Weilburg, Schloss: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Infobox Burg
| Abbildung = 153_SL_03_WEL_1287_07A.jpg
| Entstehungszeit =
| Baumaßnahme = 1533-39 Erweiterung Ostflügel, <br> 1540-45 Neubau Süd- und Westflügel, <br> um 1575 Treppenturm Westflügel und Neubau Nordflügel, <br> 1662 nördlicher Teil des Ostflügels, <br> 18. Jh. barocke Erweiterung und Veränderungen
| Bauherr = Grafen von Nassau
| Eigentümer = Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
| Ort = Weilburg
| Kreis = Limburg-Weilburg
| X = 67 <!-- WGS84: 8.261694° E -->
| Y = 204 <!-- WGS84: 50.485912° N -->
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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Kreis Limburg-Weilburg.
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Kreis Limburg-Weilburg.


==Bauherr, Grunddaten, Zustand==
==Bauherr, Grunddaten, Zustand==
Spätmittelalterlicher Bauteil im Ostflügel, 1533-39 nach Süden erweitert. Neubau Süd- und Westflügel 1540-45, Treppenturm Westflügel und Neubau Nordflügel um 1575. Grafen von Nassau. Nördlicher Teil des Ostflügels 1662. Barocke Erweiterung und Veränderungen im 18. Jh. Baumeister sind Niklas Schickedanz (1538), Balthasar Wolff (zwischen 1539 und 1548), Ludwig Kempff (1560 bis 1573) und Georg Robin (1572 [?] bis 1578).
Spätmittelalterlicher Bauteil im Ostflügel, 1533-39 nach Süden erweitert. Neubau Süd- und Westflügel 1540-45, Treppenturm Westflügel und Neubau Nordflügel um 1575. Grafen von Nassau. Nördlicher Teil des Ostflügels 1662. Barocke Erweiterung und Veränderungen im 18. Jh. Baumeister sind Niklas Schickedanz (1538), Balthasar Wolff (zwischen 1539 und 1548), Ludwig Kempff (1560 bis 1573) und Georg Robin (1572? bis 1578).


==Geschichte==
==Geschichte==
Der im frühen 10. Jh. genannte Ort gelangte durch kaiserliche Schenkung in den Besitz des Bischofs von Worms und wurde von Vögten verwaltet. Den Grafen von Nassau gelangt als Vögten die Bildung einer eigenständigen Herrschaft. In Folge mehrerer Teilungen wird Weilburg 1355 Residenz einer kleinen Herrschaft Nassau-Weilburg, walramische Linie der Grafen). Unter Philipp III. (reg. 1523-59) begann der großzügige Ausbau zum Renaissanceschloss. Bis um 1740 blieb Weilburg ständige Residenz der Haupt- oder einer Nebenlinie der Nassauer. Nach der Annektion Nassaus durch Preußen 1866 Privatbesitz, 1935 an den Staat verkauft und als Museum eingerichtet.
Der im frühen 10. Jh. genannte Ort gelangte durch kaiserliche Schenkung in den Besitz des Bischofs von Worms und wurde von Vögten verwaltet. Den Grafen von Nassau gelingt als Vögten die Bildung einer eigenständigen Herrschaft. In Folge mehrerer Teilungen wird Weilburg 1355 Residenz einer kleinen Herrschaft Nassau-Weilburg (Walramische Linie der Grafen). Unter Philipp III. (reg. 1523-59) begann der großzügige Ausbau zum Renaissanceschloss. Bis um 1740 blieb Weilburg ständige Residenz der Haupt- oder einer Nebenlinie der Nassauer. Nach der Annexion Nassaus durch Preußen 1866 Privatbesitz, 1935 an den Staat verkauft und als Museum eingerichtet.


==Baugeschichtliche Bedeutung==
==Baugeschichtliche Bedeutung==
Schloss Weilburg liegt gemeinsam mit der historischen Stadt auf einem Felsrücken innerhalb einer engen Flussschleife der Lahn. Das Kernschloss besteht aus vier unregelmäßigen, weitgehend zweigeschossigen Flügeln um einen viereckigen Innenhof. Südlich des Kernschlosses liegen Schlosspark und Schlosskirche, nördlich die barock erneuerte Vorburg über den Resten der älteren Vorburg, die sich direkt oberhalb der historischen Lahnbrücke befindet.
Schloss Weilburg liegt gemeinsam mit der historischen Stadt auf einem Felsrücken innerhalb einer engen Flussschleife der Lahn. Das Kernschloss besteht aus vier unregelmäßigen, weitgehend zweigeschossigen Flügeln um einen viereckigen Innenhof. Südlich des Kernschlosses liegen Schlosspark und Schlosskirche, nördlich die barock erneuerte Vorburg über den Resten der älteren Vorburg, die sich direkt oberhalb der historischen Lahnbrücke befindet.


Süd- und Westflügel sind weitgehend einheitlich gestaltet, die Nordflügel ist ihnen äußerlich angepasst und hat zu Hof hin eine Arkadenfront; der Ostflügel ist soweit an die Hangkante vorgeschoben, dass der Hof zusätzliche Fläche erhalten hat. Die Hoffassade des Ostflügels dürfte der Außenkante der mittelalterlichen Burg entsprechen; allerdings ist bereits der - einzig erhaltene – spätmittelalterliche Bau über diese Linie hinausgeschoben (s.u., Ostflügel).
Süd- und Westflügel sind weitgehend einheitlich gestaltet, der Nordflügel ist ihnen äußerlich angepasst und hat zum Hof hin eine Arkadenfront; der Ostflügel ist soweit an die Hangkante vorgeschoben, dass der Hof zusätzliche Fläche erhalten hat. Die Hoffassade des Ostflügels dürfte der Außenkante der mittelalterlichen Burg entsprechen; allerdings ist bereits der einzig erhaltene – spätmittelalterliche Bau über diese Linie hinausgeschoben (s. u., Ostflügel).


Westflügel. Die Außenseite des dem Schlossplatz zugewandten Westflügels wird von einem Eckerker (links, nördlich) und dem Verbindungsgang zum jüngeren Orangerieanbau (rechts) eingefasst. Der Gang verdeckt die rechte von zwei Fensterachsen, die die Giebelseite des Südflügels markieren. Dieser Giebel ist gegenüber der übrigen Westfassade um einen dreiviertel Meter zurückversetzt und wirkt wie ein breiter Zwerchgiebel, er ist an der Giebelspitze 1545 datiert. Er hat seitlich des unteren Giebelgeschosses eine den Zwerchgiebeln entsprechende Rahmung auf einer niedrigen Brüstung. Von Süd nach Nord folgen die Tordurchfahrt und daneben ein halbrunder, weit vorragender turmartiger Vorbau, über den beiden Achsen im Dachgeschoss ein jüngerer Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Dreiecksabschluss.
Westflügel. Die Außenseite des dem Schlossplatz zugewandten Westflügels wird von einem Eckerker (links, nördlich) und dem Verbindungsgang zum jüngeren Orangerieanbau (rechts) eingefasst. Der Gang verdeckt die rechte von zwei Fensterachsen, die die Giebelseite des Südflügels markieren. Dieser Giebel ist gegenüber der übrigen Westfassade um einen dreiviertel Meter zurückversetzt und wirkt wie ein breiter Zwerchgiebel, er ist an der Giebelspitze 1545 datiert. Er hat seitlich des unteren Giebelgeschosses eine den Zwerchgiebeln entsprechende Rahmung auf einer niedrigen Brüstung. Von Süd nach Nord folgen die Tordurchfahrt und daneben ein halbrunder, weit vorragender turmartiger Vorbau, über den beiden Achsen im Dachgeschoss ein jüngerer Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Dreiecksabschluss.
Die Tordurchfahrt ist rundbogig, unten mit breiter Fase, im Bogen mit Kehle profiliert. Am rechten Gewände eine ungewöhnliche Form der senkrechten Datierung in den übereinander sitzenden Zahlen 3451, von unten zu lesen 1543. Nach Norden schließen sich ohne Baufugen sechs Fensterachsen an, über der 2. und 4. jeweils ein einachsiger Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Kleeblattaufsatz. Diese Zwerchgiebel werden seitlich von Pilastern gerahmt, unter dem Fenster und als Abschluss des Vollgeschosses horizontales Gesims. Die Rahmung des Kleeblattgiebels kragt auf einer Kehle leicht vor und überschneidet sich an den Kreuzungspunkten. Die Zugehörigkeit des Westflügels zur Bauphase des Südflügels (1540-45, s.u.) ist damit eindeutig.
Die Tordurchfahrt ist rundbogig, unten mit breiter Fase, im Bogen mit Kehle profiliert. Am rechten Gewände eine ungewöhnliche Form der senkrechten Datierung in den übereinander sitzenden Zahlen 3451, von unten zu lesen 1543. Nach Norden schließen sich ohne Baufugen sechs Fensterachsen an, über der 2. und 4. jeweils ein einachsiger Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Kleeblattaufsatz. Diese Zwerchgiebel werden seitlich von Pilastern gerahmt, unter dem Fenster und als Abschluss des Vollgeschosses horizontales Gesims. Die Rahmung des Kleeblattgiebels kragt auf einer Kehle leicht vor und überschneidet sich an den Kreuzungspunkten. Die Zugehörigkeit des Westflügels zur Bauphase des Südflügels (1540-45, s. u.) ist damit eindeutig.


Gekuppelte Zwillingsfenster mit doppelter Kehle im Erdgeschoss bzw. leichtem Stabwerk aus Rundstab, Falz und tiefer Kehle im Obergeschoss sowie über einem Karniesprofil leicht vorgezogen Fenstersohlbänken, was als eine Hierarchisierung zu verstehen ist. In den zwei Achsen links vom Turm befinden sich im Erdgeschoss heute drei einfache Fenster, ursprünglich handelte es sich um zwei Zwillingsfenster.
Gekuppelte Zwillingsfenster mit doppelter Kehle im Erdgeschoss beziehungsweise leichtem Stabwerk aus Rundstab, Falz und tiefer Kehle im Obergeschoss sowie über einem Karniesprofil leicht vorgezogen Fenstersohlbänken, was als eine Hierarchisierung zu verstehen ist. In den zwei Achsen links vom Turm befinden sich im Erdgeschoss heute drei einfache Fenster, ursprünglich handelte es sich um zwei Zwillingsfenster.


Der halbrunde Turm neben dem Tor hat im unteren Geschoss zwei erneuerte schmale Türen ohne Profil und im 1. Obergeschoss Fenster mit Rundstab und Karniesprofil, ähnlich den übrigen Fenstern. Das zweite Obergeschoss des Turms über der durchgehenden Dachtraufe ist im 18. Jh. offenbar in Fachwerk mit holzgerahmten Fenstern versehen worden.
Der halbrunde Turm neben dem Tor hat im unteren Geschoss zwei erneuerte schmale Türen ohne Profil und im 1. Obergeschoss Fenster mit Rundstab und Karniesprofil, ähnlich den übrigen Fenstern. Das zweite Obergeschoss des Turms über der durchgehenden Dachtraufe ist im 18. Jh. offenbar in Fachwerk mit holzgerahmten Fenstern versehen worden.
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Hofseitig wird der Westflügel durch den sieben Geschosse hohen Schlossturm gegliedert, links von ihm zwei Fensterachsen bis zur Hofseite des Südflügels, in der linken befindet sich die Tordurchfahrt. Zwischen beiden Geschossen dort abgearbeitete Konsolen eines Außengangs (vgl. Südflügel), der den Treppenturm mit dem Südflügel verband. Rechts des Turms Zwerchgiebel, entsprechend der Außenseite. In der mittleren Achse rundbogiges Portal.
Hofseitig wird der Westflügel durch den sieben Geschosse hohen Schlossturm gegliedert, links von ihm zwei Fensterachsen bis zur Hofseite des Südflügels, in der linken befindet sich die Tordurchfahrt. Zwischen beiden Geschossen dort abgearbeitete Konsolen eines Außengangs (vgl. Südflügel), der den Treppenturm mit dem Südflügel verband. Rechts des Turms Zwerchgiebel, entsprechend der Außenseite. In der mittleren Achse rundbogiges Portal.


Der Turm („Stadtpfeiferturm“), errichtet um 1568/72 als Ersatz für einen um 1570 abgebrochenen Turm (Bergfried), ist polygonal und hat einen hohen Sockel, der mit einem Karniesprofil auf Kämpferhöhe des Portals endet. Das Portal sitzt an der Vorderseite (Ostseite). Es ist rundbogig in rechteckigem Rahmen aus Löwensockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit Konsölchenfries und Zahnschnittgesims. Gewände mit einfachen Pfeilern, Archivolte mit vertieften Spiegeln mit Kreisornamenten, Zwickel mit Blattwerk. Darüber rechteckiges Feld mit Doppelwappen (Nassau-Weilburg / Nassau-Dillenburg, also Albrecht von Nassau, verh. 1559, + 1593), von zwei Löwen gehalten, die zugleich die Funktion von Hermen haben, über ihnen eingerollte Kapitelle und verkröpftes Gebälk mit Konsölchenfries. Dreiecksgiebel mit Obelisk auf der Spitze. Fenster darüber rechteckig, gekuppelt mit segmentbogigen Rahmen und spitzbogigen Tympana über beiden Fensterteilen (sphärische Dreiecke), beiden Rahmungen mit Kehle profiliert, die Felder mit Rosetten und Kreisen, vgl. Nordfassade. Der Turm schließt über dem 5. Obergeschoss mit einer Balustrade, der geschweifte Helm verjüngt sich und endet in einer offenen Laterne.
Der Turm (‚Stadtpfeiferturm‘), errichtet um 1568/72 als Ersatz für einen um 1570 abgebrochenen Turm (Bergfried), ist polygonal und hat einen hohen Sockel, der mit einem Karniesprofil auf Kämpferhöhe des Portals endet. Das Portal sitzt an der Vorderseite (Ostseite). Es ist rundbogig in rechteckigem Rahmen aus Löwensockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit Konsölchenfries und Zahnschnittgesims. Gewände mit einfachen Pfeilern, Archivolte mit vertieften Spiegeln mit Kreisornamenten, Zwickel mit Blattwerk. Darüber rechteckiges Feld mit Doppelwappen (Nassau-Weilburg / Nassau-Dillenburg, also Albrecht von Nassau, verheiratet 1559, gestorben 1593), von zwei Löwen gehalten, die zugleich die Funktion von Hermen haben, über ihnen eingerollte Kapitelle und verkröpftes Gebälk mit Konsölchenfries. Dreiecksgiebel mit Obelisk auf der Spitze. Fenster darüber rechteckig, gekuppelt mit segmentbogigen Rahmen und spitzbogigen Tympana über beiden Fensterteilen (sphärische Dreiecke), beide Rahmungen mit Kehle profiliert, die Felder mit Rosetten und Kreisen (vgl. Nordfassade). Der Turm schließt über dem 5. Obergeschoss mit einer Balustrade, der geschweifte Helm verjüngt sich und endet in einer offenen Laterne.


