Grünberg, Schloss: Unterschied zwischen den Versionen
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| Entstehungszeit = vor 1242 Antoniterkloster | |||
| Baumaßnahme = nach 1567 Ausbau zum Schloss | |||
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==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Der Klosterhof ist eine längliche, trapezförmige Anlage zwischen der Stadtmauer und der Rosengasse. Die westliche Schmalseite wird vom Kirchenbau eingenommen, an der nördlichen Längsseite stehen | Der Klosterhof ist eine längliche, trapezförmige Anlage zwischen der Stadtmauer und der Rosengasse. Die westliche Schmalseite wird vom Kirchenbau eingenommen, an der nördlichen Längsseite stehen beziehungsweise standen an der Stadtmauer der Mönchsbau und vermutlich das Refektorium, die östliche Seite wird vom dreigeschossigen aus Fachwerk bestehenden ‚Universitätsbau‘ eingenommen und an der Seite zur Rosengasse steht als selbständiger Baukörper das Schloss. | ||
Dreigeschossiger massiver Traufenbau mit zwei | Dreigeschossiger massiver Traufenbau mit zwei Fachwerkerkern an der Straßenfront sowie einem einachsigen Anbau rechts, nur Erdgeschoss massiv, sonst Fachwerk. Der rechte Erker hat eine Breite von fünf Gefachen und in jedem Geschoss vier Fenster, paarweise angeordnet, der linke hat nur eine Breite von vier Gefachen, mit je vier Fenstern in beiden Geschossen. Die Erkergiebel sind mit S- und C- Voluten versehen, folgen also im Fachwerk grundsätzlich dem Typ des ‚Landgrafengiebels‘. Im unteren Giebelgeschoss vier, im oberen zwei Fenster. Rechts des rechten Erkers springen das 1. Obergeschoss und das Erdgeschoss ein, innerhalb dieses Bauteils befindet sich in quadratischem Raum die runde Wendeltreppe. Nach dem Grundriss (Walbe, KDM Gießen I, 1938, S. 178) befindet sich der linke Erker vor einem Zwischenbau, an den links bereits die ehemalige Sakristei und die Front des Kirchenbaues angefügt sind. Rundbogiges Tor unter dem westlichen Erker, Durchfahrt zum Schlosshof. | ||
Das Innere des Schlosses war in allen Geschossen durch eine Längsstützenreihe unterteilt, das 2. Obergeschoss war noch 1925 ein einziger ungeteilter Raum (Voigt, Baldwein, 1942, S. 140), von einer östlichen Kammer neben dem Treppenturm abgesehen. | Das Innere des Schlosses war in allen Geschossen durch eine Längsstützenreihe unterteilt, das 2. Obergeschoss war noch 1925 ein einziger ungeteilter Raum (Voigt, Baldwein, 1942, S. 140), von einer östlichen Kammer neben dem Treppenturm abgesehen. | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Grünberg ist das Beispiel der Umnutzung eines Klosters zum Renaissanceschloss, hier sogar für | Grünberg ist das Beispiel der Umnutzung eines Klosters zum Renaissanceschloss, hier sogar für einen der führenden Landesherren des deutschen Protestantismus, was die Familie des Landgrafen angeht. Voigt ordnet den Bau in der spätmittelalterlichen Tradition ein und belegt dies mit der „traditionellen Anbringung des Treppenturms mit der herkömmlichen Spindel im Innern an der einen Seite des Baues“, der Zweischiffigkeit der Räume, dem Fehlen von Fluren und der unregelmäßigen Fensteranordnung. Die drei letzten Beobachtungen sind sicherlich richtig, gleichwohl nicht allein für mittelalterliche Bauten charakteristisch, die Unterbringung der Treppe ist zudem ganz unmittelalterlich. Als Traufenbau folgt Grünberg der Feudalarchitektur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (was im Gegensatz zu den Wohnbauten der Bürger steht!), durchbricht diese Tradition aber gerade durch die seitliche Anbringung der Treppe. | ||
==Literatur, Quellen== | ==Literatur, Quellen== |
Aktuelle Version vom 4. September 2013, 11:06 Uhr
Infobox | |
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Entstehungszeit: | vor 1242 Antoniterkloster |
Baumaßnahme: | nach 1567 Ausbau zum Schloss |
Bauherr: | Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg, Baumeister E. Baldwein |
Ort: | Grünberg |
Kreis: | Gießen |
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Straßenseitiger Flügel des ehemaligen Antoniterklosters (Rosengasse). Kreis Gießen.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Landgraf Ludwig IV. von Hessen (-Marburg), nach 1567. Baumeister E. Baldwein.
