Mansbach-Hohenroda, Schloss Geyso: Unterschied zwischen den Versionen
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Mitte des 15. Jh. trugen die | Mitte des 15. Jh. trugen die schon im 13. Jh. genannten Herren von Mansbach den Ort Mansbach dem Fürstbischof von Fulda zu Lehen auf und erhielten es 1446 als Erblehen; 1454 wurde ein Teil an Fulda versetzt (Kneschke 1865). Im frühen 16. Jh. gab es drei Linien, darunter die von Wilhelm, die ihren Anteil 1652 an die von Geyso verkaufte, sowie die von Karl. | ||
==Baugeschichtliche Bedeutung== | ==Baugeschichtliche Bedeutung== | ||
Das Schloss liegt an einem Geländevorsprung. Zweigeschossiger langgestreckter Bau mit hohem Untergeschoss, auf der östlichen Längsseite freistehend. Südlich schmalerer Anbau aus Fachwerk. | Das Schloss liegt an einem Geländevorsprung. Zweigeschossiger, langgestreckter Bau mit hohem Untergeschoss, auf der östlichen Längsseite freistehend. Südlich schmalerer Anbau aus Fachwerk. Massivbau, Bruchstein mit Eckquaderung. Die Geschosse werden durch Gesimse voneinander getrennt, die mit Karnies profiliert und mit Konsölchenfriesen versehen sind. Auf der Hofseite wird der Fries durch die Rahmung des leicht vorspringenden rundbogigen Portals unterbrochen. Das Portal sonst unprofiliert, wohl klassizistisch oder jünger (Hinweis D. Großmann). Fenster im Erdgeschoss z. T. segmentbogig, sonst rechteckig. Oberhalb des Portals befinden sich zwei Paare gekuppelter Fenster, mit gestäbtem Gewände. Die einfachen Fenster z. T. ebenfalls mit gestäbtem Gewände. Auf der Ostseite, etwa in der Mitte ein viergeschossiger, polygonaler Treppenturm, das Obergeschoss aus Fachwerk. Im Untergeschoss hat er ein dekoriertes Portal, rundbogig in rechteckigem Rahmen. Zwischen Sockel und Kämpfer hat das Gewände Nischen, mit Puttenköpfen abgeschlossen. Das Bogengewände setzt über dem Kämpfer mit zwei Büsten an (vgl. Buchenau; links mit Helm, rechts mit Hut?), Gewände mit Karniesprofilen und Fries. Im Scheitel Engelsmaske. Stirnseite des Gewändes mit Blumenfries, im Scheitel 1577 bezeichnet. Rechteckige Rahmung mit Konsölchenfries. Darüber Wappenfeld mit Inschrift „HAEC ARX SIT IN MANU DOMINI ET VOCETUR ARX WILHELMIANA ANNO DOMINI 1578” Seitliche Doppelwappen: VALENTIV VON GEYSO / ADVD VON BOYNEBURG. Die Wappen sind leicht erhaben, wohl aufstukkiert und gehören erst dem 17. Jh. an (vgl. auch Sturm, Kreis Hünfeld, 1971, S. 250). | ||
Nördlich steht ein viergeschossiger Risalitvorbau (Auslucht), Obergeschoss und Giebel aus Fachwerk. Die Fenster sind im Untergeschoss gestäbt, im Hocherdgeschoss und 1. Obergeschoss mit Wulst und Karnies versehen. Die Brüstungsfelder sind im Erdgeschoss allseitig mit großen Blüten in rechteckigen Feldern versehen, im 1. Obergeschoss allseitig mit Reliefbüsten versehen. An der Frontseite sind dort die seitlichen Büsten der mittleren zugewandt. In der Fensterzone sind die | Nördlich steht ein viergeschossiger Risalitvorbau (Auslucht), Obergeschoss und Giebel aus Fachwerk. Die Fenster sind im Untergeschoss gestäbt, im Hocherdgeschoss und 1. Obergeschoss mit Wulst und Karnies versehen. Die Brüstungsfelder sind im Erdgeschoss allseitig mit großen Blüten in rechteckigen Feldern versehen, im 1. Obergeschoss allseitig mit Reliefbüsten versehen. An der Frontseite sind dort die seitlichen Büsten der mittleren zugewandt. In der Fensterzone sind die Eckquader verziert, im unteren Geschoss finden sich Rosetten und Säulchen