Kelsterbach, Schloss Wolfenburg: Unterschied zwischen den Versionen
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| Entstehungszeit = 1566-81 | |||
| Baumaßnahme = 1633 und 1639 weitgehende Zerstörung | |||
| Bauherr = Graf Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg | |||
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==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | ==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | ||
Das Schloss wurde 1566-81 als Residenz für Graf Wolfgang von Ysenburg Ronneburg erbaut und 1633 sowie 1639 zerstört (Sante, Handbuch, 1976), die Zeichnung Wenzel Hollars vom 12. Mai 1636 zeigt allerdings noch keine Zerstörungen. Sockelgeschoss erhalten. | Das Schloss wurde 1566-81 als Residenz für Graf Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg erbaut und 1633 sowie 1639 zerstört (Sante, Handbuch, 1976), die Zeichnung Wenzel Hollars vom 12. Mai 1636 zeigt allerdings noch keine Zerstörungen. Sockelgeschoss erhalten. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
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==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Das erhaltene Sockelgeschoss dient als Terrasse einer Villa (altes Rathaus) des 19. Jh. Es handelt sich um die westliche Längsseite des Schlosses mit dem nördlich anschließenden Eckturm. Der eigentliche Sockel des Gebäudes endet in | Das erhaltene Sockelgeschoss dient als Terrasse einer Villa (altes Rathaus) des 19. Jh. Es handelt sich um die westliche Längsseite des Schlosses mit dem nördlich anschließenden Eckturm. Der eigentliche Sockel des Gebäudes endet in ein Karniesprofil, darüber folgt noch ein kurzes Stück aufgehendes Mauerwerk. | ||
Das Aussehen des Schlosses ist durch eine Zeichnung Hollars und drei Stiche überliefert. Zu erkennen sind zwei Flügel eines drei- oder vierflügeligen Schlosses. Die dem Main zugewandte Westseite ist dreigeschossig und wird von zwei Rundtürmen gerahmt, die ein polygonales 3. Obergeschoss haben (Hollar: ein 4. Obergeschoss). Das Dachgeschoss wird von einem mittleren, zweiachsigen und zwei einachsigen Zwerchgiebeln symmetrisch gegliedert. An den Seiten hat der Flügel hohe Giebel mit geschwungener Begrenzung. An den dreigeschossigen breiten Flügel fügt sich | Das Aussehen des Schlosses ist durch eine Zeichnung Hollars und drei Stiche überliefert. Zu erkennen sind zwei Flügel eines drei- oder vierflügeligen Schlosses. Die dem Main zugewandte Westseite ist dreigeschossig und wird von zwei Rundtürmen gerahmt, die ein polygonales 3. Obergeschoss haben (Hollar: ein 4. Obergeschoss). Das Dachgeschoss wird von einem mittleren, zweiachsigen und zwei einachsigen Zwerchgiebeln symmetrisch gegliedert. An den Seiten hat der Flügel hohe Giebel mit geschwungener Begrenzung. An den dreigeschossigen breiten Flügel fügt sich im Süden ein kurzer dreigeschossiger Flügel im Winkel an. Ihm ist ein niedriger Bau mit vier Spitzgiebeln angeschlossen. Dieser (Süd-) Flügel endet in einem quadratischen Turm. Im Hof, wohl auf der Hofseite des Westflügels befindet sich ein hoher Schlossturm, der das gesamte Gebäude überragt. | ||
Hollar und der Stich von Meisner / Kieser trennen die Geschosse des Westflügels durch Gesimse und zeigen einteilige Fenster, in der Mitte des Westflügels in den beiden Obergeschossen zwei- bis vierteilige Fenstergruppen, bei Dilich fehlen die Gesimse. Für den Gesamteindruck sind die Rahmung des Westflügels durch die Ecktürme, die symmetrische Verteilung der Zwerchgiebel und der Schlossturm bestimmend. | Hollar und der Stich von Meisner / Kieser trennen die Geschosse des Westflügels durch Gesimse und zeigen einteilige Fenster, in der Mitte des Westflügels in den beiden Obergeschossen zwei- bis vierteilige Fenstergruppen, bei Dilich fehlen die Gesimse. Für den Gesamteindruck sind die Rahmung des Westflügels durch die Ecktürme, die symmetrische Verteilung der Zwerchgiebel und der Schlossturm bestimmend. | ||
Archivalisch sind mehrere Bauleute überliefert. Der leitende Bauhandwerker (Werkmeister) hatte in der Regel auch die Rolle des Steinmetzen. Dies gilt für Georg Münster (ab 1566), Peter Scharffenstein aus Büdingen und Jakob Stupanus (Stopaine); Georg Robin wird in den Akten als Baumeister genannt, war jedoch nicht persönlich auf der Baustelle anwesend und dürfte lediglich einzelne Bauteile entworfen und die Materialberechnungen für diese Teile vorgenommen | Archivalisch sind mehrere Bauleute überliefert. Der leitende Bauhandwerker (Werkmeister) hatte in der Regel auch die Rolle des Steinmetzen. Dies gilt für Georg Münster (ab 1566), Peter Scharffenstein aus Büdingen und Jakob Stupanus (Stopaine); Georg Robin wird in den Akten als Baumeister genannt, war jedoch nicht persönlich auf der Baustelle anwesend und dürfte lediglich einzelne Bauteile entworfen und die Materialberechnungen für diese Teile vorgenommen haben (Decker 1985). | ||
