Ronneburg, Burg

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Fürst zu Ysenburg-Büdingen. Museale Nutzung und Präsentation durch den Ronneburg-Verein. Main-Kinzig-Kreis.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Grafen von Ysenburg-Ronneburg, Ausbau zwischen 1525 und 1580. Brandschaden des Nordflügels 1621.

Geschichte

Ursprünglich eine Mainzer Gründung, wurde 1476 durch den Erzbischof Diether von Ysenburg sein Bruder Ludwig II. mit der Ronneburg belehnt. Seit der Ysenburgischen Erbteilung 1523 war die Ronneburg Sitz einer eigenen Linie.

Baugeschichtliche Bedeutung

Die Ronneburg ist eine Höhenburg aus einem spätmittelalterlichen Kern des 2. Viertels des 14. Jh. und einer geräumigen Vorburg aus dem 2. Viertel des 16. Jh. Wohnbauten der Renaissance entstanden durch Erweiterung der Kernburg in den früheren Burggraben hinein, namentlich auf der Nordseite. Die mittelalterliche Burganlage ist verhältnismäßig klein und hebt sich durch ihre kräftige Wehrmauer ab, die im Norden und Süden die Hofbegrenzung bildet und der im Osten und Westen der Bergfried und der Wohnbau vorgestellt sind. Im späten 14. Jh. umgab man den Wohnbau im Westen und Süden mit einem Zwinger.

Die gesamte Vorburg entstand zwischen 1538 und 1550, Bruchstein, verputzt. An der Eingangsseite fällt an der Mauerecke rechts des Tores der runde Flankenturm (Zyngel) mit Schießscharten auf; näher am Tor sitzt ein spitzdreieckiger Erker. An der Vorburgecke links des Tores befindet sich ein weiterer Flankenturm. Die Wehrmauer hat zwischen Tor und Zyngel auf Höhe des Wehrgangs im Wechsel je eine abgedeckte und eine offene Schießscharte. Auf dieser Höhe sitzt auch ein Aborterker. Am Zyngel selbst befinden sich auch Maulscharten für Hakenbüchsen und kleine Geschütze zur Bestreichung der Flanken. Rechts des Zyngel befindet sich eine spitzbogige Ausfallpforte von 1540.

Das Burgtor war Maueransätzen und älteren Zeichnungen zufolge ursprünglich ein Torturm mit zwei Obergeschossen. Spitzbogiges Tor, Wappenstein von 1538. Seitlich sitzen kleine Kontrollscharten. Der linke der ursprünglichen, eisenbeschlagenen Drehflügel des Tores, mit der Schlupftür, ist „1539“ datiert. Hofseitig hat das Torhaus einen breiten Bogen (1539), darüber sitzen vermauerte Fenster sowie das Brüstungsmauerwerk mit umfassendem, an der Ecke gestäbtem Profil und Ansätzen von zwei Fenstern: Hier erhob sich bis 1870 ein 2. Obergeschoss mit Renaissancegiebel. Aus der Durchfahrt führen korbbogige Portale zu den anschließenden Räumen, das zur Wächterstube bez. 1542. Eine Wendeltreppe führt zu den Obergeschossen.

Als Hauptgebäude in der Vorburg wirkt der langgestreckte Marstall. Im unteren Geschoss finden sich zwei spitzbogigen Portale mit Inschriften von 1551 und zwei längeren Schrifttafeln. Die rechte Tafel bezieht sich auf das Jahr 1549, als unter Graf Heinrich, damals 12 Jahre alt, der Grundstein gelegt wurde. Der linke Stein etwa auf Kopfhöhe besagt, dass sein Bruder, Graf Wolfgang (geb. 1533) das Gebäude in dieser Höhe fand, als er 1550 aus den Niederlanden zurückkam, wo er am Brüsseler Hof ausgebildet worden war. Mittig in der Vorburg steht das Bandhaus, ein langes, heute nur noch eingeschossiges Gebäude mit einem großen Gewölbekeller. Barbara von Wertheim legte 1554 den ersten Stein, am Kellerhals ferner bez. 1555. Der Keller diente der Inschrift nach als Weinlager. Das Hauptgeschoss war Wagenremise und Pferdestall. An der Seite wird das Bauwerk durch ein breites Tor erschlossen.

