Ermschwerd-Witzenhausen, Schloss: Unterschied zwischen den Versionen
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Anfang 14. Jh. zu Ziegenberg | Anfang 14. Jh. zu Ziegenberg gehörig (Landau 1839, S. 310). Im 14. Jh. zeitweilig fuldisches Lehen an die von Hanstein, später an die von Berlepsch. 1369 ist Ermschwerd hessisch. Das Kirchenpatronat hatten im 16. Jh. die von Buttlar, erstmals scheint Asmus von Buttlar Ermschwerd innegehabt zu haben. Bei der Teilung gelangte Ermschwerd 1570 an Heimbrod von Buttlar. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Dreigeschossiger Bau aus massivem Erdgeschoss (Bruchstein mit Eckquaderung) und zwei Fachwerk- | Dreigeschossiger Bau aus massivem Erdgeschoss (Bruchstein mit Eckquaderung) und zwei Fachwerk-Obergeschossen, in der Mitte Portal mit doppelläufiger Freitreppe, darüber zweigeschossiger Fachwerkerker. | ||
Rundbogiges Portal in rechteckigem Rahmen, dieser in seinen äußeren Teilen historistisch erneuert: gotisierendes Maßwerk an den Pilastern und ihren Sockeln | Rundbogiges Portal in rechteckigem Rahmen, dieser in seinen äußeren Teilen historistisch erneuert: gotisierendes Maßwerk an den Pilastern und ihren Sockeln, mechanischere Steinbearbeitung. In den Zwickeln Blätter, im Scheitel kleine Wappenkartusche, bezeichnet MH. Darüber Doppelwappen auf rechteckigem Feld mit seitlicher Beschlagwerkrahmung, auf einem Inschriftband wird die Jahreszahl 1551 genannt, im Feld zwischen den Wappen ist der Stein 1616 datiert. Wappen von Buttlar und von Boyneburg („ASMVS VON BUTLAR 1551 - MARGRETA VON BOYNEBURGK G H“). Die Datierung stammt eindeutig aus dem Jahr 1616 (Schrifttyp); 1551 war Asmus bereits seit zehn Jahren tot und allenfalls ein Brand dürfte die Witwe zum Neubau veranlasst haben; sie selbst starb 1554. Links daneben zwei Doppelfenster mit Vorhangbogen und mehrfach gestäbtem Gewände, daneben eine zweifenstrige Auslucht mit Satteldach, 1585 erbaut (bezeichnet, Steinmetzzeichen) und 1795 restauriert (bezeichnet), links daneben noch ein Doppelfenster. Rechts vom Portal zwei Doppel- und ein etwas höher sitzendes Einzelfenster, Profile ähnlich der Auslucht. Rechts unten ein rechteckiges Kellerportal mit Inschriftband auf dem Sturz (verwittert), seitlich mit Kandelaberornamentik versehen. An der rechten Hausecke ist die originale Quaderung aus Quadern mit feinem Randschlag und gespitzter Fläche erkennbar. | ||
Über dem massiven Erdgeschoss kragt das 1. Obergeschoss vor. Fachwerk mit Viertelkreisfüllhölzern, gebogenen Streben mit angeblatteten gebogenen Kopfbändern an Eck- und Bundständern. Schwellen, Brustriegel, Ständer und Fensterstürze profiliert. Die erhaltenen Fensterstürze geben die ursprüngliche Anordnung und Größe der Fenster an. Diese reichten nur vom Brust- bis zum Halsriegel, über jedem befanden sich Vorhangbögen mit vier Spitzen (z.T. erhalten). Die Fenster scheinen in beiden Geschossen die gesamte Wandfläche zwischen den Streben eingenommen zu haben, d.h. sie waren in Dreier- und Vierergruppen angeordnet. Unter den Fenstern Andreaskreuze. | Über dem massiven Erdgeschoss kragt das 1. Obergeschoss vor. Fachwerk mit Viertelkreisfüllhölzern, gebogenen Streben mit angeblatteten gebogenen Kopfbändern an Eck- und Bundständern. Schwellen, Brustriegel, Ständer und Fensterstürze profiliert. Die erhaltenen Fensterstürze geben die ursprüngliche Anordnung und Größe der Fenster an. Diese reichten nur vom Brust- bis zum Halsriegel, über jedem befanden sich Vorhangbögen mit vier Spitzen (z. T. erhalten). Die Fenster scheinen in beiden Geschossen die gesamte Wandfläche zwischen den Streben eingenommen zu haben, d. h. sie waren in Dreier- und Vierergruppen angeordnet. Unter den Fenstern Andreaskreuze. | ||