Westflügel, Inneres. Hoher Treppenturm mit gewundener Hohlspindel, an den Stufen Steinmetzzeichen. Farbfassungen: Architekturbemalung mit Pilastern sowie barocke aufgemalte Figuren in Nischen. Dieser breite Treppenturm reicht bis zum Dachgeschoss, dann schließt sich ein schmaler Treppenturmanbau mit einer einfacheren gewundenen Spindel an, Steinstufen bis zum zweiten Obergeschoss dieses Teils. Erstes Obergeschoss gewölbt, einfachere rundbogige erneuerte Tür mit alten Beschlägen. Zweites Obergeschoss dieses Teils mit einem sehr hohen Raum, ursprünglicher Fußboden, Reste roter Farbfassung in den Fensterleibungen, Gewölbeansätze etwa auf zwei Meter Höhe durch einzelne Quader, aber offenbar nicht ausgeführt. Das tatsächliche Gewölbe bei etwa vier Meter Höhe als sternförmiges Gratgewölbe. Die Tür in den Raum ist eine Eisentür mit von außen zu bedienender Luke, also wohl vorübergehende Zellennutzung. Die Fenster sind vergittert. Oberstes Geschoss mit achteckigem Raum, Eisenplattenofen mit Wappen und Knorpelstilmaske. Der Raum wird von einer umlaufenden Galerie mit verklammertem Sandsteinfußboden und Holzgeländer eingefasst. Vom Treppenturmabgang aus ist die Beschickung des Ofens möglich.
Westflügel, Inneres. Hoher Treppenturm mit gewundener Hohlspindel, an den Stufen Steinmetzzeichen. Farbfassungen: Architekturbemalung mit Pilastern sowie barocke aufgemalte Figuren in Nischen. Dieser breite Treppenturm reicht bis zum Dachgeschoss, dann schließt sich ein schmaler Treppenturmanbau mit einer einfacheren gewundenen Spindel an, Steinstufen bis zum zweiten Obergeschoss dieses Teils. Erstes Obergeschoss gewölbt, einfachere rundbogige erneuerte Tür mit alten Beschlägen. Zweites Obergeschoss dieses Teils mit einem sehr hohen Raum, ursprünglicher Fußboden, Reste roter Farbfassung in den Fensterlaibungen, Gewölbeansätze etwa auf zwei Meter Höhe durch einzelne Quader, aber offenbar nicht ausgeführt. Das tatsächliche Gewölbe bei etwa vier Meter Höhe als sternförmiges Gratgewölbe. Die Tür in den Raum ist eine Eisentür mit von außen zu bedienender Luke, also wohl vorübergehende Zellennutzung. Die Fenster sind vergittert. Oberstes Geschoss mit achteckigem Raum, Eisenplattenofen mit Wappen und Knorpelstilmaske. Der Raum wird von einer umlaufenden Galerie mit verklammertem Sandsteinfußboden und Holzgeländer eingefasst. Vom Treppenturmabgang aus ist die Beschickung des Ofens möglich.


In den Westflügel führt zwischen Treppenturm und Nordflügel ein rundbogiges Tor mit einem Karniesprofil, eine Nachfolgeform des Stabwerks. Die Isometrie von Hoer zeigt hier in der Nähe Pferdeboxen, es dürfte also eine Art Marstalleingang sein.
In den Westflügel führt zwischen Treppenturm und Nordflügel ein rundbogiges Tor mit einem Karniesprofil, eine Nachfolgeform des Stabwerks. Die Isometrie von Hoer zeigt hier in der Nähe Pferdeboxen, es dürfte also eine Art Marstalleingang sein.


Im Erdgeschoss gab es nächst der Tordurchfahrt eine gewölbte und mit einem Ofen ausgestattete Pförtnerstube sowie eine Nebenkammer. Daran schloss sich ein zweischiffiger, durch sechs Rundpfeiler unterteilter langer Raum an, der seit seiner Aufteilung durch einen Mittelflur im 18. Jh. teilweise als Schlossküche (Nordraum) genutzt wurde. Im Obergeschoss wurden hinter der Wendeltreppe in seiner südlichen Hälfte durch einen kurzen Flur drei Appartements aus Stube und Kammer erschlossen sowie nördlich eine größere Stube, zu der ein Vorraum, jedoch keine Kammer gehörte. Der dieser Stube bereichernde Eckerker hat ein verspieltes gotisierendes Gewölbe mit einem Rippenbogen, bei dem zwei aneinander vorbeizielende Rippen mit einer „Eisenschraube“ verbunden sind, dieses Stück samt Schraube insgesamt aus einem Stein gehauen. Der Wappenschlussstein Nassau/Ysenburg datiert den Erker eindeutig auf die Bauphase zwischen 1541 und 1559, in diesem Fall also um 1545. Das Gewölbe ist damit rund ein Jahrzehnt älter als das vom gleichen Baumeister, Wolff, geschaffene Schloss mit ähnlichen Gewölben in Neuenstein in Hohenlohe (zwischen 1555 und 1568 für Graf Ludwig Casimir von Hohenlohe errichtet). - Das Dachwerk über dem Westflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.).
Im Erdgeschoss gab es nächst der Tordurchfahrt eine gewölbte und mit einem Ofen ausgestattete Pförtnerstube sowie eine Nebenkammer. Daran schloss sich ein zweischiffiger, durch sechs Rundpfeiler unterteilter langer Raum an, der seit seiner Aufteilung durch einen Mittelflur im 18. Jh. teilweise als Schlossküche (Nordraum) genutzt wurde. Im Obergeschoss wurden hinter der Wendeltreppe in seiner südlichen Hälfte durch einen kurzen Flur drei Appartements aus Stube und Kammer erschlossen sowie nördlich eine größere Stube, zu der ein Vorraum, jedoch keine Kammer gehörte. Der diese Stube bereichernde Eckerker hat ein verspieltes gotisierendes Gewölbe mit einem Rippenbogen, bei dem zwei aneinander vorbeizielende Rippen mit einer ‚Eisenschraube‘ verbunden sind, dieses Stück samt Schraube insgesamt aus einem Stein gehauen. Der Wappenschlussstein Nassau/Ysenburg datiert den Erker eindeutig auf die Bauphase zwischen 1541 und 1559, in diesem Fall also um 1545. Das Gewölbe ist damit rund ein Jahrzehnt älter als das vom gleichen Baumeister, Wolff, geschaffene Schloss mit ähnlichen Gewölben in Neuenstein in Hohenlohe (zwischen 1555 und 1568 für Graf Ludwig Casimir von Hohenlohe errichtet). Das Dachwerk über dem Westflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.).


Die Auswertung der Rechnungen erlaubt bislang keine sichere Zuordnung zum Westflügel (vgl. Semiller 1999, S. 43). Insbesondere Aufträge an die Steinmetzen Eberhardt und Chun für 12 Türen im Jahre 1555 sowie an Dill von Hossenhausen für Wendelstaffeln 1556 lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Die bislang unerkannte Tordatierung erlaubt aber eine eindeutige Zuweisung des Westflügels in eine gemeinsame Bauphase mit dem Südflügel.
Die Auswertung der Rechnungen erlaubt bislang keine sichere Zuordnung zum Westflügel (vgl. Semiller 1999, S. 43). Insbesondere Aufträge an die Steinmetzen Eberhardt und Chun für zwölf Türen im Jahre 1555 sowie an Dill von Hossenhausen für Wendelstaffeln 1556 lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Die bislang unerkannte Tordatierung erlaubt aber eine eindeutige Zuweisung des Westflügels in eine gemeinsame Bauphase mit dem Südflügel.


Nordflügel. Die Nordfassade umfasst die Nordmauer des Nordflügels und den Nordgiebel des älteren Westflügels. Dieser Giebel, der noch zur Bauphase von 1545 gehört, wird durch den Eckerker aus der gleichen Bauphase beschnitten. Der Erker selbst ist außen ausgesprochen schlicht und von daher zeitlich schwer einzuordnen, doch ist er durch ein Wappen im Innern eindeutig datiert. Zur Gliederung der Nordfassade dienen zwei fast gebäudehohe polygonale Erker jeweils in der dritten Fensterachse von außen. Sie kragen über dem Sockel dreiseitig vor und reichen durch einen Fachwerkaufbau bis in das Dachgeschoss. Sie haben auf jeder Seite ein einfaches Fenster, Gesimse unter den Fenstern und zwischen den Hauptgeschossen. Im östlichen Wandabschnitt gibt es einen, zwischen den beiden Erkern zwei einachsige Zwerchgiebel. Das Vollgeschoss der Zwerchgiebel wird von Pilastern gerahmt, horizontales Gesims unter den gekuppelten Fenstern und als Abschluss des Geschosses. Giebelgeschoss mit seitlichen S-Bögen mit Voluten, flache Dreiecksgiebel mit rechteckigem Aufsatz.
Nordflügel. Die Nordfassade umfasst die Nordmauer des Nordflügels und den Nordgiebel des älteren Westflügels. Dieser Giebel, der noch zur Bauphase von 1545 gehört, wird durch den Eckerker aus der gleichen Bauphase beschnitten. Der Erker selbst ist außen ausgesprochen schlicht und von daher zeitlich schwer einzuordnen, doch ist er durch ein Wappen im Innern eindeutig datiert. Zur Gliederung der Nordfassade dienen zwei fast gebäudehohe polygonale Erker jeweils in der dritten Fensterachse von außen. Sie kragen über dem Sockel dreiseitig vor und reichen durch einen Fachwerkaufbau bis in das Dachgeschoss. Sie haben auf jeder Seite ein einfaches Fenster, Gesimse unter den Fenstern und zwischen den Hauptgeschossen. Im östlichen Wandabschnitt gibt es einen, zwischen den beiden Erkern zwei einachsige Zwerchgiebel. Das Vollgeschoss der Zwerchgiebel wird von Pilastern gerahmt, horizontales Gesims unter den gekuppelten Fenstern und als Abschluss des Geschosses. Giebelgeschoss mit seitlichen S-Bögen mit Voluten, flache Dreiecksgiebel mit rechteckigem Aufsatz.


Die Fenster des Flügels haben im Erdgeschoss rechteckige Gewände mir doppelten Kehlen, im Obergeschoss sind es segmentbogige Gewände entsprechend dem Treppenturm des Westflügels. Nach Norden hat der Flügel zwei polygonale Erker auf einem Schwibbogenunterbau, wobei der Unterbau des rechten Erkers zugunsten von drei kräftigen Konsolen abgearbeitet wurde, offenbar wegen statischer Probleme. Diese Konstruktion dürfte eine Replik auf die beiden frühen Erker des Ostflügels sein.
Die Fenster des Flügels haben im Erdgeschoss rechteckige Gewände mir doppelten Kehlen, im Obergeschoss sind es segmentbogige Gewände entsprechend dem Treppenturm des Westflügels. Nach Norden hat der Flügel zwei polygonale Erker auf einem Schwibbogenunterbau, wobei der Unterbau des rechten Erkers zugunsten von drei kräftigen Konsolen abgearbeitet wurde, offenbar wegen statischer Probleme. Diese Konstruktion dürfte eine Replik auf die beiden frühen Erker des Ostflügels sein.
Die Hoffassade des Nordflügels besitzt im Erdgeschoss sechseinhalb offene rundbogige Arkaden, die linke besteht nur zur Hälfte. Die Arkaden ruhen auf kräftigen breiten Pfeilern mit Kämpfern, die Archivolten sind unprofiliert, nur die innere Laibung ist mit vertieften Spiegeln unter und über dem Kämpfer versehen. Den Pfeilern sind Doppelsäulen auf gemeinsamen Sockeln, mit ionischen Kapitellen vorgelagert. Die Arkaden wurden östlich durch einen weiteren Pfeiler gestützt, dessen Sockel heute freigelegt ist; der Pfeiler ist durch den nachträglichen Zwischenbau im Nordosten verdeckt. Das abschließende Gebälk aus einfach abgetrepptem Architrav, wulstigem Fries und gestuftem Gesims, teilweise mit Zahnschnitt, ist über den Säulen verkröpft. Säulen, Architrav und Fries sind marmoriert. Die Zwickel der Arkaden sind mit Rollwerk, Blattwerk, Masken und Figuren ornamentiert. Über den Vorkröpfungen im Obergeschoss Sockel mit Löwenmasken im Knorpelstil, 1662 von Heinrich Wend, Bremen, ergänzt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31), darüber Doppelsäulen mit korinthischen Kapitellen, 1590 hinzugefügt. Zwischen den Säulen je vier hölzerne Brüstungsfelder mit vier Fenstern. Schmales abschließendes Gesims.
Die Hoffassade des Nordflügels besitzt im Erdgeschoss sechseinhalb offene rundbogige Arkaden, die linke besteht nur zur Hälfte. Die Arkaden ruhen auf kräftigen, breiten Pfeilern mit Kämpfern, die Archivolten sind unprofiliert, nur die innere Laibung ist mit vertieften Spiegeln unter und über dem Kämpfer versehen. Den Pfeilern sind Doppelsäulen auf gemeinsamen Sockeln, mit ionischen Kapitellen vorgelagert. Die Arkaden wurden östlich durch einen weiteren Pfeiler gestützt, dessen Sockel heute freigelegt ist; der Pfeiler ist durch den nachträglichen Zwischenbau im Nordosten verdeckt. Das abschließende Gebälk aus einfach abgetrepptem Architrav, wulstigem Fries und gestuftem Gesims, teilweise mit Zahnschnitt, ist über den Säulen verkröpft. Säulen, Architrav und Fries sind marmoriert. Die Zwickel der Arkaden sind mit Rollwerk, Blattwerk, Masken und Figuren ornamentiert. Über den Vorkröpfungen im Obergeschoss Sockel mit Löwenmasken im Knorpelstil, 1662 von Heinrich Wend, Bremen, ergänzt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31), darüber Doppelsäulen mit korinthischen Kapitellen, 1590 hinzugefügt. Zwischen den Säulen je vier hölzerne Brüstungsfelder mit vier Fenstern. Schmales abschließendes Gesims.


