Buchenau, Alte Burg

Aus Burgen & Schlösser
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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Von Heyden, bzw. Freiherr von Seckendorff. Landkreis Fulda.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Herren von Buchenau. Vorburg (Spiegel-Schloss) 1572-75 durch Eberhard von Buchenau, Hauptburg (Seckendorffsches Schloss) um 1576 vielleicht von Conrad Hermann von Buchenau errichtet.

Geschichte

Lehen des Stiftes Fulda, Besitz der Herren von Buchenau. Nach Streitigkeiten erhalten die von Buchenau 1585 die Rechte als Vögte. Die personenreiche Sippe erbaut später die Obere Burg und schließlich das Neue Schloss. Dieses wird dem Fürstabt von Fulda mit 3/8-Anteil am Gesamtbesitz verpfändet, um den Bau zu finanzieren (Weber, S. 44). Fulda erwarb 1670 diesen Anteil und tauscht ihn 1692 mit Schenk zu Schweinsberg (vgl. Obere Burg). Ein kleinerer Anteil gelangte über Kauf und Erbschaft im 19. Jh. an die Herren von Spiegel. Ein bei den von Buchenau verbliebener Teil ging mit deren Aussterben 1816 an die Freiherren von Seckendorff, die 1840 den Spiegelschen Anteil hinzuerwarben.

Baugeschichtliche Bedeutung

Die ummauerte Anlage der Alten Burg auf einem Bergsporen am Rand des Tales ist vom Dorf durch einen Graben abgeteilt. Sie besteht aus der Hauptburg im Osten (talseits) und der Vorburg von 1572-75 im Westen (bergseits) und wird durch eine gemauerte Brücke von Süden (Dorfseite) aus erschlossen. Die Hauptburg enthält einen Wohnturm des 14. Jh.

Die Brücke führt auf zwei niedrige Torpfeiler mit „Augensteinen“ zu. Es handelt sich auf jeder Seite um einen quadratischen Stein (aus zwei Hälften) mit mittlerer Öffnung in Form eines Auges, nach Sturm (Kreis Hünfeld, 1971, S. 50) enthalten die Löcher bewegliche durchlöcherte Steinen als geschützte Schießscharte, tatsächlich ist dies aber nur ornamental zu verstehen. Das 1921 erneuerte Torhaus nutzt die Einfriedungsmauer der mittelalterlichen Burg.

Die Brücke führt auf zwei niedrige Torpfeiler mit „Augensteinen“ zu. Es handelt sich auf jeder Seite um einen quadratischen Stein (aus zwei Hälften) mit mittlerer Öffnung in Form eines Auges, nach Sturm (Hünfeld, 1971, S. 50) enthalten die Löcher bewegliche durchlöcherte Steinen als geschützte Schießscharte, tatsächlich ist dies aber nur ornamental zu verstehen. Das 1921 erneuerte Torhaus nutzt die Einfriedungsmauer der mittelalterlichen Burg.

Vorburg („Spiegel-Schloss“)Winkelbau von unregelmäßiger Gliederung aus Südwest- und Nordwestflügel, hinter dem Tor links. Beide Flügel sind dreigeschossig, Obergeschoss in Fachwerk. Nordwestflügel etwa in der Mitte durch einen runden, halb vortretenden Treppenturm geteilt. Portalgewände mit Wappenstein, bez. „EBERHARD VON VND ZV BVECHENAW MARGRETA VON BVCHENAW GEBORNE GOLDACKERIN“, Jahreszahl „1575“ (nicht 1572, wie Sturm, S. 49, meint). Treppenturm mit einfacher runder Spindel, eine der ersten Treppenstufen ist an der Vorderseite „1572“ bezeichnete (nicht 1512, wie Sturm, S. 49, schreibt). Im 1. Obergeschoss große Halle in der Gebäudemitte. Vom Treppenturm erschließt ein rundbogiges Portal die Halle, in die seitlichen Räume lk. führt von der Halle eine kleine Treppe hinauf. Eines der Portale ist hier spitzbogig, die Tür selbst aber rundbogig. - Unter einer Steinbank rechts vom Portal datierter Stein von 1623.

