Schmalkalden, Schloss Wilhelmsburg (Thüringen): Unterschied zwischen den Versionen

Aus Burgen & Schlösser
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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==   
==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==   
Schloss Wilhelmsburg. Schlossmuseum. Stiftung Thüringer Schlösser. Kreis Schmalkalden-Meiningen (Thüringen).  
Schloss Wilhelmsburg. Schlossmuseum. Stiftung Thüringer Schlösser. Kreis Schmalkalden-Meiningen (Thüringen).  

Version vom 6. Juni 2012, 11:48 Uhr

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Schloss Wilhelmsburg. Schlossmuseum. Stiftung Thüringer Schlösser. Kreis Schmalkalden-Meiningen (Thüringen).

Bauherr, Grunddaten, Zustand

1585-92 durch Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel nach weitgehendem Abbruch der mittelalterlichen Burg errichtet, durch Landgraf Moritz verändert. Bauverlauf nach Archivalien (laut Otto Gerland; Laske/Gerland, S. 22 ff.): 26.X.1584 Beginn der Abbrucharbeiten, Mitte Mai 1585 beendet. Ab Frühjahr 1585 Errichtung von Nord-, West- und nördliche Teil des Ostflügels. 4.V.1585 offizielle Grundsteinlegung. 25.XI.1585 Dachdeckung, also Abschluss des Rohbaus. 25.II.1586 Grundsteinlegung zum Südflügel einschl. Südteil das Ostflügels. Im Nord- und Westflügel Vollendung der Malereien. 28.VI.1586 erste vermutliche Teileinweihung. 1588 weitgehende Vollendung der Kapelle (Jahreszahl im Gewölbe) 23.V.1590 Einweihung der Kapelle, vermutliche Schlussweihe das Schlosses. In den folgenden Jahren Ausbau der das Schloss umgebenden Anlagen. Beteiligte Künstler: Bauleitung Christoph Müller, Hofschreiner und Baumeister (die Bauleitung muss nicht die Aufgabe des Entwerfens umfassen!), Hans Wetzell (Zimmererarbeiten), Meister Jost (drei „Feuergiebel“), Wilhelm Vernukken (plastische Arbeiten, Arkaden der Kapelle), Hans Becker (Stukkaturen), Daniel Mayer (Orgel); Jost vom Hoff (Malerei Riesensaal), Georg Cornett (in einer Akte als Georg „Kronhardt“ bez., dekorative Malereien). Die Zuschreibung weiterer Stukkaturen an Wilhelm Vernukken ist in der Literatur umstritten. Inschriftlich für Vernukken verbürgt sind Entwürfe zu Eisenplattenöfen. Ab 1602 Anlage eines Gartens. – Im 19. Jh. Abbruch der Zwerchgiebel und Bau eines Dachwerks mit flacherer Neigung.

Geschichte

Bis zum Tode des letzten Henneberger Grafen, Georg Ernst, am 27.XII.1583 hatten die Grafen von Henneberg und die Landgrafen von Hessen gemeinsam die Herrschaft Schmalkalden inne, die nun allein an die Landgrafschaft Hessen-Kassel fiel. Landgraf Wilhelm IV. ließ die alte Schmalkaldener Burg 1584 abbrechen und begann den Bau eines neuen Schlosses. - Erst 1945 wurde Schmalkalden Thüringen zugeschlagen.

Baugeschichtliche Bedeutung

Lage. Das Schloss steht auf einer Anhöhe östlich oberhalb der Stadt Schmalkalden. Es ist durch Wirtschaftshöfe westlich und südlich gegenüber der Stadt abgeschirmt. Das stadtseitige Tor liegt zwischen dem eingeschossigen Pförtnerhaus und dem Kanzleibau. Ein zweiter, östlicher Ausgang führt in den Ostzwinger und den Garten. Das Kernschloss liegt etwas erhöht, von Zwingern umgeben.

Äußeres. Das Schloss ist vierflügelig und, vom Torflügel aus gesehen, leicht querrechteckig. Die Flügel bestehen aus zwei Hauptgeschossen; Ost-, Süd- und Westflügel haben noch ein Zwischengeschoss. Der Westflügel ist zudem weniger tief als die übrigen Schlossflügel.