Hinter den Arkaden im Erdgeschoss und Obergeschoss durchlaufende Gänge. Hinter der ersten Arkade von links befindet sich ein Portal zum Keller, Gewände mit „Ohren“ (barock erneuert) und flachem Dreiecksgiebel (renaisssancezeitlich). Hinter der zweiten und vierten Arkade gekuppelte Zwillingsfenster, mit Falz und Fase profiliert; sie gehören zur Hofstube. Dazwischen führt ein aufwendigeres Rundbogenportal zur Hofstube, es hat ein rechteckigen Rahmen mit diamantierten Sockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit wulstigem Fries; Gesims und Dreiecksgiebel mit Zahnschnitt. Hinter der fünften Arkade rechteckiges Portal, Gewände mit „Ohren“ und Dreiecksgiebel, mit kurzem Abstand folgt ein entsprechendes kleineres Portal zur einen Heizkammer, hinter der sechsten Arkade ein besonders prunkvolles Portal. Dies hat ein Kielbogenportal in rechteckigem Rahmen. Letzterer besteht aus Pilastern, seitlich rückspringend je ein weiterer Pilaster. Vor dem inneren Pilaster Freisäule mit korinthisierendem Kapitell, Sockel und Gebälk dreieckig vorspringend. Über dem Gebälk Kugelaufsatz, dahinter setzen sich die inneren Pilaster um ein Stück fort und schließen gleichfalls mit einem Gebälk ab, mit dem die Pilaster verkröpft sind. Darüber Segmentbogengiebel mit Wappenkartusche (Nassau). Über dem Kielbogen des Portals segmentbogiger Blendrahmen. An den Zwickeln Medaillons mit Büsten in Flachrelief. Vermutlich entstand dies Portal nicht gemeinsam mit dem Arkadenflügel um 1570, sondern bereits um 1550 wie zwei Portale am Ostflügel (s.u.) und wurde 1570 hier wiederverwendet.
Hinter den Arkaden im Erdgeschoss und Obergeschoss durchlaufende Gänge. Hinter der ersten Arkade von links befindet sich ein Portal zum Keller, Gewände mit ‚Ohren‘ (barock erneuert) und flachem Dreiecksgiebel (renaisssancezeitlich). Hinter der zweiten und vierten Arkade gekuppelte Zwillingsfenster, mit Falz und Fase profiliert; sie gehören zur Hofstube. Dazwischen führt ein aufwendigeres Rundbogenportal zur Hofstube, es hat ein rechteckigen Rahmen mit diamantierten Sockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit wulstigem Fries; Gesims und Dreiecksgiebel mit Zahnschnitt. Hinter der fünften Arkade rechteckiges Portal, Gewände mit „Ohren“ und Dreiecksgiebel, mit kurzem Abstand folgt ein entsprechendes kleineres Portal zur einen Heizkammer, hinter der sechsten Arkade ein besonders prunkvolles Portal. Dieses hat ein Kielbogenportal in rechteckigem Rahmen. Letzterer besteht aus Pilastern, seitlich rückspringend je ein weiterer Pilaster. Vor dem inneren Pilaster Freisäule mit korinthisierendem Kapitell, Sockel und Gebälk dreieckig vorspringend. Über dem Gebälk Kugelaufsatz, dahinter setzen sich die inneren Pilaster um ein Stück fort und schließen gleichfalls mit einem Gebälk ab, mit dem die Pilaster verkröpft sind. Darüber Segmentbogengiebel mit Wappenkartusche (Nassau). Über dem Kielbogen des Portals segmentbogiger Blendrahmen. An den Zwickeln Medaillons mit Büsten in Flachrelief. Vermutlich entstand dieses Portal nicht gemeinsam mit dem Arkadenflügel um 1570, sondern bereits um 1550 wie zwei Portale am Ostflügel (s. u.) und wurde 1570 hier wiederverwendet.
Auf den Rückseiten der Arkadenpfeiler befinden sich in Höhe der Kämpfer die Ansätze von Rippengewölben, denen zufolge der Arkadengang eine vollständige Wölbung erhalten sollte, Kreuzrippengewölbe mit Gurtbögen. In der Decke der östlichen Arkade ist die bestehende Balkenlage mit einem runden Einbau aus Holz versehen, die Mauer des Nordflügels ist in ganzer Höhe leicht ausgekehlt. Offensichtlich hat hier eine Wendeltreppe bestanden, wenn auch wohl nicht von Anfang an, sondern erst als Umbau; der Längsbalken ist für den Einbau durchgeschnitten worden.
Auf den Rückseiten der Arkadenpfeiler befinden sich in Höhe der Kämpfer die Ansätze von Rippengewölben, denen zufolge der Arkadengang eine vollständige Wölbung erhalten sollte, Kreuzrippengewölbe mit Gurtbögen. In der Decke der östlichen Arkade ist die bestehende Balkenlage mit einem runden Einbau aus Holz versehen, die Mauer des Nordflügels ist in ganzer Höhe leicht ausgekehlt. Offensichtlich hat hier eine Wendeltreppe bestanden, wenn auch wohl nicht von Anfang an, sondern erst als Umbau; der Längsbalken ist für den Einbau durchgeschnitten worden.


Im Dachgeschoss vier Zwerchgiebel aus Fachwerk, Eckständer mit Diamantquadern, einfache Streben mit Kopfknaggen, im Giebelgeschoss in der Mitte Andreaskreuz und Raute, seitlich gebogene Fußbänder. Giebellinie geschwungen. Profiliertes Gebälk. Je vier Fenster in den Zwerchgiebeln. Die Zwerchgiebel wurden 1659 von Hans Ludwig Gerber nach Entwurf von August Rumpf hinzugefügt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31).
Im Dachgeschoss vier Zwerchgiebel aus Fachwerk, Eckständer mit Diamantquadern, einfache Streben mit Kopfknaggen, im Giebelgeschoss in der Mitte Andreaskreuz und Raute, seitlich gebogene Fußbänder. Giebellinie geschwungen. Profiliertes Gebälk. Je vier Fenster in den Zwerchgiebeln. Die Zwerchgiebel wurden 1659 von Hans Ludwig Gerber nach Entwurf von August Rumpf hinzugefügt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31).


Nordflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befindet sich westlich eine Stube, durch einen Mitteleingang vom Arkadengang aus erschlossen, im Gewölbe vier Schlußsteine, einer mit Justitia und Jahreszahl 1572. Ursprünglich dürfte es sich um eine Gerichtsstube gehandelt haben, worauf das Bild der Justitia ebenso verweist wie die Bezeichnung der alten Hofstube im Ostflügel als „Hofstube“ in Plänen der Zeit um 1600, die Hofstube wurde also nicht in den Nordflügel verlagert, sondern blieb neben der Küche bestehen. Nach Osten schließt sich das (barocke) Marmorbad an, darauf folgt ein kleiner Raum mit hängendem Schlussstein, einer sehr verspielten Gewölbeform. Innenportal mit gemalter ionischer Rahmung. Eisenplattenofen bez. 1702, Johann Ernst.
Nordflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befindet sich westlich eine Stube, durch einen Mitteleingang vom Arkadengang aus erschlossen, im Gewölbe vier Schlußsteine, einer mit Justitia und Jahreszahl 1572. Ursprünglich dürfte es sich um eine Gerichtsstube gehandelt haben, worauf das Bild der Justitia ebenso verweist wie die Bezeichnung der alten Hofstube im Ostflügel als „Hofstube“ in Plänen der Zeit um 1600, die Hofstube wurde also nicht in den Nordflügel verlagert, sondern blieb neben der Küche bestehen. Nach Osten schließt sich das (barocke) Marmorbad an, darauf folgt ein kleiner Raum mit hängendem Schlussstein, einer sehr verspielten Gewölbeform. Innenportal mit gemalter ionischer Rahmung. Eisenplattenofen bezeichnet 1702, Johann Ernst.
 
Im Obergeschoss hat sowohl der westliche (in der noch zum Westflügel zählenden Stube, s. o.) wie der östliche Eckerker ein verspieltes gotisierendes Gewölbe, wenn auch etwas einfacher als dort. Die mittleren Erker sind barockisiert und daher nicht zu beurteilen.


Im Obergeschoss hat sowohl der westliche (in der noch zum Westflügel zählenden Stube, s.o.) wie der östliche Eckerker ein verspieltes gotisierendes Gewölbe, wenn auch etwas einfacher als dort. Die mittleren Erker sind barockisiert und daher nicht zu beurteilen.
Das Dachwerk über dem Nordflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.). Im Nordflügel findet sich jedoch eine vermutlich barocke Raumstruktur aus Appartements mit regelmäßiger Stellung von Schornsteinen; lediglich das Zwerchgiebelfachwerk dürfte älter (renaissancezeitlich) sein. Im letzten Raum nach Osten befindet sich ein zweietagiger Eisenplattenofen mit einer „1712 Johann Ernst“ datierten Eisenplatte vor steinernem Maueranschluss.


Das Dachwerk über dem Nordflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.). Im Nordflügel jedoch eine vermutlich barocke Raumstruktur aus Appartements mit regelmäßiger Stellung von Schornsteinen; lediglich das Zwerchgiebelfachwerk dürfte älter (renaissancezeitlich) sein. Im letzten Raum nach Osten befindet sich ein zweietagiger Eisenplattenofen mit einer „1712 Johann Ernst“ datierten Eisenplatte vor steinernem Maueranschluss.
Archivalisch sind 1570 Arbeiten des Meisters Chun im angefangenen Bau nachgewiesen, nämlich sechs Türen, sechs Fenster und einige Ofenlöcher (Semiller 1999, S. 44). 1570 erhält ein Zimmermeister Veltin aus Gleiberg den Auftrag für das Holzwerk eines Saales (Semiller 1999, S. 44), der sich allerdings bisher nicht eindeutig zuordnen lässt. Auch der Abbruch eines Turmes vor der Kanzlei ist nicht eindeutig zu lokalisieren. Hingegen wird 1571 die Galerie am Nordflügel genannt, die über den Grünen Bau (das muss die nördliche Verlängerung des Ostflügels sein, im heutigen Zustand aus dem 17. Jh.) und den Marstall (Erdgeschoss des Westflügels) reicht. 1573 erfolgt der Bau dieser Arkaden, wohl nach Entwurf von Wolff ab 1571, im Detail vielleicht beraten von Georg Robin (ab 1572; vgl. Semiller 1999, S. 46).


Archivalisch sind 1570 Arbeiten des Meisters Chun im angefangenen Bau nachgewiesen, nämlich sechs Türen, sechs Fenster und einige Ofenlöcher (Semiller 1999, S. 44). 1570 erhält ein Zimmermeister Veltin aus Gleiberg den Auftrag für das Holzwerk eines Saales (Semiller 1999, S. 44), der sich allerdings bisher nicht eindeutig zuordnen lässt. Auch der Abbruch eines Turmes vor der Kanzlei ist nicht eindeutig zu lokalisieren. Hingegen wird 1571 die Galerie am Nordflügel genannt, die vom Grünen Bau (das muss die nördliche Verlängerung des Ostflügels sein, im heutigen Zustand aus dem 17. Jh.) und dem Marstall (Erdgeschoss des Westflügels) reicht. 1573 erfolgt der Bau dieser Arkaden, wohl nach Entwurf von Wolff ab 1571), im Detail vielleicht beraten von Georg Robin (ab 1572; vgl. Semiller 1999, S. 46).
Ostflügel. Der Ostflügel besteht aus einem schmalen Nordteil und einem über den Hang vorgebauten, breiteren Südteil, aus dem Schlosshof nach Osten herausgerückt. Der Nordteil ist zum Hof hin dreigeschossig, über zwei Massivgeschossen befindet sich ein verschiefertes Fachwerkgeschoss. Gekuppelte Zwillingsfenster, Portal rechteckig. Die südliche Giebelseite ist gleichermaßen schlicht, im Erdgeschoss gibt es neben einem rundbogigen Kellerportal ein zur Tür umgebautes Zwillingsfenster; die Fenster in den Obergeschossen haben einfache Steingewände. Es handelt sich um den Küchenstubenbau, der 1662 nach Entwurf von August Rumpf anstelle eines um 1570 bereits vorhandenen schmaleren Vorgängerbaues (‚Grüner Bau‘) errichtet wurde und eine zusätzliche Küche enthält.
Ostflügel. Der Ostflügel besteht aus einem schmalen Nordteil und einem über den Hang vorgebauten breiteren Südteil, aus dem Schlosshof nach Osten herausgerückt. Der Nordteil ist zum Hof hin dreigeschossig, über zwei Massivgeschossen befindet sich ein verschiefertes Fachwerkgeschoss. Gekuppelte Zwillingsfenster, Portal rechteckig. Die südliche Giebelseite ist gleichermaßen schlicht, im Erdgeschoss gibt es neben einem rundbogigen Kellerportal ein zur Tür umgebautes Zwillingsfenster; die Fenster in den Obergeschossen haben einfache Steingewände. Es handelt sich um den Küchenstubenbau, der 1662 nach Entwurf von August Rumpf anstelle eines um 1570 bereits vorhandenen schmaleren Vorgängerbaues („Grüner Bau“) errichtet wurde und eine zusätzliche Küche enthält.


Der Hauptteil des Ostflügels ist zum Hof hin zweigeschossig, auf der Talseite durch ein zusätzliches Untergeschoss und ein ausgebautes Obergeschoss viergeschossig. Das zweite Obergeschoss hier eindeutig nachträglich aufgestockt, zu beobachten ist etwa, dass die Eckverzahnung des Mauerwerks nicht bis in dieses Geschoss hinaufreicht und dass die Dachtraufe sich mit den beiden Giebeln verschneidet. Diese Aufstockung schreibt Einsingbach (Weilburg, 1994, S. 15) August Rumpf zu und datiert sie auf 1661/62; die Fenster im betreffenden Teil sind schlichter als die im älteren Giebel (s.u.) und bestätigen diese Datierung. Auf der östlichen Außenseite befindet sich südlich ein polygonaler risalitartiger Vorbau mit einteiligen Fenstern an allen Seiten, mit Wulst und Kehle profiliert, und Gesimsen unter den Fenstern und zwischen den Geschossen. An der Ostfassade fällt vor allem der apsisartige Erker etwa mittig im Erdgeschoss auf, der mit einem Rundbogenfries versehen ist, einer Bauform, die im Unterlahn- und Mittelrheingebiet in das 15. Jh. zu datieren ist. Rechts neben diesem Vorbau zwei Konsolen in der Mauer.
Der Hauptteil des Ostflügels ist zum Hof hin zweigeschossig, auf der Talseite durch ein zusätzliches Untergeschoss und ein ausgebautes Obergeschoss viergeschossig. Das zweite Obergeschoss ist hier eindeutig nachträglich aufgestockt, zu beobachten ist etwa, dass die Eckverzahnung des Mauerwerks nicht bis in dieses Geschoss hinaufreicht und dass die Dachtraufe sich mit den beiden Giebeln verschneidet. Diese Aufstockung schreibt Einsingbach (Weilburg, 1994, S. 15) August Rumpf zu und datiert sie auf 1661/62; die Fenster im betreffenden Teil sind schlichter als die im älteren Giebel (s. u.) und bestätigen diese Datierung. Auf der östlichen Außenseite befindet sich südlich ein polygonaler risalitartiger Vorbau mit einteiligen Fenstern an allen Seiten, mit Wulst und Kehle profiliert, und Gesimsen unter den Fenstern und zwischen den Geschossen. An der Ostfassade fällt vor allem der apsisartige Erker etwa mittig im Erdgeschoss auf, der mit einem Rundbogenfries versehen ist, einer Bauform, die im Unterlahn- und Mittelrheingebiet in das 15. Jh. zu datieren ist. Rechts neben diesem Vorbau zwei Konsolen in der Mauer.
Der Nordgiebel hat über dem ungegliederten und offenbar älteren Wandkasten Staffelform und Viertel- und Halbkreisaufsätze mit Kugeln. Das Giebeldreieck ist durch Lisenen und Gesimse gegliedert. Die Fenster im 1. Giebelgeschoss unterbrechen ein Gesims. Vermutlich handelt es sich um eine nachträgliche Abarbeitung, d. h. im ersten Zustand durchgehende Gesimse, im zweiten Zustand Ausbau dieses obersten Geschosses (es ist noch nicht das Dachgeschoss, nur zum Hof hin hat er jedoch eine Dachschräge!). Im Dachgeschoss - Flur des barocken nordöstlichen Zwischenbaues taucht die Mauerecke mit dem betreffenden Gesims auf und ist dort abgearbeitet, um den älteren Ostflügel mit diesem jüngeren Bauteil zu verbinden. Die Nordfenster des Ostflügels haben auf der Innenseite gestäbte Profile mit facettierten Basen, also eine noch der Spätgotik entlehnte Form, die sie nun wiederum nicht als nachträglich und jünger, sondern im Gegenteil als ursprünglich erscheinen lässt.
Der Nordgiebel hat über dem ungegliederten und offenbar älteren Wandkasten Staffelform und Viertel- und Halbkreisaufsätze mit Kugeln. Das Giebeldreieck ist durch Lisenen und Gesimse gegliedert. Die Fenster im 1. Giebelgeschoss unterbrechen ein Gesims. Vermutlich handelt es sich um eine nachträgliche Abarbeitung, d. h. im ersten Zustand durchgehende Gesimse, im zweiten Zustand Ausbau dieses obersten Geschosses (es ist noch nicht das Dachgeschoss, nur zum Hof hin hat es eine Dachschräge!). Im Dachgeschoss - Flur des barocken nordöstlichen Zwischenbaues taucht die Mauerecke mit dem betreffenden Gesims auf und ist dort abgearbeitet, um den älteren Ostflügel mit diesem jüngeren Bauteil zu verbinden. Die Nordfenster des Ostflügels haben auf der Innenseite gestäbte Profile mit facettierten Basen, also eine noch der Spätgotik entlehnte Form, die sie nun wiederum nicht als nachträglich und jünger, sondern im Gegenteil als ursprünglich erscheinen lässt.
Die südliche Giebelseite hat auf Höhe des Erdgeschoss einen zweifenstrigen Erker, die gekuppelten Fenster mit Vorhangbögen, darüber ein Kleeblattgiebel, der denen der Westfassade des Schlosses entspricht und vermutlich nachträglich, um 1540/45, entstand; der Wappenscheibe unter dem Schlussstein im Innern, bez. 1560, ist nochmals nachträglich angebracht worden. Der Südgiebel ist durch Gesimse und Säulenvorlagen in kleine Felder untergliedert in die rechteckige Fenster mit gestäbter Rahmung einschneiden bzw. eingefügt sind. Viertel- und Halbkreisabschlüsse auf dem treppenartig ansteigenden Giebel, mit Kugelaufsätzen. Der linke Teil des Giebels (etwa zwei Fünftel) wird durch den anschließenden Südflügel verdeckt.
Die südliche Giebelseite hat auf Höhe des Erdgeschosses einen zweifenstrigen Erker, die gekuppelten Fenster mit Vorhangbögen, darüber ein Kleeblattgiebel, der denen der Westfassade des Schlosses entspricht und vermutlich nachträglich, um 1540/45, entstand; die Wappenscheibe unter dem Schlussstein im Innern, bezeichnet 1560, ist nochmals nachträglich angebracht worden. Der Südgiebel ist durch Gesimse und Säulenvorlagen in kleine Felder untergliedert, in die rechteckige Fenster mit gestäbter Rahmung einschneiden beziehungsweise eingefügt sind. Viertel- und Halbkreisabschlüsse auf dem treppenartig ansteigenden Giebel, mit Kugelaufsätzen. Der linke Teil des Giebels (etwa zwei Fünftel) wird durch den anschließenden Südflügel verdeckt.


