Hausen (Oberaula), Schloss: Unterschied zwischen den Versionen
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| Baumaßnahme = 3. Viertel 16. Jh., 1687, 1767 und 19. Jh. Umbau | |||
| Bauherr = Herren von Dörnberg | |||
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==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
1311 ist eine Burg im Besitz der Abtei Fulda. 1400 Verkauf an das Erzbistum Mainz. Amtmann wird ein Werner von Schlitz gen. Görtz, der 1425 Pfandrechte erwarb. 1463 Verkauf der Pfandschaft an Hans von Dörnberg | 1311 ist eine Burg im Besitz der Abtei Fulda. 1400 Verkauf an das Erzbistum Mainz. Amtmann wird ein Werner von Schlitz gen. Görtz, der 1425 Pfandrechte erwarb. 1463 Verkauf der Pfandschaft an Hans von Dörnberg (Brauns, Dörnberg, 1982, Sp. 181 ff.). | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Ringförmige, im Kern mittelalterliche Wasserburg mit polygonaler Außenmauer, der auf der Nordseite ein kurzer und schmaler Eingangsflügel vorgesetzt ist, viergeschossig mit dreigeschossigem Volutengiebel. Nach Westen, zum Dorf hin, ist ihm ebenfalls ein kurzer risalitartiger Bauteil mit Volutengiebel sowie zur Eingangsseite hin ein Zwerggiebel vorgelagert. Hinter dem Eingangsbau befindet sich ein kleinerer Flügel mit einem Dachfirst in West-Ostrichtung, parallel dazu an der Südseite ein größerer Wohnflügel. | Ringförmige, im Kern mittelalterliche Wasserburg mit polygonaler Außenmauer, der auf der Nordseite ein kurzer und schmaler Eingangsflügel vorgesetzt ist, viergeschossig mit dreigeschossigem Volutengiebel. Nach Westen, zum Dorf hin, ist ihm ebenfalls ein kurzer risalitartiger Bauteil mit Volutengiebel sowie zur Eingangsseite hin ein Zwerggiebel vorgelagert. Hinter dem Eingangsbau befindet sich ein kleinerer Flügel mit einem Dachfirst in West-Ostrichtung, parallel dazu an der Südseite ein größerer Wohnflügel. | ||
Der Renaissancegiebel über dem Eingang ist im 17. oder 19. Jh. verändert worden. Die ursprünglich vermutlich stärker zur Seite ausgreifenden Voluten wurden steiler umgebaut, die zu vermutende Auskragung des unteren Giebelgeschosses gegenüber dem obersten Vollgeschoss wurde zurückgenommen. Dies ergibt eine sehr eigenwillige Form; ohne diesen Umbau hätten wir es mit dem Typ des | Der Renaissancegiebel über dem Eingang ist im 17. oder 19. Jh. verändert worden. Die ursprünglich vermutlich stärker zur Seite ausgreifenden Voluten wurden steiler umgebaut, die zu vermutende Auskragung des unteren Giebelgeschosses gegenüber dem obersten Vollgeschoss wurde zurückgenommen. Dies ergibt eine sehr eigenwillige Form; ohne diesen Umbau hätten wir es mit dem Typ des ‚Landgrafengiebels‘ zu tun, also mit einer einfachen Viertelkreisvolute im unteren Giebelgeschoss, sowie C-Voluten in den beiden oberen Giebelgeschossen und einer Fächerrosette als Giebelabschluss. Der eben genannte Zwerggiebel am seitlichen Risalit hat einen Dreieckgiebelabschluss und eingerollte Voluten mit ausgreifenden Hörnern. Eine Datierung ist daher erst um 1590/1600 wahrscheinlich, falls dieser Giebel nicht nachträglich aufgesetzt worden ist. Die Hauptgiebel könnten auch bereits um 1560 entstanden sein. Eine Datierung der Giebel erst in das späte 17. Jh. (Brauns, Dörnberg, 1982, Sp. 183) ist hingegen nicht anzunehmen. Das Hauptportal ist rundbogig innerhalb einer Rahmung aus Pilastern und Gebälk, am Architrav mit der Jahreszahl 1687 datiert, auf einem Wappenstein darüber die Jahreszahl 1767. | ||
Auf der Südseite gibt es keinen durchgehenden Hauptflügel, sondern nur einen kurzen Wohnflügel | Auf der Südseite gibt es keinen durchgehenden Hauptflügel, sondern nur einen kurzen Wohnflügel östlich und einen kurzen auf der Außenseite gerundeten Bau westlich, dazwischen befindet sich ein niedriger Torbau. Das Tor ist rundbogig. Über dem Tor ist das erste Obergeschoss mit dem Außenmauerwerk der seitlichen Flügel verbunden, im 2. Obergeschoss haben die Wohnflügel eine Baufuge gegenüber dem offenbar nur niedrigen Torbau, der Torbau selbst hat kein 3. Obergeschoss, ist also auch zur Renaissancezeit noch niedriger als die benachbarten Flügel. Der Umbau des Tores erfolgte im 16. Jh., die Wohnflügel sind folglich im Kern mittelalterlich. | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Neben Büdingen handelt es sich um | Neben Büdingen handelt es sich um ein gutes Beispiel für den Umbau einer ringförmigen Wasserburg des (späten) Mittelalters zu einem Renaissanceschloss durch weitgehende Überformung der Einzelteile ohne eine nennenswerte Änderung der mittelalterlichen Baustruktur. | ||
==Literatur, Quellen== | ==Literatur, Quellen== |
Aktuelle Version vom 4. September 2013, 11:08 Uhr
Infobox | |
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Baumaßnahme: | 3. Viertel 16. Jh., 1687, 1767 und 19. Jh. Umbau |
Bauherr: | Herren von Dörnberg |
Eigentümer: | Privatbesitz |
Ort: | Oberaula, Hausen |
Kreis: | Schwalm-Eder-Kreis |
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Privatbesitz. Schwalm-Eder-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Herren von Dörnberg, Umbau im 3. Viertel des 16. Jh. (Carl von Dörnberg, 1543-1608), 1687, 1767 und im 19. Jh.