In seiner heutigen Erscheinung ist das Schloss äußerlich sehr schlicht und wirkt vor allem durch seinen erhöhten Standort über der Stadt. Das Gebäude besteht aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderungen, Nord- und Ost-Seite haben auf der Außenseite jeweils zwei schmale risalitartige Aborterker. Alle Flügel haben außen und hofseitig über der Mittelachse jeweils einen eingeschossigen Zwerchgiebel mit Dreiecksabschluss. Der Kapellenbau an der Südwestecke tritt aus der Südflucht leicht vor, ihm ist westlich ein mehrgeschossiger Turm vorgestellt. - Die Außenseiten sind unregelmäßig untergliedert, die Nordseite hat acht Fensterachsen, die Ostseite neun, die Südseite (mit Kapelle) neun und die Westseite (mit Turm) zwölf, jeweils mit gekuppelten profilierten Zwillingsfenstern. Der Turm vor der Kapelle durchbricht die Regelmäßigkeit der Anlage. Die beiden unteren Quaderreihen sind unverputzt, einige Quader haben ein Zangenloch und lassen eine spätmittelalterliche Entstehung möglich erscheinen. Bei einigen Quadern fehlt allerdings das Zangenloch, so dass eine Zweitverwendung nicht restlos ausgeschlossen ist. Oberstes Turmgeschoss achteckig, einheitlicher Renaissance-Steinbau, innen hinein gestellt achteckiger Fachwerkbau (2. Bauabschnitt in der gleichen Bauepoche, Jagdzapfen!), darin der Glockenstuhl.

Die Hofseite wird durch die Treppentürme in den Winkeln und die vier Zwerchgiebel gegliedert. Die Fenster verspringen in der Höhe, bedingt durch die unterschiedliche Stockwerkseinteilung, sind jedoch streng achsial angeordnet. West- und Ostflügel sind mit Tordurchfahrten versehen. Die Tordurchfahrten sind auf den Außenseiten segmentbogig, von Pilastern mit Architravstücken und flachen Dreiecksgiebeln gerahmt. Zwischen Bogenscheitel und Giebelspitze sind flache Spiegelfelder mit seitlichen segmentbogigen Abschlüssen und rundbogigem Aufsatz untergebracht. Hofseitig sind die segmentbogigen Tore von Säulen und einem Architrav eingerahmt, hinter der Säule jeweils eine Muschelnische. Die Sockel sind mit Beschlagwerk versehen, die der östlichen Durchfahrt zusätzlich mit Masken. Die Säulen der östlichen Durchfahrt sind kanneliert, an der Basis Trophäen, die der westlichen mit Beschlagwerk gerahmt, das sich um die Säulen herumrankt. Bogenscheitel mit Löwenschlußstein. Über der östlichen Durchfahrt befindet sich ein von Hermen gerahmter Aufsatz mit dem Brustbild das Landgrafen, über der westlichen Durchfahrt drei leere Spiegelfelder sowie darüber mittig ein ovales Feld mit Beschlagwerkrahmen und seitlichen Putten, im Rahmen das landgräfliche Wappen.

Hofseitig führen vier Portale in die Treppentürme, zusätzlich eines in den Nord- und zwei in den Südflügel. Sie sind unterschiedlich ausgeführt, es handelt sich um rundbogige Portale, die von Pilastern, rustizierten Pilastern, Rustikamauern oder Halbsäulen mit Architrav oder flachem Abschluss rechteckig gerahmt werden und darüber Wappenaufsätze mit Beschlagwerkrahmung haben. Das östliche Portal im Südflügel hat ein Oberlicht. Mit dem landgräflichen Wappen sind nur die Treppenturmportale versehen. Der Türflügel des nordwestlichen Treppenturms ist durch Einlegearbeit „1585 WLZH“ bez.

Inneres. Raumgliederung. Außer der Schlosskapelle im Südwesten sind alle Räume eingeschossig. Sie sind durch Türen untereinander verbunden, Flure oder Gänge gibt es nicht. Die Flügel werden durch die vier Treppentürme in den Hofwinkeln erschlossen. Der Ostflügel enthält im Erdgeschoss neben Wirtschaftsräumen seitlich der Tordurchfahrt die große Herrenküche an der Südecke, weit abgelegen vom Tafelgemach im Obergeschoss des Nordflügels und auch abgelegen von der Hofstube im Nordflügel. Im Erdgeschoss befanden sich im Süd- und Westflügel die Wirtschaftsräume. Schließlich liegen im Westflügel die Arbeitszimmer des Landgrafen.

Die Treppentürme führen im Obergeschoss in je zwei Vorgemächer zu entsprechenden Hauptgemächern oder Sälen. Bei den Räumen handelt es sich teils um große Säle, die die ganze Flügelbreite einnehmen, teils um kleine Gemächer, die jeweils nur die halbe Flügelbreite beanspruchen (ausgenommen im schmaleren Westflügel). Im Obergeschoss befindet sich der Riesensaal als Hauptfestsaal im Ostflügel und die Wohnung des Landgrafen im schmaleren Westflügel. Der Nordflügel enthält im Anschluss an den Westflügel die Wohnung der Landgräfin, ferner das Tafelgemach und im östlichen Teil das Württembergische und das Kursächsische Gemach. Gegenüber im Südflügel befinden sich das brandenburgische und kurpfälzische Gemach, westlich schließt sich die Kapelle an. Auch das Dachgeschoss ist ausgebaut und enthält Wohnräume. Alle Räume das Schlosses sind flachgedeckt, von der Kapelle abgesehen. Es handelt sich um Balken oder Kassettendecken, teilweise mit Stuck. Portale und Fenster sind in nahezu allen Räumen mit aufwendigen gemalten Architekturrahmungen betont, mit Hermen, Vasenbekrönungen und Beschlagwerk. Keller. Der Brunnenkeller im Westflügel ist ein kleiner rechteckiger Raum mit der Brunnennische auf der Nordseite. Auf der Westseite springt das Mauerwerk um etwa 2,5 Meter in den Raum hinein, auf diesem Vorsprung setzt die Treppe zur Durchfahrt an. Teilweise scheint Mauerwerk der hennebergischen Burg weiterverwendet worden zu sein. Eine eindeutige Trennung zwischen möglicherweise mittelalterlichem und sicherlich neuzeitlichem Mauerwerk ist derzeit jedoch kaum möglich.