Auffällig ist, dass der nördliche Giebel des Ostflügels etwas höher ist als der südliche, also dieser Ostflügel zunächst noch den älteren Bau stärker mit einbezogen haben dürfte und ursprünglich keine einheitliche Dachtraufe gehabt haben kann, sondern einen leichten Versatz gehabt haben muss.
Auffällig ist, dass der nördliche Giebel des Ostflügels etwas höher ist als der südliche, also dieser Ostflügel zunächst noch den älteren Bau stärker mit einbezogen haben dürfte und ursprünglich keine einheitliche Dachtraufe gehabt haben kann, sondern einen leichten Versatz gehabt haben muss.


Die Hofseite des Ostflügels ist leicht geknickt, unregelmäßige Fensteraufteilung. Ganz rechts befindet sich ein Prunkportal, rundbogig in rechteckiger Rahmung, mit Säulen vor verdoppelten Pilastern, korinthisierenden Kapitellen und darüber befindlichem Kämpferstück mit Gebälk. Zwischen dem Rundbogen und dem Gebälk flacher Dreiecksgiebel, in den Zwickeln seitlich je ein Medaillon. Das Portalgewände ist breit abgeschrägt und mit Spiegeln bzw. ornamentierten Feldern versehen. Nach Einsingbach wurde es 1560 von Ludwig Kempf geschaffen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 20). Über dem Portal kragt auf einem sphärischen Segmentbogen, dessen Unterseite gewölbt ist und ein Wandfeld mit gemaltem Doppelwappen (Nassau/Isenburg) enthält, ein dreiseitiger polygonaler Erker vor, mit breitem Sockel- und Fenstergesims. Dieses Wappen ist Philipp III. (1504-1559) und seiner dritten Gemahlin zuzuweisen, Amalie von Ysenburg-Büdingen (1522-1579), verheiratet seit 1541. (Die Türöffnung ist auf der Innenseite mit dem älteren Wappen Philipps III. und seiner Gemahlin Anna von Mansfelds versehen.) Die einteiligen Fenster haben gestäbte Rahmung. Der Erker schließt auf Höhe des umlaufenden Dachgesimses mit einer welschen Haube. Links neben dem Erker vermauerte rechteckige Öffnung, etwas höher links daneben Fenster. Über beiden im Dachgeschoss hoher Zwerchgiebel aus Fachwerk, mit einfachen Streben, Kopfknaggen und gebogenen Giebellinien. Links davon etwa quadratischer vorspringender dreigeschossiger Turm mit achteckigen Holzaufbau; über einem Altanvorbau mit doppelläufiger Treppe Portal. Segmentbogig in rechteckigem Rahmen, Gewände mit Pilastern. Auf den Zwickeln Medaillons. Über dem Gebälk gesprengter Dreiecksgiebel mit rechteckigem Wappenfeld mit Segmentbogenabschluss 1548 bez. Wappen: Philipp III. von Nassau und Amalie von Ysenburg. Nach links schließen unregelmäßig vier Fensterachsen an. Zwischen der 2. und 3. Achse hat die Wand einen Knick, über der 3. Achse Fachwerkzwerchgiebel des 17. Jh. Der nördliche hofseitige Abschluss des Baues ist durch einen dreiseitig vortragenden Erker betont. Sockel mit sphärischem Segmentbogen, darin kleines Rippengewölbe. Darüber Vorkragung des Polygons. Die Gesimse entsprechen dem Erker ganz rechts, die Fenster haben jedoch statt des äußeren Rundstabs eine Kehle, nach innen folgen Platte und Kehlen als Profil.
Die Hofseite des Ostflügels ist leicht geknickt, unregelmäßige Fensteraufteilung. Ganz rechts befindet sich ein Prunkportal, rundbogig in rechteckiger Rahmung, mit Säulen vor verdoppelten Pilastern, korinthisierenden Kapitellen und darüber befindlichem Kämpferstück mit Gebälk. Zwischen dem Rundbogen und dem Gebälk flacher Dreiecksgiebel, in den Zwickeln seitlich je ein Medaillon. Das Portalgewände ist breit abgeschrägt und mit Spiegeln beziehungsweise ornamentierten Feldern versehen. Nach Einsingbach wurde es 1560 von Ludwig Kempf geschaffen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 20). Über dem Portal kragt auf einem sphärischen Segmentbogen, dessen Unterseite gewölbt ist und ein Wandfeld mit gemaltem Doppelwappen (Nassau/Isenburg) enthält, ein dreiseitiger polygonaler Erker vor, mit breitem Sockel- und Fenstergesims. Dieses Wappen ist Philipp III. (1504-1559) und seiner dritten Gemahlin zuzuweisen, Amalie von Ysenburg-Büdingen (1522-1579), verheiratet seit 1541. Die Türöffnung ist auf der Innenseite mit dem älteren Wappen Philipps III. und seiner Gemahlin Anna von Mansfelds versehen. Die einteiligen Fenster haben gestäbte Rahmung. Der Erker schließt auf Höhe des umlaufenden Dachgesimses mit einer welschen Haube. Links neben dem Erker vermauerte rechteckige Öffnung, etwas höher links daneben Fenster. Über beiden im Dachgeschoss hoher Zwerchgiebel aus Fachwerk, mit einfachen Streben, Kopfknaggen und gebogenen Giebellinien. Links davon etwa quadratischer, vorspringender dreigeschossiger Turm mit achteckigem Holzaufbau; über einem Altanvorbau mit doppelläufiger Treppe Portal. Segmentbogig in rechteckigem Rahmen, Gewände mit Pilastern. Auf den Zwickeln Medaillons. Über dem Gebälk gesprengter Dreiecksgiebel mit rechteckigem Wappenfeld mit Segmentbogenabschluss 1548 bez. Wappen: Philipp III. von Nassau und Amalie von Ysenburg. Nach links schließen unregelmäßig vier Fensterachsen an. Zwischen der 2. und 3. Achse hat die Wand einen Knick, über der 3. Achse Fachwerkzwerchgiebel des 17. Jh. Der nördliche hofseitige Abschluss des Baues ist durch einen dreiseitig vorkragenden Erker betont. Sockel mit sphärischem Segmentbogen, darin kleines Rippengewölbe. Darüber Vorkragung des Polygons. Die Gesimse entsprechen dem Erker ganz rechts, die Fenster haben jedoch statt des äußeren Rundstabs eine Kehle, nach innen folgen Platte und Kehlen als Profil.


Links des Treppenturms befindet sich der ursprüngliche Zugang zur Altane (vgl. Merian-Abbildung), mit einem Fenster deutlich oberhalb des Erdgeschossniveaus, das hier von oben aus die Hofstube beleuchtet. Rechts des Treppenturms gibt es ein solches Fenster nicht, hier stellt Merian einen turmartigen Vorbau dar, der offenbar zur Erschließung eines vermauerten Portals im Obergeschoss (abgefastes Gewände ähnlich der Bauphase von 1545) nötig war.
Links des Treppenturms befindet sich der ursprüngliche Zugang zur Altane (vgl. Merian-Abbildung), mit einem Fenster deutlich oberhalb des Erdgeschossniveaus, das hier von oben aus die Hofstube beleuchtet. Rechts des Treppenturms gibt es ein solches Fenster nicht, hier stellt Merian einen turmartigen Vorbau dar, der offenbar zur Erschließung eines vermauerten Portals im Obergeschoss (abgefastes Gewände ähnlich der Bauphase von 1545) nötig war.
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Als Fazit ergibt sich, dass die gesamte Front des Ostflügels mit Treppenturm, Treppenturmportal, beiden Erkern und den Obergeschossfenstern entweder einheitlich 1539 oder spätestens durch die Ergänzung der Erker 1545 entstanden sein muss. An barocke Umbauten sind die Fachwerkzwerchgiebel und die Anhöhung des Daches für den Ausbau der Lahnseite des Dachgeschosses zu vermerken. Zwischen Treppenturm und rechtem Erker befand sich ursprünglich ein turmartiger Vorbau, noch bei Merian dargestellt, der das Portal im Obergeschoss erschloss.
Als Fazit ergibt sich, dass die gesamte Front des Ostflügels mit Treppenturm, Treppenturmportal, beiden Erkern und den Obergeschossfenstern entweder einheitlich 1539 oder spätestens durch die Ergänzung der Erker 1545 entstanden sein muss. An barocke Umbauten sind die Fachwerkzwerchgiebel und die Anhöhung des Daches für den Ausbau der Lahnseite des Dachgeschosses zu vermerken. Zwischen Treppenturm und rechtem Erker befand sich ursprünglich ein turmartiger Vorbau, noch bei Merian dargestellt, der das Portal im Obergeschoss erschloss.


Urkundlich werden nach Semiller (1999, S. 42) für die frühe Bauphase ein Schreiner Heinrich („Heinrich Schreiner“) und ein Steinmetz Eberhardt („Eberhardt Steinmetz“) in den Jahren 1535-40 genannt, die hölzerne Fensterrahmen (1535) sowie Steinmetzarbeiten (42 Trittstufen, 22 Fenster, 2 Innentüren und 3 Au0entüren) herstellen, 1539 wird Schiefer zur Dachdeckung erworben.
Urkundlich werden nach Semiller (1999, S. 42) für die frühe Bauphase ein Schreiner Heinrich („Heinrich Schreiner“) und ein Steinmetz Eberhardt („Eberhardt Steinmetz“) in den Jahren 1535-40 genannt, die hölzernen Fensterrahmen (1535) sowie Steinmetzarbeiten (42 Trittstufen, 22 Fenster, 2 Innentüren und 3 Außentüren) herstellen, 1539 wird Schiefer zur Dachdeckung erworben.


Ostflügel, Inneres. Der schmale nördliche Zwischenbau, der Küchenstubenbau von 1662, enthält heute eine geradläufige (barocke) Treppe zum 1. Obergeschoss. Der südliche Hauptteil des Südflügels ist das älteste Bauteil des Renaissanceschlosses und enthält in seiner Nordhälfte noch mittelalterliche Reste. In der Nordwestecke führt vom Erdgeschoss eine breite Treppe in den Keller. Die Stufen sind aus Spolien, vielleicht Grabsteinen, zusammengesetzt. Vom Treppenlauf weist eine spitzbogige spätgotische Tür nach Norden. Dazu könnte passen, das der Keller unter der Küche zwei spitzbogige Türen hat, die vor 1533 entstanden sein dürften und schließlich sprechen das geknickte Mauerwerk des Ostflügels und der bereits erwähnte spätgotische Erker an der Ostseite für einen älteren Kern.
Ostflügel, Inneres. Der schmale nördliche Zwischenbau, der Küchenstubenbau von 1662, enthält heute eine geradläufige (barocke) Treppe zum 1. Obergeschoss. Der südliche Hauptteil des Südflügels ist das älteste Bauteil des Renaissanceschlosses und enthält in seiner Nordhälfte noch mittelalterliche Reste. In der Nordwestecke führt vom Erdgeschoss eine breite Treppe in den Keller. Die Stufen sind aus Spolien, vielleicht Grabsteinen, zusammengesetzt. Vom Treppenlauf weist eine spitzbogige spätgotische Tür nach Norden. Dazu könnte passen, das der Keller unter der Küche zwei spitzbogige Türen hat, die vor 1533 entstanden sein dürften und schließlich sprechen das geknickte Mauerwerk des Ostflügels und der bereits erwähnte spätgotische Erker an der Ostseite für einen älteren Kern.


