Rommershausen, Schloss: Unterschied zwischen den Versionen
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| Baumaßnahme = 1672 Erweiterung | |||
| Bauherr = Reichart Rinck | |||
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| Ort = Schwalmstadt, Rommershausen | |||
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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | |||
Privatbesitz (Familie von Schwertzell). Schwalm-Eder-Kreis. | |||
==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | |||
Reichart Rinck, 1539 und 1549. Erweiterung 1672. Figürliche Reliefs von Philipp Soldan (Monogramm). | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
1535 erwarb Reichart Rinck ( | 1535 erwarb Reichart Rinck (gestorben vor 1557) Besitz des aufgehobenen Klosters Haina (Sante). 1644 an die Familie von Hoff, später an die Familie von Schwertzell übergegangen. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Das Schloss besteht aus drei Einzelgebäuden, die sich unregelmäßig als dreiflügelige Anlage um einen Hof legen; auf der Südseite wurde der Hof durch eine mehrfach gewinkelte, nicht einheitlich entstandene Mauer geschlossen. Hauptbau ist der Ostflügel, | Das Schloss besteht aus drei Einzelgebäuden, die sich unregelmäßig als dreiflügelige Anlage um einen Hof legen; auf der Südseite wurde der Hof durch eine mehrfach gewinkelte, nicht einheitlich entstandene Mauer geschlossen. Hauptbau ist der Ostflügel, bezeichnet 1549, der mit einem verzierten Portal versehen ist. Der mittlere Bau, der Nordflügel, entstand 1539 (Jahreszahl am Wappenstein), der westliche Bau stammt von 1672 (Portalinschrift), er hat auf massivem Erdgeschoss ein Fachwerkobergeschoss mit einfachen Streben, Bändern und Knaggen. Krüppelwalmdach, zwei Zwerchgiebel hofseitig. Die westliche Außenmauer als Terrassenmauer des Schlosshofs ist mit einem kleinen Wehrturm versehen und stammt noch aus dem 16. Jh. Das Hoftor an der Südseite des Hofes besteht aus einer rundbogigen Durchfahrt auf Kämpfern und einer Pforte mit flachem Sturz über profilierten Kragsteinen, 1589 bezeichnet. Gewände mit Fase. | ||
Der Nordbau besteht aus einem massiven Erdgeschoss und einem Fachwerkstock. Dieser ist 15 Gefache breit und drei Gefache hoch. Zur Versteifung dienen zwei leicht gekrümmte ( | Der Nordbau besteht aus einem massiven Erdgeschoss und einem Fachwerkstock. Dieser ist 15 Gefache breit und drei Gefache hoch. Zur Versteifung dienen zwei leicht gekrümmte (‚Alsfelder‘) Langstreben. Satteldach. Im Erdgeschoss von rechts ein Fenster, spitzbogiges Portal mit abgefastem Gewände, drei Fenster. Zwischen den zwei linken Fenstern befindet sich ein rechteckiger Wappenstein (Rinck), bezeichnet „1539 R R“. Fenster erneuert, unprofiliert. Am Fachwerk Reste von roter Bemalung. Insgesamt ein sehr bescheidenes Bauwerk. | ||
Der Ostbau ist ebenfalls zweigeschossig, Erdgeschoss massiv (Sandstein mit Eckquaderung), oberes Stockwerk aus verschiefertem Fachwerk aus der Mitte des 19. Jh. Nach Dehn-Rothfelser/Lotz (BDM, 1870) ist das Fachwerk „ganz neu hergestellt“. Auf der Südseite springt eine eingeschossige Auslucht vor, auf der Westseite (hofseitig) nahe dem Nordende ein kleiner eingeschossiger Vorbau, der den Kellerzugang überdeckt, beide sind gleichzeitig mit dem Gesamtbau entstanden. | |||