Im Keller unter der Kirche weist die Westmauer zwei deutliche Fugen auf, die ein mittelalterliches Einfahrtstor einfassen (13./14. Jh.). Das Tor ist von Quadern gerahmt, von denen die größeren Zangenlöcher haben. Dazwischen Füllmauerwerk, wohl von 1585/90. Es erweist sich, dass von diesem Keller die westliche Mauer abzüglich der Torvermauerung und die nördliche mittelalterlich sind, beide im Sockelbereich verzahnt. Die Südmauer ist von der Struktur her ähnlich, die der Ostmauer hingegen deutlich abweichend, sie scheint mit einer Fuge gegen die Südmauer gesetzt zu sein.

Nach Osten folgen zwei parallel angeordnete Kellerräume. Das südliche Mauerwerk im südlichen Keller dürfte ebenfalls spätmittelalterlich sein. Das auf Schalung gemauerte Gewölbe und die Trennmauer zum nördlichen Keller mit gespitzten Steinen sind vermutlich renaissancezeitlich. Der nördliche Keller hat auf der Nordseite (Hofseite) wohl spätmittelalterliches Mauerwerk. Auch hier ist das Gewölbe renaissancezeitlich. Erdgeschoss. Neben der westlichen Tordurchfahrt liegen nördlich zwei und südlich drei untergeordnete Räume, die südlichen dürften als Wohnung der Torwache gedient haben, die nördlichen enthielten die Badestube und die erforderlichen Nebenräume.

Nach Norden schließen sich daran die bereits zum Nordflügel zählenden vier nordwestlichen Eckräume an, die das Gemach des Landgrafen bilden. Es besteht aus Vorzimmer, Empfangszimmer, Stube (Arbeitszimmer, Laboratorium) und Kammer (mit Abort). Das Empfangszimmer hat eine bemalte Kassettendecke. Dargestellt sind (auf Leinwand) weibliche Allegorien, fünf der sieben freien Künste, ferner Fruchtgehänge und Rollwerkornamente. Die restlichen drei Viertel des Nordflügels werden von der Hofstube eingenommen. Sie wird durch fünf achteckige Sandsteinstützen zweischiffig unterteilt, die zwei westlichen der insgesamt sechs Joche sind zudem durch zwei gedrückte Rundbögen vom übrigen Raum abgesetzt. Die Rundbögen mit Sandsteineinfassungen bilden mit einem der achteckigen Stützen einen breiten Pfeiler, um eine Querwand im Obergeschoss zwischen Tafelgemach und Württembergischen Gemach zu tragen.

Im Erdgeschoss des Ostflügels befindet sich mittig die Durchfahrt, eingefasst von kleineren Wohnräumen für das Schlosspersonal. Südöstlich liegt die Herrenküche (Raum 1.14) [Anm.]. Sie wird von einem flachen Segmentbogen geteilt, die die nur im Obergeschoss vorhandene Trennmauer zwischen Nord- und Ostflügel abzufangen hat. Unter dem Bogen befindet sich die Herdstelle mit gemauertem Rauchfang auf vier Korbbogenöffnungen. Weitere Wirtschaftsräume nehmen den südlichen Bereich des Ost- und den östlichen des anschließenden Südflügels ein. Vom Nebenraum im Südflügel (1.21) gelangt man in die beiden o.g. Keller hinunter. Die massive Trennmauer zu 1.24 enthält eine rechteckige, zugesetzte Tür. Der Raum hat eine Balkendecke sowie eine Holzstütze auf Steinfundament, die Holzstütze reicht weiter nach oben in das Zwischengeschoss hinauf, eine weitere Stütze dieser Art ist in der benachbarten Wand enthalten.

Obergeschoss. Wir betrachten das Obergeschoss vom Vorzimmer zum Riesensaal im Nordosten im Uhrzeigersinn bis zur Kapelle im Süden und anschließend vom gleichen Ausgangspunkt gegen den Uhrzeigersinn vom Sächsischen Gemach bis zum Hessischen Gemach im Westflügel. Ostflügel. Vom nordöstlichen Treppenturm aus gelangt man in ein Vorzimmer des Riesensaales, daneben liegt eine Kammer. Der Vorraum ist durch das gemalte Türgewände mit den zwei „Riesenstatuen“ gekennzeichnet, leicht überlebensgroße Landsknechte. Der Nebenraum (3.14) ist eine Schlafkammer mit Abort. In seiner Ecke (zu 3.11) befindet sich die Quadervorrichtung für einen Eisengussofen; der Ofen muss im Nachbarraum im Kursächsischen Gemach gestanden haben (s.u., Nordflügel).