Das Erdgeschoss besteht aus zwei vierjochigen Räumen. Die trennende Quermauer stößt an der Außenseite gegen den spätgotischen Erker. Im welchem Umfang hier spätgotische Bausubstanz erhalten ist, kann gegenwärtig jedoch nicht entschieden werden. Der nördliche Raum ist die Schlossküche der ersten Renaissance-Bauphase, der Herd befindet sich in dem Joch nächst dem genannten Erker. Der südliche Raum ist die Hofstube, durch einen Ofen vom Herdplatz aus zu erwärmen. Sie hat zwei Rundpfeiler auf achteckigen Sockel und ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen ein scheinbar regelloses Gewölbesystem bilden. Die Hofstube hat zwei Erker, einen zur Lahnseite (Osten) und einen nach Süden. Letzterer ist mit einem Schlingrippengewölbeversehen und hat nachträglich eine Wappenscheibe mit den Wappen Albrechts von Nassau und Annas von Nassau-Dillenburg (1560) als Schlussstein. Am Hofportal findet sich in der Hofstube das Wappen Nassau und Mansfeld, hier handelt es sich also um ein bauzeitliches Wappen, das nur zwischen 1536 (Hochzeit) und 1541 (Wiederverheiratung nach dem 1537 erfolgten Tod Annas) entstanden sein kann.
Das Erdgeschoss besteht aus zwei vierjochigen Räumen. Die trennende Quermauer stößt an der Außenseite gegen den spätgotischen Erker. In welchem Umfang hier spätgotische Bausubstanz erhalten ist, kann gegenwärtig jedoch nicht entschieden werden. Der nördliche Raum ist die Schlossküche der ersten Renaissance-Bauphase, der Herd befindet sich in dem Joch nächst dem genannten Erker. Der südliche Raum ist die Hofstube, durch einen Ofen vom Herdplatz aus zu erwärmen. Sie hat zwei Rundpfeiler auf achteckigem Sockel und ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen ein scheinbar regelloses Gewölbesystem bilden. Die Hofstube hat zwei Erker, einen zur Lahnseite (Osten) und einen nach Süden. Letzterer ist mit einem Schlingrippengewölbeversehen und hat nachträglich eine Wappenscheibe mit den Wappen Albrechts von Nassau und Annas von Nassau-Dillenburg (1560) als Schlussstein. Am Hofportal findet sich in der Hofstube das Wappen Nassau und Mansfeld, hier handelt es sich also um ein bauzeitliches Wappen, das nur zwischen 1536 (Hochzeit) und 1541 (Wiederverheiratung nach dem 1537 erfolgten Tod Annas) entstanden sein kann.


Im 1. Obergeschoss wird der Grundriss durch eine massive Längswand geteilt. Von Norden gesehen führt vom Vorraum aus eine sehr aufwendige rundbogige Tür mit gefastem und gekehltem Gewände in den ersten Raum auf der Lahnseite, in den zweiten Raum hingegen eine kleine Tür mit Fase und große Tür mit flacher breiter Fase. Der nordöstliche Raum ist mit einer aufwendigen Wandbemalung versehen (2004 wieder freigelegt), die eine Portaleinfassung mit Frührenaissance-Balustern, gemalte Sockel, die Darstellung von Pyramus und Thisbe und eine figürliche Jagdszene zeigt (um 1550). Der hofseitige Raum wird nach Süden durch eine Quermauer abgeschlossen, deren Türgewände aus Spolien besteht, in der Ecke steht ein Eisengussofen aus der Mitte des 16. Jh. (datiert, aber Inschrift stark beschädigt), rückseitig Feuerstelle. Die lahnseitigen Räume sind barockisiert, am Südende gibt es einen polygonalen Erker mit verspieltem Sterngewölbe der Bauphase um 1535/40. Hofseits gibt es ebenfalls einen polygonalen Erker im Süden, mit verspieltem durchbrochenem Gewölbe, die Fensterleibungen hochsitzend mit vertieften Spiegeln entsprechend der Bauphase um 1545. Es könnte daraus folgen, dass ursprünglich nur die Längsteilung des Flügels bestand und erst in einer zweiten Bauphase die Erker mit ihren sie fassenden Flügelmauern und die Quermauern eingezogen worden sind. Ein Umbau um 1548 hat sich ja am äußeren Treppenturmportal feststellen lassen.
Im 1. Obergeschoss wird der Grundriss durch eine massive Längswand geteilt. Von Norden gesehen führt vom Vorraum aus eine sehr aufwendige rundbogige Tür mit gefastem und gekehltem Gewände in den ersten Raum auf der Lahnseite, in den zweiten Raum hingegen eine kleine Tür mit Fase und große Tür mit flacher breiter Fase. Der nordöstliche Raum ist mit einer aufwendigen Wandbemalung versehen (2004 wieder freigelegt), die eine Portaleinfassung mit Frührenaissance-Balustern, gemalte Sockel, die Darstellung von Pyramus und Thisbe und eine figürliche Jagdszene zeigt (um 1550). Der hofseitige Raum wird nach Süden durch eine Quermauer abgeschlossen, deren Türgewände aus Spolien besteht, in der Ecke steht ein Eisengussofen aus der Mitte des 16. Jh. (datiert, aber Inschrift stark beschädigt), rückseitig Feuerstelle. Die lahnseitigen Räume sind barockisiert, am Südende gibt es einen polygonalen Erker mit verspieltem Sterngewölbe der Bauphase um 1535/40. Hofseits gibt es ebenfalls einen polygonalen Erker im Süden, mit verspieltem durchbrochenem Gewölbe, die Fensterlaibungen hochsitzend mit vertieften Spiegeln entsprechend der Bauphase um 1545. Es könnte daraus folgen, dass ursprünglich nur die Längsteilung des Flügels bestand und erst in einer zweiten Bauphase die Erker mit ihren sie fassenden Flügelmauern und die Quermauern eingezogen worden sind. Ein Umbau um 1548 hat sich ja am äußeren Treppenturmportal feststellen lassen.
Der Treppenturm ist im Innern mit gemalten Büsten römischer Kaiser versehen, frühes 18. Jh. Steinerne Treppenspindel. Portalgewände vom Dachgeschoss zum Treppenturm Sandstein, scharriert, mit Fase, 17. Jh., in Zusammenhang mit dem Ausbau des Dachgeschosses zur Lahnseite hin entstanden.
Der Treppenturm ist im Innern mit gemalten Büsten römischer Kaiser versehen, frühes 18. Jh. Steinerne Treppenspindel. Portalgewände vom Dachgeschoss zum Treppenturm Sandstein, scharriert, mit Fase, 17. Jh., in Zusammenhang mit dem Ausbau des Dachgeschosses zur Lahnseite hin entstanden.


Südflügel. Der Südflügel reicht von der östlichen Hangkante – mitten vor dem Giebel des Ostflügels – bis zur Westflucht des Westflügels. Sein Westgiebel wirkt wie ein zweiachsiger Zwerchgiebel (s.o.). Er ist „1545“ bez. Die gleiche Jahreszahl findet sich am Ostgiebel.
Südflügel. Der Südflügel reicht von der östlichen Hangkante – mitten vor dem Giebel des Ostflügels – bis zur Westflucht des Westflügels. Sein Westgiebel wirkt wie ein zweiachsiger Zwerchgiebel (s. o.). Er ist 1545 bezeichnet. Die gleiche Jahreszahl findet sich am Ostgiebel.


Die Südseite des Südflügels zum Schlossgarten besitzt eine unregelmäßige Fensteraufteilung. Im Obergeschoss zumeist gekuppelte Zwillingsfenster, mit zwei Rundstäben profiliert. Einige Fenster oder Fensterteile sind vermauert, diese Teile haben das gleiche Fensterprofil. Im Erdgeschoss eine rundbogige Öffnung, der Rahmen mit Rundstab, Kehle mit Blättern, Rundstab und Kehle profiliert, rechts ein rundbogiges Portal. Kleine rechteckige Fenster mit Kehle. In etwa gleichen Abständen hat das Dachgeschoss drei Zwerchgiebel mit gekuppelten Zwillingsfenstern, unter den Fenstern und als Abschluss des Vollgeschosses Gesims, seitlich Pilaster, mit den Gesimsen verkröpft. Die Giebel haben flache Kleeblattform, vgl. Westfassade. An der Südostecke Erker mit Kleeblattgiebel, mit gekuppelten Zwillingsfenstern an der Front und Einzelfenstern seitlich, mit doppelter Kehle profiliert.
Die Südseite des Südflügels zum Schlossgarten besitzt eine unregelmäßige Fensteraufteilung. Im Obergeschoss zumeist gekuppelte Zwillingsfenster, mit zwei Rundstäben profiliert. Einige Fenster oder Fensterteile sind vermauert, diese Teile haben das gleiche Fensterprofil. Im Erdgeschoss eine rundbogige Öffnung, der Rahmen mit Rundstab, Kehle mit Blättern, Rundstab und Kehle profiliert, rechts ein rundbogiges Portal. Kleine rechteckige Fenster mit Kehle. In etwa gleichen Abständen hat das Dachgeschoss drei Zwerchgiebel mit gekuppelten Zwillingsfenstern, unter den Fenstern und als Abschluss des Vollgeschosses Gesims, seitlich Pilaster, mit den Gesimsen verkröpft. Die Giebel haben flache Kleeblattform (vgl. Westfassade). An der Südostecke Erker mit Kleeblattgiebel, mit gekuppelten Zwillingsfenstern an der Front und Einzelfenstern seitlich, mit doppelter Kehle profiliert.


Die Hoffront entspricht in ihrer Einfachheit (heute) der Außenfassade. Im Obergeschoss sechs gekuppelte Zwillingsfenster, mit gemeinsamen äußeren Rundstab und einzelnen inneren Rundstäben mit Kehle profiliert. In fortlaufender Reihenfolge befinden sich unter der Brüstungshöhe senkrechte Abarbeitungsspuren von früheren Konsolen. In der 2. Achse von links war die linke Fensteröffnung bis zu diesen Konsolen verlängert und diente offenbar als Zugang für einen ehemals hier vorhanden gewesenen Laufgang. Unter der vierten Achse von links sind die Konsolen besonders groß gewesen, sie reichen tiefer in das Erdgeschoss hinunter. Links davon befindet sich eine vermauerte Öffnung, deren Gewinde in den Konsolbereich hinunterreicht, der Sturz etwa auf Höhe der Fensterbänke ist „1597“ bez. Der Größe nach kann es sich nur um ein Feuerloch für einen Ofen handeln. Im Erdgeschoss einzelne oder gekuppelte Fenster mit Dreiecksgiebel sowie zwei entsprechende Portale. Unter der 3. Achse von links Brunnen mit gemalter Umrahmung (Rundbogen in rechteckigem Gewände mit Pilastern, gesprengtem Giebel und Muscheln). Über der linken Hälfte des Südflügels zwei Zwerchgiebel, entsprechend denen der Außenseite.
Die Hoffront entspricht in ihrer Einfachheit (heute) der Außenfassade. Im Obergeschoss sechs gekuppelte Zwillingsfenster, mit gemeinsamem äußeren Rundstab und einzelnen inneren Rundstäben mit Kehle profiliert. In fortlaufender Reihenfolge befinden sich unter der Brüstungshöhe senkrechte Abarbeitungsspuren von früheren Konsolen. In der 2. Achse von links war die linke Fensteröffnung bis zu diesen Konsolen verlängert und diente offenbar als Zugang für einen ehemals hier vorhanden gewesenen Laufgang. Unter der vierten Achse von links sind die Konsolen besonders groß gewesen, sie reichen tiefer in das Erdgeschoss hinunter. Links davon befindet sich eine vermauerte Öffnung, deren Gewinde in den Konsolbereich hinunterreicht, der Sturz etwa auf Höhe der Fensterbänke ist mit der Jahreszahl 1597 bezeichnet. Der Größe nach kann es sich nur um ein Feuerloch für einen Ofen handeln. Im Erdgeschoss einzelne oder gekuppelte Fenster mit Dreiecksgiebel sowie zwei entsprechende Portale. Unter der 3. Achse von links Brunnen mit gemalter Umrahmung (Rundbogen in rechteckigem Gewände mit Pilastern, gesprengtem Giebel und Muscheln). Über der linken Hälfte des Südflügels zwei Zwerchgiebel, entsprechend denen der Außenseite.


Südflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befand sich im westlichen Teil der zweischiffige Pferdestall, den übrigen Teil nahmen Wirtschaftsräume ein. Im Obergeschoss ist das Innere vollständig barockisiert bzw. klassizistisch ausgebaut einschließlich Verkleidung der Fenstergewände innen. Hinter einer der mittleren barocken Fensterklappen hat sich jedoch eine steinerne Konsole der Renaissance-Balkenlage erhalten, die auf kräftige Querbalken und einen repräsentativen Saal schließen lässt. Die Isometrie von Hoer zeigt diesen Saal im Zustand bald nach 1600, einschließlich des im Bestand 1597 datierten Ofens neben dem Außenzugang. An der Westseite [Hoer: Ostseite!***] hatte der Saal einen großen Kamin, Östlich und westlich war der Saal jeweils durch ein Appartement aus einem schmalen Vorraum, einer kaminbeheizten Kammer mit Abort und einer ofenbeheizten Stube eingefasst.
Südflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befand sich im westlichen Teil der zweischiffige Pferdestall, den übrigen Teil nahmen Wirtschaftsräume ein. Im Obergeschoss ist das Innere vollständig barockisiert beziehungsweise klassizistisch ausgebaut einschließlich Verkleidung der Fenstergewände innen. Hinter einer der mittleren barocken Fensterklappen hat sich jedoch eine steinerne Konsole der Renaissance-Balkenlage erhalten, die auf kräftige Querbalken und einen repräsentativen Saal schließen lässt. Die Isometrie von Hoer zeigt diesen Saal im Zustand bald nach 1600, einschließlich des im Bestand 1597 datierten Ofens neben dem Außenzugang. An der Westseite (Hoer: Ostseite!***) hatte der Saal einen großen Kamin, östlich und westlich war der Saal jeweils durch ein Appartement aus einem schmalen Vorraum, einer kaminbeheizten Kammer mit Abort und einer ofenbeheizten Stube eingefasst.


Urkundlich lässt sich der Auftrag vom März 1543 an den Zimmermann Lenhart Wechter aus Worms (Semiller 1999, S. 42) für ein etwa 63,9 m langes und 13,2 m breites Holzwerk (= Dachwerk) auf den Südflügel beziehen.
Urkundlich lässt sich der Auftrag vom März 1543 an den Zimmermann Lenhart Wechter aus Worms (Semiller 1999, S. 42) für ein etwa 63,9 Meter langes und 13,2 Meter breites Holzwerk (= Dachwerk) auf den Südflügel beziehen.


Zur Rekonstruktion und zur Raumstruktur des Schlosses Etwa im Jahre 1539 war lediglich der Ostflügel vollendet, die „Weilburg“ muss noch eine weitgehend mittelalterliche Erscheinung gehabt haben. Der Ostflügel verfügte im Erdgeschoss über eine Küche, daneben über die Hofstube, im Obergeschoss über zwei Wohnappartements aus Stube und Kammer.
Zur Rekonstruktion und zur Raumstruktur des Schlosses etwa im Jahre 1539 war lediglich der Ostflügel vollendet, die Weilburg muss noch eine weitgehend mittelalterliche Erscheinung gehabt haben. Der Ostflügel verfügte im Erdgeschoss über eine Küche, daneben über die Hofstube, im Obergeschoss über zwei Wohnappartements aus Stube und Kammer.


