Schwebda, Walrabshof: Unterschied zwischen den Versionen
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| Abbildung = 134_SL_01_SCB_1205_03A.jpg | |||
| Entstehungszeit = | |||
| Baumaßnahme = 1522, <br> um 1529/33 weitgehender Neubau, <br> 1568 Erneuerung, <br> um 1852 Umbau | |||
| Bauherr = Bernhard II. von Keudell, <br> Christoph I. von Keudell, <br> Rudolph von Keudell | |||
| Eigentümer = Privatbesitz | |||
| Ort = Meinhard, Schwebda | |||
| Kreis = Werra-Meißner-Kreis | |||
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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | |||
Walrabshof. Heimatmuseum. Werra-Meißner-Kreis. | |||
==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | |||
Bauherr Hessischer Rat Bernhard II.*** von Keudell. Baumaßnahme 1522 (Inschrift). Weitgehender Neubau um 1529/33. Erneuerung 1568, Bauherr Christoph I. von Keudell. Umbau um 1852, Rudolph von Keudell. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Schwebda, bereits um 800 ein erstes Mal erwähnt, gehörte 1417 den Keudell und den von Eschwege, 1585 den von Keudell allein, teilweise als hessisches Lehen. | Schwebda, bereits um 800 ein erstes Mal erwähnt, gehörte 1417 den Keudell und den von Eschwege, 1585 den von Keudell allein, teilweise als hessisches Lehen. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Geräumige Hofanlage am talseitigen Rand des Dorfes. Herrenhaus auf der Südseite, nördlich mit Abstand ein zweites Wohnhaus des 16. Jh., neugotisch renoviert. | Geräumige Hofanlage am talseitigen Rand des Dorfes. Herrenhaus auf der Südseite, nördlich mit Abstand ein zweites Wohnhaus des 16. Jh., neugotisch renoviert. | ||
Herrenhaus dreigeschossig, Bruchstein, Traufenseite dem Hof zugewandt. Bruchquadermauerwerk, bis auf die Ostgiebelseite verputzt. Hofseitig in der Mitte Portal, schulterbogig in rechteckigem Rahmen. Bis zum Bogenansatz Gewände mit Nischen ausgekehrt, dann auf vorkragenden Sockeln mit Rundstäben und Wulsten gestäbtes Gewände. Darüber Fenster mit Vorhangbogen, gestäbtes Gewände, gerahmt den zwei Wappen des Bernhard III. *** von Keudell und der Margaretha von Trott zu Solz. Sonst Einzel-, Doppel- und Drillingsfenster in Vorhangbogenform, auf den Traufenseiten in etwa drei Fensterachsen in unregelmäßiger Verteilung angeordnet. Rückwärtig einfaches mit Kehle versehenes schulterbogiges Nebenportal zur Talaue, | Herrenhaus dreigeschossig, Bruchstein, Traufenseite dem Hof zugewandt. Bruchquadermauerwerk, bis auf die Ostgiebelseite verputzt. Hofseitig in der Mitte Portal, schulterbogig in rechteckigem Rahmen. Bis zum Bogenansatz Gewände mit Nischen ausgekehrt, dann auf vorkragenden Sockeln mit Rundstäben und Wulsten gestäbtes Gewände. Darüber Fenster mit Vorhangbogen, gestäbtes Gewände, gerahmt von den zwei Wappen des Bernhard III. *** von Keudell und der Margaretha von Trott zu Solz. Sonst Einzel-, Doppel- und Drillingsfenster in Vorhangbogenform, auf den Traufenseiten in etwa drei Fensterachsen in unregelmäßiger Verteilung angeordnet. Rückwärtig einfaches mit Kehle versehenes schulterbogiges Nebenportal zur Talaue, bezeichnet 1522. Der Portalsturz hat ein Zangenloch, was seine Ursprünglichkeit belegt, einige Quader dieses Nebenportals sind stark verwittert. Das mittlere Hofportal und das etwas seitlich liegende rückwärtige Portal führen in die zentrale Halle des Herrenhauses, die östlich durch ein kleines Rechteckfenster mit Fase und westlich in der Mittelachse durch ein Vorhangbogenfenster belichtet werden, neben letzterem befindet sich ein Ausgussstein. Eckquader mit Zangenlöchern, Putz über der Bruchsteinfläche, die Quader sorgfältig (unabhängig ihrer tatsächlichen Größe) rahmend, Reste einer schwarzen quadereinfassenden Bemalung. Über der Mittelachse der Hofseite Zwerchhaus aus Fachwerk, mit Aufzugskran. Auf der Ostseite im 2. Obergeschoss und im ersten Dachgeschoss je ein schmaler Aborterker. | ||
