Breuberg, Burg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Bauherr, Grunddaten, Zustand==
==Bauherr, Grunddaten, Zustand==
Kernburg mit Bauteilen ab dem 12. Jh. Verschiedene Einzelbaumaßnahmen im gesamten 16. Jh., Bauherr um 1500/10 Michael II. von Wertheim, nach 1556 bis Anf. 17. Jh. die Grafen von Erbach sowie von Löwenstein. Bedeutungsvoll die Stuckdecke im Johann-Casimir-Bau, um 1610/15. Baumeister 1528 Hans Stainmiller.
Kernburg mit Bauteilen ab dem 12. Jh. Verschiedene Einzelbaumaßnahmen im gesamten 16. Jh., Bauherr um 1500/10 Michael II. von Wertheim, nach 1556 bis Anfang 17. Jh. die Grafen von Erbach sowie von Löwenstein. Bedeutungsvoll die Stuckdecke im Johann-Casimir-Bau, um 1610/15. Baumeister 1528 Hans Stainmiller.


==Geschichte==
==Geschichte==
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==Baugeschichtliche Bedeutung==
==Baugeschichtliche Bedeutung==
Die Burganlage setzt sich aus dem eng umbauten inneren Hof, der ins Hochmittelalter zurückreichenden Kernburg, einer auf drei Seiten umbauten Vorburg („Äußerer Burghof“) und einem von dort aus erschlossenen Wirtschaftshof mit Garten zusammen, die gemeinsam von einem tiefen Ringgraben mit einer rondellierten Befestigung geschützt werden und untereinander durch Gräben getrennt sind. Die markanteren Bauteile der Renaissance befinden sich in der Vorburg (Äußerer Burghof). Bereits im 1. Jahrzehnt des 16. Jh. entstand das westliche Vorwerk mit zwei Rondellen im Südwesten und nordöstlich am Anschluss zum Äußeren Burghof, es nimmt einen westlichen Wirtschaftshof auf. Den Zugang zur Burg sichert ein weiteres Vorwerk im Südosten der Burganlage. Man betritt die Burg durch ein äußeres Tor (um 1610) und sodann über eine nachträglich gewölbte Brücke (Röder: 1812) und das Haupttor, das in die Vorburg (Äußerer Burghof) führt, also in die Mitte der gesamten Anlage.
Die Burganlage setzt sich aus dem eng umbauten inneren Hof, der ins Hochmittelalter zurückreichenden Kernburg, einer auf drei Seiten umbauten Vorburg (Äußerer Burghof) und einem von dort aus erschlossenen Wirtschaftshof mit Garten zusammen, die gemeinsam von einem tiefen Ringgraben mit einer rondellierten Befestigung geschützt werden und untereinander durch Gräben getrennt sind. Die markanteren Bauteile der Renaissance befinden sich in der Vorburg (Äußerer Burghof). Bereits im 1. Jahrzehnt des 16. Jh. entstand das westliche Vorwerk mit zwei Rondellen im Südwesten und nordöstlich am Anschluss zum Äußeren Burghof, es nimmt einen westlichen Wirtschaftshof auf. Den Zugang zur Burg sichert ein weiteres Vorwerk im Südosten der Burganlage. Man betritt die Burg durch ein äußeres Tor (um 1610) und sodann über eine nachträglich gewölbte Brücke (Röder: 1812) und das Haupttor, das in die Vorburg (Äußerer Burghof) führt, also in die Mitte der gesamten Anlage.


Rondellierte Festungsanlage. Die rondellierte Festungsanlage besteht aus dem weiträumigen westlichen Vorwerk, dem schmalen Vorwerk südöstlich vor dem Haupttor und zwei Rondellen im Südosten der Kernburg. Das westliche Vorwerk ist durch einen Graben vom äußeren Burghof abgesetzt und wird gemeinsam mit Kern- und Vorburg von einem umlaufenden Graben eingefasst.
Rondellierte Festungsanlage. Die rondellierte Festungsanlage besteht aus dem weiträumigen westlichen Vorwerk, dem schmalen Vorwerk südöstlich vor dem Haupttor und zwei Rondellen im Südosten der Kernburg. Das westliche Vorwerk ist durch einen Graben vom äußeren Burghof abgesetzt und wird gemeinsam mit Kern- und Vorburg von einem umlaufenden Graben eingefasst.
Westlich des Haupttores in die Vorburg sitzt dar Casimirbau auf einem sorgfältigen Quadermauerwerk, das inschriftlich am unteren Teil eines Erkers in das Jahr 1513 datiert ist (s.u.). Das etwas gröbere Quadermauerwerk dürfte jedoch um einige Jahre älter sein (um 1500) und reicht über das Gebäude hinaus weiter nach Westen, es dient als Ringmauer der Befestigung des Vorwerks und war mit einem gedeckten Wehrgang versehen (Höhenversprung dieses Wehrgangs an der Grabenseite des Johann-Casimirbaus in Resten erhalten). Westlich geht die Sockelmauer des Casimirbaues in die Ringmauer des Vorwerks über. Die südwestliche Ecke wird von einem Rondell (Batterieturm, bez. 1505) aus Bruchquadermauerwerk eingenommen. Eine rechteckige abgetreppte kanonenfähige Schießscharte dürfte ursprünglich sein, eine breite segmentbogige mit Bruchstein überwölbte wurde nachträglich eingesetzt. Die Westmauer des Vorwerks besteht aus gleichartigem Material, bis auf Ausflickungen mit kleineren Bruchquadern; an einem sorgfältigen Quader mit Astwerkrahmung die Jahreszahl 1515. Westliche und nördliche Mauer mit Inschriften, die eben besagte von 1515 sowie ein weiterer Inschriftstein in einem sehr reichen Astwerkrahmen mit Nennung des Bauherrn Michel Grave zu Wertheim. Die Tafel hat jedoch nur drei Ziffern (1, 5, 1), vermutlich ist die Jahreszahl 1511 gemeint. An der Nordseite ist die Festungsmauer mit einer geböschten Stützmauer verstärkt, die die Jahreszahl 1718 trägt. Mehrfach hat die Mauerkrone des frühen 16. Jh. Konsolen ehemaliger Erker oder Pechnasen.
Westlich des Haupttores in die Vorburg sitzt der Casimir-Bau auf einem sorgfältigen Quadermauerwerk, das inschriftlich am unteren Teil eines Erkers in das Jahr 1513 datiert ist (s. u.). Das etwas gröbere Quadermauerwerk dürfte jedoch um einige Jahre älter sein (um 1500) und reicht über das Gebäude hinaus weiter nach Westen, es dient als Ringmauer der Befestigung des Vorwerks und war mit einem gedeckten Wehrgang versehen (Höhenversprung dieses Wehrgangs an der Grabenseite des Johann-Casimir-Baus in Resten erhalten). Westlich geht die Sockelmauer des Casimir-Baus in die Ringmauer des Vorwerks über. Die südwestliche Ecke wird von einem Rondell (Batterieturm, bezeichnet 1505) aus Bruchquadermauerwerk eingenommen. Eine rechteckige abgetreppte kanonenfähige Schießscharte dürfte ursprünglich sein, eine breite segmentbogige mit Bruchstein überwölbte wurde nachträglich eingesetzt. Die Westmauer des Vorwerks besteht aus gleichartigem Material, bis auf Ausflickungen mit kleineren Bruchquadern; an einem sorgfältigen Quader mit Astwerkrahmung die Jahreszahl 1515. Westliche und nördliche Mauer mit Inschriften, die eben besagte von 1515 sowie ein weiterer Inschriftstein in einem sehr reichen Astwerkrahmen mit Nennung des Bauherrn Michel Grave zu Wertheim. Die Tafel hat jedoch nur drei Ziffern (1, 5, 1), vermutlich ist die Jahreszahl 1511 gemeint. An der Nordseite ist die Festungsmauer mit einer geböschten Stützmauer verstärkt, die die Jahreszahl 1718 trägt. Mehrfach hat die Mauerkrone des frühen 16. Jh. Konsolen ehemaliger Erker oder Pechnasen.