Riesensaal. Der Riesensaal (Bankett- und Tanzsaal) nimmt das Obergeschoss des Ostflügels zu vier Fünfteln ein, nördlich schließen sich in der fünften Fensterachse noch zwei etwa quadratische Vorräume an. Die beiden Türen vom nördlichen Vorgemach bzw. vom südlichen Pfälzer Vorgemach zum Riesensaal sind rechteckig und haben gemalte Umrahmungen mit der Darstellung von je zwei mit Hellebarden bewaffneten überlebensgroßen Landsknechten, den sog. Riesen.

Der Saal hat einen breiten Längsunterzug und ist durch ein Hängewerk stützenlos, zeitweilig – noch um 1900 – war er von drei quadratischen Holzstützen in zwei Schiffe geteilt. Den Stützen entsprechen drei Querunterzüge sowie je drei Wandvorlagen an den Längswänden, die konsolenartig in den Raum vorkragen, ähnlich Seitenwangen von Kaminen nach oben hin dicker werdend, und je einen weiteren Längsunterzug Stützen, der an den Außenwänden entlang läuft. Diese Gliederung lässt an den Breitseiten je vier und an den Schmalseiten je zwei Wandfelder mit Fenstern bzw. Portalen, ferner Insgesamt acht Deckenfelder. Der Saal hat an seinem nördlichen Ende einen außermittig stehenden Kamin, der auf die Längsträger der Decke Rücksicht nimmt.

Jedes der acht Deckenfelder ist in gleicher Weise in rechtwinklige Kassetten aufgeteilt, bestehend aus einem großen Mittelfeld, vier querrechteckigen Feldern in den Hauptrichtungen und vier quadratischen Felder in den Diagonalen. Die Malerien sind durch einen frühen Wasserschaden teilweise verloren. Eines der Hauptfelder zeigt die Darstellung der Caritas (mit einer Golgatha-Szene). Eine Quelle StAM, zitiert nach Gerland 1891, S. 8 ff.) benennt das Programm der acht Deckenfelder: Pietas, Fides, Spes, Charitas, Justitia, Prudentia, Fortitudo und Temperantia, wobei jeweils vier zumeist alttestamentarische oder antike Personen als Beispiel fungieren. Die Bilder sind bzw. waren Gelb in Gelb gemalt und besaßen eine gemalte Ovalkartusche. Die quadratischen Eckfelder haben nach Kramm nur ornamentale Malereien enthalten. Auch die Trennstreifen (Unterzüge) zwischen den acht Feldern sind ornamental bemalt. Die Malereien werden Jost vom Hoff zugeschrieben (Kramm).

Die Fenster des Riesensaals sitzen in breiten Segmentbogennischen. Die Gewände sind mit Roll- und Beschlagwerkrahmen versehen. Die Nischen haben eine eigene gemalte Rahmung bekommen, die seitlichen Gewände sind als Pfeiler mit Sockeln, rundbogigen Nischen mit Figuren, Kapitell und segmentbogiger Archivolte definiert. Über dem Pilastergesims folgt eine Konsole, die Konsolen rahmen Darstellungen ein, die sich zwischen Segmentbogen und Wandunterzug befinden, je zwei Über einem Fenster. An der Hofseite sind es (nach Kramm): 1a + 1b: nicht erhalten; 2a die eherne Schlange das Moses, 2b Jakob ringt mit dem Engel; 3a „Historia Ezechiell“, 3b.“Historia Elias“ 4a. „Historie das Königs Saull“ (er wird mit einem Strick über die Mauer gehängt, 1.Sam. 31, V.10) 4b nicht erhalten. An der Außenseite handelt es sich um Szenen aus der Antike: 1a + 1b nicht erhalten; 2a „Historie Hercule“ (Kampf mit Antäus), 2b nicht erhalten („ASEUS“, nach Block vielleicht Theseus); 3a „Historia Mercurius“, 3b „Historia Pallus“ (Pallas Athene), 4a + 4b nicht erhalten. Bei den gelb in gelb gemalten Pfeilerfiguren handelt es sich an der hofseite um 1a Frau mit Bibel (Sibylle), 1b Mann mit Schwert, 2a + b Verkündigung; 3a Frau, 3b Mann (Königin von Saba und König Salomo?), 4a + b Adam und Eva. An der Außenseite: 1a fehlt, 1b Mann, 2a Judith, 2b David, 3a Urania, 3b Mann, 4a nicht erhalten oder überdeckt, nach Block Fraunegestalt mit Buch, 4b Mann, nach Block Priesterkönig, auf das Bildnis Wilhelms IV. weisend. (Ausführlichere Beschreibung: Kramm, S. 144, sowie umfassend Block 1997). Die Malereien werden Caspar van der Borcht zugeschrieben, die Gelb-in-Gelb-Malerei soll nach Ziessler Metall als Material vortäuschend (Zießler, Wilhelmsburg, 1971, S. 283). Das Portal der Südwand wird von zwei Hermenpilastern gerahmt, über dem Gebälk befindet sich das von zwei Löwen gehaltenen landgräfliche Wappen. Das Portal in der Nordseite ist von verdoppelten Hermenpilastern gerahmt gewesen (Malerei stark verloschen), mit weit vorspringenden (gemalten) Gebälk. Als Bekrönung findet sich das Brustbild Landgraf Wilhelms, Jost vom Hoff zugeschrieben.