Die Vorburg ist im Süden und Südwesten von einer hohen Wehrmauer mit Wehrgang eingefasst. Der Turmstumpf neben dem Marstall hat im unteren Geschoss ein spitzbogiges Portal von 155(0), außen an einer Schießscharte ist er 1549 datiert. Das untere Geschoss hat frühzeitig auch als Gefängnis gedient, worauf sich die seit 1599 überlieferte Namensgebung als „Hexenturm“ zurückführt. Der Turm an der südwestlichen Ecke der Vorburg ist am spitzbogigen Portal 1548 bez. Im oberen Geschoss wurde nachträglich der Grundstein eingelassen: „Do disz Mauer angefangen war, Graf Jorg den ersten Stein legt dar, des Augusts achtzehenden behalt, funffzehen hundert sechs virtzih zalt - 1546“. 1549 waren der Eckturm und die anschließende Mauer vollendet.

Das zweite Tor besteht aus dem eigentlichen spitzbogigen Tor sowie einem kleinen Torhaus. Im Scheitel des Spitzbogentores sitzt der Wappenstein des Grafen Philipp von Ysenburg-Büdingen und seiner Gemahlin Amalie von Rieneck, 1527. Am dritten Tor (Ende 15. Jh.) gab es ursprünglich eine Zugbrücke, einfach profiliertes Spitzbogentor, dekorativer Wappenstein von 1523 nachträglich eingesetzt. Der Torbau wurde nachträglich durch einen Rundturm auf der linken Seite flankiert. Der dreieckige Erker links des Tores gehört zur Wachstube und wurde 1529 angebaut. Ein Erker rechts des Tores, der unten spitz und oben halbrund ist, gehört mit dem Torbogen zusammen dem 15. Jh. an. Hinter dem Brunnen befindet sich in der Brunnenstube das eindrucksvolle hölzerne Tretrad (16. Jh.), mit dessen Hilfe einst die Wassereimer hochgezogen worden sind. Der aus Quadern mit altertümlichen Steinmetzzeichen gemauerte Brunnenschacht dürfte in das 16. Jh. zu datieren sein.

Am vierten Tor treffen nahezu alle Bauepochen der Burg zusammen. Der äußere Torbogen von 1570 ist z.T. auf die Eckquaderung des 14. Jh. aufgesetzt. Der Torweg ist durch ein Kreuzgratgewölbe mit Resten der renaissancezeitlichen Gewölbebemalung im ersten Joch überdeckt. Das Tor zum Burghof ist 1541 datiert, das seitliche Gewände ist auch hier spätmittelalterlich. 1570 wurde das Torhaus durch einen Wohnbau, den Zinzendorfbau, überbaut.Baumeister war Conrad Leonhard.

Der Innenhof. Der Zinzendorfbau hat zum Hof hin einen mit Blendmaßwerk reich verzierten Erker (vgl. Büdingen), mit den Wappen des Grafen Heinrich von Ysenburg und seiner Gemahlin Maria von Rappoltstein, am Treppenturm bez. 1570. Der im 18. Jh. entstandene Zinzendorfsaal (damals als Kapelle der Religionsgemeinschaft eingerichtet) nimmt das gesamte Geschoss über dem Torhaus ein und hat seitlich zum Hof sowie mittig nach außen jeweils einen rechteckigen gotisierend überwölbten Erker mit Rippengewölben, der Raum stammt einschließlich der Fenster und Erker aus der Bauzeit von 1570; ob er ursprünglich unterteilt war, ist nicht mehr sicher festzustellen.

