Groß-Umstadt, Wamboldt-Schloss: Unterschied zwischen den Versionen

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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
Wamboldtschloss (Curtigasse 6). Kunstverein und Privatwohnung. Kreis Darmstadt-Dieburg.  
Wamboldtschloss (Curtigasse 6). Kunstverein und Privatwohnung. Kreis Darmstadt-Dieburg.
==Bauherr, Grunddaten, Zustand==  
 
Freiherren von Wamboldt, 1600-1602 und 1681  
==Bauherr, Grunddaten, Zustand==
Freiherren von Wamboldt, 1600-1602 und 1681
 
==Geschichte==
==Geschichte==
Groß-Umstadt war seit dem 8. Jh. fuldischer Besitz, dieser ging je zur Hälfte im 12. Jh. an Münzenberg und weiter an Hanau sowie 1390 an Kurpfalz, der Hanauer Teil gelangte 1521 an Hessen. Die Freiherren von Wamboldt waren ein odenwälder Adelsgeschlecht, mit Besitz auch an der Bergstraße (Birkenau), das im 16. Jh. seinen Stammsitz nach Groß-Umstadt verlegte.
Groß-Umstadt war seit dem 8. Jh. fuldischer Besitz, dieser ging je zur Hälfte im 12. Jh. an Münzenberg und weiter an Hanau sowie 1390 an Kurpfalz, der Hanauer Teil gelangte 1521 an Hessen. Die Freiherren von Wamboldt waren ein odenwälder Adelsgeschlecht, mit Besitz auch an der Bergstraße (Birkenau), das im 16. Jh. seinen Stammsitz nach Groß-Umstadt verlegte.
 
==Baugeschichtliche Bedeutung==
==Baugeschichtliche Bedeutung==
Innerhalb der westlichen Stadtmauer gelegen, gegenüber dem Curti-Schloss. Hufeisenförmige Anlage aus Nord-, West- und Südflügel, der Südflügel ist schmaler als der Nordflügel und springt nach West über den West-Flügel hinaus. Zweigeschossig über hohem Sockel, Giebel zweigeschossig. Nord- und Südflügel haben nach Ost und West Giebel. Fenster 1-, 2- oder 3-teilig, mit Falz und Kehle profiliert. Massivbau verputzt, Eckquaderung.
Innerhalb der westlichen Stadtmauer gelegen, gegenüber dem Curti-Schloss. Hufeisenförmige Anlage aus Nord-, West- und Südflügel, der Südflügel ist schmaler als der Nordflügel und springt nach West über den West-Flügel hinaus. Zweigeschossig über hohem Sockel, Giebel zweigeschossig. Nord- und Südflügel haben nach Ost und West Giebel. Fenster 1-, 2- oder 3-teilig, mit Falz und Kehle profiliert. Massivbau verputzt, Eckquaderung.