Der nördliche Rundturm (Pulverturm) hat Kanonenschießscharten, fünffach abgetreppt, mit Quadereinfassung und segmentbogigem Sturz, bez. 1507. Etwas oberhalb der Kanonenscharten finden sich waagerechte Schlitze als Abzug für den Pulverqualm. Auf der Nordseite wird der Bereich zwischen Vorburg und Kernburg durch einen schlanken quadratischen Turm („Hexenturm“, im 16. Jh. Strafturm genannt, Röder 1975) gesichert, von dem unter der Abbruchkante noch ein vorkragender gedrückter Rundbogenfries erhalten ist, 14. oder erste Hälfte 15. Jh. Dieser Turm sitzt direkt neben dem Torweg zur Kernburg. Die Zwingermauer um die Kernburg und um den Grabenbereich zwischen Kernburg und Vorburg erweist sich eventuell sogar als mittelalterlich, im Graben möglicherweise eine Ausfallpforte, wenn auch schwer abschließend zu deuten.
Der nördliche Rundturm (Pulverturm) hat Kanonenschießscharten, fünffach abgetreppt, mit Quadereinfassung und segmentbogigem Sturz, bezeichnet 1507. Etwas oberhalb der Kanonenscharten finden sich waagerechte Schlitze als Abzug für den Pulverqualm. Auf der Nordseite wird der Bereich zwischen Vorburg und Kernburg durch einen schlanken quadratischen Turm („Hexenturm“, im 16. Jh. Strafturm genannt, Röder 1975) gesichert, von dem unter der Abbruchkante noch ein vorkragender gedrückter Rundbogenfries erhalten ist, 14. oder erste Hälfte 15. Jh. Dieser Turm sitzt direkt neben dem Torweg zur Kernburg. Die Zwingermauer um die Kernburg und um den Grabenbereich zwischen Kernburg und Vorburg erweist sich eventuell sogar als mittelalterlich, im Graben möglicherweise eine Ausfallpforte, wenn auch schwer abschließend zu deuten.


Östlich im Ringgraben einzeln stehender Batterieturm aus sorgfältigen Quadern, bez. 1504, die beiden Hauptgeschosse und das vielleicht nachträglich aus kleinem Material aufgesetzte (oder rekonstruierte) Obergeschoss zur Burg hin offen, nur nach außen geschlossen. In den Quadern ein Inschriftstein ähnlich dem Inschriftstein links des Torbaues. Die Ostbastion, zur Kernburg hin offen, setzt möglicherweise ein höheres Geländeniveau voraus und wurde nachträglich unten unterfangen. Die Unterfangung müsste gleichzeitig mit der äußeren Zwingermauer sein, die ursprünglich nicht bestanden haben kann, da aus den Schießscharten direkt auf diese Mauer geschossen worden wäre.
Östlich im Ringgraben einzeln stehender Batterieturm aus sorgfältigen Quadern, bezeichnet 1504, die beiden Hauptgeschosse und das vielleicht nachträglich aus kleinem Material aufgesetzte (oder rekonstruierte) Obergeschoss zur Burg hin offen, nur nach außen geschlossen. In den Quadern ein Inschriftstein ähnlich dem Inschriftstein links des Torbaus. Die Ostbastion, zur Kernburg hin offen, setzt möglicherweise ein höheres Geländeniveau voraus und wurde nachträglich unten unterfangen. Die Unterfangung müsste gleichzeitig mit der äußeren Zwingermauer sein, die ursprünglich nicht bestanden haben kann, da aus den Schießscharten direkt auf diese Mauer geschossen worden wäre.


Auf der Südseite ist ein Batterieturm aus Bruchquadern der Contre-Escarpe vorgelagert, also nach Süden vor den Ringgraben vorgezogen. Er hat unten ein Schulterbogenportal, wenn auch eigenartigerweise auf der Außenseite und wohl nicht im ursprünglichen Verband. Von ihm geht eine Mauer aus, die den Ostflügel zu umziehen scheint, aber nach wenigen Metern abgebrochen ist und sich an dem freistehenden Ostrondell nicht wiederfindet. Der weitere Verlauf ist von daher gegenwärtig nicht zu klären. Vermutlich ist dieses die älteste Bastionsart, der erst später die quadergemauerte Bastion folgte und schließlich zuletzt die äußere Zwingermauer. Der Turm hatte den äußeren Torweg zu sichern. Auf der Südseite ist ihm eine Bastion vorgelagert, die nachträglich aufgestockt worden ist. Die Aufstockung hat Mehrfachscharten, von denen aus der Torweg in drei Richtungen beschossen werden konnte, sowie Schlüssellochscharten. Der untere, offensichtlich ältere Bereich hat keine Schießscharten.
Auf der Südseite ist ein Batterieturm aus Bruchquadern der Contre-Escarpe vorgelagert, also nach Süden vor den Ringgraben vorgezogen. Er hat unten ein Schulterbogenportal, wenn auch eigenartigerweise auf der Außenseite und wohl nicht im ursprünglichen Verband. Von ihm geht eine Mauer aus, die den Ostflügel zu umziehen scheint, aber nach wenigen Metern abgebrochen ist und sich an dem freistehenden Ostrondell nicht wiederfindet. Der weitere Verlauf ist von daher gegenwärtig nicht zu klären. Vermutlich ist dieses die älteste Bastionsart, der erst später die quadergemauerte Bastion folgte und schließlich zuletzt die äußere Zwingermauer. Der Turm hatte den äußeren Torweg zu sichern. Auf der Südseite ist ihm eine Bastion vorgelagert, die nachträglich aufgestockt worden ist. Die Aufstockung hat Mehrfachscharten, von denen aus der Torweg in drei Richtungen beschossen werden konnte, sowie Schlüssellochscharten. Der untere, offensichtlich ältere Bereich hat keine Schießscharten.


Die Vorburg (Äußerer Burghof) wird vom Äußeren Torbau mit dem ehemaligen Wachthaus im Südosten, dem Johann-Casimir-Bau im Südwesen, dem Löwensteiner Kanzleibaus im Westen (Ruine) und dem ehemaligen Wertheimer Zeughaus (Ruine) im Norden eingefasst. Johann-Casimir-Bau und die Löwensteiner Kanzleibau haben einen geknickten Grundriss, durch den die Vorburg im Westen gegenüber dem zweifellos jüngeren westlichen Vorwerk abgeschlossen wird. Das Torhaus ist in den Ringgraben soweit vorgeschoben, dass nicht nur seine Vordertraufe, sondern auch sein westlicher Giebel freistehen. Daher ergibt sich der Eindruck, der Johann-Casimir-Bau und die anschließende Ruine könnten in den mittelalterlichen Burgraben hineingebaut worden sein; ihr Hofmauer ist (zumindest im Verlauf) als die westliche Abschlussmauer der mittelalterlichen Vorburg anzusehen. Der hofseitige Wehrgang dieser beiden Flügel stellt ein Relikt dieser Funktion dar.
Die Vorburg (Äußerer Burghof) wird vom Äußeren Torbau mit dem ehemaligen Wachthaus im Südosten, dem Johann-Casimir-Bau im Südwesen, dem Löwensteiner Kanzleibau im Westen (Ruine) und dem ehemaligen Wertheimer Zeughaus (Ruine) im Norden eingefasst. Johann-Casimir-Bau und der Löwensteiner Kanzleibau haben einen geknickten Grundriss, durch den die Vorburg im Westen gegenüber dem zweifellos jüngeren westlichen Vorwerk abgeschlossen wird. Das Torhaus ist in den Ringgraben soweit vorgeschoben, dass nicht nur seine Vordertraufe, sondern auch sein westlicher Giebel freistehen. Daher ergibt sich der Eindruck, der Johann-Casimir-Bau und die anschließende Ruine könnten in den mittelalterlichen Burgraben hineingebaut worden sein; ihre Hofmauer ist (zumindest im Verlauf) als die westliche Abschlussmauer der mittelalterlichen Vorburg anzusehen. Der hofseitige Wehrgang dieser beiden Flügel stellt ein Relikt dieser Funktion dar.


