Darmstadt, Schloss

Aus Burgen & Schlösser
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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Heute staatlich, mit verschiedenen öffentlichen Nutzungen. Stadt Darmstadt.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Die Burg brannte 1546 aus, ab 1556 Wiederherstellungsarbeiten (Haupt, BKDM Darmstadt, 1952, S. 180). 1557-60 war der Steinmetz Moritz Lechler Bauleiter. Berater war der Frankfurter Baumeister Hans Knauß aus Kassel. Genannt werden ferner Meister Balthasar und Zimmermeister Simon (Haupt, BKDM, S. 180). Unter Georg I. von Hessen-Darmstadt erfolgte ab 1567b der Ausbau zur Residenz. Mai bis Juni 1567 war Christoph Müller aus Kassel in Darmstadt, er fertigte Risse für die auszuführenden Arbeiten. Ab 1714 plante Louis Remy Delafosse den Umbau bzw. Neubau zu einer großen Barockresidenz (Pläne u. a. im Staatsarchiv Marburg), ab 1726 entstand das Neuschloss als stadtseitiger Flügel. Erhebliche Zerstörungen 1944, anschließend Wiederherstellung der Fassaden, dazu teilweise Abbruch der Ruine bis auf die Grundmauern.

Geschichte

Die Wasserburg das 14. Jh. war Nebenresidenz der Grafen von Katzeneinbogen. 1479 fiel die Grafschaft an Hessen. Durch die Erbteilung Hessens 1567 wurde Darmstadt Hauptresidenz der Teilgrafschaft Hessen-Darmstadt. 1918 Abdankung des Großherzogs, seither befindet sich das Schloss in Landesbesitz.

Baugeschichtliche Bedeutung

Anlage. Baugruppe um 3 Innenhöfe. Das breite zweiflügelige Neuschloss verdeckt die schmalere, nördlich von ihm gelegene Anlage der Renaissancezeit. Von der Altstadt aus durchquert man den Barockbau und kommt in den Glockenhof. Die Nordseite dieses Hofes nimmt der Kaisersaalbau ein, die Westseite der Prinz-Christian-Bau und die Ostseite der Glockenbau, letztere stammen beide aus dem 17. Jh. Ein Durchgang im Prinz-Christian Bau führt vom Glockenhof in den Parforcehof zwischen dem Prinz-Christian-Bau und dem westlichen Barockflügel; dieser Hof befindet sich also auf der westlichen Außenseite des Renaissanceschlosses. Der Durchgang im Kaisersaalbau führt in den Innenhof des Renaissanceschlosses (und der mittelalterlichen Burg), den Kirchenhof. Er wird im Uhrzeigersinn vom Kaisersaalbau im Süden, dem Weißensaalbau im Westen, dem Herrenbau im Nordwesten, dem Paukergang als nördlichem Ausgang und dem Kirchenbau im Osten eingefasst.

Die mittelalterliche Burg hatte im 13. Jh. eine Ringmauer, von der die Außenseite in Nordwest- und Nordostseite des Herrenbaues erhalten sind, im Südosten war diese Burg durch einen Bergfried begrenzt, dessen Fundamente sich im Hofwinkel erhalten haben (heute zugänglich).

Herrenbau (vgl. Haupt, BKDM, S. 185). Nordwestflügel des Renaissanceschlosses. Im Kern mittelalterlich (im 14. Jh. an die Ringmauer gesetzt, Zimmermann 1978, S. 13, mit der Bezeichnung als „Palas“ sowie Hinweis auf die Funktionen), unregelmäßiger Grundriss wegen des nachträglichen Anschlusses eines Gebäudes an der Südseite. dreigeschossig, auf der nordwestlichen Außenseite in mehreren Bauphasen zweigeschossig erweitert. Über der Erweiterung des 16. Jh. (1605 abgebrochen und erweitert wiederaufgebaut) geschweifter Giebel mit spiralig eingerollten Voluten, der übergiebelte Teil ist dreigeschossig. Die Erweiterungsbauteile wurden um 1901 erneuert und vereinheitlicht („Bauernhäuschen”), im 1. Obergeschoss an der West-Ecke runder Eckerker; an der Nord-Ecke polygonaler Vorbau mit rundem Obergeschoss. Hoffront das Flügels dreigeschossig, 5-achsig. Gekuppelte Zwillingsfenster mit Falz und Karnies. Im Erdgeschoss rechts Eingang. Im Erdgeschoss ehemals Küche und Speisekammer, darüber schon 1501 Speisesaal genannt (Haupt, BKDM, S. 185). Sonst Wohnräume der landgräfliche Familie.