Der Kamin gilt als Werk von Wilhelm Vernukken. Zwei hohe Volutenkonsolen tragen ein mit Beschlagwerk reich verziertes Gebälk und einen Giebel, dessen Medaillon mit dem hessischen Wappen eine ausgreifende Beschlagwerkeinfassung hat. In der südlichen Abschlusswand befindet sich ein Schornstein, bei dem es sich um den Abzug der Küche handelt. Daneben steht heute ein Eisengussofen mit Kachelaufsatz, einer von fünf erhaltenen Eisengussöfen mit Kachelaufsatz; die weiteren stehen im Tafelgemach, im Zwischengeschoss (heute in der Hofstube), im kursächsischen Gemach, im landgräflichen Gemach und in der Schlosskapelle; vgl. Stephan 1997).

Südflügel. Der Südflügel besteht von Ost nach West aus dem pfälzischen Gemach (vier Räume einschließlich Vorraum zum Riesensaal), dem brandenburgischen Gemach (drei Räume und neuerer Flur), dem Weißen Saal und der Kapelle.

Die vier Räume in der südöstlichen Ecke bilden das kurpfälzische Gemach aus Vorgemach, zugleich Vorraum des Riesensaales, sowie drei weiteren Räumen, darunter an der Ostseite der Schlafkammer mit Abort. Im Vorraum am Treppenturm (3.18) zeigen sich, namentlich an der Tür zum südlichen Raum (3.21), Erneuerungen von 1681, etwa eine Girlandenrahmung. Ursprünglich gab es einfache mit gemaltem Beschlagwerk und Marmorierung ohne weit in die Wand ausgreifende Formen. Das Portal zum westlichen Raum ist von Hermenpilastern gerahmt, weiblich und männlich, das Portal zum Treppenturm hat gemaltes Beschlagwerk und das zum großen Saal überlebensgroße Landsknechte.

Drei veränderte Räume zwischen pfälzischem Gemach und Weißem Saal bilden das Brandenburgische Gemach, das heute einen Mittelflur aufweist; ursprünglich dürfte es aus Vorzimmer (mit Kamin), Stube und Kammer bestanden haben.

Der Weiße Saal (Raum 3.26) ist an Wänden und Decke mit Stuck verziert, bez. 1590. Der Stuck ist zu Roll- und Beschlagwerk geformt, in derselben Art wie die anderen Räume das Schlosses ausgemalt sind. Die Stuckornamente bilden den Rahmen für allegorische Figuren, Prudentia, Justitia, Providentia, (PROVIDETIADE), Pax und Fiducia. Die Decke ist durch Unterzüge in sechs Felder gegliedert, die das hessische Wappen, das Monogramm des Landgrafen und kleine Figurengruppen (Simson und der Löwe, Gloria Die, Kampf eines Löwen mit einem Greif, kämpfende Putten, musizierende Frauen) enthalten. Die Decke des weißen Saales ist außer Herkules auch mit Gottvater, dem hessischen Wappen, einem Feld mit vergoldetem Löwen und vergoldetem Greifen, die sich die Pfote reichen, zwei miteinander kämpfenden nackten Gestalten und zwei Musizierenden versehen. Entgegen R. Ziessler kann es sich nicht um ein Empfangszimmer handeln, da der Raum weder Vorraum eines Gemachs noch eines Saales ist, sondern Vorraum der Kapelle. Als Autor des Stucks schließt Ziessler W. Vernukken aus, da die Verwendung von Arabesken für ihn untypisch sei. Bei der Restaurierung 1967-68 wurde der Stuck gesichert und ergänzt. Eine farbige Fassung wurde nach Ziessler in diesem Raum nicht festgestellt. Die Wände dürften daher mit Gobelins versehen gewesen sein. Stubenvoll (Amtlicher Führer, 1999, S. 41) nimmt entgegen Ziessler W. Vernukken als den ausführenden Künstler des Stucks an.