In der Mitte der Hofseite stumpf-spitzbogiges Portal mit doppelt gestäbtem Gewände. Auf Höhe des Bogenansatzes sitzen seitlich Konsolen mit Pilasterstücken und kapitell- und friesartigen Aufsätzen, darüber Gesims zwischen beiden Pilasterstücken an den Enden verkröpft. Pilaster und Verkröpfung mit Flachrelief, Figuren in zeitgenössischer Kleidung, links ein auf sein Herz weisender Mann, rechts eine sich erdolchende Frau (Tarquinius und Lukretia), darüber Büsten sowie Blattwerk-Kämpfer. In der Mitte sitzt auf dem Gesims ein rechteckiges Feld mit Doppelwappen (Rinck / Holzheim), bezeichnet „ANNO DOMINI 1549”. Rinck war mit Margarete von Holzheim verheiratet, deren Grabstein aus dem 2. Viertel des 16. Jh. in der Kirche von Rommershausen steht. Das Feld wird von Stäben gerahmt, deren obere Enden kapitellartig mit dem das Geschoss abschließenden Gesims verkröpft sind, an den ‚Kapitellen‘ Fabelwesen mit zwei Fischschwänzen. Links und rechts des Wappensteines je ein knapp halbrundes tympanonartiges Feld mit Drachen in Flachrelief. In den Zwickeln zwischen Portalgewände und Rahmung zwei freischwebende Medaillons, mit Büsten des Bauherren und seiner Gemahlin (nicht der Tochter, wie Dehio, Hessen, 1982, S. 749, annimmt), bezeichnet mit den Initialen I.R. (*** s. aber unten) und durch die Haube über dem Haar als verheiratet gekennzeichnet. Das gestäbte Gewände sitzt mit ornamentierten Sockeln auf dem vorstehenden, an der Oberkante profilierten Sockel des Gebäudes auf. | |||
Mit einem Sockel sind nur die Schauseiten des Gebäudes, also die Süd- und Westseite versehen. Der Sockel schließt vier Kellerfenster ein, indem er über ihnen nach oben verspringt, er verspringt gleichfalls in der Portalzone nach oben und ist am Portal selbst durch ein seitliches Profil abgeschlossen. An der Westseite ist der Sockel mit Karnies, an der Südseite mit Kehle profiliert, an den Kellerfenstern hat er zusätzlich eine gestäbte Rahmung. | Mit einem Sockel sind nur die Schauseiten des Gebäudes, also die Süd- und Westseite versehen. Der Sockel schließt vier Kellerfenster ein, indem er über ihnen nach oben verspringt, er verspringt gleichfalls in der Portalzone nach oben und ist am Portal selbst durch ein seitliches Profil abgeschlossen. An der Westseite ist der Sockel mit Karnies, an der Südseite mit Kehle profiliert, an den Kellerfenstern hat er zusätzlich eine gestäbte Rahmung. | ||
Über dem Sockel links vom Portal einzelne | Über dem Sockel links vom Portal einzelne Öffnungen, rechts zwei, beide schießschartenartig, darüber links ornamentierter Stein mit Fächerrosetten, rechts größerer ornamentierter Deckstein mit Segmentbogenabschluss, 1549 bezeichnet und mit zwei Delphinen geschmückt, kleine ornamentierte Steine neben den Öffnungen. Einzel- und Zwillingsfenster rechteckig mit doppelt gestäbtem Gewände, am westlichen Vorbau seitlich mit gestäbtem Vorhangbogengewände. | ||
Die Giebelseite hat etwa mittig, etwas aus der Achse verschoben, eine Auslucht und beiderseitig davon je ein Zwillingsfenster, das | Die Giebelseite hat etwa mittig, etwas aus der Achse verschoben, eine Auslucht und beiderseitig davon je ein Zwillingsfenster, das linke, näher zum Hof gelegene, mit Vorgangbogen und einer kleinen Narrfigur am Teilungspfosten. Das Relief selbst mit Monogramm PS, direkt darüber hat der Reliefrahmen ein Steinmetzzeichen. Die Auslucht hat ein Zwillingsfenster mit gestäbtem Gewände und segmentbogigem Blendrahmen, in den Zwickeln des Blendbogens und an den Sockeln des Fenstergewändes Flachrelief. In den Zwickeln sind in flachem Relief Figurengruppen dargestellt, links Lot und seine Töchter (bezeichnet „Lot Ve 19“) und rechts der Tod der Isabel (bezeichnet „Isabel 