Weißer Saalbau (Haupt, BKDM, S. 186). Dreigeschossiger, zum Kapellenhof vierachsiger, zum Parforcehof fünfachsiger Bau mit zweiachsigem nördlichen Treppenbau, mit Zwerchgiebel und südlichem Giebelanschluss gegenüber dem Verbindungsbau, der sonst nahtlos in den Weißensaalbau übergeht. Nach Kriegszerstörung 1961 abgebrochen und wiedererrichtet. Zwillingsfenster, im Erdgeschoss etwas niedriger als in den Obergeschossen. Auf der Westseite wurden die Fenster von Delafosse 1718 verbreitert (Haupt, BKDM, S. 187). Der Südgiebel, der etwas aus dem Dach herausragt, zeigt vier Stufen mit Viertelkreisaufsätzen und einen Halbkreisabschluss. Der Saalbau ist unterkellert, Gewölbe auf vier Pfeilern. Die Decke des Erdgeschoss ruhte ursprünglich auf zwei Säulen (Haupt, BKDM, S.186, Zeichnung von Weyland Haupt, BKDM, S. 187). Nur ein Kapitell ist erhalten, mit Resten ornamentaler Bemalung (Haupt, BKDM, S. 186). In der Südostecke befand sich lt. Haupt (BKDM) eine vermauerte Wendeltreppe, die in den Saal führt. (Die Fortsetzung nach S durch den Prinz-Christian-Bau wurde 1668 geplant, die Portale sind 1671 und 1672 bez., Vollendung nach Abbruch eines Restes des Südwalles, 1678.)

Kaisersaal und Kirchenbau entstanden in ihrer heutigen Grundform gemeinsam in den Jahren 1595-97. Der Kaisersaalbau im Süden des Renaissanceschlosses ist dreigeschossig und hat zum Glockenhof sieben Fensterachsen. Das Baumaterial beider Flügel ist lt. Haupt (BKDM) Bruchstein und im 2. Obergeschoss Backstein. In der 2. Achse von W befindet sich die tonnengewölbte Durchfahrt zum Kirchenhof. Auf der Außenseite rundbogiges Tor in rechteckigem Rahmen. Nach. Haupt (BKDM, S. 199) besteht das Tor aus den Bestandteilen zweier Torbauten, die Säulen sollen danach an dieser Stelle eine spätere Ergänzung sein, an ihrer Stelle werden von ihm Hermenpilaster vermutet. Das Portal könnte um 1580 von Nikolaus Bergner für das alte Torhaus an dieser Stelle gebaut worden sein (Haupt, BKDM, S. 199, vergleicht damit Bergners Portal am Coburger Rathaus; Genauere Quellennachweise gibt Haupt aber nicht). Die Kirchenhofseite der Durchfahrt hat gleichfalls ein rundbogiges Tor in rechteckigem Rahmen, auf einer in Rollwerkkartusche bez. „1595”. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss des Kaisersaalbaues enthalten je 3 Raume mit einem Flur, im 2. Obergeschoss befindet sich der Kaisersaal mit einem Vorraum. Über dem Raum befanden sich vor dem Dach bis 1754 zwei Hauptgiebel und südlich zwei Zwerchhäuser (Haupt, BKDM, S. 193, Stich Rodinghs II 351). An der Stelle der Tores durch den Kaisersaalbau stand bis 1595 ein eingeschossiges Torhaus, das damals bis auf die Südfront abgebrochen wurde. Westlich befand sich das „Haus neben der Pforten”, das 1595 eine Loggia mit 3 Bögen und einem flachen Dach erhielt. 1678 wurde dieser Bau abgebrochen (Haupt, BKDM, S. 188).

