Offenbach, Schloss
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Land Hessen. Behördennutzung. Kreis Offenbach.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Spätmittelalterlicher Kern (15. Jh.). 1556-59 Ausbau, Graf Reinhard von Ysenburg-Birstein (1518-1568) und Margarethe von Mansfeld. 1564 Brand, 1570-78 Wiederherstellung und Bau der Hoffassade, Ludwig III. von Ysenburg (Bruder Reinhards, 1529-1588, verh. mit Anna Sibylla von Schwarzburg-Blankenburg ab 1571).
Geschichte
1418 wurden die Grafen von Ysenburg Mitbesitzer, 1486 Alleinbesitzer von Offenbach, das im hohen Mittelalter zum Reichsforst Dreieich gehörte. Infolge der Ysenburgischen Teilungen baute Graf Reinhard von Ysenburg-Birstein ab 1556 Offenbach zur Residenz aus. 1816 fiel Offenbach an Hessen-Darmstadt.
Baugeschichtliche Bedeutung
Das Schloss steht in der Mittelachse der bis zum 18. Jh. noch recht kleinen Stadt zwischen der Hauptstraße und dem Main. Der erhaltene Schlossbau ist das Hauptgebäude einer offenbar mehrflügelig geplanten rechtwinkligen Anlage. Rechteckiger viergeschossiger Massivbau mit Mansarddach. Hofseite mit drei Arkaden-Kolonnaden-Geschossen und darüber einem durch Pilaster gegliederten geschlossenen 3. Obergeschoss zwischen zwei seitlichen Treppentürmen. Lk. vom linken Treppenturm setzt sich der Bau noch um ein schmales Stück fort, re. schließt eine Mauer hinter dem Treppenturm den Bau ab. An den Schmalseiten und an der (nördlichen) Mainseite kragt das 1. Obergeschoss auf einem Rundbogenfries vor, die Geschosse sind ungegliedert, nur auf der Westseite hat das 3. Obergeschoss eine Pilastergliederung wie an der Hofseite.
Die östliche Schmalseite besteht aus einer rudimentären spätmittelalterlichen Mauer, die über die Schmalseite des Hauptgebäudes und den Treppenturm noch ein kurzes Stück nach Süden hinausreicht und dann abbricht. Sie hat einen Rundbogenfries über dem Erdgeschoss. Über dem 1. Obergeschoss bildet die Mauer einen leichten Absatz, auf Höhe des 2. Obergeschoss ragen Abbruchreste eines nicht definierbaren Anbaues aus der Mauer. Zwischen diesen beiden Bruchsteinresten befindet sich ein Fenster mit einfachem Gewände (18. oder 19. Jh.), südlich ein Zwillingsfenster des 16. Jh., nördlich ein einfaches Barockfenster. Im 3. Obergeschoss gibt es nördlich ein kurzes waagerechtes und ein kurzes senkrechtes Gesims, der Rest eines Treppengiebels. Ein entsprechender kleiner Befundrest ist auch südlich auf gleicher Höhe festzustellen. Das spätgotische Gebäude war somit dreigeschossig und mit Treppengiebeln versehen. Im 16. Jh. wurde dieser Giebel verändert (vgl. Merian-Stich); das 3. Obergeschoss entstand im 18. Jh. durch Umbau dieses im Kern spätgotischen Giebels.
Die - nördliche - Mainseite hat seitlich je einen knapp zur Hälfte vorspringenden Rundturm, der die drei unteren Geschosse gliedert. Die Mitte der Front nimmt ein dreigeschossiger Risalit ein, drei Fenster breit, mit verzierten Brüstungsfeldern. Die Fenster sind leicht segmentbogenförmig. Sonst zumeist gekuppelte Rechteckfenster. Die Brüstungsfelder tragen in allen drei Geschossen gotisierendes Blendmaßwerk, im mittleren Geschoss darin eingearbeitet das Doppelwappen Ysenburg / Mansfeld (= Reinhard von Ysenburg). Am westlichen Rundturm befindet kragt im 1. Obergeschoss ein dreifenstriger Erker auf vier Konsolen vor, mit einer mit Blendmaßwerk verzierten zweiteiligen Brüstung ist in beiden Feldern das Isenburger Wappen eingearbeitet, einmal in einer großen, einmal in einer kleinen Variante, hier offenkundig dekorativ gemeint. Flach segmentbogige Fenster, Dreiecksgiebel. Der Erker befindet sich nicht genau in der Mittelachse des Turmes, sondern sitzt etwas nach Westen verschoben. Im 2. Obergeschoss zwei leicht segmentbogige Einzelfenster. Über den Türmen bzw. dem Risalit befindet sich vor dem 3. Obergeschoss jeweils ein Balkon mit barocker Steinbalustrade. Das 3. Obergeschoss ist durch ein Gesims von den unteren Geschossen getrennt.