Rückwärtig massiver viergeschossiger polygonaler Treppenturm mit eingeschossigem Fachwerkaufbau. Nördlich ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau an das Herrenhaus angebaut, 1801, ein eingeschossiger massiver Bauteil mit | Rückwärtig massiver viergeschossiger polygonaler Treppenturm mit eingeschossigem Fachwerkaufbau. Nördlich ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau an das Herrenhaus angebaut, 1801, ein eingeschossiger massiver Bauteil mit vermauertem Rundbogentor findet sich südlich, bezeichnet „1596 J.S.“. Dieser Anbau diente als Stall. | ||
Durch das Portal tritt man in eine Halle, an deren Ende sich der Treppenturm befindet, zu ihm führt eine rechteckige profilierte Tür. Seitlich führen Türen in einzelne Räume (Stuben). Über der Tür zum Treppenturm Wappenstein mit mittlerem Inschriftfeld mit Rollwerkrahmung. Über den Wappen | Durch das Portal tritt man in eine Halle, an deren Ende sich der Treppenturm befindet, zu ihm führt eine rechteckige profilierte Tür. Seitlich führen Türen in einzelne Räume (Stuben). Über der Tür zum Treppenturm Wappenstein mit mittlerem Inschriftfeld mit Rollwerkrahmung. Über den Wappen bezeichnet: ”HEIMER VON BOLER“ (Buttlar), „KATERINA VO OEYNHVSEN“, auf dem Rahmen des Inschriftfeldes: „XCI PSALM - ANNO DOMINI 1586“ und auf dem Inschriftfeld: „WER IN DES ALLER HOCHSTEN HVT GLEICH IN EINER FESTEN WHONEN THUT DES HAVS FVR PESTILENTZSGEF(AHR?)..AFREY KEIN VNGLUCK FVGET SICH DAB[EI]”. Die Tafel wird Andreas Herber zugeschrieben (laut Dehio, Hessen, 1982, S. 214). | ||
Das Herrenhaus entstand 1551, 1585/86 scheint eine Erweiterung samt Renovierung stattgefunden zu haben. Die Auslucht ist 1585 datiert, der Wappenstein innen 1586 und der rückwärtige linke Anbau stammt im Kern aus dieser Zeit. 1616 wurde wohl nur das Portal erneuert | Das Herrenhaus entstand 1551, 1585/86 scheint eine Erweiterung samt Renovierung stattgefunden zu haben. Die Auslucht ist 1585 datiert, der Wappenstein innen 1586 und der rückwärtige linke Anbau stammt im Kern aus dieser Zeit. 1616 wurde wohl nur das Portal erneuert, bereits 1596 der ‚Marstall‘ angefügt. Die von Künzel (Ermschwerder Schloss, 1997) angebotene Datierung in das Jahr 1551 (S. 52) und in die Zeit nach 1637 (S. 53) ist nicht nur unlogisch, sondern auch hinsichtlich der jüngeren Datierung falsch. Im 19. und 20. Jh. fanden Erneuerungen statt, die das Portal und das Fachwerk betreffen, die unprofilierten Hölzer und einige erneuerte Streben im rechten Hausteil gehören dieser Bauphase an. | ||
Der oder die Baumeister sind unbekannt, es gibt lediglich die Monogramme „MH“ am Hauptportal und „J.S.“ am Anbau von 1596. | Der oder die Baumeister sind unbekannt, es gibt lediglich die Monogramme „MH“ am Hauptportal und „J.S.“ am Anbau von 1596. |
Version vom 9. Juli 2013, 16:18 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Ehemaliger von Buttlarscher Hof, Gemeindebesitz (u. a. Kindergarten). Werra-Meißner-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Asmus von Buttlar und Margarete von Boineburg, 1551 (Bauinschrift). Ausbau um 1585/86 (linker Flügel). 1795 restauriert (Auslucht). hofseitiger Anbau 1596. 1616 Portal. Heimbrod von Buttlar (1541-1609). Dietrich Hermann von Buttlar (1588-1625).
Geschichte
Anfang 14. Jh. zu Ziegenberg gehörig (Landau 1839, S. 310). Im 14. Jh. zeitweilig fuldisches Lehen an die von Hanstein, später an die von Berlepsch. 1369 ist Ermschwerd hessisch. Das Kirchenpatronat hatten im 16. Jh. die von Buttlar, erstmals scheint Asmus von Buttlar Ermschwerd innegehabt zu haben. Bei der Teilung gelangte Ermschwerd 1570 an Heimbrod von Buttlar.
Baugeschichtliche Bedeutung
Dreigeschossiger Bau aus massivem Erdgeschoss (Bruchstein mit Eckquaderung) und zwei Fachwerk-Obergeschossen, in der Mitte Portal mit doppelläufiger Freitreppe, darüber zweigeschossiger Fachwerkerker.
