Spangenberg, Burg: Unterschied zwischen den Versionen
Libnow (Diskussion | Beiträge) (Bild eingefügt) |
Libnow (Diskussion | Beiträge) KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:137_SL_01_SPB_dia00.jpg| | [[Bild:137_SL_01_SPB_dia00.jpg|thumb]] | ||
Version vom 6. Juni 2012, 11:53 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Hotel und Jagdmuseum. Schwalm-Eder-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Ausbau der Befestigungsanlage im späten 15. und im späten 16. Jh.; Landgrafen von Hessen, namentlich Wilhelm IV. von Hessen. 1945 ausgebrannt, ab 1951 Wiederaufbau.
Geschichte
Die vermutlich von den Herren von Treffurt im 13. Jh. angelegte Stadt und Burg war ein Lehen der Grafen von Ziegenhain und wurde mit deren Erbe 1350 hessisch.
Baugeschichtliche Bedeutung
Die längsovale Höhenburg erstreckt sich von Südwesten nach Nordosten. Ihre Gesamtanlage ist durch ein System aus vier Verteidigungsringen gekennzeichnet, die die geschlossene Burganlage umgeben. Die Kernburg besteht aus dem Torturm im Südwesten sowie einer Ringmauer, an die sich unterschiedlich alte Gebäude anschließen, die einen geschlossenen Hof ergeben. In geringem Abstand ist der Burg eine spätgotische Zwingermauer mit runden Schalentürmen vorgelagert, vor dieser findet sich ein tiefer und breiter Graben, dessen Contre-Escarpe aus dem 16. Jh. stammt. In weitem Abstand folgt eine äußere Wehranlage, die im Nordosten mit einem Rondell versehen ist, nachträglich wurde dieser Ring durch Bastionen erweitert. Innerhalb dieses Ringes legte man im 17. Jh. im Norden und Westen eine weitere Mauer an.
Der Torbau überbaut den Zwinger. Das äußere Tor fällt durch eine spätgotische steinmetzmäßige Bearbeitung des Torbogens mit tiefgekehltem und gestäbtem überkreuztem Gewände sowie die Zinnenbekrönung darüber auf, das Tor sitzt in einem Falz, jedoch sind keine Stellen für die Rollen einer Zugbrücke (mehr) erkennbar.
Der Torturm ist in den beiden unteren Geschossen ohne jede Baunaht in das Mauerwerk der Ringmauer eingebunden, nach rechts allerdings durch einen späteren Anbau teilweise verdeckt. Er hat in den beiden unteren Geschossen graues und gelbliches, im oberen Bereich teilweise auch rötliches Mauerwerk und in der Aufstockung über Dachtraufe rotes Mauerwerk mit Eckquaderung. Dies spricht für drei Bauphasen. Das rundbogige Tor im Torturm mit Türflügeln auf der Innenseite und Verschlussriegel dahinter ist in das frühe 13. Jh. zu datieren, der hofseitige Torbogen sitzt unmittelbar neben der Abschlussfuge des ursprünglichen romanischen Schalenturms, der zumindest im Erdgeschoss weder einen Torbogen zum Hof noch begrenzendes Mauerwerk hatte. Der hofseitige spitzbogige Torbogen, in einer Mauerstärke von etwa einem Meter vorgesetzt und mit einer Fase profiliert, weist Steinmetzzeichen auf, zumeist archaische Zeichen, wie Kreuze. Diese dem 14. Jh. angehörende Phase ist die mittlere Turmbauphase, die jüngste ist die erwähnte Aufstockung mit Eckquaderung.
Der seitliche Turm, der am Nordflügel links neben dem Torbau aus dem inneren Gebäudebering bis zur Zwingermauer reicht, zeigt ab der Zwingerhöhe Eckquader mit Randschlag und ist in das späte 16. Jh. zu datieren, das untere Mauerstück bis zur Grabentiefe aus Bruchstein dürfte dem 15. Jh. angehören und zu einem älteren Turm an gleicher Stelle gehören. Möglicherweise ist dieser ältere Turm zeitgleich mit der ersten Zwingeranlage, die sich durch Türme mit Schlüssellochschießscharten abzeichnet. Das weitere Zwingermauerwerk besteht aus etwas sorgfältigeren Bruchquadern und dürfte später erneuert worden sein.