Im Nordflügel sowie im Westflügel befinden sich von Ost nach West das Kursächsische Gemach, das Württembergische Gemach, die Tafelstube und das Hessische Gemach. Dies erstreckt sich auch über den gesamten (schmaleren) Westflügel. Das Kursächsische Gemach schließt sich an den Vorraum zum Riesensaal an. Im Raum 3.13 befindet sich an der Wand zum Raum 3.14 der Ansatz eines Kamins. Westlich des Treppenturms folgt das Württembergische Gemach aus einem breiten hofseitigen Raum und zwei schmaleren Räumen an der Außenseite. Auch hier gibt es einen Schlafraum mit Abort. Das Tafelgemach umfasst als einziger Raum dieses Flügels dessen gesamte Breite sowie zwei Fensterachsen. Die Fensternischen werden von gemalten Statuen eingefasst. An der Wand zum Brandenburgischen Gemach steht ein Eisengussofen.

Die vier Räume in der nordwestlichen Ecke bilden das Hessische Gemach aus einem Vorraum am Treppenturm, der auch das Tafelgemach erschließt, einem Vorgemach, einer Stube und einer Schlafkammer. Die Räume gelten als Wohnung der Landgräfin. Das Vorgemach (3.33), dessen Tür zum Vorraum am Treppenturm (3.2) in der Farbfassung 1587 datiert ist, bildet auch eine Vorraum zur Wohnung des Landgrafen im Westflügel, die aus einem weiteren Vorgemach (mit Abort) und drei weiteren Räumen besteht, der Raum nächst der Kapelle enthält einen Abort, der Vorraum einen Kamin; hier muss sich das Schlafzimmer befunden haben. Die heutige Grundrissstruktur entspricht dem ursprünglichen Zustand, auch die dünne Fachwerk-Wand zwischen den beiden mittleren Räumen (3.30 und 3.31) ist renaissancezeitlich, wie die Farbfassungen belegen. Hier finden sich sogar besonders aufwendige figürliche Malereien auf der Seite zum Raum 3.30, nämlich weibliche Vollgestalten mit Schwert und Säbel.

Der Bilderzyklus der einzelne Räume wird durch die Öfen ergänzt, von denen es einst etwa 25 gegeben haben muss, wenn man die Anzahl der Stuben und der ofenbeheizten Säle berechnet; eine Lieferung von 42 Eisengussöfen im Jahre 1613 (Stephan, Renaissanceöfen 1997, S. 67, nach Weber, BKDM Schmalkalden, 1913, S. 221) kann sich kaum allein auf das Schloss beziehen. Dass Programm der fünf erhaltenen Öfen aus eisernen Unterbauten und Kachelaufsätzen stellte zuletzt Hans-Georg Stephan vor.

Schlosskapelle. Die Kapelle nimmt die Höhe des gesamten Schlosses ein. Sie hat auf drei Seiten doppelgeschossige umlaufende Emporen, an der freien Westseite steht der Altar. Emporen und Decke sind gewölbt. Erdgeschoss und Emporengeschosse haben zur Stütze des jeweils nächsten Geschosses bzw. der Decke Arkaden, im Osten zwei, an der Nord- und Südseite je drei. Sie sind im Erdgeschoss rund-, in dem Obergeschoss korbbogig und ruhen auf Pfeilern mit vorgelegten Pilastern. Das obere Emporengeschoss ist auf der Westseite durch einen schmalen Laufgang von Norden nach Süden verbunden, der Gang erweitert sich in der Mitte zur Orgelempore. Auf der Höhe des 1. Emporengeschosses befindet sich unter der Orgel die Kanzel, in der Achse davor im Erdgeschoss der Altar. Arkaden und Gewölbe sind mit Stukkaturen ornamental und teilweise auch figürlich verziert. Figuren befinden sich zwischen den Arkaden das oberen Geschosses und den Gewölbe.

Auf den Pfeilern bzw. Pilastern des oberen Emporengeschosses ruht das dreijochige Kreuzrippengewölbe mit großen stukkierten Ring-Schlußsteinen. Die Gewölbekappen haben ornamentalen und figürlichen Stuck, zumeist Beschlagwerk und Rollwerk. Der mittlere Ringschlußstein ist „WLZH ANNO DOMINI 1588“ bez. (Wilhelm Landgraf zu Hessen). Rippen und Schlußsteine bestehen aus Stuck und sind als Perlschnüre angegeben.

In den einzelnen Gewölbekappen sind Emblemata und allegorische Figuren in das Beschlagwerk eingearbeitet. Im westlichen Gewölbefeld (Altar- und Orgeljoch) handelt es sich um Frauen sowie Putten mit Triangel, Harfe, Tuba und Horn, ferner mit Winkelmaß und Zirkel, Lorbeerkranz, Zweig und Bogen. Im mittleren Gewölbefeld Frauen mit Kreuz, Lorbeerring (Palmwedel?) und Schlange als Symbole für Glaube, Liebe, Wahrheit und Mäßigkeit, ferner Hermenpilaster und Blumengebinde. Im östlichen Joch vor der Fürstenempore sind Löwen, Männern mit Leuchtern, ein Herz und Blumengebinde dargestellt. Die Schriftfelder sind übermalt.

