Schlitz, Schachtenburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Altenheim. Vogelsbergkreis. | Altenheim. Vogelsbergkreis. | ||
==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | |||
Wilhelm von Schachten (+ 1553) und Elisabeth von Schlitz-Görtz, 1557. Erweitert um 1600 (Dietrich von Schachten). | ==Bauherr, Grunddaten, Zustand== | ||
Wilhelm von Schachten (+ 1553) und Elisabeth von Schlitz-Görtz, 1557. Erweitert um 1600 (Dietrich von Schachten). | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
1116 werden erstmals die Herren von Schlitz erwähnt, die seit 1408 auch von Görtz genannt werden. Sie haben Schlitz von Fulda zu Lehen. Durch seine Gemahlin Elisabeth gelangt Wilhelm von Schachten in den Besitz eines Teils der Herrschaft und erbaut die Schachtenburg, die sein Enkel Dietrich 1617 verkauft. 1632 schenkt Gustav Adolf Schlitz den Landgrafen von Hessen-Kassel, die Lehnsherrschaft von Fulda währt bis 1803. | 1116 werden erstmals die Herren von Schlitz erwähnt, die seit 1408 auch von Görtz genannt werden. Sie haben Schlitz von Fulda zu Lehen. Durch seine Gemahlin Elisabeth gelangt Wilhelm von Schachten in den Besitz eines Teils der Herrschaft und erbaut die Schachtenburg, die sein Enkel Dietrich 1617 verkauft. 1632 schenkt Gustav Adolf Schlitz den Landgrafen von Hessen-Kassel, die Lehnsherrschaft von Fulda währt bis 1803. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Trotz der Bezeichnung „Burg“ handelt es sich im Grunde um einen innerstädtischen Adelshof. Die „Schachtenburg” besteht aus zwei Fachwerkgebäuden, die nebeneinander mit dem Giebel zur Straße stehen. Die Lage unmittelbar neben der Hinterburg lässt die Vermutung zu, dass ihr Grundstück aus dem Gelände der Hinterburg herausgelöst wurde. Das südliche Gebäude hat ein massives Erdgeschoss, Eckquader mit gespitzten Flächen und Randschlag, ein Fachwerkobergeschoss und drei Giebelgeschosse. Das spitzbogige Portal hat eine gestäbtes Gewände, am Schlußstein bez. 1557 (Gewände erneuert), rechts daneben ein Wappenstein, auf umlaufender Inschrift mit einem Spruch und ”A D MDLVII JAR” bez. (d.h. 1557). Das Wappenfeld wird von einem Balustersäulchen in zwei Teile geteilt, als Kapitell dient eine Maske mit Trauben; Wappen: Schachten/Schlitz-Görtz. Rechts des Spitzbogenportals der Rest eines Fensters; das Straßenniveau muss hier einst ebenso tief gelegen haben wie heute noch links des Portals. Links ein rundbogiges Kellerportal in leicht vorgezogenem rechteckigem Rahmen aus Quadern, die rechte Kante ist als Balustersäulchen ausgebildet, der zeitlichen Einordnung um 1557 entsprechen auch die Quader mit gespitzter Fläche und Randschlag. Im Erdgeschoss rechts eine Fünffenstergruppe, Fenster mit Falz und Fase, über dem Kellerportal ein gekuppeltes Fenster. Fachwerkgeschosse mit „Alsfelder Streben“, Rähm und Schwellen mit Rundstab profiliert. Stockwerk drei Gefache hoch. Rückwärtig steht das Gebäude auf der Stadtmauer und hat einen Fachwerkerker. | Trotz der Bezeichnung „Burg“ handelt es sich im Grunde um einen innerstädtischen Adelshof. Die „Schachtenburg” besteht aus zwei Fachwerkgebäuden, die nebeneinander mit dem Giebel zur Straße stehen. Die Lage unmittelbar neben der Hinterburg lässt die Vermutung zu, dass ihr Grundstück aus dem Gelände der Hinterburg herausgelöst wurde. Das südliche Gebäude hat ein massives Erdgeschoss, Eckquader mit gespitzten Flächen und Randschlag, ein Fachwerkobergeschoss und drei Giebelgeschosse. Das spitzbogige Portal hat eine gestäbtes Gewände, am Schlußstein bez. 1557 (Gewände erneuert), rechts daneben ein Wappenstein, auf umlaufender Inschrift mit einem Spruch und ”A D MDLVII JAR” bez. (d.h. 1557). Das Wappenfeld wird von einem Balustersäulchen in zwei Teile geteilt, als Kapitell dient eine Maske mit Trauben; Wappen: Schachten/Schlitz-Görtz. Rechts des Spitzbogenportals der Rest eines Fensters; das Straßenniveau muss hier einst ebenso tief gelegen haben wie heute noch links des Portals. Links ein rundbogiges Kellerportal in leicht vorgezogenem rechteckigem Rahmen aus Quadern, die rechte Kante ist als Balustersäulchen ausgebildet, der zeitlichen Einordnung um 1557 entsprechen auch die Quader mit gespitzter Fläche und Randschlag. Im Erdgeschoss rechts eine Fünffenstergruppe, Fenster mit Falz und Fase, über dem Kellerportal ein gekuppeltes Fenster. Fachwerkgeschosse mit „Alsfelder Streben“, Rähm und Schwellen mit Rundstab profiliert. Stockwerk drei Gefache hoch. Rückwärtig steht das Gebäude auf der Stadtmauer und hat einen Fachwerkerker. | ||
