Schlitz, Hinterburg: Unterschied zwischen den Versionen
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Altenheim. Vogelsbergkreis. | Altenheim. Vogelsbergkreis. |
Version vom 6. Juni 2012, 11:27 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Altenheim. Vogelsbergkreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Westliches Wohnhaus um 1560-70, verändert 1647. Östliches Bauwerk 1553 an einen runden mittelalterlichen Bergfried angefügt, Ludwig von Schlitz-Görtz / Gutha Klüppel von Elkershausen; Umbau 1653.
Geschichte
1116 werden erstmals die Herren von Schlitz erwähnt, die seit 1408 auch von Görtz genannt werden. Sie haben Schlitz von Fulda zu Lehen. 1632 schenkt Gustav Adolf Schlitz den Landgrafen von Hessen-Kassel, die Lehnsherrschaft von Fulda währt bis 1803.
Baugeschichtliche Bedeutung
Die Hinterburg besteht aus zwei in einem leichten Winkel zueinander angeordneten Gebäuden, von denen der stadtseitige mittelalterliche der Ostflügel ist und in Verbindung mit dem nördlich anschließendem Bergfried steht, während der zweite, auf der Stadtmauer stehende äußere Flügel der westliche bzw. südwestliche ist.
Der westlich an der Stadtmauer stehende Wohnbau der Renaissancezeit ist dreigeschossig, massiv. Eckquaderung aus gespitztem Quader mit Randschlag. Auf der Hofseite ist ihm in der Mitte ein polygonaler Treppenturm vorgestellt, Obergeschoss auf Höhe des Daches in Fachwerk. Links neben dem Treppenturm rechteckiges Portal mit gesondertem Oberlicht, auf dem Türsturz bez. ”1647”, Karniesprofil. Am Sockel (Sitz-)Konsolsteine mit Rundstab in vertiefter Kehle profilierte Kanten. Fenster im Giebel mit Fase, sonst mit Falz und Karnies profiliert, das Profil endet ein kleinen Voluten. Auf der Außenseite, über die Stadtmauer hinaus ein dreigeschossiger Standerker, Fenster gekehlt, mit Blattwerkvolute als Kehlenabschluss. Aborterker auf der Außenseite aus Quadern. Die Giebel sind dreigeschossig. Unteres Giebelgeschoss mit Viertelkreisbögen und senkrechten Aufsätzen, mittleres Giebelgeschoss mit C-Bögen und Voluten, oberes Geschoss mit S-Bögen und Voluten („Landgrafengiebel“). Fenster im Giebel mit Falz und Fase. Giebelgeschosse durch Gesimse getrennt, seitlich auf den Gesimsen sitzen Sockel mit Vasen. Das an die Stadtmauer angefügt Gebäude ist um 1560/70 zu datieren (Giebel, Fensterprofile) und wurde 1647 (Portal, einige Fenster zum Hof) verändert.
An den Bergfried des 14. Jh. schließt sich der dreigeschossiger östliche Wohnbau an, dessen 2. Obergeschoss aus Fachwerk ist, sonst massiv. Spitzbogiges Portal mit Kehle und Rundstab in der Mitte der Hoffront, Wappenstein (Doppelwappen) als Schlußstein und Einzelwappen (Boyneburg) am Gewände seitlich; links des Portals einen vermauerten Kellerhals. Vor der Mitte der Rückseite erhebt sich ein fast völlig freistehender runder Treppenturm, der bis zum 1. Dachgeschoss reicht, massiv mit kleinen Rechteckfenstern. Spitzbogiges mit Wulst, Kehle und Rundstab versehenes Portal am Durchgang zum Bergfried, im Scheitel ist eine Fuge eingeritzt, Steinmetzzeichen. Die Fenster sind unregelmäßig als gekuppelte Zwillingsfenster bzw. Einzelfenster angeordnet, mit Falz und Kehle versehen. Das Fachwerkgeschoss ist drei Gefache hoch und hat einfache Streben. Durch das Hauptportal betritt man eine (veränderte) Halle, in der sich an dem spitzbogigen Portal, das zum Treppenturm führt, mit der Jahreszahl ”1553” bez. ist. Fachwerkstock von 1653 (am Eckständer bez.).
Mit dem Bergfried ist der Bau durch eine neuere Brücke verbunden. Die Brücke mündet in den alten Hocheinstieg. Dieser östliche Flügel ist im Kern mittelalterlich. Auf der Südseite befindet sich eine fast drei Meter dicke Mauerscheibe, vielleicht Rest der Stadtmauer, mit einer klaren Fuge gegenüber dem Gebäude. Das somit jüngere, aber immer noch mittelalterliche Bauwerk schließt sich daran an. Vermutlich um 1560 entstand in diesem älteren Bauwerk das heutige Portal, zum Hof hin, also auf der Westseite, sowie die Anordnung von Einzel- und Doppelfenstern. Der Fachwerkstock überzieht das gesamte Gebäude einschließlich der alten Mauer. Der Fachwerkstock entstand 1653, der Eckständer ist datiert. An der Giebelseite hat der Bau ein spätgotisches Portal mit Steinmetzzeichen, um 1550/60. An der Ostseite befindet sich ein runder Treppenturm, neben ihm ein Aborterker.
Würdigung
Schon im späten Mittelalter hatte Schlitz mit zwei Burgen, die beide mit einem Bergfried ausgestattet waren, eine besonders bedeutende Feudalarchitektur, die Erneuerungen und Umbauten der Burgen zu Schlössern haben diesen rang bewahrt, zumal die Einzelformen, Portale, Fenster, Giebel, nicht vom –zugegebenermaßen bescheidenen – Normalfall des hessischen Schlosses abweichen.
Literatur, Quellen
Schlitz-Görtz, Schlitz, 1936, S. 22
Hofmann, Burgenring, 1965