Buchenau, Schloss: Unterschied zwischen den Versionen
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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | ==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis== | ||
1924 – 1989 Privatschule, anschließend Übergangswohnheim. Seit 2000 Privatbesitz. Landkreis Fulda. | 1924 – 1989 Privatschule, anschließend Übergangswohnheim. Seit 2000 Privatbesitz. Landkreis Fulda. | ||
==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | |||
1611/1618 für Georg Melchior von Buchenau errichtet. Ein Vorgänger entstand wohl 1583 für Bernhard Wilhelm von Buchenau. | ==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | ||
1611/1618 für Georg Melchior von Buchenau errichtet. Ein Vorgänger entstand wohl 1583 für Bernhard Wilhelm von Buchenau. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Lehen des Stiftes Fulda, Besitz der Herren von Buchenau. Nach Streitigkeiten erhalten die von Buchenau 1585 die Rechte als Vögte. Die personenreiche Sippe erbaut später die Obere Burg und schließlich das Neue Schloss. Dieses wird dem Fürstabt von Fulda mit 3/8-Anteil am Gesamtbesitz verpfändet, um den Bau zu finanzieren (Weber, S. 44). Fulda erwarb 1670 diesen Anteil und tauscht ihn 1692 mit Schenk zu Schweinsberg (vgl. Obere Burg). Ein kleinerer Anteil gelangte über Kauf und Erbschaft im 19. Jh. an die Herren von Spiegel. Ein bei den von Buchenau verbliebener Teil ging mit deren Aussterben 1816 an die Freiherren von Seckendorff, die 1840 den Spiegelschen Anteil hinzuerwarben. Die Genealogie des Zweiges der von Buchenau, die das Schloss errichten ließ, ist bislang unerforscht. | Lehen des Stiftes Fulda, Besitz der Herren von Buchenau. Nach Streitigkeiten erhalten die von Buchenau 1585 die Rechte als Vögte. Die personenreiche Sippe erbaut später die Obere Burg und schließlich das Neue Schloss. Dieses wird dem Fürstabt von Fulda mit 3/8-Anteil am Gesamtbesitz verpfändet, um den Bau zu finanzieren (Weber, S. 44). Fulda erwarb 1670 diesen Anteil und tauscht ihn 1692 mit Schenk zu Schweinsberg (vgl. Obere Burg). Ein kleinerer Anteil gelangte über Kauf und Erbschaft im 19. Jh. an die Herren von Spiegel. Ein bei den von Buchenau verbliebener Teil ging mit deren Aussterben 1816 an die Freiherren von Seckendorff, die 1840 den Spiegelschen Anteil hinzuerwarben. Die Genealogie des Zweiges der von Buchenau, die das Schloss errichten ließ, ist bislang unerforscht. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Winkelförmige Anlage mit Süd- und Westflügel, der Westflügel um 1910 (Inschrift an anderer Stelle) nach Süden verlängert. Im Winkel zwischen den Flügeln und außen am Südflügel je ein Treppenturm, letzterer 1910 hinzugefügt. Beide Flügel zweigeschossig, der historistische Treppenturm dreigeschossig, Obergeschoss in Fachwerk, der Treppenturm im Winkel viergeschossig. Auf der nördlichen Giebelseite ist im Erdgeschoss auf der Hofseite ein Wappenstein eingebaut (Spolie), bez.: „MDLXXX DREI LIS BERNHARD WILHELM DIS ERN°EV°INS HERREN TREV STEHT HAVS VND BEV“. Mit Rollwerk und Masken reich ornamentiert. Im Rollwerk unten re. Steinmetzzeichen mit Monogramm „S S“. Doppelwappen Bernhard Wilhelm von Buchenau und seiner Gemahlin. | Winkelförmige Anlage mit Süd- und Westflügel, der Westflügel um 1910 (Inschrift an anderer Stelle) nach Süden verlängert. Im Winkel zwischen den Flügeln und außen am Südflügel je ein Treppenturm, letzterer 1910 hinzugefügt. Beide Flügel zweigeschossig, der historistische Treppenturm dreigeschossig, Obergeschoss in Fachwerk, der Treppenturm im Winkel viergeschossig. Auf der nördlichen Giebelseite ist im Erdgeschoss auf der Hofseite ein Wappenstein eingebaut (Spolie), bez.: „MDLXXX DREI LIS BERNHARD WILHELM DIS ERN°EV°INS HERREN TREV STEHT HAVS VND BEV“. Mit Rollwerk und Masken reich ornamentiert. Im Rollwerk unten re. Steinmetzzeichen mit Monogramm „S S“. Doppelwappen Bernhard Wilhelm von Buchenau und seiner Gemahlin. | ||