==Literatur, Quellen== | ==Literatur, Quellen== | ||
Zeichnung: Wenzel Hollar vom 2./12.Mai 1636 (mit beiden Daten bezeichnet, nach gregorianischem und julianischem Kalender) | Zeichnung: Wenzel Hollar vom 2./12. Mai 1636 (mit beiden Daten bezeichnet, nach gregorianischem und julianischem Kalender) | ||
Historische Ansichten: Stiche von Wilhelm Dilich, Matthaeus Merian, Eberhard Kieser (nach Sebastian Furck, in: Daniel Meisner, Schatzkästlein, vermutlich grundsätzlich eine Kopie des Stichs von Dilich) | Historische Ansichten: Stiche von Wilhelm Dilich, Matthaeus Merian, Eberhard Kieser (nach Sebastian Furck, in: Daniel Meisner, Schatzkästlein, vermutlich grundsätzlich eine Kopie des Stichs von Dilich) |
Aktuelle Version vom 4. September 2013, 11:12 Uhr
Infobox | |
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Entstehungszeit: | 1566-81 |
Baumaßnahme: | 1633 und 1639 weitgehende Zerstörung |
Bauherr: | Graf Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg |
Ort: | Kelsterbach |
Kreis: | Groß-Gerau |
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Weitgehend zerstört. Altes Rathaus. Kreis Groß-Gerau.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Das Schloss wurde 1566-81 als Residenz für Graf Wolfgang von Ysenburg-Ronneburg erbaut und 1633 sowie 1639 zerstört (Sante, Handbuch, 1976), die Zeichnung Wenzel Hollars vom 12. Mai 1636 zeigt allerdings noch keine Zerstörungen. Sockelgeschoss erhalten.
Geschichte
Der um 830 erwähnte Ort wurde durch die Herren von Hagen als Vögte verwaltet, später von den Falkensteinern und seit 1418 von Ysenburg. Im Zuge der Erbteilungen gelangte Kelsterbach an die Linie Ysenburg-Ronneburg.
Baugeschichtliche Bedeutung
Das erhaltene Sockelgeschoss dient als Terrasse einer Villa (altes Rathaus) des 19. Jh. Es handelt sich um die westliche Längsseite des Schlosses mit dem nördlich anschließenden Eckturm. Der eigentliche Sockel des Gebäudes endet in ein Karniesprofil, darüber folgt noch ein kurzes Stück aufgehendes Mauerwerk.
Das Aussehen des Schlosses ist durch eine Zeichnung Hollars und drei Stiche überliefert. Zu erkennen sind zwei Flügel eines drei- oder vierflügeligen Schlosses. Die dem Main zugewandte Westseite ist dreigeschossig und wird von zwei Rundtürmen gerahmt, die ein polygonales 3. Obergeschoss haben (Hollar: ein 4. Obergeschoss). Das Dachgeschoss wird von einem mittleren, zweiachsigen und zwei einachsigen Zwerchgiebeln symmetrisch gegliedert. An den Seiten hat der Flügel hohe Giebel mit geschwungener Begrenzung. An den dreigeschossigen breiten Flügel fügt sich im Süden ein kurzer dreigeschossiger Flügel im Winkel an. Ihm ist ein niedriger Bau mit vier Spitzgiebeln angeschlossen. Dieser (Süd-) Flügel endet in einem quadratischen Turm. Im Hof, wohl auf der Hofseite des Westflügels befindet sich ein hoher Schlossturm, der das gesamte Gebäude überragt.
Hollar und der Stich von Meisner / Kieser trennen die Geschosse des Westflügels durch Gesimse und zeigen einteilige Fenster, in der Mitte des Westflügels in den beiden Obergeschossen zwei- bis vierteilige Fenstergruppen, bei Dilich fehlen die Gesimse. Für den Gesamteindruck sind die Rahmung des Westflügels durch die Ecktürme, die symmetrische Verteilung der Zwerchgiebel und der Schlossturm bestimmend.
Archivalisch sind mehrere Bauleute überliefert. Der leitende Bauhandwerker (Werkmeister) hatte in der Regel auch die Rolle des Steinmetzen. Dies gilt für Georg Münster (ab 1566), Peter Scharffenstein aus Büdingen und Jakob Stupanus (Stopaine); Georg Robin wird in den Akten als Baumeister genannt, war jedoch nicht persönlich auf der Baustelle anwesend und dürfte lediglich einzelne Bauteile entworfen und die Materialberechnungen für diese Teile vorgenommen haben (Decker 1985).
Literatur, Quellen
Zeichnung: Wenzel Hollar vom 2./12. Mai 1636 (mit beiden Daten bezeichnet, nach gregorianischem und julianischem Kalender)
Historische Ansichten: Stiche von Wilhelm Dilich, Matthaeus Merian, Eberhard Kieser (nach Sebastian Furck, in: Daniel Meisner, Schatzkästlein, vermutlich grundsätzlich eine Kopie des Stichs von Dilich)
Meisner, Schatzkästlein, Buch II, Tl. 2, S. 23
Knöll, Wolfenburg, 1939
Sante, Handbuch, 1976, S. 265 f.
Denkstein, Hollar, 1979, Farbtafel IV, Abb. 33
Decker, Robin, 1986
Laun/Steubing, Wolfenburg, 1991