in flachem Relief. Ein Fries dient als Geschossabschluss. Im 1. Obergeschoss besteht die seitliche Rahmung aus Flachrelief-Figuren, links einem Söldner, rechts einer nackten Frau. Die Auslucht ist technisch selbständig an das Gebäude angesetzt, entstand aber gleichzeitig. Durch sie gelangt man in einen Kellerraum, wobei man ursprünglich möglicherweise aus der Auslucht nicht in den Garten treten konnte, die betreffende Tür ist im späten 18. Jh. nachträglich eingebrochen worden und das Sockelprofil nachträglich für die Tür umgearbeitet worden. Seitlicher Fachwerkanbau aus dem 17. Jh. | ||
In das Untergeschoss führen noch drei Eingänge. Rechts vom Treppenturm rundbogiges Portal, 1576 | In das Untergeschoss führen noch drei Eingänge. Rechts vom Treppenturm rundbogiges Portal, 1576 bezeichnet. Links vom Treppenturm leicht spitzbogiges Portal mit Wulst zwischen zwei Kehlen profiliert, Blütenmedaillon im Scheitel. Ganz links ein entsprechendes Portal mit Fase, friesartig in Kästchen unterteilt und mit Kreisen und Blüten versehen. Links vom Treppenturm Zwerchhaus in Fachwerk. Die Fachwerkteile sind mit Fuß- und Kopfknaggen verstrebt, in der Brüstungszone Hängezapfen. Fenster im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss meist gekuppelt, übliche Profile. Neben dem Risalit Fenster mit Kehle. Beide Giebel sind dreigeschossig, mit drei Fenstern im unteren und zwei Fenstern im mittleren Geschoss. Kanten durch Viertelkreisbögen begrenzt, außen auf den geschosstrennenden Gesimsen befinden sich Kugeln. Halbkreisabschluss mit Kugel. | ||
Man betritt heute den Haupteingang von der Bergseite her im mittleren Geschoss durch einen neuen Eingang und gelangt in eine zentrale Eingangshalle mit Kamin auf der einen Seite (Rokoko) und Schornstein auf der anderen. Am östlichen Ende der Halle befindet sich ein Zugang in den Treppenturm. Kamin mit Wappen von Mansbach und von Boyneburg auf der schmiedeeisernen Tür, ferner die Jahreszahlen 1561 und 15(?)7 (Sturm 1971, S. 251). | Man betritt heute den Haupteingang von der Bergseite her im mittleren Geschoss durch einen neuen Eingang und gelangt in eine zentrale Eingangshalle mit Kamin auf der einen Seite (Rokoko) und Schornstein auf der anderen. Am östlichen Ende der Halle befindet sich ein Zugang in den Treppenturm. Kamin mit Wappen von Mansbach und von Boyneburg auf der schmiedeeisernen Tür, ferner die Jahreszahlen 1561 und 15(?)7 (Sturm 1971, S. 251). | ||
==Würdigung== | ==Würdigung== | ||
Die | Die ‚Wilhelmsburg‘ in Mansbach ist ein typisches Beispiel eines kleinen, dreigeschossigen Landschlosses mit zentralen Hallen. In seinen Einzelformen – Giebel, Portal, Risalit – erweist es sich als charakteristischer Renaissancebau, dessen Vorbilder in Nordhessen und im Weserraum zu suchen sind. | ||
==Literatur, Quellen== | ==Literatur, Quellen== |
Version vom 11. Juli 2013, 12:09 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Bundesbesitz. Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Wilhelm von Mansbach, um 1561/78, Erneuerung unter Valentin von Geyso im 3. Viertel des 17. Jh.
Geschichte
Mitte des 15. Jh. trugen die schon im 13. Jh. genannten Herren von Mansbach den Ort Mansbach dem Fürstbischof von Fulda zu Lehen auf und erhielten es 1446 als Erblehen; 1454 wurde ein Teil an Fulda versetzt (Kneschke 1865). Im frühen 16. Jh. gab es drei Linien, darunter die von Wilhelm, die ihren Anteil 1652 an die von Geyso verkaufte, sowie die von Karl.