Erdgeschoss mit dreizonigem Grundriss, die mittlere Zone von Anfang an quergeteilt, mit Portal und segmentbogiger Durchreiche oder Fenster der Bauzeit vom nördlichen (hofseitigen) zum südlichen Raum. Durch das Hauptportal betritt man eine kleine Halle, aus der nach links ein schulterbogiges abgefastes Portal führt, und zum rückwärtigen Teil ein segmentbogiges Portal mit rechteckiger Rahmung, in den Zwickeln | Erdgeschoss mit dreizonigem Grundriss, die mittlere Zone von Anfang an quergeteilt, mit Portal und segmentbogiger Durchreiche oder Fenster der Bauzeit vom nördlichen (hofseitigen) zum südlichen Raum. Durch das Hauptportal betritt man eine kleine Halle, aus der nach links ein schulterbogiges abgefastes Portal führt, und zum rückwärtigen Teil ein segmentbogiges Portal mit rechteckiger Rahmung, in den Zwickeln 1529 bezeichnet, daneben ein gleichartiges Fenster. Dreiteiliger Grundriss in den Obergeschossen, jedoch ist im 2. Obergeschoss der westliche Raum besonders hervorgehoben. In den Obergeschossen Kamine von 1533 und 1568 (Dehio, Hessen, 1982, S. 797). | ||
Westlich schließt sich an das Herrenhaus, wenn auch durch eine Baufuge getrennt, eine Mauer mit Rundbogentor an, als Kämpfer dient ein Kehlengesims. Es dürfte sich um einen noch aus dem späten 16. Jh. stammenden Torbau oder eine Toreinfahrt handeln. Verstellt ist dieses Tor durch einen eingeschossigen Stallanbau aus der Zeit Rudolph von Keudells. Dieser Stallanbau entspricht mit seinen Ecklisenen dem östlichen Vorbau des dreigeschossigen Herrenhauses, das somit aus der Mitte des 19. Jh. stammt. | Westlich schließt sich an das Herrenhaus, wenn auch durch eine Baufuge getrennt, eine Mauer mit Rundbogentor an, als Kämpfer dient ein Kehlengesims. Es dürfte sich um einen noch aus dem späten 16. Jh. stammenden Torbau oder eine Toreinfahrt handeln. Verstellt ist dieses Tor durch einen eingeschossigen Stallanbau aus der Zeit Rudolph von Keudells. Dieser Stallanbau entspricht mit seinen Ecklisenen dem östlichen Vorbau des dreigeschossigen Herrenhauses, das somit aus der Mitte des 19. Jh. stammt. | ||
Gegenüber befindet sich das historistisch erneuerte zweigeschossige Wohnhaus (1852, Rudolph von Keudell | Gegenüber befindet sich das historistisch erneuerte zweigeschossige Wohnhaus (1852, Rudolph von Keudell bezeichnet, Inschrift am Fenster links des Portals), in das ein Portal von 1549 führt, mit auf Konsolen ruhendem Sturz, dessen Stäbe eine segmentbogige Form innerhalb eines rechteckigen Rahmens bilden. Darüber Doppelwappen aus der Mitte des 16. Jh., mit ornamentalem, gestäbtem Rahmen von 1852. Bezeichnet „GWZE MVZG“ („GWZE“ oder „GWZC“. Das Keudellsche Wappen ist es mit Sicherheit). Wappen links Keudell, rechts nicht identifiziert; auch die Buchstaben sind in der Genealogie der Familie im 16. Jh. nicht unterzubringen. Das Haus hat im Sockelgeschoss (Sandstein) Eckquader mit Randschlag, das Obergeschoss ist aus Fachwerk und könnte jünger als 1549 sein. Zwerchgiebel aus Fachwerk von 1852. | ||