Der linke Bau besteht aus einem massiven Keller und darüber drei Fachwerkgeschossen mit Zahnschnitt um 1600. Rückwärtig steht auch dies Gebäude auf der Stadtmauer. Der Zwischenbau hat eine Pforte mit Quadergewände, dessen Abfasung in einer kleinen Blattwerkvolute endet, ähnlich der Portalspur rechts des Spitzbogenportals, allerdings von anderer Erscheinung des Steins, im Zwischenbau nämlich mit Putzkante. Im massiven Erdgeschoss des oberen Hauses (An der Schachtenburg 3) sind die Fenster insgesamt jedenfalls noch jünger als die übrigen Renaissanceteile (Portal und Eckquader). Zum Tal hin Fachwerkerker. | |||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Die Schachtenburg entspricht der äußeren Erscheinung nach Adelshöfen, wie sie in vielen hessischen Städten üblich sind. Allerdings gehört dieser Adelshof der im Ort herrschenden Familie, nicht einem adeligen Dienstmann. | Die Schachtenburg entspricht der äußeren Erscheinung nach Adelshöfen, wie sie in vielen hessischen Städten üblich sind. Allerdings gehört dieser Adelshof der im Ort herrschenden Familie, nicht einem adeligen Dienstmann. | ||
==Literatur, Quellen== | |||
==Literatur, Quellen== | |||
Schlitz-Görtz, Schlitz, 1936, S. 23 | Schlitz-Görtz, Schlitz, 1936, S. 23 |
Version vom 28. Juni 2013, 16:02 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Altenheim. Vogelsbergkreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Wilhelm von Schachten (+ 1553) und Elisabeth von Schlitz-Görtz, 1557. Erweitert um 1600 (Dietrich von Schachten).
Geschichte
1116 werden erstmals die Herren von Schlitz erwähnt, die seit 1408 auch von Görtz genannt werden. Sie haben Schlitz von Fulda zu Lehen. Durch seine Gemahlin Elisabeth gelangt Wilhelm von Schachten in den Besitz eines Teils der Herrschaft und erbaut die Schachtenburg, die sein Enkel Dietrich 1617 verkauft. 1632 schenkt Gustav Adolf Schlitz den Landgrafen von Hessen-Kassel, die Lehnsherrschaft von Fulda währt bis 1803.
Baugeschichtliche Bedeutung
Trotz der Bezeichnung „Burg“ handelt es sich im Grunde um einen innerstädtischen Adelshof. Die „Schachtenburg” besteht aus zwei Fachwerkgebäuden, die nebeneinander mit dem Giebel zur Straße stehen. Die Lage unmittelbar neben der Hinterburg lässt die Vermutung zu, dass ihr Grundstück aus dem Gelände der Hinterburg herausgelöst wurde. Das südliche Gebäude hat ein massives Erdgeschoss, Eckquader mit gespitzten Flächen und Randschlag, ein Fachwerkobergeschoss und drei Giebelgeschosse. Das spitzbogige Portal hat eine gestäbtes Gewände, am Schlußstein bez. 1557 (Gewände erneuert), rechts daneben ein Wappenstein, auf umlaufender Inschrift mit einem Spruch und ”A D MDLVII JAR” bez. (d.h. 1557). Das Wappenfeld wird von einem Balustersäulchen in zwei Teile geteilt, als Kapitell dient eine Maske mit Trauben; Wappen: Schachten/Schlitz-Görtz. Rechts des Spitzbogenportals der Rest eines Fensters; das Straßenniveau muss hier einst ebenso tief gelegen haben wie heute noch links des Portals. Links ein rundbogiges Kellerportal in leicht vorgezogenem rechteckigem Rahmen aus Quadern, die rechte Kante ist als Balustersäulchen ausgebildet, der zeitlichen Einordnung um 1557 entsprechen auch die Quader mit gespitzter Fläche und Randschlag. Im Erdgeschoss rechts eine Fünffenstergruppe, Fenster mit Falz und Fase, über dem Kellerportal ein gekuppeltes Fenster. Fachwerkgeschosse mit „Alsfelder Streben“, Rähm und Schwellen mit Rundstab profiliert. Stockwerk drei Gefache hoch. Rückwärtig steht das Gebäude auf der Stadtmauer und hat einen Fachwerkerker.
Der linke Bau besteht aus einem massiven Keller und darüber drei Fachwerkgeschossen mit Zahnschnitt um 1600. Rückwärtig steht auch dies Gebäude auf der Stadtmauer. Der Zwischenbau hat eine Pforte mit Quadergewände, dessen Abfasung in einer kleinen Blattwerkvolute endet, ähnlich der Portalspur rechts des Spitzbogenportals, allerdings von anderer Erscheinung des Steins, im Zwischenbau nämlich mit Putzkante. Im massiven Erdgeschoss des oberen Hauses (An der Schachtenburg 3) sind die Fenster insgesamt jedenfalls noch jünger als die übrigen Renaissanceteile (Portal und Eckquader). Zum Tal hin Fachwerkerker.
Würdigung
Die Schachtenburg entspricht der äußeren Erscheinung nach Adelshöfen, wie sie in vielen hessischen Städten üblich sind. Allerdings gehört dieser Adelshof der im Ort herrschenden Familie, nicht einem adeligen Dienstmann.
Literatur, Quellen
Schlitz-Görtz, Schlitz, 1936, S. 23