Neckarsteinach, Mittelburg: Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte==
==Geschichte==
Der Gründung erfolgte im 13. Jh. durch einen Nachfahren Bliggers I. von Steinach, nähere Umstände sind jedoch unbekannt. Nach Besitzzersplitterungen erwarben drei Familienmitglieder der Landschad von Steinach 1531 und 1550 die zur Hälfte Worms, zur Hälfte Mainz unterstehenden Teile der Burg, zwischen 1550 und 1575 wurde Christoph I. Landschad von Steinach alleiniger Besitzer. Seine Familie blieb bis 1653 auf der Burg. 1802 fiel die Anlage an Hessen, das die Burg an die Freiherren von Dorth weitergab.
Die Gründung erfolgte im 13. Jh. durch einen Nachfahren Bliggers I. von Steinach, nähere Umstände sind jedoch unbekannt. Nach Besitzzersplitterungen erwarben drei Familienmitglieder der Landschad von Steinach 1531 und 1550 die zur Hälfte Worms, zur Hälfte Mainz unterstehenden Teile der Burg, zwischen 1550 und 1575 wurde Christoph I. Landschad von Steinach alleiniger Besitzer. Seine Familie blieb bis 1653 auf der Burg. 1802 fiel die Anlage an Hessen, das die Burg an die Freiherren von Dorth weitergab.


==Baugeschichtliche Bedeutung==
==Baugeschichtliche Bedeutung==
Auf dem Bergrücken über Neckar-Steinach zwischen der Hinter- und Vorderburg gelegen. Mit einem längsrechteckigen, regelmäßigen Grundriss gehört die Burg zu den wenigen bedeutenden Anlagen dieser Art dem 13. Jh., vergleichbar der (älteren) Burg in Kaub.
Auf dem Bergrücken über Neckar-Steinach zwischen der Hinter- und Vorderburg gelegen. Mit einem längsrechteckigen, regelmäßigen Grundriss gehört die Burg zu den wenigen bedeutenden Anlagen dieser Art des 13. Jh., vergleichbar der (älteren) Burg in Kaub.
Die Kernburg wirkt im Grundriss dreiflügelig um einen heute nach Süden offenen Hof, die Südwestecke wird vom rechteckigen Bergfried eingenommen. Nord- und Ostflügel sind über einem hohen Unterbau dreigeschossig, ihre Außenmauer wird durch die romanische Umfassungsmauer gebildet. Der Hof ist spätestens seit 1820 als Terrasse erhoben und durch eine Freitreppe zugänglich. Der Ostflügel ist südwestlich durch einen Wendeltreppenturm erweitert, der in seinen drei unteren Geschossen vier schräg gestellte Fenster auf der Südfront hat (gestäbtes Gewände, der glatten Bearbeitung nach erst vom Umbau um 1820 stammend) und außen quadratisch ist. Über der Dachtraufe verjüngt er sich zum Achteck und endet in einem Zinnenkranz. Der obere Teil gehört zum Ausbau von etwa 1820. Nach Süden ist dem Ostflügel ein dreigeschossiger Risalit vorgelagert mit dreiteiligen Fenstern auf der Front und einteiligen Fenstern an den Seiten. Der Erker ist (lt. KDM Bergstraße, 1969, S. 415) um 1820 weitgehend erneuert worden, ein dreiteiliges Fenster soll sich ursprünglich nur im mittleren Geschoss befunden haben, Wendeltreppenturm im Innern mit runder Spindel, Steinmetzzeichen s. KDM, S. 415). Die übrigen Fenster des Baues sind weitgehend um 1820 erneuert.
Die Kernburg wirkt im Grundriss dreiflügelig um einen heute nach Süden offenen Hof, die Südwestecke wird vom rechteckigen Bergfried eingenommen. Nord- und Ostflügel sind über einem hohen Unterbau dreigeschossig, ihre Außenmauer wird durch die romanische Umfassungsmauer gebildet. Der Hof ist spätestens seit 1820 als Terrasse erhoben und durch eine Freitreppe zugänglich. Der Ostflügel ist südwestlich durch einen Wendeltreppenturm erweitert, der in seinen drei unteren Geschossen vier schräg gestellte Fenster auf der Südfront hat (gestäbtes Gewände, der glatten Bearbeitung nach erst vom Umbau um 1820 stammend) und außen quadratisch ist. Über der Dachtraufe verjüngt er sich zum Achteck und endet in einem Zinnenkranz. Der obere Teil gehört zum Ausbau von etwa 1820. Nach Süden ist dem Ostflügel ein dreigeschossiger Risalit vorgelagert, mit dreiteiligen Fenstern auf der Front und einteiligen Fenstern an den Seiten. Der Erker ist (laut KDM Bergstraße, 1969, S. 415) um 1820 weitgehend erneuert worden, ein dreiteiliges Fenster soll sich ursprünglich nur im mittleren Geschoss befunden haben, Wendeltreppenturm im Innern mit runder Spindel, Steinmetzzeichen (s. KDM, S. 415). Die übrigen Fenster des Baues sind weitgehend um 1820 erneuert.