An der Westseite des Hofes eine Mauer mit rundbogigem (vermauertem) Tor und einer nachträglichen Pforte. Das Tor neben diesem zweigeschossigen Herrenhaus hat einen abgefasten Rundbogen, dessen Fase im zweiten Quader oberhalb des Kämpferprofils endet. Dieser Befund entspricht dem Rundbogentor neben dem dreigeschossigen Herrenhaus, Ende 16. Jh. | An der Westseite des Hofes eine Mauer mit rundbogigem (vermauertem) Tor und einer nachträglichen Pforte. Das Tor neben diesem zweigeschossigen Herrenhaus hat einen abgefasten Rundbogen, dessen Fase im zweiten Quader oberhalb des Kämpferprofils endet. Dieser Befund entspricht dem Rundbogentor neben dem dreigeschossigen Herrenhaus, Ende 16. Jh. | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Schwebda vertritt den Typ eines kleinen Landschlosses am Übergang vom Spätmittelalter zur | Schwebda vertritt den Typ eines kleinen Landschlosses am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. Mit den Jahreszahlen 1522 und 1529 gehört das Herrenhaus zu den frühesten Bauten innerhalb des hier behandelten Zeitraums. | ||
==Literatur, Quellen== | |||
==Literatur, Quellen== | |||
Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 365 | Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 365 | ||
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 425 f. | Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 425 f. | ||
Dehio, Hessen, 1982, S. 797 | Dehio, Hessen, 1982, S. 797 |
Aktuelle Version vom 6. September 2013, 13:54 Uhr
Infobox | |
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Baumaßnahme: | 1522, um 1529/33 weitgehender Neubau, 1568 Erneuerung, um 1852 Umbau |
Bauherr: | Bernhard II. von Keudell, Christoph I. von Keudell, Rudolph von Keudell |
Eigentümer: | Privatbesitz |
Ort: | Meinhard, Schwebda |
Kreis: | Werra-Meißner-Kreis |
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Walrabshof. Heimatmuseum. Werra-Meißner-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Bauherr Hessischer Rat Bernhard II.*** von Keudell. Baumaßnahme 1522 (Inschrift). Weitgehender Neubau um 1529/33. Erneuerung 1568, Bauherr Christoph I. von Keudell. Umbau um 1852, Rudolph von Keudell.
Geschichte
Schwebda, bereits um 800 ein erstes Mal erwähnt, gehörte 1417 den Keudell und den von Eschwege, 1585 den von Keudell allein, teilweise als hessisches Lehen.
Baugeschichtliche Bedeutung
Geräumige Hofanlage am talseitigen Rand des Dorfes. Herrenhaus auf der Südseite, nördlich mit Abstand ein zweites Wohnhaus des 16. Jh., neugotisch renoviert. Herrenhaus dreigeschossig, Bruchstein, Traufenseite dem Hof zugewandt. Bruchquadermauerwerk, bis auf die Ostgiebelseite verputzt. Hofseitig in der Mitte Portal, schulterbogig in rechteckigem Rahmen. Bis zum Bogenansatz Gewände mit Nischen ausgekehrt, dann auf vorkragenden Sockeln mit Rundstäben und Wulsten gestäbtes Gewände. Darüber Fenster mit Vorhangbogen, gestäbtes Gewände, gerahmt von den zwei Wappen des Bernhard III. *** von Keudell und der Margaretha von Trott zu Solz. Sonst Einzel-, Doppel- und Drillingsfenster in Vorhangbogenform, auf den Traufenseiten in etwa drei Fensterachsen in unregelmäßiger Verteilung angeordnet. Rückwärtig einfaches mit Kehle versehenes schulterbogiges Nebenportal zur Talaue, bezeichnet 1522. Der Portalsturz hat ein Zangenloch, was seine Ursprünglichkeit belegt, einige Quader dieses Nebenportals sind stark verwittert. Das mittlere Hofportal und das etwas seitlich liegende rückwärtige Portal führen in die zentrale Halle des Herrenhauses, die östlich durch ein kleines Rechteckfenster mit Fase und westlich in der Mittelachse durch ein Vorhangbogenfenster belichtet werden, neben letzterem befindet sich ein Ausgussstein. Eckquader mit Zangenlöchern, Putz über der Bruchsteinfläche, die Quader sorgfältig (unabhängig ihrer tatsächlichen Größe) rahmend, Reste einer schwarzen quadereinfassenden Bemalung. Über der Mittelachse der Hofseite Zwerchhaus aus Fachwerk, mit Aufzugskran. Auf der Ostseite im 2. Obergeschoss und im ersten Dachgeschoss je ein schmaler Aborterker.