2 Reg 19“). Die Profile setzen auf Sockeln an, die Platz für kleine Büsten in Flachrelief boten, die mittlere eine Männerbüste, bezeichnet „RR“, seitlich ihm zugewandte Frauendarstellungen, links eine verheiratete Frau, offenkundig die Ehefrau, rechts ein unverheiratete Frau, bezeichnet „IR“, also wohl die Tochter (*** s. aber oben). – Vermutlich war die Gattin Rincks um 1549 verstorben und die Tochter nahm die Stelle der Bauherrin ein. Das Grabmal Margarethes befindet sich in der Dorfkirche. – Das Fenster sitzt auf einem Brüstungsgesims auf. Gebäudesockel und Abschlussgesims umziehen die Auslucht. | ||
Allein am Portal tritt mindestens siebenmal das Monogramm PS auf, das die | Allein am Portal tritt mindestens siebenmal das Monogramm PS auf, das die einzeln reliefierten Werkstücke bezeichnet. Das Portalgewände selbst ist sechsmal mit zwei verschiedenen Steinmetzzeichen versehen. An den übrigen Fenstergewänden, auch der Südseite, treten diese und weitere drei verschiedene Steinmetzzeichen mehrfach auf, zwei Zeichen besonders gehäuft. An den Flachreliefs der Fenster der Südseite ist nochmals das Monogramm PS festzustellen. Aus den Zeichen und Monogrammen geht hervor, dass der mit PS identifizierte Philipp Soldan als Bildhauer für den plastischen Schmuck verantwortlich war. Die Werksteine von Portalen und Fenstern stammen von anderer Hand, die Anzahl der Steinmetzzeichen spricht dafür, dass außer Soldan insgesamt fünf Ausführende beschäftigt waren. | ||
Inneres. Dreiteiliger Grundriss. Von einem mittleren Vorplatz, dessen rückwärtiger Teil vermutlich eine Küche enthielt, führt eine rundbogige Tür nach links zu dem sich in ganzer Tiefe des Baues | Inneres. Dreiteiliger Grundriss. Von einem mittleren Vorplatz, dessen rückwärtiger Teil vermutlich eine Küche enthielt, führt eine rundbogige Tür nach links zu dem sich in ganzer Tiefe des Baues erstreckenden nördlichen Saal ab. Dieser hat in der Mitte eine runde Stütze für einen Unterzug der Balkendecke. Der Eisenplattenofen mit Kachelaufsatz, der von der vermuteten Küche aus bedient werden konnte, entstand 1661/62, steht aber sich an alter Stelle. An der Westseite führt ein Segmentbogen in den Erkerraum, den Lotz (BDM 1870) als „Musikchor“ bezeichnet, er ist mit einem einfachen Sterngewölbe versehen. Unter dem Vorbau befindet sich die Kellertreppe. Das Portalgewände zeigt auf der Saalseite im Bogen das Rincksche Wappen, von Putten gehalten, darüber einen Wappenaufsatz des späten 17. Jh. Am unteren gewände Adam und Eva. | ||
Nach Süden gelangt man durch eine weitere Renaissancetüre in die etwas höher liegende Stube ( | Nach Süden gelangt man durch eine weitere Renaissancetüre in die etwas höher liegende Stube (‚Jagdzimmer‘) und hinter der Stube in eine Schlafkammer. Die rundbogige Stubentür mit steinernem Gewände ist mit kauernden Tieren und Blumenranken ornamentiert, an der Innenseite mit Waffentrophäen (Türlkendolch, Pfeilköcher, Panzer) sowie mit Musikinstrumenten. Einem Wappenbild Rincks steht ein zweites mit einem Eichörnchen gegenüber. Ein drittes ornamentiertes Portal verbinden Stube und Kammer miteinander. | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Rommershausen ist durch den künstlerischen Aufwand des Flügels von 1549 bemerkenswert, der von einem der bekannteren Bildhauer Nordhessens angefertigt wurde, Philipp Soldan. Wenn man hier auch im Bereich provinzieller Kunstschöpfung bleibt, ist der Reichtum an Formen der frühen Renaissance neben solchen der Spätgotik