Zwischen Zinzendorfbau und Bergfried befindet sich ein schmaler Trakt mit zwei Treppen von 1570-71 zum Zinzendorferbau einerseits (Portale mit einem dreieckigen oberen Abschluss und gestäbtem Gewände) und zum Wendeltreppenturm am Bergfried andererseits; dieser stammt aus dem späten 15. Jh. und besaß ursprünglich einen direkten Hofzugang. Der Bergfried hat einen runden Grundriss. Der Aufsatz mit dem Turmhelm entstand zwischen 1576 und 1581. Baumeister war Joris Robin aus Ypern. Der Helm hat über einem geschlossenen Geschoss einen offenen Umgang mit Balustrade, in den vier Hauptrichtungen durch einen kleinen übergiebelten Vorbau unterbrochen, durch den der Umgang hindurchführt. Darüber sitzt eine aus Quadern gemauerte Kuppel mit einer Laterne. Der Turmhelm gehört zu den bemerkenswerten Renaissancearchitekturen in Hessen, an italienischen Kuppellaternen dieser Zeit orientiert. Das dünnere Mauerwerk des obersten Geschosses zeigt im Norden beginnend und im Süden endend (über die westliche Rundung laufend) Steinstufen einer in die Mauer eingelassene Treppe. Dieser Teil des Bauwerks muss also zum Renaissancehelm gehören. Die beiden unteren Geschosse des Bergfrieds waren ursprünglich nur durch ein Loch im Gewölbe zugänglich. 1581 baute man größere Fenster und einen Zugang ein und nutzte sie seither zu Wohnzwecken.

Der spätmittelalterliche Wohn- und Saalbau nimmt die westliche Schmalseite des Burghofes ein. Mittig vor ihm steht über dem Kellerhals ein runder Treppenturm aus dem 15. Jh. Ein nochmaliger Anbau ist die niedrige Fachwerküberdachung des Kellerzugangs vor dem Treppenturm, 1555, mit Fachwerkstübchen. Die Hofstube im Erdgeschoss ist ein gewölbter Saal mit Mittelstütze, mit einem größeren Erker an der Schmalseite, dessen reiches Rippengewölbe ornamental bemalt und mit der Bauinschrift „1546 21 May“ versehen ist. Gegenüber dem Haupteingang befindet sich der frühere Kaminmantel eines großen Saalkamins (14. Jh.), nachträglich zu einem Küchenkamin verändert und erst in dritter Funktion als Heizkammer für den Stubenofen in der Hofstube genutzt. Der heutige Innenausbau samt der Küche in diesem Geschoss stammt aus dem späten 16. Jh.

Drei Gebäude, Neuer Wohnbau, alter Bau und Backhaus, bilden den Nordflügel. Den Grundstein zum neuen viergeschossigen Wohnbau legte 1573 Elisabeth von Gleichen-Tonna, zweite Gemahlin des Grafen Heinrich (Wappen und Inschrift). Zwei hohe Erker bzw. Standerker rahmen das Hauptportal. Der linke hat in den beiden Hauptgeschossen Blendmaßwerk und im untersten Geschoss die Wappen der Bauherren, der rechte sorgfältig mit schachbrettartigem Muster bearbeitete Spiegelquader. Das oberste Geschoss des Baues ging bei einem Brand 1621 weitgehend verloren. Unter dem linken Erker führt ein Portal von 1537 in die „Apotheke“, daneben befindet sich ein Stein mit dem Christusmonogramm IHS. Den Bereich vom Erker bis zum Saalbau nimmt der Alte Bau ein. Hofseits hat er ein Portal von 1572, im Kern gehört er aber ins 15. Jh. Im alten Teil des Mauerwerkes befinden sich außen eine kleine überdachte Schießscharte aus der Mitte des 16. Jh. und die zugemauerte Lichtnische für einen Abort. Das „Backhaus“ im Winkel zwischen Saalbau und Altem Bau wurde im späten 16. Jh. aufgestockt, auf der Außenseite ist es mit einem Renaissancegiebel versehen, der in zwei Geschossen Pilastergliederungen und S-Voluten sowie einen Halbkreisabschluss mit Fächerrosette aufweist. Beim Ausbau wurde außen ein Treppenturm direkt auf den Zwinger aufgesetzt.