Erdgeschoss mit dreizonigem Grundriss, die mittlere Zone von Anfang an quergeteilt, mit Portal und segmentbogiger Durchreiche oder Fenster der Bauzeit vom nördlichen (hofseitigen) zum südlichen Raum. Durch das Hauptportal betritt man eine kleine Halle, aus der nach links ein schulterbogiges abgefastes Portal führt, und zum rückwärtigen Teil ein segmentbogiges Portal mit rechteckiger Rahmung, in den Zwickeln 1529 bezeichnet, daneben ein gleichartiges Fenster. Dreiteiliger Grundriss in den Obergeschossen, jedoch ist im 2. Obergeschoss der westliche Raum besonders hervorgehoben. In den Obergeschossen Kamine von 1533 und 1568 (Dehio, Hessen, 1982, S. 797).
Westlich schließt sich an das Herrenhaus, wenn auch durch eine Baufuge getrennt, eine Mauer mit Rundbogentor an, als Kämpfer dient ein Kehlengesims. Es dürfte sich um einen noch aus dem späten 16. Jh. stammenden Torbau oder eine Toreinfahrt handeln. Verstellt ist dieses Tor durch einen eingeschossigen Stallanbau aus der Zeit Rudolph von Keudells. Dieser Stallanbau entspricht mit seinen Ecklisenen dem östlichen Vorbau des dreigeschossigen Herrenhauses, das somit aus der Mitte des 19. Jh. stammt.
Gegenüber befindet sich das historistisch erneuerte zweigeschossige Wohnhaus (1852, Rudolph von Keudell bezeichnet, Inschrift am Fenster links des Portals), in das ein Portal von 1549 führt, mit auf Konsolen ruhendem Sturz, dessen Stäbe eine segmentbogige Form innerhalb eines rechteckigen Rahmens bilden. Darüber Doppelwappen aus der Mitte des 16. Jh., mit ornamentalem, gestäbtem Rahmen von 1852. Bezeichnet „GWZE MVZG“ („GWZE“ oder „GWZC“. Das Keudellsche Wappen ist es mit Sicherheit). Wappen links Keudell, rechts nicht identifiziert; auch die Buchstaben sind in der Genealogie der Familie im 16. Jh. nicht unterzubringen. Das Haus hat im Sockelgeschoss (Sandstein) Eckquader mit Randschlag, das Obergeschoss ist aus Fachwerk und könnte jünger als 1549 sein. Zwerchgiebel aus Fachwerk von 1852.
An der Westseite des Hofes eine Mauer mit rundbogigem (vermauertem) Tor und einer nachträglichen Pforte. Das Tor neben diesem zweigeschossigen Herrenhaus hat einen abgefasten Rundbogen, dessen Fase im zweiten Quader oberhalb des Kämpferprofils endet. Dieser Befund entspricht dem Rundbogentor neben dem dreigeschossigen Herrenhaus, Ende 16. Jh.
Würdigung
Schwebda vertritt den Typ eines kleinen Landschlosses am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit. Mit den Jahreszahlen 1522 und 1529 gehört das Herrenhaus zu den frühesten Bauten innerhalb des hier behandelten Zeitraums.
Literatur, Quellen
Dehn-Rotfelser/Lotz, BDM Cassel, 1870, S. 365
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 425 f.
Dehio, Hessen, 1982, S. 797