Bad Schwalbach, Rotenburger Schlösschen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. Juni 2012, 11:56 Uhr
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Amtsgericht. Rheingau-Taunus-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Landgraf Moritz von Hessen, 1602-10. Erweiterungen 2. Hälfte 17. 17. und Ende 19. Jh.
Geschichte
Der zunächst mainzische Ort Langenschwalbach gelangte im späten 14. Jh. an die Grafen von Katzenelnbogen und mit deren Erbe 1479 an Hessen. Bei den hessischen Erbteilungen fiel Schwalbach mit der Niedergrafschaft Katzenelnbogen schließlich an Hessen-Kassel und während des 17. Jh. an die Rothenburger Quart. Ein Badebetrieb entwickelte sich ab der 2. Hälfte des 16. Jh.
Baugeschichtliche Bedeutung
Unregelmäßige Anlage um einen viereckigen Innenhof, auf abfallendem Gelände am Rand der Altstadt. Hauptflügel Anfang 17. Jh., zwei Seitenflügel aus der 2. Hälfte des 17. Jh., der Südflügel aus dem späten 19. Jh.
Der westliche Hauptflügel ist zweigeschossig, Erdgeschoss massiv, Obergeschoss Fachwerk. Das Obergeschoss hat straßenseitig elf Fensterachsen, unter der 4. und 5. Achse von re. im Erdgeschoss rundbogige unprofilierte Tordurchfahrt. Auf der Hofseite springt das Erdgeschoss rechts der Durchfahrt zurück, so dass eine Laube auf Holzarkaden entsteht. Fachwerk mit leicht gebogenen Streben, Andreaskreuzen neben den Fenstern und mit Andreaskreuzen und Rauten oder Füllhölzern verzierte Brüstunsgsfelder, Schmuckbänder. Links von der Tordurchfahrt gekuppeltes Zwillingsfenster, links davon polygonaler Treppenturm, Erdgeschoss massiv, die zwei Obergeschoss in Fachwerk. Der Turm hat eine rechts gewendelte Spindel, mit Rundstäben und Kehle profiliert, einfacher Sockel. Das gestäbte Portal zum Treppenturm ist rechteckig, mit zwei Kehlen und einem Rundstab profiliert.
Nördlicher Flügel zweigeschossig, Fachwerk, im Erdgeschoss verputzt, im Obergeschoss mit einfachen Streben, Kopfknaggen und gebogenen Kopfbändern zwischen Brust- und Halsriegel. Eingeschossiger Zwerchgiebel mit segmentbogigen Fenstern. Östlicher Bau zweigeschossig, Erdgeschoss massiv, Obergeschoss vorkragend auf Holzstützen, die einen Arkadengang bilden. Rechts innerhalb des Bauteils Torausfahrt zur Stadt, außen rundbogig, mit Falz profiliert, innen segmentbogig ohne Profile.
Laut Dehio (Hessen, 1982, S. 58) wurde der Schlossbau 1602 unter Landgraf Moritz von Hessen begonnen und vermutlich 1610 abgeschlossen. Zu dieser Bauzeit gehört der südliche Teil des Westflügels bis einschließlich zum Tor, nördlich neben dem Tor bildet eine kräftige Quermauer den ursprünglichen Gebäudeabschluss. Dieser Bauteil hatte hofseits in der Mitte den Treppenturm samt seinem Portal, der durch die späteren Zubauten des Hofes in den Winkel gerückt erscheint. Die Fachwerk-Stockwerke lassen sich erst in das spätere 17. Jh. datieren, nur das Erdgeschoss dürfte teilweise dem frühen 17. Jh. angehören. Ein Stich von Merian zeigt das Schloss in der Jahrhundertmitte, nördlich war der Hof durch zwei Pavillons und eine Mauer, an den übrigen Seiten durch niedrige Flügel geschlossen. Das Schloss wurde z.T. im 18. Jh. umgebaut (Rokokotür im Westflügel).
Würdigung
Die Anlage ist baulich äußerst bescheiden, nicht zuletzt durch Vereinfachungen und Umbauten des 19. Jh. Vor allem der Treppenturm mit seiner Hohlspindel folgt den in Hessen geläufigen Formen der Renaissance. Die Verwendung von Fachwerk spielte im Schlossbau eine größere Rolle als in heute erhaltenen Beispielen erkennbar ist (Rheinfels, Braubach, aber auch Bevern an der Weser), hier haben wir ein hessisches Beispiel vor uns.
Literatur, Quellen
Merian-Stich, 1631
Dehio, Hessen, 1982, S. 58
Kothe, Schwalbach, 1994
Söder, DTH Rheingau-Taunus-Kreis II, 2003, S. 123 (mit Grundriss)