Renaissancezeitlich ist die Aufstockung der Anlage um ein 2.Obergeschoss, der Treppenturm, der Erker und einigen Fenster, schließlich die (nicht erhaltenen) ursprünglich kreuzgewölbten Hofarkaden, die den Hof auf zwei Seiten umgaben (Abb. KDM, S.412) und die Funktion von raumverbindenden Fluren einnahmen. Einsingbach (KDM) vergleicht die auf einer Zeichnung (Karl Philipp Fohr, um 1810, Abb. KDM, Nr. 718) überlieferten Arkaden mit jenen des 1550 im Bau befindlichen Gläsernen Saalbaues im Heidelberger Schloss. Der Ausbau der Mittelburg wird von ihm aus historischen Gründen in die Zeit bald nach 1550 und nicht erst gegen 1600 (so Leistikow, Neckar, o. J., S. 51) gelegt, obgleich Christoph I. Landschad von Steinach erst 1575 als alleiniger Besitzer gesichert ist, was Leistikows Datierung stützt, auch gibt die Zeichnung Fohrs keinen sicheren Hinweis auf eine besonders frühe Datierung der Hofarkaden. Als Baumeister für die Arkaden und wohl den gesamten Renaissanceumbau erschließt Einsingbach den „mutmaßlichen Baumeister des Gläsernen Saalbaues, Hans Engelhardt“, hierfür gibt es aber keinerlei Belege und nicht einmal einen plausiblen Grund, da schon die Datierung ungewiss ist.
Renaissancezeitlich ist die Aufstockung der Anlage um ein 2.Obergeschoss, den Treppenturm, den Erker und einige Fenster, schließlich die (nicht erhaltenen) ursprünglich kreuzgewölbten Hofarkaden, die den Hof auf zwei Seiten umgaben (Abb. KDM, S.412) und die Funktion von raumverbindenden Fluren einnahmen. Einsingbach (KDM) vergleicht die auf einer Zeichnung (Karl Philipp Fohr, um 1810, Abb. KDM, Nr. 718) überlieferten Arkaden mit jenen des 1550 im Bau befindlichen Gläsernen Saalbaues im Heidelberger Schloss. Der Ausbau der Mittelburg wird von ihm aus historischen Gründen in die Zeit bald nach 1550 und nicht erst gegen 1600 (so Leistikow, Neckar, o. J., S. 51) gelegt, obgleich Christoph I. Landschad von Steinach erst 1575 als alleiniger Besitzer gesichert ist, was Leistikows Datierung stützt. Auch gibt die Zeichnung Fohrs keinen sicheren Hinweis auf eine besonders frühe Datierung der Hofarkaden. Als Baumeister für die Arkaden und wohl den gesamten Renaissanceumbau erschließt Einsingbach den „mutmaßlichen Baumeister des Gläsernen Saalbaues, Hans Engelhardt“, hierfür gibt es aber keinerlei Belege und nicht einmal einen plausiblen Grund, da schon die Datierung ungewiss ist.


Auch die anderen Neckarsteinacher Burgen wurden im 16. Jh. benutzt und renoviert. im einzelnen sind diese Baumaßnahmen jedoch nicht sicher zu erfassen, da die Vorderburg stark erneuert ist und die beiden übrigen Burgen Ruinen sind. In der Hinterburg, die bis auf den Bergfried (um 1200) der Mitte des 13. Jh. (Ringmauer, Wohnbau, Tor) bzw. dem 15. Jh. (Zwinger) angehört, ist ein Wappenstein der Landschad aus dem Jahre 1591 erhalten. Einem konkreten Bauteil lässt er sich aber nicht zuordnen.
Auch die anderen Neckarsteinacher Burgen wurden im 16. Jh. benutzt und renoviert. im einzelnen sind diese Baumaßnahmen jedoch nicht sicher zu erfassen, da die Vorderburg stark erneuert ist und die beiden übrigen Burgen Ruinen sind. In der Hinterburg, die bis auf den Bergfried (um 1200) der Mitte des 13. Jh. (Ringmauer, Wohnbau, Tor) beziehungsweise dem 15. Jh. (Zwinger) angehört, ist ein Wappenstein der Landschad aus dem Jahre 1591 erhalten. Einem konkreten Bauteil lässt er sich aber nicht zuordnen.


==Literatur, Quellen==
==Literatur, Quellen==

Version vom 11. Juli 2013, 12:27 Uhr

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Privatbesitz, Freiherr von Warsberg-Dorth. Kreis Bergstraße.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Landschad von Steinach, insbesondere Christoph I. (3. Viertel 16. Jh.). Umbauten der Burg des frühen 13. Jh. in der 2. Hälfte des 16. Jh., früher neugotischer Umbau um 1820.