Um 1540-45 entstanden West- und Südflügel. Weilburg hatte damit das Gesicht eines umfassenden Renaissanceschlosses gewonnen. Pferdestall und Nebenräume im Untergeschoss, eine geräumige repräsentative Hofstube, ein großer repräsentativer Saal und weitere Appartements raten zur vorhandenen Substanz hinzu; ein Turm blieb im Norden der Anlage zunächst erhalten und wurde erst um 1570 abgebrochen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 10).
Um 1540-45 entstanden West- und Südflügel. Weilburg hatte damit das Gesicht eines umfassenden Renaissanceschlosses gewonnen. Pferdestall und Nebenräume im Untergeschoss, eine geräumige repräsentative Hofstube, ein großer repräsentativer Saal und weitere Appartements traten zur vorhandenen Substanz hinzu; ein Turm blieb im Norden der Anlage zunächst erhalten und wurde erst um 1570 abgebrochen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 10).
Die Umbauten um 1570 mit der Erweiterung um den Nordflügel schufen den Eindruck des geschlossenen Vierflügelbaues und mit den Arkaden, den Baudetails und einem der Gerichtsbarkeit dienenden Raum wichtige Elemente der Herrschaftsarchitektur.
Die Umbauten um 1570 mit der Erweiterung um den Nordflügel schufen den Eindruck des geschlossenen Vierflügelbaues und mit den Arkaden, den Baudetails und einem der Gerichtsbarkeit dienenden Raum wichtige Elemente der Herrschaftsarchitektur.


==Würdigung==
==Würdigung==
Schloss Weilburg ist das bedeutendste erhaltene Renaissanceschloss innerhalb des heutigen Bundeslandes Hessen und gehört mit Kassel, Schmalkalden und Offenbach zu den kunsthistorisch bedeutendsten Schlossanlage des hier behandelten Raumes. Obwohl die Errichtung anfänglich keiner umfassenden Gesamtplanung folgte, wirkt es einheitlich, nur mit Unterschieden im Detail. Wesentliche Elemente des Schlossbaues der Renaissance sind in Weilburg nachvollziehbar, das Bemühen um eine regelmäßige Anlage, die Bedeutung des Turmes, das Spielen mit gotischen Stilelementen, die malerische Raumausstattung und die Verteilung der Raumfunktionen.
Schloss Weilburg ist das bedeutendste erhaltene Renaissanceschloss innerhalb des heutigen Bundeslandes Hessen und gehört mit Kassel, Schmalkalden und Offenbach zu den kunsthistorisch bedeutendsten Schlossanlagen des hier behandelten Raumes. Obwohl die Errichtung anfänglich keiner umfassenden Gesamtplanung folgte, wirkt es einheitlich, nur mit Unterschieden im Detail. Wesentliche Elemente des Schlossbaues der Renaissance sind in Weilburg nachvollziehbar, das Bemühen um eine regelmäßige Anlage, die Bedeutung des Turmes, das Spielen mit gotischen Stilelementen, die malerische Raumausstattung und die Verteilung der Raumfunktionen.


==Literatur, Quellen==
==Literatur, Quellen==
* Quellen, besonders Rechnungen, im Staatsarchiv Wiesbaden. Vgl. Purbs 1973, Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999
Quellen, besonders Rechnungen, im Staatsarchiv Wiesbaden. Vgl. Purbs 1973, Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999
* Isometrische Zeichnungen von Heinrich Hoer, ebenfalls Staatsarchiv Wiesbaden. Diese und weitere Bildquellen vgl. Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999
 
* Schmidt, Wolff, 1928
Isometrische Zeichnungen von Heinrich Hoer, ebenfalls Staatsarchiv Wiesbaden. Diese und weitere Bildquellen vgl. Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999
* Schwarzer, Weilburg, 1937
 
* Schwarzer, Weilburg, 1970
Schmidt, Wolff, 1928
* Purbs, Weilburg, 1973
 
* Dehio, Hessen, 1982, S. 887 u. 888-891
Schwarzer, Weilburg, 1937
* D. Großmann, Schloßkirche, 1983
 
* Lehmann, DTH Limburg-Weilburg II, 1994, S. 722-731
Schwarzer, Weilburg, 1970
* Einsingbach, Weilburg, 1994
 
* Semiller, Renaissancebauten, 1999
Purbs, Weilburg, 1973
* Olschweski, Weilburg, 2001
 
Dehio, Hessen, 1982, S. 887 u. 888-891
 
D. Großmann, Schloßkirche, 1983
 
Lehmann, DTH Limburg-Weilburg II, 1994, S. 722-731
 
Einsingbach, Weilburg, 1994
 
Semiller, Renaissancebauten, 1999
 
Olschweski, Weilburg, 2001

Aktuelle Version vom 23. September 2013, 12:34 Uhr

Infobox
153 SL 03 WEL 1287 07A.jpg
Baumaßnahme: 1533-39 Erweiterung Ostflügel,
1540-45 Neubau Süd- und Westflügel,
um 1575 Treppenturm Westflügel und Neubau Nordflügel,
1662 nördlicher Teil des Ostflügels,
18. Jh. barocke Erweiterung und Veränderungen
Bauherr: Grafen von Nassau
Eigentümer: Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
Ort: Weilburg
Kreis: Limburg-Weilburg
Markierung
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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Kreis Limburg-Weilburg.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Spätmittelalterlicher Bauteil im Ostflügel, 1533-39 nach Süden erweitert. Neubau Süd- und Westflügel 1540-45, Treppenturm Westflügel und Neubau Nordflügel um 1575. Grafen von Nassau. Nördlicher Teil des Ostflügels 1662. Barocke Erweiterung und Veränderungen im 18. Jh. Baumeister sind Niklas Schickedanz (1538), Balthasar Wolff (zwischen 1539 und 1548), Ludwig Kempff (1560 bis 1573) und Georg Robin (1572? bis 1578).

Geschichte

Der im frühen 10. Jh. genannte Ort gelangte durch kaiserliche Schenkung in den Besitz des Bischofs von Worms und wurde von Vögten verwaltet. Den Grafen von Nassau gelingt als Vögten die Bildung einer eigenständigen Herrschaft. In Folge mehrerer Teilungen wird Weilburg 1355 Residenz einer kleinen Herrschaft Nassau-Weilburg (Walramische Linie der Grafen). Unter Philipp III. (reg. 1523-59) begann der großzügige Ausbau zum Renaissanceschloss. Bis um 1740 blieb Weilburg ständige Residenz der Haupt- oder einer Nebenlinie der Nassauer. Nach der Annexion Nassaus durch Preußen 1866 Privatbesitz, 1935 an den Staat verkauft und als Museum eingerichtet.

Baugeschichtliche Bedeutung

Schloss Weilburg liegt gemeinsam mit der historischen Stadt auf einem Felsrücken innerhalb einer engen Flussschleife der Lahn. Das Kernschloss besteht aus vier unregelmäßigen, weitgehend zweigeschossigen Flügeln um einen viereckigen Innenhof. Südlich des Kernschlosses liegen Schlosspark und Schlosskirche, nördlich die barock erneuerte Vorburg über den Resten der älteren Vorburg, die sich direkt oberhalb der historischen Lahnbrücke befindet.

Süd- und Westflügel sind weitgehend einheitlich gestaltet, der Nordflügel ist ihnen äußerlich angepasst und hat zum Hof hin eine Arkadenfront; der Ostflügel ist soweit an die Hangkante vorgeschoben, dass der Hof zusätzliche Fläche erhalten hat. Die Hoffassade des Ostflügels dürfte der Außenkante der mittelalterlichen Burg entsprechen; allerdings ist bereits der – einzig erhaltene – spätmittelalterliche Bau über diese Linie hinausgeschoben (s. u., Ostflügel).

Westflügel. Die Außenseite des dem Schlossplatz zugewandten Westflügels wird von einem Eckerker (links, nördlich) und dem Verbindungsgang zum jüngeren Orangerieanbau (rechts) eingefasst. Der Gang verdeckt die rechte von zwei Fensterachsen, die die Giebelseite des Südflügels markieren. Dieser Giebel ist gegenüber der übrigen Westfassade um einen dreiviertel Meter zurückversetzt und wirkt wie ein breiter Zwerchgiebel, er ist an der Giebelspitze 1545 datiert. Er hat seitlich des unteren Giebelgeschosses eine den Zwerchgiebeln entsprechende Rahmung auf einer niedrigen Brüstung. Von Süd nach Nord folgen die Tordurchfahrt und daneben ein halbrunder, weit vorragender turmartiger Vorbau, über den beiden Achsen im Dachgeschoss ein jüngerer Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Dreiecksabschluss. Die Tordurchfahrt ist rundbogig, unten mit breiter Fase, im Bogen mit Kehle profiliert. Am rechten Gewände eine ungewöhnliche Form der senkrechten Datierung in den übereinander sitzenden Zahlen 3451, von unten zu lesen 1543. Nach Norden schließen sich ohne Baufugen sechs Fensterachsen an, über der 2. und 4. jeweils ein einachsiger Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem Kleeblattaufsatz. Diese Zwerchgiebel werden seitlich von Pilastern gerahmt, unter dem Fenster und als Abschluss des Vollgeschosses horizontales Gesims. Die Rahmung des Kleeblattgiebels kragt auf einer Kehle leicht vor und überschneidet sich an den Kreuzungspunkten. Die Zugehörigkeit des Westflügels zur Bauphase des Südflügels (1540-45, s. u.) ist damit eindeutig.

Gekuppelte Zwillingsfenster mit doppelter Kehle im Erdgeschoss beziehungsweise leichtem Stabwerk aus Rundstab, Falz und tiefer Kehle im Obergeschoss sowie über einem Karniesprofil leicht vorgezogen Fenstersohlbänken, was als eine Hierarchisierung zu verstehen ist. In den zwei Achsen links vom Turm befinden sich im Erdgeschoss heute drei einfache Fenster, ursprünglich handelte es sich um zwei Zwillingsfenster.

Der halbrunde Turm neben dem Tor hat im unteren Geschoss zwei erneuerte schmale Türen ohne Profil und im 1. Obergeschoss Fenster mit Rundstab und Karniesprofil, ähnlich den übrigen Fenstern. Das zweite Obergeschoss des Turms über der durchgehenden Dachtraufe ist im 18. Jh. offenbar in Fachwerk mit holzgerahmten Fenstern versehen worden.

Der Eckerker kragt auf profilierten Sockeln im 1. Obergeschoss vor. Sockel und Gesimse mit Kehle profiliert, ebenso das Zwillingsfenster an der Frontseite und die Einzelfenster seitlich. Obergeschoss auf Höhe des Daches in Fachwerk, verschiefert. Die beiden westlichen Achsen der Nordfassade gehören zum Westflügel. Die Fenster sind dort aber der Nordfassade angeglichen. Nordgiebel des Westflügels entsprechend dem breiten Westgiebel des Südflügels, nur ohne Gesims unter den Fenstern. Hofseitig wird der Westflügel durch den sieben Geschosse hohen Schlossturm gegliedert, links von ihm zwei Fensterachsen bis zur Hofseite des Südflügels, in der linken befindet sich die Tordurchfahrt. Zwischen beiden Geschossen dort abgearbeitete Konsolen eines Außengangs (vgl. Südflügel), der den Treppenturm mit dem Südflügel verband. Rechts des Turms Zwerchgiebel, entsprechend der Außenseite. In der mittleren Achse rundbogiges Portal.

Der Turm (‚Stadtpfeiferturm‘), errichtet um 1568/72 als Ersatz für einen um 1570 abgebrochenen Turm (Bergfried), ist polygonal und hat einen hohen Sockel, der mit einem Karniesprofil auf Kämpferhöhe des Portals endet. Das Portal sitzt an der Vorderseite (Ostseite). Es ist rundbogig in rechteckigem Rahmen aus Löwensockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit Konsölchenfries und Zahnschnittgesims. Gewände mit einfachen Pfeilern, Archivolte mit vertieften Spiegeln mit Kreisornamenten, Zwickel mit Blattwerk. Darüber rechteckiges Feld mit Doppelwappen (Nassau-Weilburg / Nassau-Dillenburg, also Albrecht von Nassau, verheiratet 1559, gestorben 1593), von zwei Löwen gehalten, die zugleich die Funktion von Hermen haben, über ihnen eingerollte Kapitelle und verkröpftes Gebälk mit Konsölchenfries. Dreiecksgiebel mit Obelisk auf der Spitze. Fenster darüber rechteckig, gekuppelt mit segmentbogigen Rahmen und spitzbogigen Tympana über beiden Fensterteilen (sphärische Dreiecke), beide Rahmungen mit Kehle profiliert, die Felder mit Rosetten und Kreisen (vgl. Nordfassade). Der Turm schließt über dem 5. Obergeschoss mit einer Balustrade, der geschweifte Helm verjüngt sich und endet in einer offenen Laterne.

Westflügel, Inneres. Hoher Treppenturm mit gewundener Hohlspindel, an den Stufen Steinmetzzeichen. Farbfassungen: Architekturbemalung mit Pilastern sowie barocke aufgemalte Figuren in Nischen. Dieser breite Treppenturm reicht bis zum Dachgeschoss, dann schließt sich ein schmaler Treppenturmanbau mit einer einfacheren gewundenen Spindel an, Steinstufen bis zum zweiten Obergeschoss dieses Teils. Erstes Obergeschoss gewölbt, einfachere rundbogige erneuerte Tür mit alten Beschlägen. Zweites Obergeschoss dieses Teils mit einem sehr hohen Raum, ursprünglicher Fußboden, Reste roter Farbfassung in den Fensterlaibungen, Gewölbeansätze etwa auf zwei Meter Höhe durch einzelne Quader, aber offenbar nicht ausgeführt. Das tatsächliche Gewölbe bei etwa vier Meter Höhe als sternförmiges Gratgewölbe. Die Tür in den Raum ist eine Eisentür mit von außen zu bedienender Luke, also wohl vorübergehende Zellennutzung. Die Fenster sind vergittert. Oberstes Geschoss mit achteckigem Raum, Eisenplattenofen mit Wappen und Knorpelstilmaske. Der Raum wird von einer umlaufenden Galerie mit verklammertem Sandsteinfußboden und Holzgeländer eingefasst. Vom Treppenturmabgang aus ist die Beschickung des Ofens möglich.

In den Westflügel führt zwischen Treppenturm und Nordflügel ein rundbogiges Tor mit einem Karniesprofil, eine Nachfolgeform des Stabwerks. Die Isometrie von Hoer zeigt hier in der Nähe Pferdeboxen, es dürfte also eine Art Marstalleingang sein.

Im Erdgeschoss gab es nächst der Tordurchfahrt eine gewölbte und mit einem Ofen ausgestattete Pförtnerstube sowie eine Nebenkammer. Daran schloss sich ein zweischiffiger, durch sechs Rundpfeiler unterteilter langer Raum an, der seit seiner Aufteilung durch einen Mittelflur im 18. Jh. teilweise als Schlossküche (Nordraum) genutzt wurde. Im Obergeschoss wurden hinter der Wendeltreppe in seiner südlichen Hälfte durch einen kurzen Flur drei Appartements aus Stube und Kammer erschlossen sowie nördlich eine größere Stube, zu der ein Vorraum, jedoch keine Kammer gehörte. Der diese Stube bereichernde Eckerker hat ein verspieltes gotisierendes Gewölbe mit einem Rippenbogen, bei dem zwei aneinander vorbeizielende Rippen mit einer ‚Eisenschraube‘ verbunden sind, dieses Stück samt Schraube insgesamt aus einem Stein gehauen. Der Wappenschlussstein Nassau/Ysenburg datiert den Erker eindeutig auf die Bauphase zwischen 1541 und 1559, in diesem Fall also um 1545. Das Gewölbe ist damit rund ein Jahrzehnt älter als das vom gleichen Baumeister, Wolff, geschaffene Schloss mit ähnlichen Gewölben in Neuenstein in Hohenlohe (zwischen 1555 und 1568 für Graf Ludwig Casimir von Hohenlohe errichtet). Das Dachwerk über dem Westflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.).