Das äußere Torhaus und das ehemalige Wachthaus haben auf der Außenseite eine gemeinsame Mauer mit einem einheitlichen Traufgesims, darunter gibt es aber eine deutliche Baunaht. Der ursprünglich turmartige Torbau aus Quadern und Bruchquadermauerwerk hat einen westlichen Treppengiebel mit 10 Stufen sowie einen durch drei Gesimse gegliederten Aborterker. Im Untergeschoss befindet sich eine auf den Graben gerichtete breite Schießscharte (Maulscharte). Das Tor ist rundbogig und hat ein rechteckiges vertieftes Feld zur Aufnahme einer Klappbrücke und die originalen Rollen. Innerhalb des Torhauses ist der Fußboden im vorderen Teil aus Holz, offenbar für eine Vertiefung zur Aufnahme des inneren Teils der Klappbrücke beim Schließen. Am oberen rechten Stein innerhalb der Vertiefung befindet sich die Jahreszahl 1550. Sie sitzt sehr unrepräsentativ und dürfte daher kaum das Baujahr des Torturmes angebe, eher das einer Erneuerung der Klappbrücke. Über dem Tor befindet sich ein rechteckiger Wappenstein. Das Wappenfeld wird von seitlichen Pilastern und einem Gebälk gerahmt, unter dem Architrav sitzt eine Platte mit der Jahreszahl („1499“) unter der Wappentafel eine kleine Inschrifttafel, bezeichnet „Grave zu Wertheim sc“. Der Stein ist eindeutig historistisch nach Stil und Technik, obwohl dieser Umstand 1891 (Schaefer, KDM Erbach, 1891) schon nicht mehr bekannt war. Es muss um 1850 entstanden sein. Rechts davon befindet sich am ehemaligen Wachthaus ein vollplastischer Kopf mit Bart und herausgestreckter Zunge („Breilecker“), 1. Hälfte 16. Jh., der jedoch keinen Brei leckt, sondern dem Ankommenden die Zunge herausstreckt. Das hofseitige Tor ist spitzbogig und gehört zur spätgotischen Toranlage (vielleicht von 1499?).
Das äußere Torhaus und das ehemalige Wachthaus haben auf der Außenseite eine gemeinsame Mauer mit einem einheitlichen Traufgesims, darunter gibt es aber eine deutliche Baunaht. Der ursprünglich turmartige Torbau aus Quadern und Bruchquadermauerwerk hat einen westlichen Treppengiebel mit zehn Stufen sowie einen durch drei Gesimse gegliederten Aborterker. Im Untergeschoss befindet sich eine auf den Graben gerichtete breite Schießscharte (Maulscharte). Das Tor ist rundbogig und hat ein rechteckiges vertieftes Feld zur Aufnahme einer Klappbrücke und die originalen Rollen. Innerhalb des Torhauses ist der Fußboden im vorderen Teil aus Holz, offenbar für eine Vertiefung zur Aufnahme des inneren Teils der Klappbrücke beim Schließen. Am oberen rechten Stein innerhalb der Vertiefung befindet sich die Jahreszahl 1550. Sie sitzt sehr unrepräsentativ und dürfte daher kaum das Baujahr des Torturmes angeben, eher das einer Erneuerung der Klappbrücke. Über dem Tor befindet sich ein rechteckiger Wappenstein. Das Wappenfeld wird von seitlichen Pilastern und einem Gebälk gerahmt, unter dem Architrav sitzt eine Platte mit der Jahreszahl 1499, unter der Wappentafel eine kleine Inschrifttafel, bezeichnet „Grave zu Wertheim sc“. Der Stein ist eindeutig historistisch nach Stil und Technik, obwohl dieser Umstand 1891 (Schaefer, KDM Erbach, 1891) schon nicht mehr bekannt war. Es muss um 1850 entstanden sein. Rechts davon befindet sich am ehemaligen Wachthaus ein vollplastischer Kopf mit Bart und herausgestreckter Zunge (Breilecker), 1. Hälfte 16. Jh., der jedoch keinen Brei leckt, sondern dem Ankommenden die Zunge herausstreckt. Das hofseitige Tor ist spitzbogig und gehört zur spätgotischen Toranlage (vielleicht von 1499?).


Das im Vergleich zum Tor jüngere Wachthaus reicht bis zur Zwingermauer der Kernburg und bildet einen eigenständigen Flügel aus zwei Bauphasen. Sockelgeschoss aus Bruchquadermauerwerk und hochliegendes „Erdgeschoss“ aus Bruchsteinmauerwerk sind durch eine waagerechte Baufuge von dem obersten Geschoss abgesetzt, das eine Durchfensterung mit sechs Zwillingsfenstern aufweist, am linken Fenster (nahe der erwähnten Büste) „Anno Domini 1558“ bezeichnet, am Hof Jahreszahl 1560 und an der Öffnung zum ehemalige Erker (innen) 1561. Im unteren Bereich des Mauerwerks sitzen drei Konsolen eines verschwundenen Erkers. Die Bauabfolge von Torbau und Wachthaus lautet: Unterer Teil des Johann-Casimir-Baues (mit einer Jahreszahl 1513), Torturm, unterer Bereich des Wachthauses, Umbau des Wachthauses 1558-1561. Der Torturm kann weder schon 1499 noch erst 1550 entstanden sein, wahrscheinlich gehört er der Zeit um 1520 an.
Das im Vergleich zum Tor jüngere Wachthaus reicht bis zur Zwingermauer der Kernburg und bildet einen eigenständigen Flügel aus zwei Bauphasen. Sockelgeschoss aus Bruchquadermauerwerk und hochliegendes ‚Erdgeschoss‘ aus Bruchsteinmauerwerk sind durch eine waagerechte Baufuge vom obersten Geschoss abgesetzt, das eine Durchfensterung mit sechs Zwillingsfenstern aufweist, am linken Fenster (nahe der erwähnten Büste) „Anno Domini 1558“ bezeichnet, am Hof Jahreszahl 1560 und an der Öffnung zum ehemalige Erker (innen) 1561. Im unteren Bereich des Mauerwerks sitzen drei Konsolen eines verschwundenen Erkers. Die Bauabfolge von Torbau und Wachthaus lautet: Unterer Teil des Johann-Casimir-Baus (mit einer Jahreszahl 1513), Torturm, unterer Bereich des Wachthauses, Umbau des Wachthauses 1558-1561. Der Torturm kann weder schon 1499 noch erst 1550 entstanden sein, wahrscheinlich gehört er der Zeit um 1520 an.


Die Hofseite von Wacht- und Torhaus bilden die ältere Ringmauer, hofseits Rest eines spätgotischen (?) Rundbogenfrieses. Das Wachthaus ist vor diese in den Graben vorgeschoben. Das hofseitige Tor des Torbaues ist spitzbogig und stammt aus dem 15. Jh. (Farbfassungsreste der Renaissance innen am Gewölbe), sein Bodenniveau lag etwa 1/2 Meter über dem renaissancezeitlichen. Hofseits ist das Tor durch den Johann-Casimir-Bau überbaut, zum Hof hin einer mit Steinbalustrade und einem Portal mit Wappenstein (bez. 1613).
Die Hofseite von Wacht- und Torhaus bilden die ältere Ringmauer, hofseits Rest eines spätgotischen (?) Rundbogenfrieses. Das Wachthaus ist vor diese in den Graben vorgeschoben. Das hofseitige Tor des Torbaus ist spitzbogig und stammt aus dem 15. Jh. (Farbfassungsreste der Renaissance innen am Gewölbe), sein Bodenniveau lag etwa einen halben Meter über dem renaissancezeitlichen. Hofseits ist das Tor durch den Johann-Casimir-Bau überbaut, zum Hof hin mit einer Steinbalustrade und einem Portal mit Wappenstein (bezeichnet 1613).


Johann-Casimir-Bau. Zweigeschossiger Bau mit Satteldach, Traufe zum Hof, Giebel zum Graben, ursprünglich Volutengiebel (Volutenansatz erhalten). Kleine zweigeschossige traufseitige Erweiterung nach SW mit verziertem Renaissancegiebel mit Hörnern, dieser um 1610/15. Die westliche Giebelseite enthält einen Ausgang zur westlichen Bastion mit Zugbrücke, dieser untere Bauteil vermutlich 1513. An einem nach Süden weisenden Erker findet sich die Jahreszahl „1513“ (nicht 1503, wie bei Schaefer vermerkt). Sie datiert möglicherweise nur den aus sorgfältigeren Quadern gemauerten Erker, während der untere Bauteil mit Schlüssellochschießscharten eventuell etwas älter ist (Ende 15. Jh.?). Das obere Geschoss und der Giebel sind in weitgehend Bruchstein ausgeführt und bildet eine dritte Bauphase um 1610 (Schweifwerkgiebel).
Johann-Casimir-Bau. Zweigeschossiger Bau mit Satteldach, Traufe zum Hof, Giebel zum Graben, ursprünglich Volutengiebel (Volutenansatz erhalten). Kleine zweigeschossige traufseitige Erweiterung nach Südwesten mit verziertem Renaissancegiebel mit Hörnern, dieser um 1610/15. Die westliche Giebelseite enthält einen Ausgang zur westlichen Bastion mit Zugbrücke, dieser untere Bauteil vermutlich 1513. An einem nach Süden weisenden Erker findet sich die Jahreszahl 1513 (nicht 1503, wie bei Schaefer vermerkt). Sie datiert möglicherweise nur den aus sorgfältigeren Quadern gemauerten Erker, während der untere Bauteil mit Schlüssellochschießscharten eventuell etwas älter ist (Ende 15. Jh.?). Das obere Geschoss und der Giebel sind weitgehend in Bruchstein ausgeführt und bilden eine dritte Bauphase um 1610 (Schweifwerkgiebel).


Hofseitig hat der Johann-Casimir-Bau ein rechteckiges Portal vor dem Treppenturm, bez. „Johann Casimir Grave zu Erpach und Here zu Breuberg 1613“. Das Obergeschoss kragt als Wehrgang auf kleinen Konsolen vor. Die Brüstung aus Beschlagwerkfeldern zieht sich auch vor den Torbau. Die ursprünglich offene obere Bereich (Fensterzone) des zunächst offenen Ganges ist mit Fachwerk aus dem 18. Jh. geschlossen. Am nordwestlichen Ende des Gebäudes springt die Brüstung um ca. einen halben Meter zurück und zieht sich dann mit wechselnder Figuration (z.T. Maßmerk, z.T. Beschlagwerk) vor dem anschließenden Tordurchgang zur westlichen Bastion weiter, ferner um ein halbes Geschoss vertieft auch vor der anschließenden Ruine, hier sind jedoch lediglich die mit Beschlagwerk verzierten Konsolen erhalten.
Hofseitig hat der Johann-Casimir-Bau ein rechteckiges Portal vor dem Treppenturm, bezeichnet „Johann Casimir Grave zu Erpach und Here zu Breuberg 1613“. Das Obergeschoss kragt als Wehrgang auf kleinen Konsolen vor. Die Brüstung aus Beschlagwerkfeldern zieht sich auch vor den Torbau. Der ursprünglich offene obere Bereich (Fensterzone) des zunächst offenen Ganges ist mit Fachwerk aus dem 18. Jh. geschlossen. Am nordwestlichen Ende des Gebäudes springt die Brüstung um ca. einen halben Meter zurück und zieht sich dann mit wechselnder Figuration (z. T. Maßwerk, z. T. Beschlagwerk) vor dem anschließenden Tordurchgang zur westlichen Bastion weiter, ferner um ein halbes Geschoss vertieft auch vor der anschließenden Ruine, hier sind jedoch lediglich die mit Beschlagwerk verzierten Konsolen erhalten.