bemerkenswert; diese Verbindung ist etwa auch für die frühe | Rommershausen ist durch den künstlerischen Aufwand des Flügels von 1549 bemerkenswert, der von einem der bekannteren Bildhauer Nordhessens angefertigt wurde, Philipp Soldan. Wenn man hier auch im Bereich provinzieller Kunstschöpfung bleibt, ist der Reichtum an Formen der frühen Renaissance neben solchen der Spätgotik bemerkenswert; diese Verbindung ist etwa auch für die frühe ‚Weserrenaissance‘ (Jörg Unkair in Schloss Neuhaus oder Detmold) kennzeichnend. Zudem scheint der Bauherr in den Reliefs einen Teil seiner Familiengeschichte aufgearbeitet zu haben, beziehen sich doch alle Bilder auf den Tod – Selbstmord? – der Ehefrau und die Bedeutung der Tochter, die an ihre Stelle tritt. | ||
==Literatur, Quellen== | |||
==Literatur, Quellen== | |||
Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 227 f. | Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 227 f. | ||
Kippenberger, Soldan, 1926, S. 90 ff., 131 | Kippenberger, Soldan, 1926, S. 90 ff., 131 | ||
Sante, Handbuch, 1976, S. 385 | Sante, Handbuch, 1976, S. 385 | ||
Bott/Großmann, Hessen, 1978, S. 509 f. | Bott/Großmann, Hessen, 1978, S. 509 f. | ||
Dehio, Hessen, 1982, S. 749 | Dehio, Hessen, 1982, S. 749 |
Aktuelle Version vom 6. September 2013, 09:57 Uhr
Infobox | |
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Entstehungszeit: | 1539 und 1549 |
Baumaßnahme: | 1672 Erweiterung |
Bauherr: | Reichart Rinck |
Eigentümer: | Privatbesitz, Familie von Schwertzell |
Ort: | Schwalmstadt, Rommershausen |
Kreis: | Schwalm-Eder-Kreis |
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Privatbesitz (Familie von Schwertzell). Schwalm-Eder-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Reichart Rinck, 1539 und 1549. Erweiterung 1672. Figürliche Reliefs von Philipp Soldan (Monogramm).
Geschichte
1535 erwarb Reichart Rinck (gestorben vor 1557) Besitz des aufgehobenen Klosters Haina (Sante). 1644 an die Familie von Hoff, später an die Familie von Schwertzell übergegangen.
Baugeschichtliche Bedeutung
Das Schloss besteht aus drei Einzelgebäuden, die sich unregelmäßig als dreiflügelige Anlage um einen Hof legen; auf der Südseite wurde der Hof durch eine mehrfach gewinkelte, nicht einheitlich entstandene Mauer geschlossen. Hauptbau ist der Ostflügel, bezeichnet 1549, der mit einem verzierten Portal versehen ist. Der mittlere Bau, der Nordflügel, entstand 1539 (Jahreszahl am Wappenstein), der westliche Bau stammt von 1672 (Portalinschrift), er hat auf massivem Erdgeschoss ein Fachwerkobergeschoss mit einfachen Streben, Bändern und Knaggen. Krüppelwalmdach, zwei Zwerchgiebel hofseitig. Die westliche Außenmauer als Terrassenmauer des Schlosshofs ist mit einem kleinen Wehrturm versehen und stammt noch aus dem 16. Jh. Das Hoftor an der Südseite des Hofes besteht aus einer rundbogigen Durchfahrt auf Kämpfern und einer Pforte mit flachem Sturz über profilierten Kragsteinen, 1589 bezeichnet. Gewände mit Fase.
Der Nordbau besteht aus einem massiven Erdgeschoss und einem Fachwerkstock. Dieser ist 15 Gefache breit und drei Gefache hoch. Zur Versteifung dienen zwei leicht gekrümmte (‚Alsfelder‘) Langstreben. Satteldach. Im Erdgeschoss von rechts ein Fenster, spitzbogiges Portal mit abgefastem Gewände, drei Fenster. Zwischen den zwei linken Fenstern befindet sich ein rechteckiger Wappenstein (Rinck), bezeichnet „1539 R R“. Fenster erneuert, unprofiliert. Am Fachwerk Reste von roter Bemalung. Insgesamt ein sehr bescheidenes Bauwerk.