Der Haupteingang befindet sich auf der Hofseite im Nordflügel, im hoch gelegenen Erdgeschoss, durch eine Treppe zu erreichen. Segmentbogenportal mit gesondertem Oberlicht, auf dem Türsturz Doppelwappen (Wamboldt und Geroltstein?) und Jahreszahl „1600”. Das untere Giebelgeschoss beider Giebel des Nordflügels enthält zwei Paar Doppelfenster, von Lisenen mit vertieften Spiegeln eingefasst, auf der Ost-Seite zusätzlich eine Mittellisene. Seitlich Beschlagwerkzwickel und Obelisken. Oberes Giebelgeschoss mit entsprechender Gliederung. Die Giebelspitze besteht aus einem Flugloch mit Fischblasenmaßwerk, von Beschlagwerkvoluten gerahmt, über dem Flugloch steht auf der Ost-Seite die Jahreszahl „1602”. Darüber Gesims und Obelisk als Giebelspitze. Die Giebel des Südflügels sind dagegen stark vereinfacht, ihre Volutenbegrenzung verzichtet auf Beschlagwerk. Gesimse, Obelisken und Flugloch entsprechen sich in vereinfachter Form. Herchenröder (KDM Dieburg, 1940, S. 133) datiert aufgrund der Detailformen des Süd- und Westflügel etwa 10 Jahre nach dem Ostflügel. Dem widersprechen Backes (Dehio, Hessen, 1982 und Enders (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg) wohl zu Recht und korrigieren dahingehend, dass der Südflügel erst 1681 entstand. Herchenröder (KDM) weist den Wappenstein (Schönborn/Wambold/Hoheneck) samt Wahlspruch „RECHT THVN WARET LAND“ Henrich Friedrich von Wambold (+ 1688) zu. Direkt über dem Portal befinden sich die Wappen von Wambold/Knebel von Katzenelbogen. Das vierzeilige Inschriftfeld ist oval, von Putten und Voluten gerahmt, leserlich ist „[Friedrich Freiherr Wambolt von Umbstadt] Churmainz Obristen [Hof und Krigsrath] vnd Ambtmann zu Dippurg 1681“ [Anm.]. Wahrscheinlich stimmt die Vermutung, dass dieser Flügel 1681 errichtet wurde, auch wenn einige Bauteile sich durchaus mit einer Entstehung um 1610 vertrügen; im gegenwärtigen verputzten Zustand ist dies nicht letztlich zu entscheiden. Der Straßengiebel dieses Flügels wurde im späten 19. Jh. renoviert (Rest einer Jahreszahl im Giebel). Ursprünglich hatte der Bau einen Treppenturm. – Die Annahme (KDM), die Giebel des Wamboldschlosses seien denen des Rathauses nachgebildet, ist nach der Konkretisierung der Bauzeit des Rathauses (Sommer 1993: das alte Rathaus wurde 1600 abgebrochen, das neue 1605 errichtet) umzukehren, die Abhängigkeit der Bauten untereinander bleibt allerdings und damit auch die Zuschreibung an den gleichen Planer.  
Der Haupteingang befindet sich auf der Hofseite im Nordflügel, im hoch gelegenen Erdgeschoss, durch eine Treppe zu erreichen. Segmentbogenportal mit gesondertem Oberlicht, auf dem Türsturz Doppelwappen (Wamboldt und Geroltstein?) und Jahreszahl „1600”. Das untere Giebelgeschoss beider Giebel des Nordflügels enthält zwei Paar Doppelfenster, von Lisenen mit vertieften Spiegeln eingefasst, auf der Ost-Seite zusätzlich eine Mittellisene. Seitlich Beschlagwerkzwickel und Obelisken. Oberes Giebelgeschoss mit entsprechender Gliederung. Die Giebelspitze besteht aus einem Flugloch mit Fischblasenmaßwerk, von Beschlagwerkvoluten gerahmt, über dem Flugloch steht auf der Ost-Seite die Jahreszahl „1602”. Darüber Gesims und Obelisk als Giebelspitze. Die Giebel des Südflügels sind dagegen stark vereinfacht, ihre Volutenbegrenzung verzichtet auf Beschlagwerk. Gesimse, Obelisken und Flugloch entsprechen sich in vereinfachter Form. Herchenröder (KDM Dieburg, 1940, S. 133) datiert aufgrund der Detailformen des Süd- und Westflügel etwa 10 Jahre nach dem Ostflügel. Dem widersprechen Backes (Dehio, Hessen, 1982 und Enders (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg) wohl zu Recht und korrigieren dahingehend, dass der Südflügel erst 1681 entstand. Herchenröder (KDM) weist den Wappenstein (Schönborn/Wambold/Hoheneck) samt Wahlspruch „RECHT THVN WARET LAND“ Henrich Friedrich von Wambold (+ 1688) zu. Direkt über dem Portal befinden sich die Wappen von Wambold/Knebel von Katzenelbogen. Das vierzeilige Inschriftfeld ist oval, von Putten und Voluten gerahmt, leserlich ist „[Friedrich Freiherr Wambolt von Umbstadt] Churmainz Obristen [Hof und Krigsrath] vnd Ambtmann zu Dippurg 1681“ [Anm.]. Wahrscheinlich stimmt die Vermutung, dass dieser Flügel 1681 errichtet wurde, auch wenn einige Bauteile sich durchaus mit einer Entstehung um 1610 vertrügen; im gegenwärtigen verputzten Zustand ist dies nicht letztlich zu entscheiden. Der Straßengiebel dieses Flügels wurde im späten 19. Jh. renoviert (Rest einer Jahreszahl im Giebel). Ursprünglich hatte der Bau einen Treppenturm. – Die Annahme (KDM), die Giebel des Wamboldschlosses seien denen des Rathauses nachgebildet, ist nach der Konkretisierung der Bauzeit des Rathauses (Sommer 1993: das alte Rathaus wurde 1600 abgebrochen, das neue 1605 errichtet) umzukehren, die Abhängigkeit der Bauten untereinander bleibt allerdings und damit auch die Zuschreibung an den gleichen Planer.