In den Zwickeln zwischen den Emporenarkaden und dem Gewölbe sitzen paarweise an den Längsseiten die zwölf Apostel und über dem Fürstenstuhl die vier Evangelisten. Die heute leeren Felder der Emporenbrüstung waren einst mit der Darstellung der „Antithesis Christi et Papae“ versehen, die Landgraf Wilhelm hatte anbringen lassen, die erhaltenen Beschriftungen wurden von seinem damals 15jährigen Sohn, Landgraf Moritz, nach Textvorlagen gereimt bzw. übersetzt; Landgraf Moritz war es aber auch, der die Bilder selbst aber später entfernen ließ (Gerland 1891).

Das Beschlagwerk ist nach R. Ziessler zweischichtig bemalt, d.h. die Stukkaturen werden von dunkelroten Schattenkonturen begleitet, Profile, Randleisten und Einfassungen von Edelstein-Imitationen, Kapitelle und Schrifttafeln sind vergoldet, die „Edelsteine“ grün bzw. rot auf Silber. Grün und Rot sind auch die Perlschnüre des Gewölbes. Auch die Gewölbe der oberen Empore waren in dieser Art bemalt, während die unteren Gewölbe offenbar weiß geblieben sind.

Orgel, Kanzel, Altar und Taufbecken sind – erstmals - in einer Achse übereinander angeordnet. Der Altartisch, in den das Taufbecken eingearbeitet ist, wird von vollplastischen Evangelistensymbolen getragen. Am Kanzelkorb findet sich als Reliefdarstellung das Pfingstfest. Die geöffneten Orgelflügel sind mit alttestamentarischen Szenen bemalt (Flucht Davids, Prozession der Bundeslade), die Außenseiten zeigen musizierende Engel. Die Schlosskapelle von Schmalkalden hat erstmals diese für den protestantischen Kirchenbau wichtige Anordnung, die weit über Osthessen hinaus schulbildend wirken sollte (D. Großmann).

Dachgeschoss. Der Umbau im 19. Jh. veränderte die Dachneigung und führte dazu, dass die heutige Dachneigung die Türen überschneidet, die vielfach noch gemalte Beschlagwerkgewände aufweisen. Im Südflügel hat der Raum über der Kapelle nach Osten Türgewände mit Beschlagwerk. Im anschließenden Raum des Südflügels (4.12) gibt es figürliche Deckenstukkaturen, acht weibliche Allegorien von Tugenden und Lastern, was eine repräsentative Funktion auch einzelner Räume das Dachgeschoss nahelegt. Der Mittelunterzug wird von zwei Halbfiguren gestützt. Im Raum 4.11, der sich im Südflügel nach Osten anschließt, ist das Dachwerk abgeschrägt, die Sparren sind aber wohl ursprünglich.

Im Nordflügel ist die Tür von Raum 4.4 zum Raum 4.6 „1588“ bezeichnet. Im Raum 4.4 gibt es neben einem Schornstein von 1912 eine renaissancezeitliche Rauchöffnung in der Trennmauer zum Raum 4.3. Der Mittelraum im Nordflügel (4.3) ist mit einem Zwerchgiebel versehen, dreiteilige Fenster zum Hof und nach außen mit reichen Farbfassungen sowie zwei Rechtecktüren mit segmentbogigem äußeren Rahmen zum Raum 4.4, davon die nördliche Tür mit reicher Farbfassung, die südliche Tür vom Raum 4.4 nur mit Fase profiliert. Der Raum ist deutlich breiter als der Zwerchgiebel selbst, zwei Rechtecktüren in tiefen segmentbogigen Nischen führen in den Raum 4.2, der mit reichen Farbfassungen versehen ist.

Der Mittelraum des Westflügels (4.16) ist, obwohl selbst nur sehr schmaler und klein, mit einem Zwerchgiebel versehen. Die ursprüngliche Kehlbalkenlage über dem Raum ist erhalten, die Balken sind mit Preßstuck in deutlich erkennbarem Rapport versehen; der Stuck entspricht im Prinzip Befunden im Oberweserraum (vgl. G. Fischer, Balkendecken, 1989). Der Raum enthält auch einen kleinen Kamin bzw. die gequaderte Rückwand eines Ofens. Der nordwestliche Treppenturm hat zum Dach hin ursprünglich drei Ausgänge, wie sich aufgrund der Farbfassungen und der Baufugen ergibt. Wandanschlüsse für drei getrennte Räume lassen sich allerdings nicht feststellen.

Außenanlagen. Östlich des Schlosses befindet sich eine gewaltige Zwingeranlage mit dem polygonalen Turm, der zwar seinen Gewändeformen nach im 16. Jh. erneuert worden sein muss, wobei die kleinen Öffnungen durchaus spätmittelalterlich sein können. Bei einer Neuanlage im späten 16. Jh. fragt sich, warum man einen Zwinger und nicht eine Bastion angelegt haben sollte. Das rundbogige Tor in der äußeren und inneren Zwingermauer ist allerdings renaissancezeitlich.