Rundbogiges Portal in rechteckigem Rahmen, dieser in seinen äußeren Teilen historistisch erneuert: gotisierendes Maßwerk an den Pilastern und ihren Sockeln, mechanischere Steinbearbeitung. In den Zwickeln Blätter, im Scheitel kleine Wappenkartusche, bezeichnet MH. Darüber Doppelwappen auf rechteckigem Feld mit seitlicher Beschlagwerkrahmung, auf einem Inschriftband wird die Jahreszahl 1551 genannt, im Feld zwischen den Wappen ist der Stein 1616 datiert. Wappen von Buttlar und von Boyneburg („ASMVS VON BUTLAR 1551 - MARGRETA VON BOYNEBURGK G H“). Die Datierung stammt eindeutig aus dem Jahr 1616 (Schrifttyp); 1551 war Asmus bereits seit zehn Jahren tot und allenfalls ein Brand dürfte die Witwe zum Neubau veranlasst haben; sie selbst starb 1554. Links daneben zwei Doppelfenster mit Vorhangbogen und mehrfach gestäbtem Gewände, daneben eine zweifenstrige Auslucht mit Satteldach, 1585 erbaut (bezeichnet, Steinmetzzeichen) und 1795 restauriert (bezeichnet), links daneben noch ein Doppelfenster. Rechts vom Portal zwei Doppel- und ein etwas höher sitzendes Einzelfenster, Profile ähnlich der Auslucht. Rechts unten ein rechteckiges Kellerportal mit Inschriftband auf dem Sturz (verwittert), seitlich mit Kandelaberornamentik versehen. An der rechten Hausecke ist die originale Quaderung aus Quadern mit feinem Randschlag und gespitzter Fläche erkennbar.
Über dem massiven Erdgeschoss kragt das 1. Obergeschoss vor. Fachwerk mit Viertelkreisfüllhölzern, gebogenen Streben mit angeblatteten gebogenen Kopfbändern an Eck- und Bundständern. Schwellen, Brustriegel, Ständer und Fensterstürze profiliert. Die erhaltenen Fensterstürze geben die ursprüngliche Anordnung und Größe der Fenster an. Diese reichten nur vom Brust- bis zum Halsriegel, über jedem befanden sich Vorhangbögen mit vier Spitzen (z. T. erhalten). Die Fenster scheinen in beiden Geschossen die gesamte Wandfläche zwischen den Streben eingenommen zu haben, d. h. sie waren in Dreier- und Vierergruppen angeordnet. Unter den Fenstern Andreaskreuze.
Rückwärtig massiver viergeschossiger polygonaler Treppenturm mit eingeschossigem Fachwerkaufbau. Nördlich ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau an das Herrenhaus angebaut, 1801, ein eingeschossiger massiver Bauteil mit vermauertem Rundbogentor findet sich südlich, bezeichnet „1596 J.S.“. Dieser Anbau diente als Stall.
Durch das Portal tritt man in eine Halle, an deren Ende sich der Treppenturm befindet, zu ihm führt eine rechteckige profilierte Tür. Seitlich führen Türen in einzelne Räume (Stuben). Über der Tür zum Treppenturm Wappenstein mit mittlerem Inschriftfeld mit Rollwerkrahmung. Über den Wappen bezeichnet: ”HEIMER VON BOLER“ (Buttlar), „KATERINA VO OEYNHVSEN“, auf dem Rahmen des Inschriftfeldes: „XCI PSALM - ANNO DOMINI 1586“ und auf dem Inschriftfeld: „WER IN DES ALLER HOCHSTEN HVT GLEICH IN EINER FESTEN WHONEN THUT DES HAVS FVR PESTILENTZSGEF(AHR?)..AFREY KEIN VNGLUCK FVGET SICH DAB[EI]”. Die Tafel wird Andreas Herber zugeschrieben (laut Dehio, Hessen, 1982, S. 214).
Das Herrenhaus entstand 1551, 1585/86 scheint eine Erweiterung samt Renovierung stattgefunden zu haben. Die Auslucht ist 1585 datiert, der Wappenstein innen 1586 und der rückwärtige linke Anbau stammt im Kern aus dieser Zeit. 1616 wurde wohl nur das Portal erneuert, bereits 1596 der ‚Marstall‘ angefügt. Die von Künzel (Ermschwerder Schloss, 1997) angebotene Datierung in das Jahr 1551 (S. 52) und in die Zeit nach 1637 (S. 53) ist nicht nur unlogisch, sondern auch hinsichtlich der jüngeren Datierung falsch. Im 19. und 20. Jh. fanden Erneuerungen statt, die das Portal und das Fachwerk betreffen, die unprofilierten Hölzer und einige erneuerte Streben im rechten Hausteil gehören dieser Bauphase an.
Der oder die Baumeister sind unbekannt, es gibt lediglich die Monogramme „MH“ am Hauptportal und „J.S.“ am Anbau von 1596.
Würdigung
Das Herrenhaus mit typischer Grundrissaufteilung aus einer mittleren Halle und seitlichen Wohnräumen ist zugleich ein Beispiel für die Verwendung nachgotischer Fachwerkformen mit der in Nordhessen und im südlichen Weserraum charakteristischen Form der Vorhangbogenfenster.
Literatur, Quellen
Landau, Ritterburgen IV, 1839, S. 310
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 128
Bleibaum, Witzenhausen, 1971, S. 109 f.
Dehio, Hessen, 1982, S. 214
Künzel, Ermschwerder Schloß, 1997