Das Gebäude ist im Innern - schon 1940 - stark umgestaltet. Im Nordflügel befindet sich im Erdgeschoss ein Raum mit geometrischer Stuckdecke.
Das Gebäude ist im Innern - schon 1940 - stark umgestaltet. Im Nordflügel befindet sich im Erdgeschoss ein Raum mit geometrischer Stuckdecke.
 
 
Östlich war dem Nordflügel ein Vorbau vorgelagert, offenbar ein Überbau zu einem ehemaligen Portal (Einfahrt). Das Tor war rundbogig und mit der Jahreszahl „1562“ versehen. Daneben befand sich eine rundbogige Pforte mit der Jahreszahl „1556”. Darüber Wappenfeld (Wambold) mit „Renaissancerahmung” (KDM). Weitere Hofeinfahrt rundbogig, beschlagwerkgerahmt, Wappenschild von Wambold und Knebel von Katzenelnbogen.
Östlich war dem Nordflügel ein Vorbau vorgelagert, offenbar ein Überbau zu einem ehemaligen Portal (Einfahrt). Das Tor war rundbogig und mit der Jahreszahl „1562“ versehen. Daneben befand sich eine rundbogige Pforte mit der Jahreszahl „1556”. Darüber Wappenfeld (Wambold) mit „Renaissancerahmung” (KDM). Weitere Hofeinfahrt rundbogig, beschlagwerkgerahmt, Wappenschild von Wambold und Knebel von Katzenelnbogen.
 
 
Zur Schlossanlage gehört das sog. Jägerhaus, ein dreigeschossiger Fachwerkbau von 1609, östlich der Curtigasse gelegen.
Zur Schlossanlage gehört das sog. Jägerhaus, ein dreigeschossiger Fachwerkbau von 1609, östlich der Curtigasse gelegen.
==Anmerkung==  
 
Texte sind nach dem Band Kulturdenkmale Groß-Umstadt (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988), S. 221, zitiert.
==Anmerkung==
==Literatur, Quellen==  
Texte sind nach dem Band Kulturdenkmale Groß-Umstadt (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988), S. 221, zitiert.
Herchenröder, KDM Dieburg, 1940, S. 132 f.  
 
==Literatur, Quellen==
Dehio, Hessen, 1982, S. 362  
Herchenröder, KDM Dieburg, 1940, S. 132 f.
 
Dehio, Hessen, 1982, S. 362
 
Sommer, Renaissance-Rathaus, 1993
Sommer, Renaissance-Rathaus, 1993
 
 
Enders, DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988, S. 220 f.
Enders, DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988, S. 220 f.

Version vom 28. Juni 2013, 15:01 Uhr

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Wamboldtschloss (Curtigasse 6). Kunstverein und Privatwohnung. Kreis Darmstadt-Dieburg.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Freiherren von Wamboldt, 1600-1602 und 1681

Geschichte

Groß-Umstadt war seit dem 8. Jh. fuldischer Besitz, dieser ging je zur Hälfte im 12. Jh. an Münzenberg und weiter an Hanau sowie 1390 an Kurpfalz, der Hanauer Teil gelangte 1521 an Hessen. Die Freiherren von Wamboldt waren ein odenwälder Adelsgeschlecht, mit Besitz auch an der Bergstraße (Birkenau), das im 16. Jh. seinen Stammsitz nach Groß-Umstadt verlegte.

Baugeschichtliche Bedeutung

Innerhalb der westlichen Stadtmauer gelegen, gegenüber dem Curti-Schloss. Hufeisenförmige Anlage aus Nord-, West- und Südflügel, der Südflügel ist schmaler als der Nordflügel und springt nach West über den West-Flügel hinaus. Zweigeschossig über hohem Sockel, Giebel zweigeschossig. Nord- und Südflügel haben nach Ost und West Giebel. Fenster 1-, 2- oder 3-teilig, mit Falz und Kehle profiliert. Massivbau verputzt, Eckquaderung.