Im Hoch-Erdgeschoss des Johann-Casimir-Baues befindet sich der stuckverzierte „Rittersaal“, durch Unterzüge in drei Streifen gegliedert. Die drei Stuckbahnen der Decke (vgl. ausführliche Beschreibung bei Becher/Wolfert 1979) zeigen in der mittleren Bahn die zus. 32 Ahnen des Grafen und der Gräfin, seitlich je drei mythologische Szenen, außen von einem Götterfries und einzelnen antiken mythologischen Figuren gerahmt. Im einzelnen folgt die Gestaltung vermutlich druckgraphischen Vorlagen. Die Decke wird Eberhard Fischer aus Babenhausen zugeschrieben, auf Grund von Ähnlichkeiten mit dem Einhardhaus in Seligenstadt. Dies ist glaubhaft, auch wenn die Verwendung der gleichen Vorlagen dafür kein Beweis ist, zumal die Vorlagen bisher nicht umfassend ermittelt wurden. Die Datierung in die Jahre 1618-20 aufgrund familiengeschichtlicher Ereignisse ist nicht so stichhaltig begründet (Becher 1979), um eine etwas frühere Datierung, passend zum Portal von 1613, zurückzuweisen. - Im Untergeschoss des Baues befindet sich eine gewölbte Halle (zeitweilig Pferdestall).
Im Hoch-Erdgeschoss des Johann-Casimir-Baus befindet sich der stuckverzierte ‚Rittersaal‘, durch Unterzüge in drei Streifen gegliedert. Die drei Stuckbahnen der Decke (vgl. ausführliche Beschreibung bei Becher/Wolfert 1979) zeigen in der mittleren Bahn die zusammen 32 Ahnen des Grafen und der Gräfin, seitlich je drei mythologische Szenen, außen von einem Götterfries und einzelnen antiken mythologischen Figuren gerahmt. Im Einzelnen folgt die Gestaltung vermutlich druckgraphischen Vorlagen. Die Decke wird Eberhard Fischer aus Babenhausen zugeschrieben, auf Grund von Ähnlichkeiten mit dem Einhardhaus in Seligenstadt. Dies ist glaubhaft, auch wenn die Verwendung der gleichen Vorlagen dafür kein Beweis ist, zumal die Vorlagen bisher nicht umfassend ermittelt wurden. Die Datierung in die Jahre 1618-20 aufgrund familiengeschichtlicher Ereignisse ist nicht so stichhaltig begründet (Becher 1979), um eine etwas frühere Datierung, passend zum Portal von 1613, zurückzuweisen. Im Untergeschoss des Baus befindet sich eine gewölbte Halle (zeitweilig Pferdestall).


Zwischen Johann-Casimir-Bau und Löwensteiner Kanzleibau führt ein Tor auf das westliche Vorwerk. Der Graben hatte ursprünglich die doppele Breite und wurde im frühen 16. Jh. durch den Anbau eines Gebäudes an die westliche Ringmauer der Vorburg teilweise verbaut. Auf der Fläche des Vorwerks befinden sich zwei Ställe sowie das ehemalige Erbacher Zeughaus, eine rechteckiger Bau mit einfachen Kopfband-verstrebten Holzstützen im Innern, Tordurchfahrten an beiden Giebelseiten, nach 1556.
Zwischen Johann-Casimir-Bau und Löwensteiner Kanzleibau führt ein Tor auf das westliche Vorwerk. Der Graben hatte ursprünglich die doppele Breite und wurde im frühen 16. Jh. durch den Anbau eines Gebäudes an die westliche Ringmauer der Vorburg teilweise verbaut. Auf der Fläche des Vorwerks befinden sich zwei Ställe sowie das ehemalige Erbacher Zeughaus, ein rechteckiger Bau mit einfachen Kopfband-verstrebten Holzstützen im Innern, Tordurchfahrten an beiden Giebelseiten, nach 1556.


Die ruinöse Föppelsbau, so genannt nach einem im 19. Jh. tätigen Verwalter, war im 16. Jh. der Löwensteiner Kanzleibau (nach 1556, Giebel um 1610). Er hat einen leicht gebogenen Grundriss, im Winkel steht auf der Hofseite ein polygonaler Treppenturm mit welscher Haube. Die Portale entsprechen dem Eingang in den Johann-Casimir-Bau. Der Südgiebel zeigt Schweifwerk sowie einen Halbkreisabschluss mit Fächerrosette und einem Obelisk (Anfang 17. Jh.). Der Bau ist vollständig unterkellert, der Keller wurde offenbar in den älteren Graben hineingestellt. Ein erster Bau entstand hier aber bereits 1506, wie die Inschrift im Quadermauerwerk zum heutigen Graben hin belegt.
Der ruinöse Föppelsbau, so genannt nach einem im 19. Jh. tätigen Verwalter, war im 16. Jh. der Löwensteiner Kanzleibau (nach 1556, Giebel um 1610). Er hat einen leicht gebogenen Grundriss, im Winkel steht auf der Hofseite ein polygonaler Treppenturm mit welscher Haube. Die Portale entsprechen dem Eingang in den Johann-Casimir-Bau. Der Südgiebel zeigt Schweifwerk sowie einen Halbkreisabschluss mit Fächerrosette und einem Obelisken (Anfang 17. Jh.). Der Bau ist vollständig unterkellert, der Keller wurde offenbar in den älteren Graben hineingestellt. Ein erster Bau entstand hier aber bereits 1506, wie die Inschrift im Quadermauerwerk zum heutigen Graben hin belegt.


Nordöstlich wird die Vorburg durch das ehemalige Wertheimer Zeughaus begrenzt (Ruine), mit Baufuge gegen die ältere Wehrmauer der Vorburg gesetzt. Die Fassade zum Hof ist zweigeschossig erhalten, die Außenmauern sonst etwas niedriger, ausgenommen ein runder Turm in der Nordwestecke. Korbbogiges Portal mit seitlichen Pilastern und einer fensterartigen Öffnung, in bemerkenswert klassischer Kapitale „ANNO DOMINI MDXXVIII“ bez. Im Dreiecksgiebel Schrifttafel „HANNS STAINMILLER MACHT MICH“. Am Portalgiebel Steinmetzzeichen. Im „Fenster“ die Halbfigur eines Armbrustschützen in Rüstung. Die Inschrift dürfte der Schlüssel für die Zuschreibung der gesamten Befestigung an Hans Stainmiller (von Wertheim) sein, der an der Minneburg (am Neckar, zwischen Eberbach und Mosbach) ebenfalls inschriftlich genannt wird, dort finden sich ähnliche Grundformen und Details (Maulscharten, Steinbearbeitungsmerkmale mit Zangenloch, verspielte Datierungen; vgl. Adolf von Oechelshaeuser: KDM der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach, Tübingen 1906 sowie Fritz Arens: Die Baugeschichte der Burgen Stolzeneck, Minneburg und Zwingenberg. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 26, Heilbronn 1969, S. 5-24, bes. S. 11). - An der Rückseite des Wertheimer Zeughauses steht der Pulverturm aus dem frühen 16. Jh.
Nordöstlich wird die Vorburg durch das ehemalige Wertheimer Zeughaus begrenzt (Ruine), mit Baufuge gegen die ältere Wehrmauer der Vorburg gesetzt. Die Fassade zum Hof ist zweigeschossig erhalten, die Außenmauern sonst etwas niedriger, ausgenommen ein runder Turm in der Nordwestecke. Korbbogiges Portal mit seitlichen Pilastern und einer fensterartigen Öffnung, in bemerkenswert klassischer Kapitale „ANNO DOMINI MDXXVIII“ bezeichnet. Im Dreiecksgiebel Schrifttafel „HANNS STAINMILLER MACHT MICH“. Am Portalgiebel Steinmetzzeichen. Im ‚Fenster‘ die Halbfigur eines Armbrustschützen in Rüstung. Die Inschrift dürfte der Schlüssel für die Zuschreibung der gesamten Befestigung an Hans Stainmiller (von Wertheim) sein, der an der Minneburg (am Neckar, zwischen Eberbach und Mosbach) ebenfalls inschriftlich genannt wird, dort finden sich ähnliche Grundformen und Details (Maulscharten, Steinbearbeitungsmerkmale mit Zangenloch, verspielte Datierungen; vgl. Adolf von Oechelshaeuser: KDM der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach, Tübingen 1906 sowie Fritz Arens: Die Baugeschichte der Burgen Stolzeneck, Minneburg und Zwingenberg. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 26, Heilbronn 1969, S. 5-24, bes. S. 11). - An der Rückseite des Wertheimer Zeughauses steht der Pulverturm aus dem frühen 16. Jh.