Geschichte

Die Gründung erfolgte im 13. Jh. durch einen Nachfahren Bliggers I. von Steinach, nähere Umstände sind jedoch unbekannt. Nach Besitzzersplitterungen erwarben drei Familienmitglieder der Landschad von Steinach 1531 und 1550 die zur Hälfte Worms, zur Hälfte Mainz unterstehenden Teile der Burg, zwischen 1550 und 1575 wurde Christoph I. Landschad von Steinach alleiniger Besitzer. Seine Familie blieb bis 1653 auf der Burg. 1802 fiel die Anlage an Hessen, das die Burg an die Freiherren von Dorth weitergab.

Baugeschichtliche Bedeutung

Auf dem Bergrücken über Neckar-Steinach zwischen der Hinter- und Vorderburg gelegen. Mit einem längsrechteckigen, regelmäßigen Grundriss gehört die Burg zu den wenigen bedeutenden Anlagen dieser Art des 13. Jh., vergleichbar der (älteren) Burg in Kaub. Die Kernburg wirkt im Grundriss dreiflügelig um einen heute nach Süden offenen Hof, die Südwestecke wird vom rechteckigen Bergfried eingenommen. Nord- und Ostflügel sind über einem hohen Unterbau dreigeschossig, ihre Außenmauer wird durch die romanische Umfassungsmauer gebildet. Der Hof ist spätestens seit 1820 als Terrasse erhoben und durch eine Freitreppe zugänglich. Der Ostflügel ist südwestlich durch einen Wendeltreppenturm erweitert, der in seinen drei unteren Geschossen vier schräg gestellte Fenster auf der Südfront hat (gestäbtes Gewände, der glatten Bearbeitung nach erst vom Umbau um 1820 stammend) und außen quadratisch ist. Über der Dachtraufe verjüngt er sich zum Achteck und endet in einem Zinnenkranz. Der obere Teil gehört zum Ausbau von etwa 1820. Nach Süden ist dem Ostflügel ein dreigeschossiger Risalit vorgelagert, mit dreiteiligen Fenstern auf der Front und einteiligen Fenstern an den Seiten. Der Erker ist (laut KDM Bergstraße, 1969, S. 415) um 1820 weitgehend erneuert worden, ein dreiteiliges Fenster soll sich ursprünglich nur im mittleren Geschoss befunden haben, Wendeltreppenturm im Innern mit runder Spindel, Steinmetzzeichen (s. KDM, S. 415). Die übrigen Fenster des Baues sind weitgehend um 1820 erneuert.

Renaissancezeitlich ist die Aufstockung der Anlage um ein 2.Obergeschoss, den Treppenturm, den Erker und einige Fenster, schließlich die (nicht erhaltenen) ursprünglich kreuzgewölbten Hofarkaden, die den Hof auf zwei Seiten umgaben (Abb. KDM, S.412) und die Funktion von raumverbindenden Fluren einnahmen. Einsingbach (KDM) vergleicht die auf einer Zeichnung (Karl Philipp Fohr, um 1810, Abb. KDM, Nr. 718) überlieferten Arkaden mit jenen des 1550 im Bau befindlichen Gläsernen Saalbaues im Heidelberger Schloss. Der Ausbau der Mittelburg wird von ihm aus historischen Gründen in die Zeit bald nach 1550 und nicht erst gegen 1600 (so Leistikow, Neckar, o. J., S. 51) gelegt, obgleich Christoph I. Landschad von Steinach erst 1575 als alleiniger Besitzer gesichert ist, was Leistikows Datierung stützt. Auch gibt die Zeichnung Fohrs keinen sicheren Hinweis auf eine besonders frühe Datierung der Hofarkaden. Als Baumeister für die Arkaden und wohl den gesamten Renaissanceumbau erschließt Einsingbach den „mutmaßlichen Baumeister des Gläsernen Saalbaues, Hans Engelhardt“, hierfür gibt es aber keinerlei Belege und nicht einmal einen plausiblen Grund, da schon die Datierung ungewiss ist.

Auch die anderen Neckarsteinacher Burgen wurden im 16. Jh. benutzt und renoviert. im einzelnen sind diese Baumaßnahmen jedoch nicht sicher zu erfassen, da die Vorderburg stark erneuert ist und die beiden übrigen Burgen Ruinen sind. In der Hinterburg, die bis auf den Bergfried (um 1200) der Mitte des 13. Jh. (Ringmauer, Wohnbau, Tor) beziehungsweise dem 15. Jh. (Zwinger) angehört, ist ein Wappenstein der Landschad aus dem Jahre 1591 erhalten. Einem konkreten Bauteil lässt er sich aber nicht zuordnen.

Literatur, Quellen

Einsingbach, KDM Bergstraße, 1969, S. 411-416

Irschlinger, Neckarsteinach, 1986

Leistikow, Neckar, o. J. [1961], S. 51

Biller, Odenwald, 2005, S. 130 f.

Steinmetz 2006 (Vortrag auf der 14. Tagung der WBG, noch unpubl.)