Baugeschichtliche Bedeutung
Das Schloss liegt an einem Geländevorsprung. Zweigeschossiger, langgestreckter Bau mit hohem Untergeschoss, auf der östlichen Längsseite freistehend. Südlich schmalerer Anbau aus Fachwerk. Massivbau, Bruchstein mit Eckquaderung. Die Geschosse werden durch Gesimse voneinander getrennt, die mit Karnies profiliert und mit Konsölchenfriesen versehen sind. Auf der Hofseite wird der Fries durch die Rahmung des leicht vorspringenden rundbogigen Portals unterbrochen. Das Portal sonst unprofiliert, wohl klassizistisch oder jünger (Hinweis D. Großmann). Fenster im Erdgeschoss z. T. segmentbogig, sonst rechteckig. Oberhalb des Portals befinden sich zwei Paare gekuppelter Fenster, mit gestäbtem Gewände. Die einfachen Fenster z. T. ebenfalls mit gestäbtem Gewände. Auf der Ostseite, etwa in der Mitte ein viergeschossiger, polygonaler Treppenturm, das Obergeschoss aus Fachwerk. Im Untergeschoss hat er ein dekoriertes Portal, rundbogig in rechteckigem Rahmen. Zwischen Sockel und Kämpfer hat das Gewände Nischen, mit Puttenköpfen abgeschlossen. Das Bogengewände setzt über dem Kämpfer mit zwei Büsten an (vgl. Buchenau; links mit Helm, rechts mit Hut?), Gewände mit Karniesprofilen und Fries. Im Scheitel Engelsmaske. Stirnseite des Gewändes mit Blumenfries, im Scheitel 1577 bezeichnet. Rechteckige Rahmung mit Konsölchenfries. Darüber Wappenfeld mit Inschrift „HAEC ARX SIT IN MANU DOMINI ET VOCETUR ARX WILHELMIANA ANNO DOMINI 1578” Seitliche Doppelwappen: VALENTIV VON GEYSO / ADVD VON BOYNEBURG. Die Wappen sind leicht erhaben, wohl aufstukkiert und gehören erst dem 17. Jh. an (vgl. auch Sturm, Kreis Hünfeld, 1971, S. 250).
Nördlich steht ein viergeschossiger Risalitvorbau (Auslucht), Obergeschoss und Giebel aus Fachwerk. Die Fenster sind im Untergeschoss gestäbt, im Hocherdgeschoss und 1. Obergeschoss mit Wulst und Karnies versehen. Die Brüstungsfelder sind im Erdgeschoss allseitig mit großen Blüten in rechteckigen Feldern versehen, im 1. Obergeschoss allseitig mit Reliefbüsten versehen. An der Frontseite sind dort die seitlichen Büsten der mittleren zugewandt. In der Fensterzone sind die Eckquader verziert, im unteren Geschoss finden sich Rosetten und Säulchen in flachem Relief. Ein Fries dient als Geschossabschluss. Im 1. Obergeschoss besteht die seitliche Rahmung aus Flachrelief-Figuren, links einem Söldner, rechts einer nackten Frau. Die Auslucht ist technisch selbständig an das Gebäude angesetzt, entstand aber gleichzeitig. Durch sie gelangt man in einen Kellerraum, wobei man ursprünglich möglicherweise aus der Auslucht nicht in den Garten treten konnte, die betreffende Tür ist im späten 18. Jh. nachträglich eingebrochen worden und das Sockelprofil nachträglich für die Tür umgearbeitet worden. Seitlicher Fachwerkanbau aus dem 17. Jh.
In das Untergeschoss führen noch drei Eingänge. Rechts vom Treppenturm rundbogiges Portal, 1576 bezeichnet. Links vom Treppenturm leicht spitzbogiges Portal mit Wulst zwischen zwei Kehlen profiliert, Blütenmedaillon im Scheitel. Ganz links ein entsprechendes Portal mit Fase, friesartig in Kästchen unterteilt und mit Kreisen und Blüten versehen. Links vom Treppenturm Zwerchhaus in Fachwerk. Die Fachwerkteile sind mit Fuß- und Kopfknaggen verstrebt, in der Brüstungszone Hängezapfen. Fenster im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss meist gekuppelt, übliche Profile. Neben dem Risalit Fenster mit Kehle. Beide Giebel sind dreigeschossig, mit drei Fenstern im unteren und zwei Fenstern im mittleren Geschoss. Kanten durch Viertelkreisbögen begrenzt, außen auf den geschosstrennenden Gesimsen befinden sich Kugeln. Halbkreisabschluss mit Kugel. Man betritt heute den Haupteingang von der Bergseite her im mittleren Geschoss durch einen neuen Eingang und gelangt in eine zentrale Eingangshalle mit Kamin auf der einen Seite (Rokoko) und Schornstein auf der anderen. Am östlichen Ende der Halle befindet sich ein Zugang in den Treppenturm. Kamin mit Wappen von Mansbach und von Boyneburg auf der schmiedeeisernen Tür, ferner die Jahreszahlen 1561 und 15(?)7 (Sturm 1971, S. 251).
Würdigung
Die ‚Wilhelmsburg‘ in Mansbach ist ein typisches Beispiel eines kleinen, dreigeschossigen Landschlosses mit zentralen Hallen. In seinen Einzelformen – Giebel, Portal, Risalit – erweist es sich als charakteristischer Renaissancebau, dessen Vorbilder in Nordhessen und im Weserraum zu suchen sind.
Literatur, Quellen
Kneschke, Adels-Lexikon, 1865, S. 115-119 (Bd. 6)
Sturm, Kreis Hünfeld, 1971, S. 249-251
Dehio, Hessen, 1982, S. 589