Der Ostbau ist ebenfalls zweigeschossig, Erdgeschoss massiv (Sandstein mit Eckquaderung), oberes Stockwerk aus verschiefertem Fachwerk aus der Mitte des 19. Jh. Nach Dehn-Rothfelser/Lotz (BDM, 1870) ist das Fachwerk „ganz neu hergestellt“. Auf der Südseite springt eine eingeschossige Auslucht vor, auf der Westseite (hofseitig) nahe dem Nordende ein kleiner eingeschossiger Vorbau, der den Kellerzugang überdeckt, beide sind gleichzeitig mit dem Gesamtbau entstanden.
In der Mitte der Hofseite stumpf-spitzbogiges Portal mit doppelt gestäbtem Gewände. Auf Höhe des Bogenansatzes sitzen seitlich Konsolen mit Pilasterstücken und kapitell- und friesartigen Aufsätzen, darüber Gesims zwischen beiden Pilasterstücken an den Enden verkröpft. Pilaster und Verkröpfung mit Flachrelief, Figuren in zeitgenössischer Kleidung, links ein auf sein Herz weisender Mann, rechts eine sich erdolchende Frau (Tarquinius und Lukretia), darüber Büsten sowie Blattwerk-Kämpfer. In der Mitte sitzt auf dem Gesims ein rechteckiges Feld mit Doppelwappen (Rinck / Holzheim), bezeichnet „ANNO DOMINI 1549”. Rinck war mit Margarete von Holzheim verheiratet, deren Grabstein aus dem 2. Viertel des 16. Jh. in der Kirche von Rommershausen steht. Das Feld wird von Stäben gerahmt, deren obere Enden kapitellartig mit dem das Geschoss abschließenden Gesims verkröpft sind, an den ‚Kapitellen‘ Fabelwesen mit zwei Fischschwänzen. Links und rechts des Wappensteines je ein knapp halbrundes tympanonartiges Feld mit Drachen in Flachrelief. In den Zwickeln zwischen Portalgewände und Rahmung zwei freischwebende Medaillons, mit Büsten des Bauherren und seiner Gemahlin (nicht der Tochter, wie Dehio, Hessen, 1982, S. 749, annimmt), bezeichnet mit den Initialen I.R. (*** s. aber unten) und durch die Haube über dem Haar als verheiratet gekennzeichnet. Das gestäbte Gewände sitzt mit ornamentierten Sockeln auf dem vorstehenden, an der Oberkante profilierten Sockel des Gebäudes auf.
Mit einem Sockel sind nur die Schauseiten des Gebäudes, also die Süd- und Westseite versehen. Der Sockel schließt vier Kellerfenster ein, indem er über ihnen nach oben verspringt, er verspringt gleichfalls in der Portalzone nach oben und ist am Portal selbst durch ein seitliches Profil abgeschlossen. An der Westseite ist der Sockel mit Karnies, an der Südseite mit Kehle profiliert, an den Kellerfenstern hat er zusätzlich eine gestäbte Rahmung.
Über dem Sockel links vom Portal einzelne Öffnungen, rechts zwei, beide schießschartenartig, darüber links ornamentierter Stein mit Fächerrosetten, rechts größerer ornamentierter Deckstein mit Segmentbogenabschluss, 1549 bezeichnet und mit zwei Delphinen geschmückt, kleine ornamentierte Steine neben den Öffnungen. Einzel- und Zwillingsfenster rechteckig mit doppelt gestäbtem Gewände, am westlichen Vorbau seitlich mit gestäbtem Vorhangbogengewände.
Die Giebelseite hat etwa mittig, etwas aus der Achse verschoben, eine Auslucht und beiderseitig davon je ein Zwillingsfenster, das linke, näher zum Hof gelegene, mit Vorgangbogen und einer kleinen Narrfigur am Teilungspfosten. Das Relief selbst mit Monogramm PS, direkt darüber hat der Reliefrahmen ein Steinmetzzeichen. Die Auslucht hat ein Zwillingsfenster mit gestäbtem Gewände und segmentbogigem Blendrahmen, in den Zwickeln des Blendbogens und an den Sockeln des Fenstergewändes Flachrelief. In den Zwickeln sind in flachem Relief Figurengruppen dargestellt, links Lot und seine Töchter (bezeichnet „Lot Ve 19“) und rechts der Tod der Isabel (bezeichnet „Isabel 2 Reg 19“). Die Profile setzen auf Sockeln an, die Platz für kleine Büsten in Flachrelief boten, die mittlere eine Männerbüste, bezeichnet „RR“, seitlich ihm zugewandte Frauendarstellungen, links eine verheiratete Frau, offenkundig die Ehefrau, rechts ein unverheiratete Frau, bezeichnet „IR“, also wohl die Tochter (*** s. aber oben). – Vermutlich war die Gattin Rincks um 1549 verstorben und die Tochter nahm die Stelle der Bauherrin ein. Das Grabmal Margarethes befindet sich in der Dorfkirche. – Das Fenster sitzt auf einem Brüstungsgesims auf. Gebäudesockel und Abschlussgesims umziehen die Auslucht.
