen-Rheinfels,
Baumeister Anton Dauer und Jost (Scheffer)
Eigentümer: Büro- und Wohnnutzung,
u. a. Deutsche Burgenvereinigung e.V.
Ort: Braubach
Kreis: Rhein-Lahn-Kreis
(Rheinland-Pfalz)
Markierung
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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Büro- und Wohnnutzung, u. a. Deutsche Burgenvereinigung e.V. Rhein-Lahn-Kreis (Rheinland-Pfalz).

Bauherr, Grunddaten, Zustand

1568-71 von Landgraf Philipp II., d. J. von Hessen-Rheinfels durch die Baumeister Anton Dauer und Jost (Scheffer) aus Kassel erbaut. Umbauten und Abbrüche einiger Gebäude und Bauteile, zuletzt 1861. 1997-99 Ausbau des Hauptgebäudes.

Geschichte

Braubach gehörte zur Grafschaft Katzenelnbogen, durch Erbfall 1479 an Hessen. Nach der hessischen Erbteilung 1567 war Braubach Teil der Niedergrafschaft Katzenelnbogen Philipps des Jüngeren, der am Ortsrand die Philippsburg errichtete. Den Zustand um 1600 dokumentiert Wilhelm Dilich.

Baugeschichtliche Bedeutung

Die Philippsburg wurde 1568-71 von Landgraf Philipp II., d. J. von Hessen-Rheinfels durch die Baumeister Anton Dauer und Jost (Scheffer) aus Kassel erbaut. Die Anlage bildet das südliche Tor der Stadt Braubach und legt sich als Sperre über die Straße. Die Gesamtanlage bestand nach den Plänen von Wilhelm Dilich aus einer annähernd rechteckigen Hauptburg mit einer Ringmauer an den beiden Schmalseiten (Torseiten) und an der Westseite zum Rhein, östlich läuft die Ringmauer bis zur Hangkante. Die Gebäude innerhalb dieses Geländes, das zum Rhein hin und im Norden auch einen Garten aufnimmt, sind unregelmäßig angeordnet, die zum Hofplatz erweiterte Straßendurchfahrt ist gleichfalls unregelmäßig. Die Wohnbauten nehmen den südlichen Teil der Fläche ein. Das Hauptgebäude steht an der Rheinseite parallel zum Fluss und hat einen Treppenturm an der südlichen Schmalseite. Mit etwas Abstand steht südlich davon quer zum Hang ein breiter Torflügel, ein schmaler Verbindungsbau befindet sich zwischen diesen beiden Gebäuden. Hangseits stand nach Dilich ein schmaler Bau südlich, an seiner Stelle befindet sich als Rest von diesem nur ein schmaler turmartiger Bau, und weiter nördlich stehen zwei größeren Gebäude, die die gesamte übrige Hangseite der Kernburg einnehmen. Das erste befindet sich fast parallel zum großen Wohngebäude an der Rheinseite, das nördlich anschließende befindet sich gegenüber dem Schlosspark. Diese Uferseite war ursprünglich ausschließlich im Nordteil dem Garten vorbehalten, heute steht dort noch ein Fachwerkbau des 19. Jh. Das Tor zur Stadt ist schmal, mit etwas Abstand steht stadtseits vor dem Tor der Marstall. Die Uferseite hatte zwei doppelgeschossige Rundtürme und eine niedrige Wehrmauer mit Geschützscharten.

Das Hauptgebäude hat ein hohes über einem Sockel liegendes Erdgeschoss und ein niedriges Obergeschoss. Zum Hof hat das Hocherdgeschoss fünf (veränderte) Kreuzstockfenster, die zum ehemaligen Saal gehören. Dilich zeichnet anstelle des Obergeschosses zum Rhein hin drei Fachwerkgeschosse mit drei Zwerchgiebeln. Der südlich das Gebäude erschließend Treppenturm von 1568 (am Portal bezeichnet) ist, von den beiden Rondellen am Rheinufer abgesehen, der Hauptturm der Anlage. Dilich zeichnet den Turm deutlich schlanker und achteckig, tatsächlich ist er ein runder Hauptturm von kräftigem Durchmesser; Dilichs Zeichnungen stimmen folglich nicht uneingeschränkt mit dem Bestand überein. Das gegenüberliegende erhaltene größere Gebäude hat noch einen Renaissancegiebel aus Fachwerk – bei Dilich annähernd dem Bestand entsprechend angegeben – , der die ursprüngliche Gestaltung der übrigen Fachwerkteile des Schlosses erahnen lässt. Die Giebelkonturen sind geschwungen und die Wand ist durch geschwungene Fuß- und Kopfbänder bereichert.

Drei Inventare geben eine Übersicht der Räume und ihrer Ausstattung. Daraus geht hervor, dass sich ein großer Saal im Erdgeschoss des rheinseitigen Hauptbaues befand, daneben lag die Silberkammer – man konnte den Saal bei entsprechenden Gelegenheiten mit Silbergeräten ausstatten. Mehrere Gemächer, namentlich die Herrengemächer, befanden sich in den Geschossen darüber. Zum Gemach gehörten grundsätzlich immer eine Kammer und eine Stube, doch waren die Gemächer der Fürstin und des Landgrafen in diesem Fall größer. Die Fürstin verfügte über eine kleine Stube, eine Kammer, eine Heizkammer und eine große Stube, ferner gab es einen Vorsaal und ein Gewölbe beim Vorsaal. Der Landgraf selbst hatte eine kleine Stube, eine Kammer, eine große Stube und einen Vorsaal. Zur Küche gehörte ebenfalls eine Stube, wie neben dem Inventar auch der Grundriss zeigt. Die Küche befand sich im rheinseitigen Abschnitt des südlichen Torflügels. Die Nebengebäude bargen u. a. eine Schmiede, ein Viehhaus, ein Schlachthaus, ein Waschhaus, eine Schreinerei sowie eine Burggrafenwohnung. Besonderheiten der Raumaufteilung in der Philippsburg sind der Saal im Erdgeschoss und die Verteilung der Funktionen auf mehrere, allenfalls durch Wendeltreppen verbundene selbständige Baukörper.

Historische Ansichten: Wilhelm Dilich, Daniel Meisner.

Literatur, Quellen

Murrhardsche Bibliothek Kassel, 2° Ms. Hass. 679, Philippsburg Nr. 37-40 (4 Zeichnungen von Wilhelm Dilich)

Meisner, Schatzkästlein, Buch II, Tl. 4, S. 7

Luthmer, BKDM Wiesbaden V, 1914, S. 42-46 (mit Abb. v. Dilich, Merian u. Zeichnungen v. Usener 1839)

Michaelis, Handzeichnungen Dilichs, 1900, S. 55-60 u. 4 Tafeln

Demandt, Rheinfels, 1990, S. 248-263 (mit Auswertung der Akten im Staatsarchiv Marburg) u. S. 338-348 (mit Abdruck der Inventare der Philippsburg in Braubach)

Gensicke, Braubach. 1976, S. 41-44 („Die Philippsburg“)