In den Südflügel mit dem rückseitigen Treppenturm von 1910 führt vom Hof her ein Portal von 1618. Es erschließt einen Vorraum. Von hier aus führt auch ein schlichtes Konsolsteinportal in den Winkeltreppenturm, der der ursprüngliche Treppenturm des Schlosses ist. Neben dem Treppenturm befindet sich im Hof ein Kellerzugang. Im Westflügel wurde ein bauzeitlicher Kamin möglicherweise in Wiederverwendung in den dortigen Vorraum eingebaut. Im Obergeschoss befindet sich an der gleichen Stelle ein – vermutlich versetzter - Kamin, mit etwas aufwendigeren Hermen- und Karyatidstützen. Vom Wendeltreppenturm reichen noch in das untere Dachgeschoss in beide Flügel Türgewände der Renaissance, deren Profile den unteren Geschossen entsprechen. Das Dachgeschoss war ursprünglich offenbar ausgebaut. Seitenportal mit Doppelwappen, bez. „Anno 1611“ und „Georg Melchior von und zu Buch Agnes vo Buchenaw geborene vo Schwalbach“ sowie Steinmetzzeichen. Portal am Südflügel bez. „1618“, über dem Gesims gleiches Doppelwappen. Inschrift über dem Wappen: „GMVB AVBGVS“ (Aufschlüsselung s. Portal von 1611). Treppenturm im Winkel der beiden Flügel ohne eigenen Eingang. Die Fenster folgen dem Treppenverlauf. Einfache Spindel. | In den Südflügel mit dem rückseitigen Treppenturm von 1910 führt vom Hof her ein Portal von 1618. Es erschließt einen Vorraum. Von hier aus führt auch ein schlichtes Konsolsteinportal in den Winkeltreppenturm, der der ursprüngliche Treppenturm des Schlosses ist. Neben dem Treppenturm befindet sich im Hof ein Kellerzugang. Im Westflügel wurde ein bauzeitlicher Kamin möglicherweise in Wiederverwendung in den dortigen Vorraum eingebaut. Im Obergeschoss befindet sich an der gleichen Stelle ein – vermutlich versetzter - Kamin, mit etwas aufwendigeren Hermen- und Karyatidstützen. Vom Wendeltreppenturm reichen noch in das untere Dachgeschoss in beide Flügel Türgewände der Renaissance, deren Profile den unteren Geschossen entsprechen. Das Dachgeschoss war ursprünglich offenbar ausgebaut. Seitenportal mit Doppelwappen, bez. „Anno 1611“ und „Georg Melchior von und zu Buch Agnes vo Buchenaw geborene vo Schwalbach“ sowie Steinmetzzeichen. Portal am Südflügel bez. „1618“, über dem Gesims gleiches Doppelwappen. Inschrift über dem Wappen: „GMVB AVBGVS“ (Aufschlüsselung s. Portal von 1611). Treppenturm im Winkel der beiden Flügel ohne eigenen Eingang. Die Fenster folgen dem Treppenverlauf. Einfache Spindel. | ||
Giebel an West- und Südflügel zweigeschossig sowie Giebelspitze; reiche Beschlagwerk- und Schweifwerkvoluten. Im Innern sah Sturm fünf hölzerne „Prunktüren“ mit Intarsien, gerahmt von kannelierten Säulen bzw. Halbsäulen und Pilastern; im Musiksaal ein gemaltes Wappen (Buchenau/Schwalbach). Erhalten sind diese Teile aber offenbar nicht mehr. | Giebel an West- und Südflügel zweigeschossig sowie Giebelspitze; reiche Beschlagwerk- und Schweifwerkvoluten. Im Innern sah Sturm fünf hölzerne „Prunktüren“ mit Intarsien, gerahmt von kannelierten Säulen bzw. Halbsäulen und Pilastern; im Musiksaal ein gemaltes Wappen (Buchenau/Schwalbach). Erhalten sind diese Teile aber offenbar nicht mehr. | ||
==Literatur, Quellen== | |||
==Literatur, Quellen== | |||
Landau, Ritterburgen II, 1833, S. 161 | Landau, Ritterburgen II, 1833, S. 161 | ||
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 73 | Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 73 | ||
Weber, Hünfeld, 1960, S. 41-44 (mit einer Abb. der Alten Burg ohne Bäume!) | Weber, Hünfeld, 1960, S. 41-44 (mit einer Abb. der Alten Burg ohne Bäume!) | ||
Sturm, Hünfeld, 1971, S. 51-55 | Sturm, Hünfeld, 1971, S. 51-55 |
Version vom 28. Juni 2013, 13:18 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
1924 – 1989 Privatschule, anschließend Übergangswohnheim. Seit 2000 Privatbesitz. Landkreis Fulda.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
1611/1618 für Georg Melchior von Buchenau errichtet. Ein Vorgänger entstand wohl 1583 für Bernhard Wilhelm von Buchenau.