Geschichte
Das Antoniterkloster war vor 1242 gegründet worden, wie alle hessischen Klöster wurde es 1527 aufgehoben und seine Einkünfte der Universität Marburg zugewiesen. Die Baulichkeiten bestimmte Landgraf Ludwig IV. als Witwensitz seiner Gemahlin Hedwig, die allerdings schon vor ihm verstarb, sowie seiner zweiten Gemahlin, Marie.
Baugeschichtliche Bedeutung
Der Klosterhof ist eine längliche, trapezförmige Anlage zwischen der Stadtmauer und der Rosengasse. Die westliche Schmalseite wird vom Kirchenbau eingenommen, an der nördlichen Längsseite stehen beziehungsweise standen an der Stadtmauer der Mönchsbau und vermutlich das Refektorium, die östliche Seite wird vom dreigeschossigen aus Fachwerk bestehenden ‚Universitätsbau‘ eingenommen und an der Seite zur Rosengasse steht als selbständiger Baukörper das Schloss.
Dreigeschossiger massiver Traufenbau mit zwei Fachwerkerkern an der Straßenfront sowie einem einachsigen Anbau rechts, nur Erdgeschoss massiv, sonst Fachwerk. Der rechte Erker hat eine Breite von fünf Gefachen und in jedem Geschoss vier Fenster, paarweise angeordnet, der linke hat nur eine Breite von vier Gefachen, mit je vier Fenstern in beiden Geschossen. Die Erkergiebel sind mit S- und C- Voluten versehen, folgen also im Fachwerk grundsätzlich dem Typ des ‚Landgrafengiebels‘. Im unteren Giebelgeschoss vier, im oberen zwei Fenster. Rechts des rechten Erkers springen das 1. Obergeschoss und das Erdgeschoss ein, innerhalb dieses Bauteils befindet sich in quadratischem Raum die runde Wendeltreppe. Nach dem Grundriss (Walbe, KDM Gießen I, 1938, S. 178) befindet sich der linke Erker vor einem Zwischenbau, an den links bereits die ehemalige Sakristei und die Front des Kirchenbaues angefügt sind. Rundbogiges Tor unter dem westlichen Erker, Durchfahrt zum Schlosshof. Das Innere des Schlosses war in allen Geschossen durch eine Längsstützenreihe unterteilt, das 2. Obergeschoss war noch 1925 ein einziger ungeteilter Raum (Voigt, Baldwein, 1942, S. 140), von einer östlichen Kammer neben dem Treppenturm abgesehen.
Würdigung
Grünberg ist das Beispiel der Umnutzung eines Klosters zum Renaissanceschloss, hier sogar für einen der führenden Landesherren des deutschen Protestantismus, was die Familie des Landgrafen angeht. Voigt ordnet den Bau in der spätmittelalterlichen Tradition ein und belegt dies mit der „traditionellen Anbringung des Treppenturms mit der herkömmlichen Spindel im Innern an der einen Seite des Baues“, der Zweischiffigkeit der Räume, dem Fehlen von Fluren und der unregelmäßigen Fensteranordnung. Die drei letzten Beobachtungen sind sicherlich richtig, gleichwohl nicht allein für mittelalterliche Bauten charakteristisch, die Unterbringung der Treppe ist zudem ganz unmittelalterlich. Als Traufenbau folgt Grünberg der Feudalarchitektur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (was im Gegensatz zu den Wohnbauten der Bürger steht!), durchbricht diese Tradition aber gerade durch die seitliche Anbringung der Treppe.
Literatur, Quellen
Rechnungen im Staatsarchiv Marburg (vgl. Voigt, Baldwein, 1942)
Voigt, Baldwein, 1942, S. 134-140
Walbe, KDM Gießen I, 1938, S. 177-195, bes. S. 178 u. 193 f.