Allein am Portal tritt mindestens siebenmal das Monogramm PS auf, das die einzeln reliefierten Werkstücke bezeichnet. Das Portalgewände selbst ist sechsmal mit zwei verschiedenen Steinmetzzeichen versehen. An den übrigen Fenstergewänden, auch der Südseite, treten diese und weitere drei verschiedene Steinmetzzeichen mehrfach auf, zwei Zeichen besonders gehäuft. An den Flachreliefs der Fenster der Südseite ist nochmals das Monogramm PS festzustellen. Aus den Zeichen und Monogrammen geht hervor, dass der mit PS identifizierte Philipp Soldan als Bildhauer für den plastischen Schmuck verantwortlich war. Die Werksteine von Portalen und Fenstern stammen von anderer Hand, die Anzahl der Steinmetzzeichen spricht dafür, dass außer Soldan insgesamt fünf Ausführende beschäftigt waren.
Inneres. Dreiteiliger Grundriss. Von einem mittleren Vorplatz, dessen rückwärtiger Teil vermutlich eine Küche enthielt, führt eine rundbogige Tür nach links zu dem sich in ganzer Tiefe des Baues erstreckenden nördlichen Saal ab. Dieser hat in der Mitte eine runde Stütze für einen Unterzug der Balkendecke. Der Eisenplattenofen mit Kachelaufsatz, der von der vermuteten Küche aus bedient werden konnte, entstand 1661/62, steht aber sich an alter Stelle. An der Westseite führt ein Segmentbogen in den Erkerraum, den Lotz (BDM 1870) als „Musikchor“ bezeichnet, er ist mit einem einfachen Sterngewölbe versehen. Unter dem Vorbau befindet sich die Kellertreppe. Das Portalgewände zeigt auf der Saalseite im Bogen das Rincksche Wappen, von Putten gehalten, darüber einen Wappenaufsatz des späten 17. Jh. Am unteren gewände Adam und Eva.
Nach Süden gelangt man durch eine weitere Renaissancetüre in die etwas höher liegende Stube (‚Jagdzimmer‘) und hinter der Stube in eine Schlafkammer. Die rundbogige Stubentür mit steinernem Gewände ist mit kauernden Tieren und Blumenranken ornamentiert, an der Innenseite mit Waffentrophäen (Türlkendolch, Pfeilköcher, Panzer) sowie mit Musikinstrumenten. Einem Wappenbild Rincks steht ein zweites mit einem Eichörnchen gegenüber. Ein drittes ornamentiertes Portal verbinden Stube und Kammer miteinander.
Würdigung
Rommershausen ist durch den künstlerischen Aufwand des Flügels von 1549 bemerkenswert, der von einem der bekannteren Bildhauer Nordhessens angefertigt wurde, Philipp Soldan. Wenn man hier auch im Bereich provinzieller Kunstschöpfung bleibt, ist der Reichtum an Formen der frühen Renaissance neben solchen der Spätgotik bemerkenswert; diese Verbindung ist etwa auch für die frühe ‚Weserrenaissance‘ (Jörg Unkair in Schloss Neuhaus oder Detmold) kennzeichnend. Zudem scheint der Bauherr in den Reliefs einen Teil seiner Familiengeschichte aufgearbeitet zu haben, beziehen sich doch alle Bilder auf den Tod – Selbstmord? – der Ehefrau und die Bedeutung der Tochter, die an ihre Stelle tritt.
Literatur, Quellen
Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 227 f.
Kippenberger, Soldan, 1926, S. 90 ff., 131
Sante, Handbuch, 1976, S. 385
Bott/Großmann, Hessen, 1978, S. 509 f.
Dehio, Hessen, 1982, S. 749