Die Auswertung der Rechnungen erlaubt bislang keine sichere Zuordnung zum Westflügel (vgl. Semiller 1999, S. 43). Insbesondere Aufträge an die Steinmetzen Eberhardt und Chun für zwölf Türen im Jahre 1555 sowie an Dill von Hossenhausen für Wendelstaffeln 1556 lassen sich nicht eindeutig zuordnen. Die bislang unerkannte Tordatierung erlaubt aber eine eindeutige Zuweisung des Westflügels in eine gemeinsame Bauphase mit dem Südflügel.

Nordflügel. Die Nordfassade umfasst die Nordmauer des Nordflügels und den Nordgiebel des älteren Westflügels. Dieser Giebel, der noch zur Bauphase von 1545 gehört, wird durch den Eckerker aus der gleichen Bauphase beschnitten. Der Erker selbst ist außen ausgesprochen schlicht und von daher zeitlich schwer einzuordnen, doch ist er durch ein Wappen im Innern eindeutig datiert. Zur Gliederung der Nordfassade dienen zwei fast gebäudehohe polygonale Erker jeweils in der dritten Fensterachse von außen. Sie kragen über dem Sockel dreiseitig vor und reichen durch einen Fachwerkaufbau bis in das Dachgeschoss. Sie haben auf jeder Seite ein einfaches Fenster, Gesimse unter den Fenstern und zwischen den Hauptgeschossen. Im östlichen Wandabschnitt gibt es einen, zwischen den beiden Erkern zwei einachsige Zwerchgiebel. Das Vollgeschoss der Zwerchgiebel wird von Pilastern gerahmt, horizontales Gesims unter den gekuppelten Fenstern und als Abschluss des Geschosses. Giebelgeschoss mit seitlichen S-Bögen mit Voluten, flache Dreiecksgiebel mit rechteckigem Aufsatz.

Die Fenster des Flügels haben im Erdgeschoss rechteckige Gewände mir doppelten Kehlen, im Obergeschoss sind es segmentbogige Gewände entsprechend dem Treppenturm des Westflügels. Nach Norden hat der Flügel zwei polygonale Erker auf einem Schwibbogenunterbau, wobei der Unterbau des rechten Erkers zugunsten von drei kräftigen Konsolen abgearbeitet wurde, offenbar wegen statischer Probleme. Diese Konstruktion dürfte eine Replik auf die beiden frühen Erker des Ostflügels sein. Die Hoffassade des Nordflügels besitzt im Erdgeschoss sechseinhalb offene rundbogige Arkaden, die linke besteht nur zur Hälfte. Die Arkaden ruhen auf kräftigen, breiten Pfeilern mit Kämpfern, die Archivolten sind unprofiliert, nur die innere Laibung ist mit vertieften Spiegeln unter und über dem Kämpfer versehen. Den Pfeilern sind Doppelsäulen auf gemeinsamen Sockeln, mit ionischen Kapitellen vorgelagert. Die Arkaden wurden östlich durch einen weiteren Pfeiler gestützt, dessen Sockel heute freigelegt ist; der Pfeiler ist durch den nachträglichen Zwischenbau im Nordosten verdeckt. Das abschließende Gebälk aus einfach abgetrepptem Architrav, wulstigem Fries und gestuftem Gesims, teilweise mit Zahnschnitt, ist über den Säulen verkröpft. Säulen, Architrav und Fries sind marmoriert. Die Zwickel der Arkaden sind mit Rollwerk, Blattwerk, Masken und Figuren ornamentiert. Über den Vorkröpfungen im Obergeschoss Sockel mit Löwenmasken im Knorpelstil, 1662 von Heinrich Wend, Bremen, ergänzt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31), darüber Doppelsäulen mit korinthischen Kapitellen, 1590 hinzugefügt. Zwischen den Säulen je vier hölzerne Brüstungsfelder mit vier Fenstern. Schmales abschließendes Gesims.

Hinter den Arkaden im Erdgeschoss und Obergeschoss durchlaufende Gänge. Hinter der ersten Arkade von links befindet sich ein Portal zum Keller, Gewände mit ‚Ohren‘ (barock erneuert) und flachem Dreiecksgiebel (renaisssancezeitlich). Hinter der zweiten und vierten Arkade gekuppelte Zwillingsfenster, mit Falz und Fase profiliert; sie gehören zur Hofstube. Dazwischen führt ein aufwendigeres Rundbogenportal zur Hofstube, es hat ein rechteckigen Rahmen mit diamantierten Sockeln, kannelierten Pilastern mit ionischen Kapitellen und Gebälk mit wulstigem Fries; Gesims und Dreiecksgiebel mit Zahnschnitt. Hinter der fünften Arkade rechteckiges Portal, Gewände mit „Ohren“ und Dreiecksgiebel, mit kurzem Abstand folgt ein entsprechendes kleineres Portal zur einen Heizkammer, hinter der sechsten Arkade ein besonders prunkvolles Portal. Dieses hat ein Kielbogenportal in rechteckigem Rahmen. Letzterer besteht aus Pilastern, seitlich rückspringend je ein weiterer Pilaster. Vor dem inneren Pilaster Freisäule mit korinthisierendem Kapitell, Sockel und Gebälk dreieckig vorspringend. Über dem Gebälk Kugelaufsatz, dahinter setzen sich die inneren Pilaster um ein Stück fort und schließen gleichfalls mit einem Gebälk ab, mit dem die Pilaster verkröpft sind. Darüber Segmentbogengiebel mit Wappenkartusche (Nassau). Über dem Kielbogen des Portals segmentbogiger Blendrahmen. An den Zwickeln Medaillons mit Büsten in Flachrelief. Vermutlich entstand dieses Portal nicht gemeinsam mit dem Arkadenflügel um 1570, sondern bereits um 1550 wie zwei Portale am Ostflügel (s. u.) und wurde 1570 hier wiederverwendet. Auf den Rückseiten der Arkadenpfeiler befinden sich in Höhe der Kämpfer die Ansätze von Rippengewölben, denen zufolge der Arkadengang eine vollständige Wölbung erhalten sollte, Kreuzrippengewölbe mit Gurtbögen. In der Decke der östlichen Arkade ist die bestehende Balkenlage mit einem runden Einbau aus Holz versehen, die Mauer des Nordflügels ist in ganzer Höhe leicht ausgekehlt. Offensichtlich hat hier eine Wendeltreppe bestanden, wenn auch wohl nicht von Anfang an, sondern erst als Umbau; der Längsbalken ist für den Einbau durchgeschnitten worden.

Im Dachgeschoss vier Zwerchgiebel aus Fachwerk, Eckständer mit Diamantquadern, einfache Streben mit Kopfknaggen, im Giebelgeschoss in der Mitte Andreaskreuz und Raute, seitlich gebogene Fußbänder. Giebellinie geschwungen. Profiliertes Gebälk. Je vier Fenster in den Zwerchgiebeln. Die Zwerchgiebel wurden 1659 von Hans Ludwig Gerber nach Entwurf von August Rumpf hinzugefügt (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 31).

Nordflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befindet sich westlich eine Stube, durch einen Mitteleingang vom Arkadengang aus erschlossen, im Gewölbe vier Schlußsteine, einer mit Justitia und Jahreszahl 1572. Ursprünglich dürfte es sich um eine Gerichtsstube gehandelt haben, worauf das Bild der Justitia ebenso verweist wie die Bezeichnung der alten Hofstube im Ostflügel als „Hofstube“ in Plänen der Zeit um 1600, die Hofstube wurde also nicht in den Nordflügel verlagert, sondern blieb neben der Küche bestehen. Nach Osten schließt sich das (barocke) Marmorbad an, darauf folgt ein kleiner Raum mit hängendem Schlussstein, einer sehr verspielten Gewölbeform. Innenportal mit gemalter ionischer Rahmung. Eisenplattenofen bezeichnet 1702, Johann Ernst.

Im Obergeschoss hat sowohl der westliche (in der noch zum Westflügel zählenden Stube, s. o.) wie der östliche Eckerker ein verspieltes gotisierendes Gewölbe, wenn auch etwas einfacher als dort. Die mittleren Erker sind barockisiert und daher nicht zu beurteilen.

Das Dachwerk über dem Nordflügel ist erneuert (19. oder 20. Jh.). Im Nordflügel findet sich jedoch eine vermutlich barocke Raumstruktur aus Appartements mit regelmäßiger Stellung von Schornsteinen; lediglich das Zwerchgiebelfachwerk dürfte älter (renaissancezeitlich) sein. Im letzten Raum nach Osten befindet sich ein zweietagiger Eisenplattenofen mit einer „1712 Johann Ernst“ datierten Eisenplatte vor steinernem Maueranschluss.

Archivalisch sind 1570 Arbeiten des Meisters Chun im angefangenen Bau nachgewiesen, nämlich sechs Türen, sechs Fenster und einige Ofenlöcher (Semiller 1999, S. 44). 1570 erhält ein Zimmermeister Veltin aus Gleiberg den Auftrag für das Holzwerk eines Saales (Semiller 1999, S. 44), der sich allerdings bisher nicht eindeutig zuordnen lässt. Auch der Abbruch eines Turmes vor der Kanzlei ist nicht eindeutig zu lokalisieren. Hingegen wird 1571 die Galerie am Nordflügel genannt, die über den Grünen Bau (das muss die nördliche Verlängerung des Ostflügels sein, im heutigen Zustand aus dem 17. Jh.) und den Marstall (Erdgeschoss des Westflügels) reicht. 1573 erfolgt der Bau dieser Arkaden, wohl nach Entwurf von Wolff ab 1571, im Detail vielleicht beraten von Georg Robin (ab 1572; vgl. Semiller 1999, S. 46).

Ostflügel. Der Ostflügel besteht aus einem schmalen Nordteil und einem über den Hang vorgebauten, breiteren Südteil, aus dem Schlosshof nach Osten herausgerückt. Der Nordteil ist zum Hof hin dreigeschossig, über zwei Massivgeschossen befindet sich ein verschiefertes Fachwerkgeschoss. Gekuppelte Zwillingsfenster, Portal rechteckig. Die südliche Giebelseite ist gleichermaßen schlicht, im Erdgeschoss gibt es neben einem rundbogigen Kellerportal ein zur Tür umgebautes Zwillingsfenster; die Fenster in den Obergeschossen haben einfache Steingewände. Es handelt sich um den Küchenstubenbau, der 1662 nach Entwurf von August Rumpf anstelle eines um 1570 bereits vorhandenen schmaleren Vorgängerbaues (‚Grüner Bau‘) errichtet wurde und eine zusätzliche Küche enthält.

Der Hauptteil des Ostflügels ist zum Hof hin zweigeschossig, auf der Talseite durch ein zusätzliches Untergeschoss und ein ausgebautes Obergeschoss viergeschossig. Das zweite Obergeschoss ist hier eindeutig nachträglich aufgestockt, zu beobachten ist etwa, dass die Eckverzahnung des Mauerwerks nicht bis in dieses Geschoss hinaufreicht und dass die Dachtraufe sich mit den beiden Giebeln verschneidet. Diese Aufstockung schreibt Einsingbach (Weilburg, 1994, S. 15) August Rumpf zu und datiert sie auf 1661/62; die Fenster im betreffenden Teil sind schlichter als die im älteren Giebel (s. u.) und bestätigen diese Datierung. Auf der östlichen Außenseite befindet sich südlich ein polygonaler risalitartiger Vorbau mit einteiligen Fenstern an allen Seiten, mit Wulst und Kehle profiliert, und Gesimsen unter den Fenstern und zwischen den Geschossen. An der Ostfassade fällt vor allem der apsisartige Erker etwa mittig im Erdgeschoss auf, der mit einem Rundbogenfries versehen ist, einer Bauform, die im Unterlahn- und Mittelrheingebiet in das 15. Jh. zu datieren ist. Rechts neben diesem Vorbau zwei Konsolen in der Mauer. Der Nordgiebel hat über dem ungegliederten und offenbar älteren Wandkasten Staffelform und Viertel- und Halbkreisaufsätze mit Kugeln. Das Giebeldreieck ist durch Lisenen und Gesimse gegliedert. Die Fenster im 1. Giebelgeschoss unterbrechen ein Gesims. Vermutlich handelt es sich um eine nachträgliche Abarbeitung, d. h. im ersten Zustand durchgehende Gesimse, im zweiten Zustand Ausbau dieses obersten Geschosses (es ist noch nicht das Dachgeschoss, nur zum Hof hin hat es eine Dachschräge!). Im Dachgeschoss - Flur des barocken nordöstlichen Zwischenbaues taucht die Mauerecke mit dem betreffenden Gesims auf und ist dort abgearbeitet, um den älteren Ostflügel mit diesem jüngeren Bauteil zu verbinden. Die Nordfenster des Ostflügels haben auf der Innenseite gestäbte Profile mit facettierten Basen, also eine noch der Spätgotik entlehnte Form, die sie nun wiederum nicht als nachträglich und jünger, sondern im Gegenteil als ursprünglich erscheinen lässt. Die südliche Giebelseite hat auf Höhe des Erdgeschosses einen zweifenstrigen Erker, die gekuppelten Fenster mit Vorhangbögen, darüber ein Kleeblattgiebel, der denen der Westfassade des Schlosses entspricht und vermutlich nachträglich, um 1540/45, entstand; die Wappenscheibe unter dem Schlussstein im Innern, bezeichnet 1560, ist nochmals nachträglich angebracht worden. Der Südgiebel ist durch Gesimse und Säulenvorlagen in kleine Felder untergliedert, in die rechteckige Fenster mit gestäbter Rahmung einschneiden beziehungsweise eingefügt sind. Viertel- und Halbkreisabschlüsse auf dem treppenartig ansteigenden Giebel, mit Kugelaufsätzen. Der linke Teil des Giebels (etwa zwei Fünftel) wird durch den anschließenden Südflügel verdeckt.

Auffällig ist, dass der nördliche Giebel des Ostflügels etwas höher ist als der südliche, also dieser Ostflügel zunächst noch den älteren Bau stärker mit einbezogen haben dürfte und ursprünglich keine einheitliche Dachtraufe gehabt haben kann, sondern einen leichten Versatz gehabt haben muss.