Südwestflügel. Der Massivteil ist geringfügig höher, als beim Nordwestflügel, die Dachtraufe sitzt jedoch auf derselben Höhe. Fachwerkgeschoss drei Gefache hoch, Brüstung mit Andreaskreuzen und Fußbändern. Am Portal Doppelwappen wie über dem Hauptportal, aber wesentlich einfacher. Mit den Baudaten 1572-1575 sind die beiden rundbogigen Portale und der Treppenturm zu identifizieren, ein drittes Portal mit einem Sturz über zwei Konsolsteinen ganz links am Südwestflügel dürfte um 1615 hinzugefügt worden sein, wie der Vergleich zum Schloss in Buchenau zeigt. Den Detailformen nach sind beide Flügel zeitlich nicht weit voneinander entfernt und wurden später verändert; die gotisierenden Fenster scheinen um 1572/75 entstanden zu sein. Hauptburg („Seckendorffsches Schloss“)Die Burganlage besteht von Ost nach West aus einem offenbar annähernd quadratischen Hauptturm mit Eckbuckelquadern sowie einem gleichbreiten Anbau, ebenfalls mit Eckbuckelquadern. Vor die zwei spätmittelalterlichen Wohntürme wurde 1576 ein dreigeschossiger Renaissanceflügel gestellt, Erdgeschoss massiv, darüber Fachwerk mit gebogenen, sich überkreuzenden Kopf- und Fußstreben, Stockwerke drei Gefache hoch, lk. ehemals Erker, von dem die Steinkonsolen direkt unter dem ersten Oberschoß noch erhalten sind. In der Mitte des Baukörpers fünfgeschossiger Wendeltreppenturm, die zwei Obergeschoss Fachwerk, polygonal, die drei runden Massivgeschosse durch umlaufende Gesimse unterteilt. Portal im Erdgeschoss des Treppenturmes bez. „1576 LOTZ HANS IORG ZANG“. Offenbar haben sich hier die Baumeister verewigt. Mittlerer Gewändestein mit einem bislang nicht identifizierten Allianzwappen von Buchenau (nicht identisch mit dem der Vorburg). - Links neben dem Torbau steht ein Wappenstein mit dem Doppelwappen von Buchenau und von Riedesel zu Eisenbach sowie folgende Buchstaben: J F V B D S V B G B V W (J F von Buchenau – D S von Buchenau geborene von W). Nach Peter Schaaf müsste es sich um Conrad Hermann von Buchenau (1556-82) und seine Gemahlin Anna Schwertzel von Willingshausen handeln.

Leider fehlt bislang eine über Biedermanns Geschlechtsregister von 1749 hinausgehende zuverlässige Genealogie der Familie von Buchenau, so dass eine Zuordnung einzelner Wappen nicht möglich ist. Die bei Biermann aufgeführten Tafeln: 259-262

Würdigung

Aus einer mittelalterlichen Burganlage mit zwei für Hessen durchaus repräsentativen Wohntürmen entstand im 16. Jh. eine auf mehrere Zweige der Familie von Buchenau aufgeteilte Wohnanlage, die die frühere Bedeutung von Vor- und Hauptburg zugunsten gleichrangiger Burgteile aufhob. Gemeinsam mit Alter Burg und Schloss verfügt Buchenau über vier adelige Wohnsitze zur Zeit der späten Renaissance.

Literatur, Quellen

Landau, Ritterburgen II, 1833, S. 161

Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 73

Sturm, Kreis Hünfeld, 1971, S. 49 f.

Weber, Hünfeld, 1960, S. 41-44 (mit einer Abb. der Alten Burg ohne Bäume!)

Peter Schaaf (mdl. Hinweis zu den Wappen)