Der Neue Wohnbau hat in allen Geschossen einen gewölbten Vorraum, der in einer Wendeltreppe mit gewundener Hohlspindel mündet, deren Rundung innerhalb des Gebäudes Platz gefunden hat. Im 1. Obergeschoss haben die segmentbogigen Portale noch Reste der ursprünglichen Farbfassung. Der Raum über der Apotheke reicht vom hofseitigen Erker bis zum äußeren Erker durch und hat zwei Kreuzrippengewölbe. Der hofseitige Erker ist mit einem reicheren Rippengewölbe versehen. Die Gewölbekappen zeigen florale Malereien, an den Wänden finden sich vereinzelt noch Beschlagwerkmalereien des späten 16. Jh. An der Trennwand zum Flur befindet sich ein Ofenloch für einen Kachelofen. Im 2. Obergeschoss wiederholt sich die bauliche Situation, hier ist der Raum oberhalb der Apotheke mit den aufwendigen figürlichen Malereien versehen: Christophorus, David und Goliath, Urteils Salomos, Ermordung Abels durch seinen Bruder Kain. Im Erker blickende zwei Grafen aus dem Fenster. Inschrift „FRID IST BESSER DENN KRIEG DIWEIL UNGEWIS IST DER SIG“. Mit gemalten Gewänden sind auch alle Portale eingefasst. Teilweise gibt es zwei Farbschichten, insbesondere an den Fenstern findet sich eine ältere Pflanzen-Säulen-Bemalung, offenbar von 1573, während die meisten figürlichen Bilder einer zweiten Ausstattungsphase angehören. Arbeiten des Gelnhäuser Malers E. Sanßdorffer kurz vor 1600 sind archivalisch gesichert. - In jedem Geschoss befindet sich an der Nahtstelle zwischen Altem und Neuen Wohnbau ein Abort. In Quellen werden als Nutzung des Neuen Wohnbaues das Appartement des Grafen Heinrich (1. Obergeschoss), das seiner Gemahlin sowie weiterer Angehöriger (2. Obergeschoss) sowie weitere Wohngemächer im 3. Obergeschoss genannt. Die Appartements bestehen aus einem beheizbaren Raum, in den Inventaren hier häufig als Gemach bezeichnet, dazu eine (Schlaf-) Kammer sowie ein Abort. - Der Ausgang vom Nordflügel der Burg über den Zwinger hinweg in den Vorbereich kann evt. der Zugang zu einem Abort gewesen sein. Der entsprechende Steinpfeiler hat jedenfalls einen breiten mittleren Schacht. Wir haben es sozusagen mit einem renaissancezeitlichen Dansker zu tun.

Würdigung

Die Ronneburg ist das namhafteste Beispiel für den Umbau einer spätmittelalterlichen Burg zu einem Renaissanceschloss, bei dem einerseits alle mittelalterlichen Teile erhalten blieben und andererseits alle zu Renaissancebauten überformt wurden, dies gilt selbst für den Bergfried. Insbesondere die Erker und zahlreiche datierte Baudetails lassen die mittelalterliche Burg wie einen Neubau der Renaissance wirken. Von besonderer architektonischer Bedeutung ist der Helm des Bergfrieds.

Literatur, Quellen

Simon, Ysenburg, 1865

Wagner, KDM Büdingen, 1890, S. 256-266

Nieß, Ronneburg, 1936

Nieß, Ysenburgische Burg, 1936

Nieß, Fresken, 1956

Nieß, Siebenhundert Jahre, 1959/61

Battenberg, Urkunden, 1976

Wirtler, Repräsentationsräume, 1987, S. 87-93

Kling, Ronneburg, 1993

Decker, Turmkuppel, 1999

Decker/Großmann, Ronneburg, 2000