Die Kernburg ist nahezu vollständig von Gebäuden umgeben, die weitgehend auf mittelalterliche Bauten zurückgehen. Das Tor zur Kernburg ist romanisch, im Mauerwerk darüber Spuren von Zinnen. Im Uhrzeigersinn handelt es sich bei den Gebäuden der Kernburg um den Altbau im Norden (mit der Brunnenhalle westlich), mit einem runden Treppenturm in der Mitte, östlich anschließend den Kapellenbau. Der Ostflügel ist der Obere Saalbau, südlich steht der „Palas“ (Erbacher Herrenhaus), südwestlich die Rentschreiberei bzw. im Hofwinkel die Burgküche und neben dem Tor die Münze. Die Mitte des Hofes nimmt der quadratische Bergfried ein, mit Buckelquadermauerwerk, um 1200. Er erhielt 1612 einen Aufsatz, der am Portal zum Wehrgang ist inschriftlich datiert ist.  
Die Kernburg ist nahezu vollständig von Gebäuden umgeben, die weitgehend auf mittelalterliche Bauten zurückgehen. Das Tor zur Kernburg ist romanisch, im Mauerwerk darüber Spuren von Zinnen. Im Uhrzeigersinn handelt es sich bei den Gebäuden der Kernburg um den Altbau im Norden (mit der Brunnenhalle westlich) mit einem runden Treppenturm in der Mitte, östlich anschließend den Kapellenbau. Der Ostflügel ist der Obere Saalbau, südlich steht der ‚Palas‘ (Erbacher Herrenhaus), südwestlich die Rentschreiberei beziehungsweise im Hofwinkel die Burgküche und neben dem Tor die Münze. Die Mitte des Hofes nimmt der quadratische Bergfried ein, mit Buckelquadermauerwerk, um 1200. Er erhielt 1612 einen Aufsatz, der am Portal zum Wehrgang inschriftlich datiert ist.
Seitlich des romanischen Tors stehen der „Altbau“ (nördlich) und die Münze (südlich). Der Altbau ist ein dreigeschossiges Massivgebäude mit einem nach Westen weisenden spätgotischen Treppengiebel sowie einem Treppenturm. Dieser hat ein Schulterbogenportal, daneben – als architektonische Spielerei - eine kleine Schlüssellochscharte über einer Maulscharte, Mitte 16. Jh. Auf der Nordseite hat der Alte Bau einen breiten Risalit mit Schweifwerkgiebel (um 1610) und Aborterker in beiden Obergeschossen. Die Brunnenhalle, der westliche Teil des Altbaus, wurde 1560 vollendet (Schaefer, KDM, S. 29). Es handelt sich um einen Radbrunnen, bis 1945 war das Schöpfwerk noch erhalten. Achtseitige Brunneneinfassung. Mit der Ausführung des Brunnens war 1560 Brunnenmeister Knopf beauftragt worden.
Seitlich des romanischen Tors stehen der ‚Altbau‘ (nördlich) und die Münze (südlich). Der Altbau ist ein dreigeschossiges Massivgebäude mit einem nach Westen weisenden spätgotischen Treppengiebel sowie einem Treppenturm. Dieser hat ein Schulterbogenportal, daneben – als architektonische Spielerei - eine kleine Schlüssellochscharte über einer Maulscharte, Mitte 16. Jh. Auf der Nordseite hat der Alte Bau einen breiten Risalit mit Schweifwerkgiebel (um 1610) und Aborterker in beiden Obergeschossen. Die Brunnenhalle, der westliche Teil des Altbaus, wurde 1560 vollendet (Schaefer, KDM, S. 29). Es handelt sich um einen Radbrunnen, bis 1945 war das Schöpfwerk noch erhalten. Achtseitige Brunneneinfassung. Mit der Ausführung des Brunnens war 1560 Brunnenmeister Knopf beauftragt worden.


Der Kapellenbau hat im ersten Obergeschoss spitzbogige Fenster, hier befindet sich die Burgkapelle. Davor stehen ein zweigeschossiger Vorbau sowie ein runder Treppenturm, Portal mit einer einfachen Blendmaßwerk. Das Portal vom Treppenturm zur Kapelle mit einem gedrückten Schulterbogen stammt noch aus dem 15. Jh. Die Kapelle selbst ist balkengedeckt und hat einen erhöhten emporenartigen Bereich im Westen, Maßwerkbrüstung. Ausbau um 1612. Im Chor Reste gotischer Wandmalereien.   
Der Kapellenbau hat im ersten Obergeschoss spitzbogige Fenster, hier befindet sich die Burgkapelle. Davor stehen ein zweigeschossiger Vorbau sowie ein runder Treppenturm, Portal mit einem einfachen Blendmaßwerk. Das Portal vom Treppenturm zur Kapelle mit einem gedrückten Schulterbogen stammt noch aus dem 15. Jh. Die Kapelle selbst ist balkengedeckt und hat einen erhöhten emporenartigen Bereich im Westen, Maßwerkbrüstung. Ausbau um 1612. Im Chor Reste gotischer Wandmalereien.   
Der dreigeschossige Obere Saalbau an der Ostseite des Burghofs entstand im Kern im 15. Jh. und hat einen nachträglichen Erker von 1553 im 2. Obergeschoss auf der südlichen Außenseite, auf einem mehrfach profilierten Sockel. Seine Fenster haben seitlich symmetrische, an der Front unsymmetrische Vorhangbögen. Dieses Obergeschoss enthält den flach gedeckten Festsaal, der zum Saal gehörende Erker ist netzgewölbt und am Erkerschlussstein bez. „ANNO DOMINI MCCCCCLIII“. Es handelt sich also um einen durchgreifenden Umbau.
Der dreigeschossige Obere Saalbau an der Ostseite des Burghofs entstand im Kern im 15. Jh. und hat einen nachträglichen Erker von 1553 im 2. Obergeschoss auf der südlichen Außenseite, auf einem mehrfach profilierten Sockel. Seine Fenster haben seitlich symmetrische, an der Front unsymmetrische Vorhangbögen. Dieses Obergeschoss enthält den flach gedeckten Festsaal, der zum Saal gehörende Erker ist netzgewölbt und am Erkerschlussstein bezeichnet „ANNO DOMINI MCCCCCLIII“. Es handelt sich also um einen durchgreifenden Umbau.


Das Erbacher Herrenhaus im Südosten der Kernburg ist ein dreigeschossiger, leicht gewinkelter Bau mit steilen Dreiecksgiebeln. Grabenseite mit mächtigen Strebepfeilern. Bez. 1568 an je einem Fenstersturz der Süd- und Nordseite, ferner an den Giebelspitzen. Zahlreiche Steinmetzzeichen. Von einem runden Treppenturm in der Südwestecke aus führen Portale in die beiden anschließenden Flügel (Erbacher Herrenhaus und Rentschreiberei). Im Hocherdgeschoss gewölbter zweijochiger Saal, die Gewölbe auf quadergemauerten Halbsäulen. Die Rentschreiberei im Südwesten ist ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude, ebenso das Obergeschoss der Burgküche, beide Ende 15. Jh. Erdgeschoss der Küche von Anfang an massiv, im 16. Jh. verändert. Neben dem Westtor befindet sich die kleine zweigeschossige massiv gebaute Münze mit gespitzten Eckquadern im Untergeschoss (vielleicht früheres 16. Jh.) und Renaissancespiegelflächen-Quadern im Obergeschoss, dort zwischen den beiden Fenstern eine Jahreszahl Anno 1709.
Das Erbacher Herrenhaus im Südosten der Kernburg ist ein dreigeschossiger, leicht gewinkelter Bau mit steilen Dreiecksgiebeln. Grabenseite mit mächtigen Strebepfeilern. Bezeichnet 1568 an je einem Fenstersturz der Süd- und Nordseite, ferner an den Giebelspitzen. Zahlreiche Steinmetzzeichen. Von einem runden Treppenturm in der Südwestecke aus führen Portale in die beiden anschließenden Flügel (Erbacher Herrenhaus und Rentschreiberei). Im Hocherdgeschoss gewölbter zweijochiger Saal, die Gewölbe auf quadergemauerten Halbsäulen. Die Rentschreiberei im Südwesten ist ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude, ebenso das Obergeschoss der Burgküche, beide Ende 15. Jh. Erdgeschoss der Küche von Anfang an massiv, im 16. Jh. verändert. Neben dem Westtor befindet sich die kleine zweigeschossige massiv gebaute Münze mit gespitzten Eckquadern im Untergeschoss (vielleicht frühes 16. Jh.) und Renaissancespiegelflächen-Quadern im Obergeschoss, dort zwischen den beiden Fenstern eine Jahreszahl Anno 1709.