Kirchenbau. Ein erster Bau war 1563-67 unter Philipp d. Großmütigen errichtet worden, eine 1579 vollendete Erweiterung enthielt die Kapelle (Haupt, BKDM, S. 191, danach ähnlich der Rotenburger Schlosskapelle). Der heutige Kirchenbau entstand 1595-97 unter Georg I. und Ludwig V. Der Bau ist dreigeschossig, hofseitig 7achsig und mit kleinen Zwerchgiebeln über der 2., 4. und 6. Achse von re. versehen, ein etwas größerer über dem Paukergang. Nord-Giebel dreigeschossig. Die Detaillierung der Giebel mit seitlichen C-Schwüngen bzw. Voluten, einem Muschelabschluss sowie Pilastern und Obelisken ist am Kirchenbau und Herrenbau gleich. Die Giebel zeigen wie schon Haupt bemerkt, den Einfluss des Baumeisters Wustmann, er beschränkt diese Aussage allerdings auf den Nord-Giebel, der wohl erst unter Ludwig V. vollendet wurde. Zwei entsprechende Zwerchgiebel finden sich auch über den beiden äußeren Achsen der Ost-Seite des Kirchenbaues und auf dem Süd-Giebel des Hauses zum Glockenhof hin. Der Zwerchgiebel über dem Paukergang vereinfacht dieses System. Das Hofportal zur Kirche wurde unter Georg II. 1628-31 mit figürlichem Schmuck von Bildhauer Kaltenmark versehen (Haupt, BKDM, S. 198; Abb. des Stichs Schwarzers: Haupt, BKDM, II Nr. 323) und 1709 durch das noch erhaltene Portal ersetzt.

Der Kirchenbau enthält nördlich die zweigeschossig Kirche, südlich schlossen sich im Erdgeschoss die Backräume an, über der Kirche lag das Hofmarschallsamt. Der Raum unter der Südempore war in zwei selbständige, von der Kirche abgeteilte Kammern unterteilt, die wohl zur Bäckerei gehörten (Haupt, BKDM, S. 193). Das Obergeschoss enthielt die Wohnräume (Haupt, BKDM, S. 194 f.). Die Kirche wurde 1891 von Weltzien umgebaut. Nach älteren Zeichnungen (Haupt, BKDM, II 331-335, 338 u. 340; Zimmermann 1978, S. 22) gab es umlaufende Emporen auf sechs Säulen, über der Empore trugen 8 Säulen das flache Sterngewölbe; auch die Emporenunterseite hatte Sterngewölbe. „Die Schließung der Gewölbe ‘uff beiden Borkirchen’ (Emporen) erfolgte nach der Buchschen Chronik am 20. April 1597” (Haupt, BKDM, S. 195). Altar im S, Kanzel am 2. Pfeiler der Ost-Empore von Süden (so jedenfalls um 1700). Der Fürstenstuhl im N war durch den Paukergang zugänglich, um 1700 auch durch die Ost-Empore. Die älteste Einrichtung der Schlosskirche von 1597 (s. Haupt, BKDM, S.197) hatte Altar, Fürstenstuhl und Empore wie in Schmalkalden angeordnet. Orgelkammer wohl neben der Orgel. Altar an die Wand gerückt, diese als Bilderwand mit vier ausgemalten Nischen und einer plastischen oder gemalten Darstellung wohl eines Gekreuzigten. Neues Altarwerk unter Georg II., von Maler Kürmann aus Erbach und Bildhauer Kaltenmark aus Dresden.

Im 16. Jh. stand der Bergfried im Winkel zwischen Kaisersaal- und Kirchenbau. 1595 wurde er aufgestockte und erhielt einen „Aufsatz mit Galerie und hohem Dachstuhl” (Haupt, BKDM, S.188, II 320). Im unteren Teil des Turmes ließ Georg II. 1632 einen Brunnen anlegen und durch den Bildhauer Kaltenmark plastisch ausgestalten (Haupt, BKDM, S. 188, II 323). Als Hauptgruppe wird im Haupt (BKDM) ein hl. Georg genannt. Der Bergfried wurde erst 1699 abgebrochen und bestimmte somit noch den Eindruck des Renaissanceschlosses (Haupt, BKDM, S. 188).