Der Haupteingang befindet sich auf der Hofseite im Nordflügel, im hoch gelegenen Erdgeschoss, durch eine Treppe zu erreichen. Segmentbogenportal mit gesondertem Oberlicht, auf dem Türsturz Doppelwappen (Wamboldt und Geroltstein?) und Jahreszahl „1600”. Das untere Giebelgeschoss beider Giebel des Nordflügels enthält zwei Paar Doppelfenster, von Lisenen mit vertieften Spiegeln eingefasst, auf der Ost-Seite zusätzlich eine Mittellisene. Seitlich Beschlagwerkzwickel und Obelisken. Oberes Giebelgeschoss mit entsprechender Gliederung. Die Giebelspitze besteht aus einem Flugloch mit Fischblasenmaßwerk, von Beschlagwerkvoluten gerahmt, über dem Flugloch steht auf der Ost-Seite die Jahreszahl „1602”. Darüber Gesims und Obelisk als Giebelspitze. Die Giebel des Südflügels sind dagegen stark vereinfacht, ihre Volutenbegrenzung verzichtet auf Beschlagwerk. Gesimse, Obelisken und Flugloch entsprechen sich in vereinfachter Form. Herchenröder (KDM Dieburg, 1940, S. 133) datiert aufgrund der Detailformen des Süd- und Westflügel etwa 10 Jahre nach dem Ostflügel. Dem widersprechen Backes (Dehio, Hessen, 1982 und Enders (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg) wohl zu Recht und korrigieren dahingehend, dass der Südflügel erst 1681 entstand. Herchenröder (KDM) weist den Wappenstein (Schönborn/Wambold/Hoheneck) samt Wahlspruch „RECHT THVN WARET LAND“ Henrich Friedrich von Wambold (+ 1688) zu. Direkt über dem Portal befinden sich die Wappen von Wambold/Knebel von Katzenelbogen. Das vierzeilige Inschriftfeld ist oval, von Putten und Voluten gerahmt, leserlich ist „[Friedrich Freiherr Wambolt von Umbstadt] Churmainz Obristen [Hof und Krigsrath] vnd Ambtmann zu Dippurg 1681“ [Anm.]. Wahrscheinlich stimmt die Vermutung, dass dieser Flügel 1681 errichtet wurde, auch wenn einige Bauteile sich durchaus mit einer Entstehung um 1610 vertrügen; im gegenwärtigen verputzten Zustand ist dies nicht letztlich zu entscheiden. Der Straßengiebel dieses Flügels wurde im späten 19. Jh. renoviert (Rest einer Jahreszahl im Giebel). Ursprünglich hatte der Bau einen Treppenturm. – Die Annahme (KDM), die Giebel des Wamboldschlosses seien denen des Rathauses nachgebildet, ist nach der Konkretisierung der Bauzeit des Rathauses (Sommer 1993: das alte Rathaus wurde 1600 abgebrochen, das neue 1605 errichtet) umzukehren, die Abhängigkeit der Bauten untereinander bleibt allerdings und damit auch die Zuschreibung an den gleichen Planer.

Das Gebäude ist im Innern - schon 1940 - stark umgestaltet. Im Nordflügel befindet sich im Erdgeschoss ein Raum mit geometrischer Stuckdecke.

Östlich war dem Nordflügel ein Vorbau vorgelagert, offenbar ein Überbau zu einem ehemaligen Portal (Einfahrt). Das Tor war rundbogig und mit der Jahreszahl „1562“ versehen. Daneben befand sich eine rundbogige Pforte mit der Jahreszahl „1556”. Darüber Wappenfeld (Wambold) mit „Renaissancerahmung” (KDM). Weitere Hofeinfahrt rundbogig, beschlagwerkgerahmt, Wappenschild von Wambold und Knebel von Katzenelnbogen.

Zur Schlossanlage gehört das sog. Jägerhaus, ein dreigeschossiger Fachwerkbau von 1609, östlich der Curtigasse gelegen.

Anmerkung

Texte sind nach dem Band Kulturdenkmale Groß-Umstadt (DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988), S. 221, zitiert.

Literatur, Quellen

Herchenröder, KDM Dieburg, 1940, S. 132 f.

Dehio, Hessen, 1982, S. 362

Sommer, Renaissance-Rathaus, 1993

Enders, DTH Kreis Darmstadt-Dieburg, 1988, S. 220 f.