Aus den Baudaten ergeben sich folgende Funktionen der Burg: Bis 1556 waren die Wohnbereich auf die Kernburg beschränkt, die von den Grafen von Wertheim in bescheidenem Maße repräsentativ erneuert wurde. Die Vorburg erfüllte ihre klassischen Aufgaben und wurde dazu mit neuen, großen Gebäuden ausgestattet. Besonders Gewicht hatten die Grafen auf die rondellierte Befestigung gelegt.  
Aus den Baudaten ergeben sich folgende Funktionen der Burg: Bis 1556 war der Wohnbereich auf die Kernburg beschränkt, die von den Grafen von Wertheim in bescheidenem Maße repräsentativ erneuert wurde. Die Vorburg erfüllte ihre klassischen Aufgaben und wurde dazu mit neuen, großen Gebäuden ausgestattet. Besonders Gewicht hatten die Grafen auf die rondellierte Befestigung gelegt.
Mit der Aufteilung der Burg an die Grafen von Erbach und die Herren von Löwenstein entstanden repräsentative Neubauten und insbesondere Wohnbauten sowohl in der Vorburg als auch in der Kernburg.
Mit der Aufteilung der Burg an die Grafen von Erbach und die Herren von Löwenstein entstanden repräsentative Neubauten und insbesondere Wohnbauten sowohl in der Vorburg als auch in der Kernburg.



Version vom 9. Juli 2013, 10:25 Uhr

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Land Hessen. Nutzung als Jugendherberge, Museum, Gaststätte. Gemeinde Neustadt, Odenwaldkreis.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Kernburg mit Bauteilen ab dem 12. Jh. Verschiedene Einzelbaumaßnahmen im gesamten 16. Jh., Bauherr um 1500/10 Michael II. von Wertheim, nach 1556 bis Anfang 17. Jh. die Grafen von Erbach sowie von Löwenstein. Bedeutungsvoll die Stuckdecke im Johann-Casimir-Bau, um 1610/15. Baumeister 1528 Hans Stainmiller.

Geschichte

Ganerbenburg, seit 1398 Sitz einer Linie der Grafen von Wertheim. Ausbau kurz nach 1500 unter Graf Michael II. von Wertheim, der ab 1497 alleiniger Eigentümer der Burg wurde. 1556 erlischt das Haus Wertheim, Erben werden die Grafen von Erbach sowie die Grafen von Löwenstein, die in der Folgezeit gemeinsame Eigentümer bleiben.

Baugeschichtliche Bedeutung

Die Burganlage setzt sich aus dem eng umbauten inneren Hof, der ins Hochmittelalter zurückreichenden Kernburg, einer auf drei Seiten umbauten Vorburg (Äußerer Burghof) und einem von dort aus erschlossenen Wirtschaftshof mit Garten zusammen, die gemeinsam von einem tiefen Ringgraben mit einer rondellierten Befestigung geschützt werden und untereinander durch Gräben getrennt sind. Die markanteren Bauteile der Renaissance befinden sich in der Vorburg (Äußerer Burghof). Bereits im 1. Jahrzehnt des 16. Jh. entstand das westliche Vorwerk mit zwei Rondellen im Südwesten und nordöstlich am Anschluss zum Äußeren Burghof, es nimmt einen westlichen Wirtschaftshof auf. Den Zugang zur Burg sichert ein weiteres Vorwerk im Südosten der Burganlage. Man betritt die Burg durch ein äußeres Tor (um 1610) und sodann über eine nachträglich gewölbte Brücke (Röder: 1812) und das Haupttor, das in die Vorburg (Äußerer Burghof) führt, also in die Mitte der gesamten Anlage.

Rondellierte Festungsanlage. Die rondellierte Festungsanlage besteht aus dem weiträumigen westlichen Vorwerk, dem schmalen Vorwerk südöstlich vor dem Haupttor und zwei Rondellen im Südosten der Kernburg. Das westliche Vorwerk ist durch einen Graben vom äußeren Burghof abgesetzt und wird gemeinsam mit Kern- und Vorburg von einem umlaufenden Graben eingefasst. Westlich des Haupttores in die Vorburg sitzt der Casimir-Bau auf einem sorgfältigen Quadermauerwerk, das inschriftlich am unteren Teil eines Erkers in das Jahr 1513 datiert ist (s. u.). Das etwas gröbere Quadermauerwerk dürfte jedoch um einige Jahre älter sein (um 1500) und reicht über das Gebäude hinaus weiter nach Westen, es dient als Ringmauer der Befestigung des Vorwerks und war mit einem gedeckten Wehrgang versehen (Höhenversprung dieses Wehrgangs an der Grabenseite des Johann-Casimir-Baus in Resten erhalten). Westlich geht die Sockelmauer des Casimir-Baus in die Ringmauer des Vorwerks über. Die südwestliche Ecke wird von einem Rondell (Batterieturm, bezeichnet 1505) aus Bruchquadermauerwerk eingenommen. Eine rechteckige abgetreppte kanonenfähige Schießscharte dürfte ursprünglich sein, eine breite segmentbogige mit Bruchstein überwölbte wurde nachträglich eingesetzt. Die Westmauer des Vorwerks besteht aus gleichartigem Material, bis auf Ausflickungen mit kleineren Bruchquadern; an einem sorgfältigen Quader mit Astwerkrahmung die Jahreszahl 1515. Westliche und nördliche Mauer mit Inschriften, die eben besagte von 1515 sowie ein weiterer Inschriftstein in einem sehr reichen Astwerkrahmen mit Nennung des Bauherrn Michel Grave zu Wertheim. Die Tafel hat jedoch nur drei Ziffern (1, 5, 1), vermutlich ist die Jahreszahl 1511 gemeint. An der Nordseite ist die Festungsmauer mit einer geböschten Stützmauer verstärkt, die die Jahreszahl 1718 trägt. Mehrfach hat die Mauerkrone des frühen 16. Jh. Konsolen ehemaliger Erker oder Pechnasen.

Der nördliche Rundturm (Pulverturm) hat Kanonenschießscharten, fünffach abgetreppt, mit Quadereinfassung und segmentbogigem Sturz, bezeichnet 1507. Etwas oberhalb der Kanonenscharten finden sich waagerechte Schlitze als Abzug für den Pulverqualm. Auf der Nordseite wird der Bereich zwischen Vorburg und Kernburg durch einen schlanken quadratischen Turm („Hexenturm“, im 16. Jh. Strafturm genannt, Röder 1975) gesichert, von dem unter der Abbruchkante noch ein vorkragender gedrückter Rundbogenfries erhalten ist, 14. oder erste Hälfte 15. Jh. Dieser Turm sitzt direkt neben dem Torweg zur Kernburg. Die Zwingermauer um die Kernburg und um den Grabenbereich zwischen Kernburg und Vorburg erweist sich eventuell sogar als mittelalterlich, im Graben möglicherweise eine Ausfallpforte, wenn auch schwer abschließend zu deuten.

Östlich im Ringgraben einzeln stehender Batterieturm aus sorgfältigen Quadern, bezeichnet 1504, die beiden Hauptgeschosse und das vielleicht nachträglich aus kleinem Material aufgesetzte (oder rekonstruierte) Obergeschoss zur Burg hin offen, nur nach außen geschlossen. In den Quadern ein Inschriftstein ähnlich dem Inschriftstein links des Torbaus. Die Ostbastion, zur Kernburg hin offen, setzt möglicherweise ein höheres Geländeniveau voraus und wurde nachträglich unten unterfangen. Die Unterfangung müsste gleichzeitig mit der äußeren Zwingermauer sein, die ursprünglich nicht bestanden haben kann, da aus den Schießscharten direkt auf diese Mauer geschossen worden wäre.

Auf der Südseite ist ein Batterieturm aus Bruchquadern der Contre-Escarpe vorgelagert, also nach Süden vor den Ringgraben vorgezogen. Er hat unten ein Schulterbogenportal, wenn auch eigenartigerweise auf der Außenseite und wohl nicht im ursprünglichen Verband. Von ihm geht eine Mauer aus, die den Ostflügel zu umziehen scheint, aber nach wenigen Metern abgebrochen ist und sich an dem freistehenden Ostrondell nicht wiederfindet. Der weitere Verlauf ist von daher gegenwärtig nicht zu klären. Vermutlich ist dieses die älteste Bastionsart, der erst später die quadergemauerte Bastion folgte und schließlich zuletzt die äußere Zwingermauer. Der Turm hatte den äußeren Torweg zu sichern. Auf der Südseite ist ihm eine Bastion vorgelagert, die nachträglich aufgestockt worden ist. Die Aufstockung hat Mehrfachscharten, von denen aus der Torweg in drei Richtungen beschossen werden konnte, sowie Schlüssellochscharten. Der untere, offensichtlich ältere Bereich hat keine Schießscharten.