Paukergang. Dreigeschossiger Verbindungstrakt zwischen Herrenbau und Kirchenbau. Erdgeschoss mit rundbogiger Durchfahrt, von Pilastern und Gebälk rechteckig gerahmt. Auf dem Gebälk, das seitlich über die Pilaster hinausragt, sitzt die Brüstung der 2 Arkaden des 1. Obergeschoss: Diamantquader, darüber offene Arkaden, von rustizierten Diamantquadern und Pilastern rundbogig gerahmt. Auf ihren Scheitelsteinen setzen zwei etwas niedrigere Bogen des 2. Obergeschosses an, in der Gliederung sonst identisch. Die Gliederung des Paukerganges findet keine seitliche Fortsetzung, obwohl die Archivolten jeweils nur halb so breit sind wie die sie tragenden Pilaster. Baurechnungen (lt. Haupt, BKDM, S. 198): 1595 Fundament; Änderung der Konzeption unter Graf Ludwig V. mit Anlehnung an Heidelberg (Gläserner Saalbau), zu diesem Zweck Gebälk im Erdgeschoss nachträglich seitlich verlängert. Hierunter sollen sich später gemalte Säulen befunden haben (Haupt, BKDM). Jahreszahl 1597 an der Außenseite an einem Sockel im 2. Obergeschoss (mit Renovierungsdatum 1905), früher auch an der Stuckdecke im 1. Obergeschoss (Haupt, BKDM, S. 199).

Nördliches Torgebäude. Zweigeschossig mit mittlerer Durchfahrt, rundbogig in rechteckigem Rahmen als Anschlag für Zugbrücke. In der Mitte das Rahmens Schlußstein, seitlich Konsolen für die Pilaster im 1. Obergeschoss. In den Pilastern des Obergeschoss stehen zur Mitte gewandte Löwen als Wappenhalter, Wappen Georg II. und Sophie Eleonora zu Sachsen. Über den Pilasterkapitellen Obelisken auf einfachen Sockeln. Geschweiftes Dach. Fenstergewände im Obergeschoss mit „Ohren”. Das Torhaus wurde den Rechnungen zufolge (Haupt, BKDM, S. 201) im Jahre 1627 errichtet und ist vermutlich ein Werk des Architekten Jakob Müller. Der dreigeschossige Prinz-Christian-Bau (Haupt, BKDM, S. 205 f.) verlängert den Weißen Saalbau nach Süden. Der Bau wurde 1668 geplant und 1678 vollendet. In der 3. Achse von Süden Tordurchfahrt in den Parforcehof. Die Portale der Durchfahrt tragen die Jahreszahlen 1671 und 1672. Das Äußere ist dem Weißensaalflügel angeglichen, dessen ursprünglicher Südgiebel im Dach des Anbaus noch erhalten ist. Auch bei diesem Flügel hat also um 1670 eine enge Anlehnung an die Flügel der Renaissance stattgefunden. - Der viergeschossige Glockenbau ist 1663 datiert. Doch in der Großform entspricht der Bau noch durchaus den Renaissanceflügeln. Auch das 1664 bez. rustizierte Rundbogenportal im Erdgeschoss am Turmeingang lehnt sich eng an die Renaissanceteile des Schlosses an. Als Architekt wird urkundlich Johann Wilhelm Pfandmüller erwähnt (Haupt, BKDM, S. 201-205).

Würdigung

Darmstadt gehört zu den bedeutenden und großen Schlossanlagen der Renaissance in Hessen. Die finanzielle Situation bedingt den abschnittsweisen Umbau zum Renaissanceschloss und die Unregelmäßigkeit der Grundform, namentlich im Norden und Westen. Das vollendete Schloss hatte 1597 einen schmalen Arkadengang nach Heidelberger Vorbild, Giebelformen nach Kasseler Muster und ähnlich den anderen Bauten des Darmstädter Landgrafen, eine protestantische Schlosskirche entsprechend Schmalkalden und einen aufgestockten Bergfried - typisch für diese Epoche (z.B. Babenhausen, Ronneburg, Steinau, Höchst), jedoch ungewöhnlich für ein Landgrafenschloss.

Literatur, Quellen

Staatsarchiv Darmstadt, Bestand XIV a 16 (nach Haupt, BKDM)

Weyland, , 1867

Schenk zu Schweinsberg, Baugeschichte, 1894

Haupt, BKDM Darmstadt, 1952 (Tafel-Bd. 1954)

Zimmermann, Schloß, 1978

Demandt, Rheinfels, 1990, S. 61-94, bes. S. 84 f. (Inventar der Burg im Jahre 1500)

Fries, DTH Stadt Darmstadt, 1994, S. 107-109