Kassel, Schloss Weißenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
==Bezeichnung, Eigentümer, Kreis==
Schloss Weißenstein (zerstört). Land Hessen. Stadt Kassel.
Schloss Weißenstein (zerstört). Land Hessen. Stadt Kassel.

Version vom 30. Juli 2013, 12:23 Uhr

Infobox
Entstehungszeit: 1143 Augustinerkloster,
ab 1606 Schloss Weißenstein
Baumaßnahme: 1766-69 Umbau,
1786/90 Abbruch und Ersetzung durch Schloss Wilhelmshöhe
Bauherr: Landgraf Moritz der Gelehrte
Ort: Kassel
Kreis: Stadt Kassel


Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Schloss Weißenstein (zerstört). Land Hessen. Stadt Kassel.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Landgraf Moritz der Gelehrte, begonnen 1606, Umbau 1766-69, abgebrochen 1786/90 und ersetzt durch Schloss Wilhelmshöhe.

Geschichte

Das seit 1143 bestehende Augustinerkloster wurde 1528 durch Philipp den Großmütigen säkularisiert. Zum Neubau des Schlosses schritt jedoch erst sein Enkel Moritz, der auch den Grund zu den bedeutenden Parkanlagen legte. Der Ausbau des Barockparkes um 1700 (Herkules, Kaskaden) bezog sich noch auf das Schloss der Spätrenaissancezeit.

Baugeschichtliche Bedeutung

Landgraf Moritz der Gelehrte ließ 1606-12 anstelle des früheren Klosters ein Jagdschloss weitgehend neu errichten. Die Gesamtanlage war fortan dreiflügelig und nach Westen, dem Hang (heute Herkules) zugewandt, offen. Die Kirche stand etwas abseits des Schlosses, südwestlich, es dürfte sich hierbei um die ehemalige Klosterkirche gehandelt haben. Abbildungen des 18. Jh. (Holtmeyer, BKDM Cassel-Land, 1910, Tf. 131, eine Zeichnung sowie die Kopie eines Gemäldes) lassen den – bereits wieder veränderten – stadtseitigen Hauptflügel (Ostflügel) erkennen, der zweigeschossig war und zwei offenbar von 1606 stammende Zwerchgiebel sowie einen mittleren barocken Zwerchgiebel aufwies. Zwischen den Zwerchgiebeln war das Dach zu einem Vollgeschoss ausgebaut. Seitlich war der Flügel durch dreigeschossige turmartige Eckpavillons eingefasst. Ein Gemälde von Johann Heinrich Tischbein in Schloss Fasanerie zeigt die Gesamtanlage von Südwesten. Hier wird die repräsentative Wirkung der dem Berg zugewandten offenen Westseite deutlich. Die zweigeschossigen Seitenflügel waren ebenfalls durch kleine quadratische Ecktürmchen eingefasst, so dass sich die Wirkung eines Kastelltyps ergab, dessen Ecktürme aber die Dachtraufen nicht überragt haben. Die Hoffronten der Seitenflügel hatten sechs schmale Zwerchgiebel, die wie im französischen Schlossbau die Fensterachsen betonten, der Hauptflügel hatte in der Mitte einen mehrachsigen steinernen Giebel, vermutlich mit manieristischen Konturen, ferner zwei einfachere (jüngere?) seitliche Zwerchgiebel. Die Seitenflügel dienten vor allem der Unterbringung der Dienerschaft und einiger Wirtschaftsräume.

Ein Inventar von 1696 (Holtmeyer, BKDM, S. 236 ff.) benennt drei bewohnbare Geschosse. In den beiden unteren Hauptgeschossen befand sich jeweils mittig ein Saal, daneben lagen im Erdgeschoss die Wohnräume des Landgrafen und im 1. Obergeschoss die der Landgräfin. Das Erdgeschoss hatte zudem die Herrenküche, die Speisekammer und die Silberkammer aufzunehmen. Die Wohnung des Landgrafen scheint sich aus einem Vorgemach, einer Garderobe, einem Gemach und einer Kammer zusammengesetzt zu haben, wobei die Garderobe vielleicht schon eine barocke Ergänzung ist. Vorzimmer, Stube und Kammer bildeten auch die Wohnung der Landgräfin. Die von Holtmeyer bemerkte geringe Möbelausstattung dürfte für ein Jagdschloss dieser Zeit durchaus üblich gewesen zu sein, vielfach wurden Möbel für den Aufenthalt des Regenten und jeweilige Veranstaltungen speziell angeliefert..

Würdigung

Bedeutungsvoll ist architekturgeschichtlich vor allem der Umstand, dass es sich um ein zur Landschaft hin offenes dreiflügeliges Schloss handelt, nach Kranichstein ein frühes Beispiel für diesen offenbar ganz bewusst gewählten Typ von repräsentativer Wirkung.

Literatur, Quellen

Gemälde von Johann Heinrich Tischbein (Abb. in: Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg: Schloss Fasanerie und seine Sammlungen. Eschborn 1972, 2. Auflage 1986, S. 58)

Schenk zu Schweinsberg, Fasanerie, 1972

Holtmeyer, BKDM Cassel-Land, 1910, S. 234-251

Vogel, Gartenkunst, 1973, S. 164-176