Die Vorburg (Äußerer Burghof) wird vom Äußeren Torbau mit dem ehemaligen Wachthaus im Südosten, dem Johann-Casimir-Bau im Südwesen, dem Löwensteiner Kanzleibau im Westen (Ruine) und dem ehemaligen Wertheimer Zeughaus (Ruine) im Norden eingefasst. Johann-Casimir-Bau und der Löwensteiner Kanzleibau haben einen geknickten Grundriss, durch den die Vorburg im Westen gegenüber dem zweifellos jüngeren westlichen Vorwerk abgeschlossen wird. Das Torhaus ist in den Ringgraben soweit vorgeschoben, dass nicht nur seine Vordertraufe, sondern auch sein westlicher Giebel freistehen. Daher ergibt sich der Eindruck, der Johann-Casimir-Bau und die anschließende Ruine könnten in den mittelalterlichen Burgraben hineingebaut worden sein; ihre Hofmauer ist (zumindest im Verlauf) als die westliche Abschlussmauer der mittelalterlichen Vorburg anzusehen. Der hofseitige Wehrgang dieser beiden Flügel stellt ein Relikt dieser Funktion dar.

Das äußere Torhaus und das ehemalige Wachthaus haben auf der Außenseite eine gemeinsame Mauer mit einem einheitlichen Traufgesims, darunter gibt es aber eine deutliche Baunaht. Der ursprünglich turmartige Torbau aus Quadern und Bruchquadermauerwerk hat einen westlichen Treppengiebel mit zehn Stufen sowie einen durch drei Gesimse gegliederten Aborterker. Im Untergeschoss befindet sich eine auf den Graben gerichtete breite Schießscharte (Maulscharte). Das Tor ist rundbogig und hat ein rechteckiges vertieftes Feld zur Aufnahme einer Klappbrücke und die originalen Rollen. Innerhalb des Torhauses ist der Fußboden im vorderen Teil aus Holz, offenbar für eine Vertiefung zur Aufnahme des inneren Teils der Klappbrücke beim Schließen. Am oberen rechten Stein innerhalb der Vertiefung befindet sich die Jahreszahl 1550. Sie sitzt sehr unrepräsentativ und dürfte daher kaum das Baujahr des Torturmes angeben, eher das einer Erneuerung der Klappbrücke. Über dem Tor befindet sich ein rechteckiger Wappenstein. Das Wappenfeld wird von seitlichen Pilastern und einem Gebälk gerahmt, unter dem Architrav sitzt eine Platte mit der Jahreszahl 1499, unter der Wappentafel eine kleine Inschrifttafel, bezeichnet „Grave zu Wertheim sc“. Der Stein ist eindeutig historistisch nach Stil und Technik, obwohl dieser Umstand 1891 (Schaefer, KDM Erbach, 1891) schon nicht mehr bekannt war. Es muss um 1850 entstanden sein. Rechts davon befindet sich am ehemaligen Wachthaus ein vollplastischer Kopf mit Bart und herausgestreckter Zunge (Breilecker), 1. Hälfte 16. Jh., der jedoch keinen Brei leckt, sondern dem Ankommenden die Zunge herausstreckt. Das hofseitige Tor ist spitzbogig und gehört zur spätgotischen Toranlage (vielleicht von 1499?).

Das im Vergleich zum Tor jüngere Wachthaus reicht bis zur Zwingermauer der Kernburg und bildet einen eigenständigen Flügel aus zwei Bauphasen. Sockelgeschoss aus Bruchquadermauerwerk und hochliegendes ‚Erdgeschoss‘ aus Bruchsteinmauerwerk sind durch eine waagerechte Baufuge vom obersten Geschoss abgesetzt, das eine Durchfensterung mit sechs Zwillingsfenstern aufweist, am linken Fenster (nahe der erwähnten Büste) „Anno Domini 1558“ bezeichnet, am Hof Jahreszahl 1560 und an der Öffnung zum ehemalige Erker (innen) 1561. Im unteren Bereich des Mauerwerks sitzen drei Konsolen eines verschwundenen Erkers. Die Bauabfolge von Torbau und Wachthaus lautet: Unterer Teil des Johann-Casimir-Baus (mit einer Jahreszahl 1513), Torturm, unterer Bereich des Wachthauses, Umbau des Wachthauses 1558-1561. Der Torturm kann weder schon 1499 noch erst 1550 entstanden sein, wahrscheinlich gehört er der Zeit um 1520 an.

Die Hofseite von Wacht- und Torhaus bilden die ältere Ringmauer, hofseits Rest eines spätgotischen (?) Rundbogenfrieses. Das Wachthaus ist vor diese in den Graben vorgeschoben. Das hofseitige Tor des Torbaus ist spitzbogig und stammt aus dem 15. Jh. (Farbfassungsreste der Renaissance innen am Gewölbe), sein Bodenniveau lag etwa einen halben Meter über dem renaissancezeitlichen. Hofseits ist das Tor durch den Johann-Casimir-Bau überbaut, zum Hof hin mit einer Steinbalustrade und einem Portal mit Wappenstein (bezeichnet 1613).

Johann-Casimir-Bau. Zweigeschossiger Bau mit Satteldach, Traufe zum Hof, Giebel zum Graben, ursprünglich Volutengiebel (Volutenansatz erhalten). Kleine zweigeschossige traufseitige Erweiterung nach Südwesten mit verziertem Renaissancegiebel mit Hörnern, dieser um 1610/15. Die westliche Giebelseite enthält einen Ausgang zur westlichen Bastion mit Zugbrücke, dieser untere Bauteil vermutlich 1513. An einem nach Süden weisenden Erker findet sich die Jahreszahl 1513 (nicht 1503, wie bei Schaefer vermerkt). Sie datiert möglicherweise nur den aus sorgfältigeren Quadern gemauerten Erker, während der untere Bauteil mit Schlüssellochschießscharten eventuell etwas älter ist (Ende 15. Jh.?). Das obere Geschoss und der Giebel sind weitgehend in Bruchstein ausgeführt und bilden eine dritte Bauphase um 1610 (Schweifwerkgiebel).

Hofseitig hat der Johann-Casimir-Bau ein rechteckiges Portal vor dem Treppenturm, bezeichnet „Johann Casimir Grave zu Erpach und Here zu Breuberg 1613“. Das Obergeschoss kragt als Wehrgang auf kleinen Konsolen vor. Die Brüstung aus Beschlagwerkfeldern zieht sich auch vor den Torbau. Der ursprünglich offene obere Bereich (Fensterzone) des zunächst offenen Ganges ist mit Fachwerk aus dem 18. Jh. geschlossen. Am nordwestlichen Ende des Gebäudes springt die Brüstung um ca. einen halben Meter zurück und zieht sich dann mit wechselnder Figuration (z. T. Maßwerk, z. T. Beschlagwerk) vor dem anschließenden Tordurchgang zur westlichen Bastion weiter, ferner um ein halbes Geschoss vertieft auch vor der anschließenden Ruine, hier sind jedoch lediglich die mit Beschlagwerk verzierten Konsolen erhalten.

Im Hoch-Erdgeschoss des Johann-Casimir-Baus befindet sich der stuckverzierte ‚Rittersaal‘, durch Unterzüge in drei Streifen gegliedert. Die drei Stuckbahnen der Decke (vgl. ausführliche Beschreibung bei Becher/Wolfert 1979) zeigen in der mittleren Bahn die zusammen 32 Ahnen des Grafen und der Gräfin, seitlich je drei mythologische Szenen, außen von einem Götterfries und einzelnen antiken mythologischen Figuren gerahmt. Im Einzelnen folgt die Gestaltung vermutlich druckgraphischen Vorlagen. Die Decke wird Eberhard Fischer aus Babenhausen zugeschrieben, auf Grund von Ähnlichkeiten mit dem Einhardhaus in Seligenstadt. Dies ist glaubhaft, auch wenn die Verwendung der gleichen Vorlagen dafür kein Beweis ist, zumal die Vorlagen bisher nicht umfassend ermittelt wurden. Die Datierung in die Jahre 1618-20 aufgrund familiengeschichtlicher Ereignisse ist nicht so stichhaltig begründet (Becher 1979), um eine etwas frühere Datierung, passend zum Portal von 1613, zurückzuweisen. Im Untergeschoss des Baus befindet sich eine gewölbte Halle (zeitweilig Pferdestall).

Zwischen Johann-Casimir-Bau und Löwensteiner Kanzleibau führt ein Tor auf das westliche Vorwerk. Der Graben hatte ursprünglich die doppele Breite und wurde im frühen 16. Jh. durch den Anbau eines Gebäudes an die westliche Ringmauer der Vorburg teilweise verbaut. Auf der Fläche des Vorwerks befinden sich zwei Ställe sowie das ehemalige Erbacher Zeughaus, ein rechteckiger Bau mit einfachen Kopfband-verstrebten Holzstützen im Innern, Tordurchfahrten an beiden Giebelseiten, nach 1556.