Geschichte
Lehen des Stiftes Fulda, Besitz der Herren von Buchenau. Nach Streitigkeiten erhalten die von Buchenau 1585 die Rechte als Vögte. Die personenreiche Sippe erbaut später die Obere Burg und schließlich das Neue Schloss. Dieses wird dem Fürstabt von Fulda mit 3/8-Anteil am Gesamtbesitz verpfändet, um den Bau zu finanzieren (Weber, S. 44). Fulda erwarb 1670 diesen Anteil und tauscht ihn 1692 mit Schenk zu Schweinsberg (vgl. Obere Burg). Ein kleinerer Anteil gelangte über Kauf und Erbschaft im 19. Jh. an die Herren von Spiegel. Ein bei den von Buchenau verbliebener Teil ging mit deren Aussterben 1816 an die Freiherren von Seckendorff, die 1840 den Spiegelschen Anteil hinzuerwarben. Die Genealogie des Zweiges der von Buchenau, die das Schloss errichten ließ, ist bislang unerforscht.
Baugeschichtliche Bedeutung
Winkelförmige Anlage mit Süd- und Westflügel, der Westflügel um 1910 (Inschrift an anderer Stelle) nach Süden verlängert. Im Winkel zwischen den Flügeln und außen am Südflügel je ein Treppenturm, letzterer 1910 hinzugefügt. Beide Flügel zweigeschossig, der historistische Treppenturm dreigeschossig, Obergeschoss in Fachwerk, der Treppenturm im Winkel viergeschossig. Auf der nördlichen Giebelseite ist im Erdgeschoss auf der Hofseite ein Wappenstein eingebaut (Spolie), bez.: „MDLXXX DREI LIS BERNHARD WILHELM DIS ERN°EV°INS HERREN TREV STEHT HAVS VND BEV“. Mit Rollwerk und Masken reich ornamentiert. Im Rollwerk unten re. Steinmetzzeichen mit Monogramm „S S“. Doppelwappen Bernhard Wilhelm von Buchenau und seiner Gemahlin.
In den Südflügel mit dem rückseitigen Treppenturm von 1910 führt vom Hof her ein Portal von 1618. Es erschließt einen Vorraum. Von hier aus führt auch ein schlichtes Konsolsteinportal in den Winkeltreppenturm, der der ursprüngliche Treppenturm des Schlosses ist. Neben dem Treppenturm befindet sich im Hof ein Kellerzugang. Im Westflügel wurde ein bauzeitlicher Kamin möglicherweise in Wiederverwendung in den dortigen Vorraum eingebaut. Im Obergeschoss befindet sich an der gleichen Stelle ein – vermutlich versetzter - Kamin, mit etwas aufwendigeren Hermen- und Karyatidstützen. Vom Wendeltreppenturm reichen noch in das untere Dachgeschoss in beide Flügel Türgewände der Renaissance, deren Profile den unteren Geschossen entsprechen. Das Dachgeschoss war ursprünglich offenbar ausgebaut. Seitenportal mit Doppelwappen, bez. „Anno 1611“ und „Georg Melchior von und zu Buch Agnes vo Buchenaw geborene vo Schwalbach“ sowie Steinmetzzeichen. Portal am Südflügel bez. „1618“, über dem Gesims gleiches Doppelwappen. Inschrift über dem Wappen: „GMVB AVBGVS“ (Aufschlüsselung s. Portal von 1611). Treppenturm im Winkel der beiden Flügel ohne eigenen Eingang. Die Fenster folgen dem Treppenverlauf. Einfache Spindel.
Giebel an West- und Südflügel zweigeschossig sowie Giebelspitze; reiche Beschlagwerk- und Schweifwerkvoluten. Im Innern sah Sturm fünf hölzerne „Prunktüren“ mit Intarsien, gerahmt von kannelierten Säulen bzw. Halbsäulen und Pilastern; im Musiksaal ein gemaltes Wappen (Buchenau/Schwalbach). Erhalten sind diese Teile aber offenbar nicht mehr.
Literatur, Quellen
Landau, Ritterburgen II, 1833, S. 161
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 73
Weber, Hünfeld, 1960, S. 41-44 (mit einer Abb. der Alten Burg ohne Bäume!)
Sturm, Hünfeld, 1971, S. 51-55