Geschichte
1311 ist eine Burg im Besitz der Abtei Fulda. 1400 Verkauf an das Erzbistum Mainz. Amtmann wird ein Werner von Schlitz gen. Görtz, der 1425 Pfandrechte erwarb. 1463 Verkauf der Pfandschaft an Hans von Dörnberg (Brauns, Dörnberg, 1982, Sp. 181 ff.).
Baugeschichtliche Bedeutung
Ringförmige, im Kern mittelalterliche Wasserburg mit polygonaler Außenmauer, der auf der Nordseite ein kurzer und schmaler Eingangsflügel vorgesetzt ist, viergeschossig mit dreigeschossigem Volutengiebel. Nach Westen, zum Dorf hin, ist ihm ebenfalls ein kurzer risalitartiger Bauteil mit Volutengiebel sowie zur Eingangsseite hin ein Zwerggiebel vorgelagert. Hinter dem Eingangsbau befindet sich ein kleinerer Flügel mit einem Dachfirst in West-Ostrichtung, parallel dazu an der Südseite ein größerer Wohnflügel.
Der Renaissancegiebel über dem Eingang ist im 17. oder 19. Jh. verändert worden. Die ursprünglich vermutlich stärker zur Seite ausgreifenden Voluten wurden steiler umgebaut, die zu vermutende Auskragung des unteren Giebelgeschosses gegenüber dem obersten Vollgeschoss wurde zurückgenommen. Dies ergibt eine sehr eigenwillige Form; ohne diesen Umbau hätten wir es mit dem Typ des ‚Landgrafengiebels‘ zu tun, also mit einer einfachen Viertelkreisvolute im unteren Giebelgeschoss, sowie C-Voluten in den beiden oberen Giebelgeschossen und einer Fächerrosette als Giebelabschluss. Der eben genannte Zwerggiebel am seitlichen Risalit hat einen Dreieckgiebelabschluss und eingerollte Voluten mit ausgreifenden Hörnern. Eine Datierung ist daher erst um 1590/1600 wahrscheinlich, falls dieser Giebel nicht nachträglich aufgesetzt worden ist. Die Hauptgiebel könnten auch bereits um 1560 entstanden sein. Eine Datierung der Giebel erst in das späte 17. Jh. (Brauns, Dörnberg, 1982, Sp. 183) ist hingegen nicht anzunehmen. Das Hauptportal ist rundbogig innerhalb einer Rahmung aus Pilastern und Gebälk, am Architrav mit der Jahreszahl 1687 datiert, auf einem Wappenstein darüber die Jahreszahl 1767.
Auf der Südseite gibt es keinen durchgehenden Hauptflügel, sondern nur einen kurzen Wohnflügel östlich und einen kurzen auf der Außenseite gerundeten Bau westlich, dazwischen befindet sich ein niedriger Torbau. Das Tor ist rundbogig. Über dem Tor ist das erste Obergeschoss mit dem Außenmauerwerk der seitlichen Flügel verbunden, im 2. Obergeschoss haben die Wohnflügel eine Baufuge gegenüber dem offenbar nur niedrigen Torbau, der Torbau selbst hat kein 3. Obergeschoss, ist also auch zur Renaissancezeit noch niedriger als die benachbarten Flügel. Der Umbau des Tores erfolgte im 16. Jh., die Wohnflügel sind folglich im Kern mittelalterlich.
Würdigung
Neben Büdingen handelt es sich um ein gutes Beispiel für den Umbau einer ringförmigen Wasserburg des (späten) Mittelalters zu einem Renaissanceschloss durch weitgehende Überformung der Einzelteile ohne eine nennenswerte Änderung der mittelalterlichen Baustruktur.
Literatur, Quellen
Landau, Hausen, 1854
Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 96
Brauns, Stammsitz, 1978
Dehio, Hessen, 1982, S. 397 f.
Brauns, Dörnberg, 1982
Brauns, Wasserburg, 1983