Der ruinöse Föppelsbau, so genannt nach einem im 19. Jh. tätigen Verwalter, war im 16. Jh. der Löwensteiner Kanzleibau (nach 1556, Giebel um 1610). Er hat einen leicht gebogenen Grundriss, im Winkel steht auf der Hofseite ein polygonaler Treppenturm mit welscher Haube. Die Portale entsprechen dem Eingang in den Johann-Casimir-Bau. Der Südgiebel zeigt Schweifwerk sowie einen Halbkreisabschluss mit Fächerrosette und einem Obelisken (Anfang 17. Jh.). Der Bau ist vollständig unterkellert, der Keller wurde offenbar in den älteren Graben hineingestellt. Ein erster Bau entstand hier aber bereits 1506, wie die Inschrift im Quadermauerwerk zum heutigen Graben hin belegt.

Nordöstlich wird die Vorburg durch das ehemalige Wertheimer Zeughaus begrenzt (Ruine), mit Baufuge gegen die ältere Wehrmauer der Vorburg gesetzt. Die Fassade zum Hof ist zweigeschossig erhalten, die Außenmauern sonst etwas niedriger, ausgenommen ein runder Turm in der Nordwestecke. Korbbogiges Portal mit seitlichen Pilastern und einer fensterartigen Öffnung, in bemerkenswert klassischer Kapitale „ANNO DOMINI MDXXVIII“ bezeichnet. Im Dreiecksgiebel Schrifttafel „HANNS STAINMILLER MACHT MICH“. Am Portalgiebel Steinmetzzeichen. Im ‚Fenster‘ die Halbfigur eines Armbrustschützen in Rüstung. Die Inschrift dürfte der Schlüssel für die Zuschreibung der gesamten Befestigung an Hans Stainmiller (von Wertheim) sein, der an der Minneburg (am Neckar, zwischen Eberbach und Mosbach) ebenfalls inschriftlich genannt wird, dort finden sich ähnliche Grundformen und Details (Maulscharten, Steinbearbeitungsmerkmale mit Zangenloch, verspielte Datierungen; vgl. Adolf von Oechelshaeuser: KDM der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach, Tübingen 1906 sowie Fritz Arens: Die Baugeschichte der Burgen Stolzeneck, Minneburg und Zwingenberg. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 26, Heilbronn 1969, S. 5-24, bes. S. 11). - An der Rückseite des Wertheimer Zeughauses steht der Pulverturm aus dem frühen 16. Jh.

Die Kernburg ist nahezu vollständig von Gebäuden umgeben, die weitgehend auf mittelalterliche Bauten zurückgehen. Das Tor zur Kernburg ist romanisch, im Mauerwerk darüber Spuren von Zinnen. Im Uhrzeigersinn handelt es sich bei den Gebäuden der Kernburg um den Altbau im Norden (mit der Brunnenhalle westlich) mit einem runden Treppenturm in der Mitte, östlich anschließend den Kapellenbau. Der Ostflügel ist der Obere Saalbau, südlich steht der ‚Palas‘ (Erbacher Herrenhaus), südwestlich die Rentschreiberei beziehungsweise im Hofwinkel die Burgküche und neben dem Tor die Münze. Die Mitte des Hofes nimmt der quadratische Bergfried ein, mit Buckelquadermauerwerk, um 1200. Er erhielt 1612 einen Aufsatz, der am Portal zum Wehrgang inschriftlich datiert ist. Seitlich des romanischen Tors stehen der ‚Altbau‘ (nördlich) und die Münze (südlich). Der Altbau ist ein dreigeschossiges Massivgebäude mit einem nach Westen weisenden spätgotischen Treppengiebel sowie einem Treppenturm. Dieser hat ein Schulterbogenportal, daneben – als architektonische Spielerei - eine kleine Schlüssellochscharte über einer Maulscharte, Mitte 16. Jh. Auf der Nordseite hat der Alte Bau einen breiten Risalit mit Schweifwerkgiebel (um 1610) und Aborterker in beiden Obergeschossen. Die Brunnenhalle, der westliche Teil des Altbaus, wurde 1560 vollendet (Schaefer, KDM, S. 29). Es handelt sich um einen Radbrunnen, bis 1945 war das Schöpfwerk noch erhalten. Achtseitige Brunneneinfassung. Mit der Ausführung des Brunnens war 1560 Brunnenmeister Knopf beauftragt worden.

Der Kapellenbau hat im ersten Obergeschoss spitzbogige Fenster, hier befindet sich die Burgkapelle. Davor stehen ein zweigeschossiger Vorbau sowie ein runder Treppenturm, Portal mit einem einfachen Blendmaßwerk. Das Portal vom Treppenturm zur Kapelle mit einem gedrückten Schulterbogen stammt noch aus dem 15. Jh. Die Kapelle selbst ist balkengedeckt und hat einen erhöhten emporenartigen Bereich im Westen, Maßwerkbrüstung. Ausbau um 1612. Im Chor Reste gotischer Wandmalereien. Der dreigeschossige Obere Saalbau an der Ostseite des Burghofs entstand im Kern im 15. Jh. und hat einen nachträglichen Erker von 1553 im 2. Obergeschoss auf der südlichen Außenseite, auf einem mehrfach profilierten Sockel. Seine Fenster haben seitlich symmetrische, an der Front unsymmetrische Vorhangbögen. Dieses Obergeschoss enthält den flach gedeckten Festsaal, der zum Saal gehörende Erker ist netzgewölbt und am Erkerschlussstein bezeichnet „ANNO DOMINI MCCCCCLIII“. Es handelt sich also um einen durchgreifenden Umbau.

Das Erbacher Herrenhaus im Südosten der Kernburg ist ein dreigeschossiger, leicht gewinkelter Bau mit steilen Dreiecksgiebeln. Grabenseite mit mächtigen Strebepfeilern. Bezeichnet 1568 an je einem Fenstersturz der Süd- und Nordseite, ferner an den Giebelspitzen. Zahlreiche Steinmetzzeichen. Von einem runden Treppenturm in der Südwestecke aus führen Portale in die beiden anschließenden Flügel (Erbacher Herrenhaus und Rentschreiberei). Im Hocherdgeschoss gewölbter zweijochiger Saal, die Gewölbe auf quadergemauerten Halbsäulen. Die Rentschreiberei im Südwesten ist ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude, ebenso das Obergeschoss der Burgküche, beide Ende 15. Jh. Erdgeschoss der Küche von Anfang an massiv, im 16. Jh. verändert. Neben dem Westtor befindet sich die kleine zweigeschossige massiv gebaute Münze mit gespitzten Eckquadern im Untergeschoss (vielleicht frühes 16. Jh.) und Renaissancespiegelflächen-Quadern im Obergeschoss, dort zwischen den beiden Fenstern eine Jahreszahl Anno 1709.

Aus den Baudaten ergeben sich folgende Funktionen der Burg: Bis 1556 war der Wohnbereich auf die Kernburg beschränkt, die von den Grafen von Wertheim in bescheidenem Maße repräsentativ erneuert wurde. Die Vorburg erfüllte ihre klassischen Aufgaben und wurde dazu mit neuen, großen Gebäuden ausgestattet. Besonders Gewicht hatten die Grafen auf die rondellierte Befestigung gelegt. Mit der Aufteilung der Burg an die Grafen von Erbach und die Herren von Löwenstein entstanden repräsentative Neubauten und insbesondere Wohnbauten sowohl in der Vorburg als auch in der Kernburg.

Würdigung

Herausragend ist insbesondere die rondellierte Anlage, die ein besonders frühes Beispiel im heutigen Lande Hessen darstellt, weitgehend im 1. Jahrzehnt und zu Beginn des 2. Jahrzehnts des 16. Jh. erbaut. Die Sicherung der Vorburg und des die Kernburg einfassenden Grabens durch Rondelle, die das gesamte Umfeld und die Flanken bestreichen konnten, war hierbei angestrebt. Doch auch die Adaption der mittelalterlichen Burg zu einem großzügig ausgestatteten Renaissanceschloss ist bemerkenswert. Hier ist an erster Stelle die Stuckdecke zu nennen, die das umfassendste stukkierte Bildprogramm eines Renaissanceschlosses in Hessen innerhalb eines einzigen Raumes darstellt. Aber auch die frühen Bauteile der Renaissance, namentlich die Gewände am Wertheimer Zeughaus von 1528, sind hervorzuheben.

Literatur, Quellen

Schaefer, KDM Erbach, 1891, S. 16-41

Anthes, Breuberg, 1916

Röder, Breuberg, 1975

Becher/Wolfert, Stuckdecke, 1979

Dehio, Hessen, 1982, S. 655 f.

Antonow, Burgen, 1987 (mit Bauentwicklungsplan, jedoch ohne weitere Quellenangaben)

Wackerfuß, Sozialgeschichte, 1991

Brenner, Breuberg, 2004

Biller, Odenwald, 2005, S. 180-186