Werleshausen, Herrenhaus: Unterschied zwischen den Versionen
Libnow (Diskussion | Beiträge) (Bilder eingefügt) |
Wolf (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 3: | Zeile 3: | ||
[[Bild:154_SL_03_WER_1205_34A.jpg|thumb]] | [[Bild:154_SL_03_WER_1205_34A.jpg|thumb]] | ||
==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | ==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | ||
Privatbesitz. Stadt Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis. | Privatbesitz. Stadt Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis. | ||
==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | |||
Martin Diede von Hanstein, 1556 erbaut, Treppenturm 1565 hinzugefügt. | ==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | ||
Martin Diede von Hanstein, 1556 erbaut, Treppenturm 1565 hinzugefügt. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Im 9. Jh. Besitz des Klosters Fulda. 1336 teilweise im Eigentum der von Hanstein genannt, die bis 1357 das Dorf vollständig erwarben. Lehnsherr war weiterhin Fulda. 1437 belehnte allerdings Landgraf Ludwig die von Bodenhausen mit dem halben Zehnten zu Werleshausen. Die von Hanstein blieben aber noch über das 16. Jh. hinaus der tonangebende Grundherr in Werleshausen. Der Bauherr war kaiserlicher Feldhauptmann und kämpfte 1547 gegen den Schmalkaldischen Bund. | Im 9. Jh. Besitz des Klosters Fulda. 1336 teilweise im Eigentum der von Hanstein genannt, die bis 1357 das Dorf vollständig erwarben. Lehnsherr war weiterhin Fulda. 1437 belehnte allerdings Landgraf Ludwig die von Bodenhausen mit dem halben Zehnten zu Werleshausen. Die von Hanstein blieben aber noch über das 16. Jh. hinaus der tonangebende Grundherr in Werleshausen. Der Bauherr war kaiserlicher Feldhauptmann und kämpfte 1547 gegen den Schmalkaldischen Bund. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Rechteckiger dreigeschossiger Bau mit einem runden Ecktürmchen an der Nordwestecke, rechteckigem Eckerker an der Südwestecke, polygonalem Ecktürmchen an der Südostecke und rundem Treppenturm vor der Südseite. Erdgeschoss massiv, Obergeschosse Fachwerk. | Rechteckiger dreigeschossiger Bau mit einem runden Ecktürmchen an der Nordwestecke, rechteckigem Eckerker an der Südwestecke, polygonalem Ecktürmchen an der Südostecke und rundem Treppenturm vor der Südseite. Erdgeschoss massiv, Obergeschosse Fachwerk. | ||
Der Treppenturm hat drei massive Geschosse und einen Fachwerkstock, er überragt die Dachtraufe. In den Putz des Erdgeschosses sind Quaderlinien eingeritzt. Erdgeschoss und Obergeschosse des polygonalen Ecktürmchens mit spitzbogigen Fenstern. An der Südwestecke Sockel des Eckerker zweifach vortragend, die Kanten sind abgefast. Eine Seite ist „1556“ bez. Portalgewände mit Fase und Kehle. Der Sturz ist leicht segmentbogig gewölbt und ruht auf zwei Konsolen, auf dem Sturz Inschrift: „WEZ GOD VEZDZAVT HAT WOL GEBAVBT V D M I E 1565“. Darüber rechteckiger Wappenstein mit Doppelwappen von Martin Diede v. Hanstein / Margaretha von Hauben. Fenster am Treppenturm rechteckig, mit Falz und Kehle. Knapp unter der Höhe der Dachtraufe kragt der Turm auf einem Kehlengesims leicht vor, etwas darüber setzt das Fachwerkgeschoss an. | Der Treppenturm hat drei massive Geschosse und einen Fachwerkstock, er überragt die Dachtraufe. In den Putz des Erdgeschosses sind Quaderlinien eingeritzt. Erdgeschoss und Obergeschosse des polygonalen Ecktürmchens mit spitzbogigen Fenstern. An der Südwestecke Sockel des Eckerker zweifach vortragend, die Kanten sind abgefast. Eine Seite ist „1556“ bez. Portalgewände mit Fase und Kehle. Der Sturz ist leicht segmentbogig gewölbt und ruht auf zwei Konsolen, auf dem Sturz Inschrift: „WEZ GOD VEZDZAVT HAT WOL GEBAVBT V D M I E 1565“. Darüber rechteckiger Wappenstein mit Doppelwappen von Martin Diede v. Hanstein / Margaretha von Hauben. Fenster am Treppenturm rechteckig, mit Falz und Kehle. Knapp unter der Höhe der Dachtraufe kragt der Turm auf einem Kehlengesims leicht vor, etwas darüber setzt das Fachwerkgeschoss an. | ||