Die Hofseite des Ostflügels ist leicht geknickt, unregelmäßige Fensteraufteilung. Ganz rechts befindet sich ein Prunkportal, rundbogig in rechteckiger Rahmung, mit Säulen vor verdoppelten Pilastern, korinthisierenden Kapitellen und darüber befindlichem Kämpferstück mit Gebälk. Zwischen dem Rundbogen und dem Gebälk flacher Dreiecksgiebel, in den Zwickeln seitlich je ein Medaillon. Das Portalgewände ist breit abgeschrägt und mit Spiegeln beziehungsweise ornamentierten Feldern versehen. Nach Einsingbach wurde es 1560 von Ludwig Kempf geschaffen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 20). Über dem Portal kragt auf einem sphärischen Segmentbogen, dessen Unterseite gewölbt ist und ein Wandfeld mit gemaltem Doppelwappen (Nassau/Isenburg) enthält, ein dreiseitiger polygonaler Erker vor, mit breitem Sockel- und Fenstergesims. Dieses Wappen ist Philipp III. (1504-1559) und seiner dritten Gemahlin zuzuweisen, Amalie von Ysenburg-Büdingen (1522-1579), verheiratet seit 1541. Die Türöffnung ist auf der Innenseite mit dem älteren Wappen Philipps III. und seiner Gemahlin Anna von Mansfelds versehen. Die einteiligen Fenster haben gestäbte Rahmung. Der Erker schließt auf Höhe des umlaufenden Dachgesimses mit einer welschen Haube. Links neben dem Erker vermauerte rechteckige Öffnung, etwas höher links daneben Fenster. Über beiden im Dachgeschoss hoher Zwerchgiebel aus Fachwerk, mit einfachen Streben, Kopfknaggen und gebogenen Giebellinien. Links davon etwa quadratischer, vorspringender dreigeschossiger Turm mit achteckigem Holzaufbau; über einem Altanvorbau mit doppelläufiger Treppe Portal. Segmentbogig in rechteckigem Rahmen, Gewände mit Pilastern. Auf den Zwickeln Medaillons. Über dem Gebälk gesprengter Dreiecksgiebel mit rechteckigem Wappenfeld mit Segmentbogenabschluss 1548 bez. Wappen: Philipp III. von Nassau und Amalie von Ysenburg. Nach links schließen unregelmäßig vier Fensterachsen an. Zwischen der 2. und 3. Achse hat die Wand einen Knick, über der 3. Achse Fachwerkzwerchgiebel des 17. Jh. Der nördliche hofseitige Abschluss des Baues ist durch einen dreiseitig vorkragenden Erker betont. Sockel mit sphärischem Segmentbogen, darin kleines Rippengewölbe. Darüber Vorkragung des Polygons. Die Gesimse entsprechen dem Erker ganz rechts, die Fenster haben jedoch statt des äußeren Rundstabs eine Kehle, nach innen folgen Platte und Kehlen als Profil.

Links des Treppenturms befindet sich der ursprüngliche Zugang zur Altane (vgl. Merian-Abbildung), mit einem Fenster deutlich oberhalb des Erdgeschossniveaus, das hier von oben aus die Hofstube beleuchtet. Rechts des Treppenturms gibt es ein solches Fenster nicht, hier stellt Merian einen turmartigen Vorbau dar, der offenbar zur Erschließung eines vermauerten Portals im Obergeschoss (abgefastes Gewände ähnlich der Bauphase von 1545) nötig war.

Als Fazit ergibt sich, dass die gesamte Front des Ostflügels mit Treppenturm, Treppenturmportal, beiden Erkern und den Obergeschossfenstern entweder einheitlich 1539 oder spätestens durch die Ergänzung der Erker 1545 entstanden sein muss. An barocke Umbauten sind die Fachwerkzwerchgiebel und die Anhöhung des Daches für den Ausbau der Lahnseite des Dachgeschosses zu vermerken. Zwischen Treppenturm und rechtem Erker befand sich ursprünglich ein turmartiger Vorbau, noch bei Merian dargestellt, der das Portal im Obergeschoss erschloss.

Urkundlich werden nach Semiller (1999, S. 42) für die frühe Bauphase ein Schreiner Heinrich („Heinrich Schreiner“) und ein Steinmetz Eberhardt („Eberhardt Steinmetz“) in den Jahren 1535-40 genannt, die hölzernen Fensterrahmen (1535) sowie Steinmetzarbeiten (42 Trittstufen, 22 Fenster, 2 Innentüren und 3 Außentüren) herstellen, 1539 wird Schiefer zur Dachdeckung erworben.

Ostflügel, Inneres. Der schmale nördliche Zwischenbau, der Küchenstubenbau von 1662, enthält heute eine geradläufige (barocke) Treppe zum 1. Obergeschoss. Der südliche Hauptteil des Südflügels ist das älteste Bauteil des Renaissanceschlosses und enthält in seiner Nordhälfte noch mittelalterliche Reste. In der Nordwestecke führt vom Erdgeschoss eine breite Treppe in den Keller. Die Stufen sind aus Spolien, vielleicht Grabsteinen, zusammengesetzt. Vom Treppenlauf weist eine spitzbogige spätgotische Tür nach Norden. Dazu könnte passen, das der Keller unter der Küche zwei spitzbogige Türen hat, die vor 1533 entstanden sein dürften und schließlich sprechen das geknickte Mauerwerk des Ostflügels und der bereits erwähnte spätgotische Erker an der Ostseite für einen älteren Kern.

Das Erdgeschoss besteht aus zwei vierjochigen Räumen. Die trennende Quermauer stößt an der Außenseite gegen den spätgotischen Erker. In welchem Umfang hier spätgotische Bausubstanz erhalten ist, kann gegenwärtig jedoch nicht entschieden werden. Der nördliche Raum ist die Schlossküche der ersten Renaissance-Bauphase, der Herd befindet sich in dem Joch nächst dem genannten Erker. Der südliche Raum ist die Hofstube, durch einen Ofen vom Herdplatz aus zu erwärmen. Sie hat zwei Rundpfeiler auf achteckigem Sockel und ein Kreuzrippengewölbe, dessen Rippen ein scheinbar regelloses Gewölbesystem bilden. Die Hofstube hat zwei Erker, einen zur Lahnseite (Osten) und einen nach Süden. Letzterer ist mit einem Schlingrippengewölbeversehen und hat nachträglich eine Wappenscheibe mit den Wappen Albrechts von Nassau und Annas von Nassau-Dillenburg (1560) als Schlussstein. Am Hofportal findet sich in der Hofstube das Wappen Nassau und Mansfeld, hier handelt es sich also um ein bauzeitliches Wappen, das nur zwischen 1536 (Hochzeit) und 1541 (Wiederverheiratung nach dem 1537 erfolgten Tod Annas) entstanden sein kann.

Im 1. Obergeschoss wird der Grundriss durch eine massive Längswand geteilt. Von Norden gesehen führt vom Vorraum aus eine sehr aufwendige rundbogige Tür mit gefastem und gekehltem Gewände in den ersten Raum auf der Lahnseite, in den zweiten Raum hingegen eine kleine Tür mit Fase und große Tür mit flacher breiter Fase. Der nordöstliche Raum ist mit einer aufwendigen Wandbemalung versehen (2004 wieder freigelegt), die eine Portaleinfassung mit Frührenaissance-Balustern, gemalte Sockel, die Darstellung von Pyramus und Thisbe und eine figürliche Jagdszene zeigt (um 1550). Der hofseitige Raum wird nach Süden durch eine Quermauer abgeschlossen, deren Türgewände aus Spolien besteht, in der Ecke steht ein Eisengussofen aus der Mitte des 16. Jh. (datiert, aber Inschrift stark beschädigt), rückseitig Feuerstelle. Die lahnseitigen Räume sind barockisiert, am Südende gibt es einen polygonalen Erker mit verspieltem Sterngewölbe der Bauphase um 1535/40. Hofseits gibt es ebenfalls einen polygonalen Erker im Süden, mit verspieltem durchbrochenem Gewölbe, die Fensterlaibungen hochsitzend mit vertieften Spiegeln entsprechend der Bauphase um 1545. Es könnte daraus folgen, dass ursprünglich nur die Längsteilung des Flügels bestand und erst in einer zweiten Bauphase die Erker mit ihren sie fassenden Flügelmauern und die Quermauern eingezogen worden sind. Ein Umbau um 1548 hat sich ja am äußeren Treppenturmportal feststellen lassen. Der Treppenturm ist im Innern mit gemalten Büsten römischer Kaiser versehen, frühes 18. Jh. Steinerne Treppenspindel. Portalgewände vom Dachgeschoss zum Treppenturm Sandstein, scharriert, mit Fase, 17. Jh., in Zusammenhang mit dem Ausbau des Dachgeschosses zur Lahnseite hin entstanden.

Südflügel. Der Südflügel reicht von der östlichen Hangkante – mitten vor dem Giebel des Ostflügels – bis zur Westflucht des Westflügels. Sein Westgiebel wirkt wie ein zweiachsiger Zwerchgiebel (s. o.). Er ist 1545 bezeichnet. Die gleiche Jahreszahl findet sich am Ostgiebel.

Die Südseite des Südflügels zum Schlossgarten besitzt eine unregelmäßige Fensteraufteilung. Im Obergeschoss zumeist gekuppelte Zwillingsfenster, mit zwei Rundstäben profiliert. Einige Fenster oder Fensterteile sind vermauert, diese Teile haben das gleiche Fensterprofil. Im Erdgeschoss eine rundbogige Öffnung, der Rahmen mit Rundstab, Kehle mit Blättern, Rundstab und Kehle profiliert, rechts ein rundbogiges Portal. Kleine rechteckige Fenster mit Kehle. In etwa gleichen Abständen hat das Dachgeschoss drei Zwerchgiebel mit gekuppelten Zwillingsfenstern, unter den Fenstern und als Abschluss des Vollgeschosses Gesims, seitlich Pilaster, mit den Gesimsen verkröpft. Die Giebel haben flache Kleeblattform (vgl. Westfassade). An der Südostecke Erker mit Kleeblattgiebel, mit gekuppelten Zwillingsfenstern an der Front und Einzelfenstern seitlich, mit doppelter Kehle profiliert.

Die Hoffront entspricht in ihrer Einfachheit (heute) der Außenfassade. Im Obergeschoss sechs gekuppelte Zwillingsfenster, mit gemeinsamem äußeren Rundstab und einzelnen inneren Rundstäben mit Kehle profiliert. In fortlaufender Reihenfolge befinden sich unter der Brüstungshöhe senkrechte Abarbeitungsspuren von früheren Konsolen. In der 2. Achse von links war die linke Fensteröffnung bis zu diesen Konsolen verlängert und diente offenbar als Zugang für einen ehemals hier vorhanden gewesenen Laufgang. Unter der vierten Achse von links sind die Konsolen besonders groß gewesen, sie reichen tiefer in das Erdgeschoss hinunter. Links davon befindet sich eine vermauerte Öffnung, deren Gewinde in den Konsolbereich hinunterreicht, der Sturz etwa auf Höhe der Fensterbänke ist mit der Jahreszahl 1597 bezeichnet. Der Größe nach kann es sich nur um ein Feuerloch für einen Ofen handeln. Im Erdgeschoss einzelne oder gekuppelte Fenster mit Dreiecksgiebel sowie zwei entsprechende Portale. Unter der 3. Achse von links Brunnen mit gemalter Umrahmung (Rundbogen in rechteckigem Gewände mit Pilastern, gesprengtem Giebel und Muscheln). Über der linken Hälfte des Südflügels zwei Zwerchgiebel, entsprechend denen der Außenseite.

Südflügel, Inneres. Im Erdgeschoss befand sich im westlichen Teil der zweischiffige Pferdestall, den übrigen Teil nahmen Wirtschaftsräume ein. Im Obergeschoss ist das Innere vollständig barockisiert beziehungsweise klassizistisch ausgebaut einschließlich Verkleidung der Fenstergewände innen. Hinter einer der mittleren barocken Fensterklappen hat sich jedoch eine steinerne Konsole der Renaissance-Balkenlage erhalten, die auf kräftige Querbalken und einen repräsentativen Saal schließen lässt. Die Isometrie von Hoer zeigt diesen Saal im Zustand bald nach 1600, einschließlich des im Bestand 1597 datierten Ofens neben dem Außenzugang. An der Westseite (Hoer: Ostseite!***) hatte der Saal einen großen Kamin, östlich und westlich war der Saal jeweils durch ein Appartement aus einem schmalen Vorraum, einer kaminbeheizten Kammer mit Abort und einer ofenbeheizten Stube eingefasst.

Urkundlich lässt sich der Auftrag vom März 1543 an den Zimmermann Lenhart Wechter aus Worms (Semiller 1999, S. 42) für ein etwa 63,9 Meter langes und 13,2 Meter breites Holzwerk (= Dachwerk) auf den Südflügel beziehen.

Zur Rekonstruktion und zur Raumstruktur des Schlosses etwa im Jahre 1539 war lediglich der Ostflügel vollendet, die Weilburg muss noch eine weitgehend mittelalterliche Erscheinung gehabt haben. Der Ostflügel verfügte im Erdgeschoss über eine Küche, daneben über die Hofstube, im Obergeschoss über zwei Wohnappartements aus Stube und Kammer.

Um 1540-45 entstanden West- und Südflügel. Weilburg hatte damit das Gesicht eines umfassenden Renaissanceschlosses gewonnen. Pferdestall und Nebenräume im Untergeschoss, eine geräumige repräsentative Hofstube, ein großer repräsentativer Saal und weitere Appartements traten zur vorhandenen Substanz hinzu; ein Turm blieb im Norden der Anlage zunächst erhalten und wurde erst um 1570 abgebrochen (Einsingbach, Weilburg, 1994, S. 10). Die Umbauten um 1570 mit der Erweiterung um den Nordflügel schufen den Eindruck des geschlossenen Vierflügelbaues und mit den Arkaden, den Baudetails und einem der Gerichtsbarkeit dienenden Raum wichtige Elemente der Herrschaftsarchitektur.

Würdigung

Schloss Weilburg ist das bedeutendste erhaltene Renaissanceschloss innerhalb des heutigen Bundeslandes Hessen und gehört mit Kassel, Schmalkalden und Offenbach zu den kunsthistorisch bedeutendsten Schlossanlagen des hier behandelten Raumes. Obwohl die Errichtung anfänglich keiner umfassenden Gesamtplanung folgte, wirkt es einheitlich, nur mit Unterschieden im Detail. Wesentliche Elemente des Schlossbaues der Renaissance sind in Weilburg nachvollziehbar, das Bemühen um eine regelmäßige Anlage, die Bedeutung des Turmes, das Spielen mit gotischen Stilelementen, die malerische Raumausstattung und die Verteilung der Raumfunktionen.

Literatur, Quellen

Quellen, besonders Rechnungen, im Staatsarchiv Wiesbaden. Vgl. Purbs 1973, Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999

Isometrische Zeichnungen von Heinrich Hoer, ebenfalls Staatsarchiv Wiesbaden. Diese und weitere Bildquellen vgl. Einsingbach 1994 sowie Semiller 1999

Schmidt, Wolff, 1928

Schwarzer, Weilburg, 1937

Schwarzer, Weilburg, 1970

Purbs, Weilburg, 1973

Dehio, Hessen, 1982, S. 887 u. 888-891

D. Großmann, Schloßkirche, 1983

Lehmann, DTH Limburg-Weilburg II, 1994, S. 722-731

Einsingbach, Weilburg, 1994

Semiller, Renaissancebauten, 1999

Olschweski, Weilburg, 2001