Der nördliche Längsflügel aus Bruchsteinmauerwerk schließt in einem Karniesprofil vielleicht des 17. Jh. ab, etwa mittig lässt sich eine Baufuge erahnen, wobei der westliche Gebäudeteil etwas unregelmäßigeres Mauerwerk und zudem mehr rote Steine als der östliche Teil aufweist. Der Ostbau bildet nach Osten einen Dreiecksgiebel aus, Spitze mit einem Obelisk, um 1600. Im Erdgeschoss eine rundbogige Einfahrt mit Fase, darüber Entlastungsbogen.
Der kleinere Südostflügel hat nach Osten ein rechteckiges gestäbtes Fenster aus dem zweiten Viertel des 16. Jh. und nach Süden ein einfaches spitzbogiges Fenster. Der große Südflügel besteht aus zwei Teilen. Der östliche Teil enthält den ältesten Wohnbau, dessen massive Hofmauer aber hinter der heutigen liegt und zu einem schmaleren Bauwerk gehört, das ursprünglich freistand und Giebel aufwies. Auf der Außenseite hat dieser Bauteil im Obergeschoss zwei große rundbogige Blendbögen mit nachträglichen Doppelfenstern und daneben ein gekuppeltes Maßwerkfenster; dieser ältere Teil hat vornehmlich graues und gelbliches Mauerwerk, um 1200. Im obersten Geschoss, einer Aufstockung, ist östlich der Rest eines gekuppelten Dreipaß-Lanzettfensters aus der Mitte oder zweiten Hälfte des 13. Jh. erhalten. Das im Kern um 1200 zu datierende Gebäude ist zunächst um ein Geschoss niedriger gewesen. Im unteren Geschoss zwei große Rechteckfenster mit weit abgefastem Gewände, wohl 14. Jh., weitere Fenster mit kleinerer Fase 15. oder 16. Jh. Der westliche Teil des Südflügels hat im unteren Geschoss ein etwas schlankeres und höheres Lanzettfenster und ist in das spätere 13. Jh. zu datieren. Im Schlosshof Renaissancebrunnenschale von anderer Stelle (Fenner 1987, S. 99) mit vier Figuren, ein Mann mit Sense, eine Frau mit Sichel, eine Frau mit Füllhorn und eine vierte Figur. - Hofseits führt in den östlichen Teil des Südflügels das Portal zum Schlossbrunnen, nach etwa zwei Metern stößt man auf die romanische Mauer mit einem romanischen Portal. Damit dürfte das Hofniveau in romanischer Zeit etwa 10 Treppenstufen, also etwa drei Meter tiefer gelegen haben als heute.
Nordöstlich liegt auf der Bergkuppe das ehemalige Zeughaus, heute Jagdmuseum. In einem Teil des Gebäudes eine große zur Burg hin unvermauerte Öffnung, mit einer Treppe in ein Kellerniveau und Schießscharten in verschiedene Richtungen, heute alle gegen den Hang laufend, einst vielleicht frei, so dass wir hier wohl eine Kasematte anzunehmen haben. Zwischen 30 und 50 Meter unterhalb des Gebäudes finden sich die äußeren Befestigungsmauern und vermutlichen Kasemattenanlagen auf Höhe des äußeren Vortores der Burg.
Würdigung
Die mittelalterliche Höhenburg wurde in zwei Phasen mit einer zeitgemäßeren Wehrtechnik versehen, um sie weiter nutzen zu können. Es zeigt sich an dieser bedeutenden Landesburg, wie lange solche Bemühungen um die Aktualisierung mittelalterlicher Burgen erfolgten.
Literatur, Quellen
Reimer, Ortslexikon, 1926, S. 450
Heidelbach, Spangenberg, 1937
Wittmann, Spangenberg, 1956
Dehio, Hessen, 1982, S. 822
Fenner in: Pfeiffer, Spangenberg, 1987