Fachwerk des Wohnbaus in beiden Geschossen drei Gefache hoch. Schwellen mit Wulst profiliert. Viertelkreis-Füllhölzer. In der Brüstungszone des ersten Obergeschosses befinden sich in den fensterlosen Gefachen jeweils zwei Andreaskreuze nebeneinander, im Geschoss darüber durchgehend steile Fußbänder. Wahrscheinlich gab es die Andreaskreuze früher in allen Gefachen, sie wurden offensichtlich bei Veränderung der Fenster entfernt. Verstrebung durch jeweils Kopf- und Fußstreben, die sich überkreuzen. Der Brustriegel lief ursprünglich in beiden Geschossen durch und war mit einem Rundstab profiliert, z.T. noch erhalten. | Fachwerk des Wohnbaus in beiden Geschossen drei Gefache hoch. Schwellen mit Wulst profiliert. Viertelkreis-Füllhölzer. In der Brüstungszone des ersten Obergeschosses befinden sich in den fensterlosen Gefachen jeweils zwei Andreaskreuze nebeneinander, im Geschoss darüber durchgehend steile Fußbänder. Wahrscheinlich gab es die Andreaskreuze früher in allen Gefachen, sie wurden offensichtlich bei Veränderung der Fenster entfernt. Verstrebung durch jeweils Kopf- und Fußstreben, die sich überkreuzen. Der Brustriegel lief ursprünglich in beiden Geschossen durch und war mit einem Rundstab profiliert, z.T. noch erhalten. | ||
Wirtschaftshof mit jüngeren Gebäuden, zusammen mit dem Wohnhaus hat der Hof U-Form und öffnet sich zur Werra hin. | Wirtschaftshof mit jüngeren Gebäuden, zusammen mit dem Wohnhaus hat der Hof U-Form und öffnet sich zur Werra hin. | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Beispiel für ein kleines Herrenhaus, das lediglich vom Bautyp her mit Erker und Treppenturm geläufige „Renaissance“-Formen aufgreift. | Beispiel für ein kleines Herrenhaus, das lediglich vom Bautyp her mit Erker und Treppenturm geläufige „Renaissance“-Formen aufgreift. | ||
==Literatur, Quellen== | |||
Hanstein, Geschlechts-Tafeln, 1908, Tf. 3a | ==Literatur, Quellen== | ||
Hanstein, Geschlechts-Tafeln, 1908, Tf. 3a | |||
Bleibaum, Witzenhausen, 1971, S. 190-193, bes. S. 192. | Bleibaum, Witzenhausen, 1971, S. 190-193, bes. S. 192. |
Version vom 28. Juni 2013, 16:24 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Privatbesitz. Stadt Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Martin Diede von Hanstein, 1556 erbaut, Treppenturm 1565 hinzugefügt.
Geschichte
Im 9. Jh. Besitz des Klosters Fulda. 1336 teilweise im Eigentum der von Hanstein genannt, die bis 1357 das Dorf vollständig erwarben. Lehnsherr war weiterhin Fulda. 1437 belehnte allerdings Landgraf Ludwig die von Bodenhausen mit dem halben Zehnten zu Werleshausen. Die von Hanstein blieben aber noch über das 16. Jh. hinaus der tonangebende Grundherr in Werleshausen. Der Bauherr war kaiserlicher Feldhauptmann und kämpfte 1547 gegen den Schmalkaldischen Bund.
Baugeschichtliche Bedeutung
Rechteckiger dreigeschossiger Bau mit einem runden Ecktürmchen an der Nordwestecke, rechteckigem Eckerker an der Südwestecke, polygonalem Ecktürmchen an der Südostecke und rundem Treppenturm vor der Südseite. Erdgeschoss massiv, Obergeschosse Fachwerk.
Der Treppenturm hat drei massive Geschosse und einen Fachwerkstock, er überragt die Dachtraufe. In den Putz des Erdgeschosses sind Quaderlinien eingeritzt. Erdgeschoss und Obergeschosse des polygonalen Ecktürmchens mit spitzbogigen Fenstern. An der Südwestecke Sockel des Eckerker zweifach vortragend, die Kanten sind abgefast. Eine Seite ist „1556“ bez. Portalgewände mit Fase und Kehle. Der Sturz ist leicht segmentbogig gewölbt und ruht auf zwei Konsolen, auf dem Sturz Inschrift: „WEZ GOD VEZDZAVT HAT WOL GEBAVBT V D M I E 1565“. Darüber rechteckiger Wappenstein mit Doppelwappen von Martin Diede v. Hanstein / Margaretha von Hauben. Fenster am Treppenturm rechteckig, mit Falz und Kehle. Knapp unter der Höhe der Dachtraufe kragt der Turm auf einem Kehlengesims leicht vor, etwas darüber setzt das Fachwerkgeschoss an.
Fachwerk des Wohnbaus in beiden Geschossen drei Gefache hoch. Schwellen mit Wulst profiliert. Viertelkreis-Füllhölzer. In der Brüstungszone des ersten Obergeschosses befinden sich in den fensterlosen Gefachen jeweils zwei Andreaskreuze nebeneinander, im Geschoss darüber durchgehend steile Fußbänder. Wahrscheinlich gab es die Andreaskreuze früher in allen Gefachen, sie wurden offensichtlich bei Veränderung der Fenster entfernt. Verstrebung durch jeweils Kopf- und Fußstreben, die sich überkreuzen. Der Brustriegel lief ursprünglich in beiden Geschossen durch und war mit einem Rundstab profiliert, z.T. noch erhalten.
Wirtschaftshof mit jüngeren Gebäuden, zusammen mit dem Wohnhaus hat der Hof U-Form und öffnet sich zur Werra hin.
Würdigung
Beispiel für ein kleines Herrenhaus, das lediglich vom Bautyp her mit Erker und Treppenturm geläufige „Renaissance“-Formen aufgreift.
Literatur, Quellen
Hanstein, Geschlechts-Tafeln, 1908, Tf. 3a
Bleibaum, Witzenhausen, 1971, S. 190-193, bes. S. 192.