In der Südwestecke des Zwingerbereichs ein rundbogiges Portal nach Süden und vermauertes Rechteckportal nach Westen, durch den Garten weitgehend verschüttet. Im Zwingerbereich oberhalb des segmentbogigen Entlastungsbogens Ansatz bzw. Widerlager eines Gewölbes für ein nicht rekonstruierbares Gebäude innerhalb des Zwingers.

Südwestlich des Schlosses kleiner Freisitz („Kleine Pfalz“) über einem Sockelgeschoss, Terrasse mit Pflasterung und Ablaufrinne, Umfassungsmauer brüstungshoch, Abschlußsteine außen mit Karniesprofil, Oberseite mit römischen Ziffern durchnummeriert; Spuren der ursprünglichen Verdübelung. Die Gartenplattform ist zugleich Eingang in eine Kasemattenanlage, auf der Westseite mit einer vermauerten rundbogigen Öffnung (oder Entlastungsbogen), davor die sogenannte große Pfalz, barocke Gartenanlage über gewölbten Räumen, die vermutlich als Kasemattenanlage gedient haben und durch eine Treppe mit dem Bauwerk der sogenannten kleinen Pfalz verbunden sind.

Würdigung

Nach dem Tod des letzten Henneberger Grafen am 27. XII. 1583 fiel die Grafschaft durch Erbvertrag an Hessen-Kassel. Umgehend ließ Landgraf Wilhelm IV. Stift und Burg abbrechen (Beginn der Arbeiten am 26.X.1584, Abschluss im Mai 1585). Die Schnelligkeit und Radikalität der Baumaßnahme verdeutlicht, dass sich mit dem Bau eine symbolische Bedeutung verbindet. Der Landgraf wollte offenkundig seinen neuen Besitz durch ein modernes Schloss dokumentieren. Als regelmäßige Schlossanlage ist Schmalkalden ein frühes Bespiel in Deutschland, das diesen Typ vollendet zeigt, wie in Hessen zuvor nur das Schloss in Rotenburg/Fulda des gleichen Bauherren und Bauleiters. Die künstlerische Gestalt der hessischen Schlösser Kassel und Rotenburg lässt sich heute nur noch in Schmalkalden nachvollziehen, da die anderen Bauten ganz oder weitgehend zerstört wurden, namentlich gilt dies für das Zusammenwirken der verschiedenen Künste und Künstler, die teilweise auch an den anderen Höfen beschäftigt waren. In seinem gestalterischen Aufwand, der angestrebten und erreichten Regelmäßigkeit der Anlage und seiner künstlerischen Ausgestaltung ist das heute in Thüringen liegende Schmalkalden das bedeutendste erhaltene Schloss der Renaissance in Hessen. Das Schloss ist in wesentlichen Teilen ein Dokument der religiösen Haltung und damit zugleich der politischen Macht des Landgrafen. Einen wesentlichen Beleg hierfür liefert der Bilderzyklus der Schlosskapelle in dem die „Antithesis Christi et Papae“ dargestellt ist, der ein 1522 durch Melchior Sachse in Erfurt herausgegebener Nachdruck des Werkes von Lukas Cranach zugrunde liegt. Der Zyklus setzt Christus und den Papst einander gegenüber und identifiziert die protestantische Kirche mit Christus, die katholische Kirche mit dem Papst und beide wiederum mit dem Antichrist, also dem Teufel.

Literatur, Quellen

Staatsarchiv Marburg, u. a. Rauminventare. Dazu ein „Vertzeichnus alles hausraths, so in das newe schloss, die Wilhelmsburgk genandt, vber Schmalkalden zuuerschaffen ist“, Cassell am 16. May Anno x 1587. Vgl. Gerland, Einrichtung, 1891.

Gerland, Antithesis, 1891

Gerland, Einrichtung, 1891

Laske/Gerland, Schmalkalden, 1895

Scherer, Familienbilder, 1898

Weber, BKDM Schmalkalden, 1913, S. 215-248

Kramm, Riesensaal, 1936

Schröder, Wandmalereien, 1956

Gebeßler, Der profane Saal, 1957

Lohse, Der Weiße Saal, 1957

Baier-Schröcke, Stuckdekor, 1968, S. 8-10

Badstübner, Stadtkirche und Schlosskirche, 1972

Zießler, Wilhelmsburg, 1973

Zießler, Restaurierung, 1980

Handy, Schmalkalden, 1988

Handy, Wandmalereien, 1990

D. Großmann, Schloßkapellen, 1990, bes. S. 136-138

Stephan, Renaissanceöfen, 1997

Block, Wilhelmsburg, 1997

Eckardt, Wilhelmsburg, 1999

Scheidemann, Musterrestaurierung, 1999

Wiegel, Gartenterrassen, 2002

Anmerkung

Raumnummerierungen nach den Angaben in einem Grundriss des Eigentümers 1997.