Die mainseitige Mauer ist an der Nordwestecke strebepfeilerartig ausgebildet. Die westliche Schmalseite hat ab diesem Mauerstück bis zum hofseitigen Treppenturm einen Rundbogenfries, in den beiden oberen geschossen je ein Zwillingsfenster und im 3. Obergeschoss eine Pilastergliederung. Das 3. Obergeschoss ist durch ein umlaufendes Gesims abgesondert.
Die mit Rundbogenfriesen versehenen Außenmauern sowie die beiden Rundtürme gehören dem 15. Jh. an, die mainseitigen Renaissancebauteile wurden 1556-59 hinzugefügt. Ob die Türme gleichzeitig mit der spätmittelalterlichen Bauphase sind oder noch älter, ist ohne eine Bauuntersuchung nicht zweifelsfrei zu entscheiden. Das 3. Obergeschoss stammt aus dem 18. Jh.
Die Hoffassade gehört zu den bedeutendsten Leistungen der Renaissance in Hessen. Die beiden seitlichen Treppentürme sind polygonal, sechsgeschossig mit welscher Haube versehen. Die Hofportale liegen in den Diagonalen, über ihnen befinden sich jeweils vier Fenster. Über dem 2. und dem 4. Fenster Gesimse. Die Fenster haben einfache abgetreppte Gewände mit Ohren und über einem bauchigen Architrav einen Dreiecksgiebel, der bei einigen Fenstern außen auf dem Gebälk ansetzt, bei einigen leicht nach innen gerückt ist, ohne dass hierin eine Hierarchie zu beobachten ist. Am östlichen Treppenturm führen vom 1. und 2. Obergeschoss Portale nach Süden, sie führen heute ins Leere. - Beide Portale sind rundbogig in einem hohen rechteckigen Rahmen aus kannelierten Pilastern auf Sockeln mit Löwenmasken, ionischen Kapitellen, Gebälk und Dreiecksgiebel. Das Gebälk setzt sich aus einem Architrav und einem wulstigen Fries mit Jahreszahl (westlich „1572”, östlich „1570”) zusammen. Der Dreiecksgiebel ist an der Unterseite und im Tympanon mit Zahnschnittfriesen versehen. Zwischen Rundbogen und Architrav bleibt je ein Feld mit Doppelwappen (Ludwig III. von Ysenburg / Anna Sibylla von Schwarzburg, verheiratet ab 1571), in den Bogenzwickeln befinden sich westlich zwei Putten und östlich zwei Büsten, wohl des Bauherren und seiner Gemahlin. Der Bogen sitzt auf Kämpfern auf. Die funktionslosen Türen der Treppentürme führten östlich in einen Laufgang im 1. und 2. Obergeschoss und westlich in einen Raum im Westflügel auf Höhe des 2. Obergeschoss. Aus dieser Anordnung ist zu erkennen, dass das Schloss vierflügelig geplant war, jedoch nicht, ob die Seitenflügel jemals ausgeführt wurden. Da der Merian-Stich keine Andeutungen von Seitenflügeln enthält, ist deren Ausführung vermutlich niemals zustande gekommen.
Zwischen die beiden Treppentürme spannen sich im Erdgeschoss Arkaden und in den beiden Geschossen darüber je eine Kolonnaden, es handelt sich immer um 7 vollständige und ein halbes Joch. Im Erdgeschoss Arkaden auf Pfeilern mit vorgelegten kannelierten Pilastern mit ionisierenden Kapitellen, Sockel mit Löwenmasken. Darüber Architrav und Fries, ornamentiert, mit den Pilastern verkröpft. Zahnschnitt mit kleinen Diamantquadern in den Lücken. Bogenzwickel mit reichen Rollwerkornamenten, mit Masken und Figuren. Die Arkaden ruhen auf Kämpfern auf, auf denen zugleich das Kreuzrippengewölbe des Ganges hinter den Arkaden aufsetzt. Es besteht aus Scheidbögen sowie scharfkantigen gekehlten Rippen, es gibt keine Konsolen oder Wandvorlagen unter den Rippen. Die Pfeiler sind seitlich mit vertieften Spiegeln versehen. Hinter den äußeren Arkaden führen Portale in das Erdgeschoss, hinter der vierten Arkade von links ist die Wand des Erdgeschoss geschlossen. Hinter den übrigen Arkaden hat das Erdgeschoss Zwillingsfenster. Unter der 2. Arkade von rechts führt ein rundbogiges Tor zum Keller. Die beiden Erdgeschoss-Portale haben über einem bauchigen Architrav einen Dreiecksgiebel. Sie werden durch kurze Freitreppen erschlossen. In den übrigen Arkaden sichern barocke Gitter das gegenüber dem Hof erhöhte Bodenniveau ab. Hinter den Kolonnaden liegen auch in den Obergeschossen gekuppelte Fenster, Portale und Ofenlöcher. Die Fenster haben innen einen gestäbten Mittelpfosten mit unterem Volutenabschluss des durch drei Spitzkehlen hervorgerufen Profil. Die Türen haben über dem Oberlicht einen Dreiecksgiebel, der Sturz zwischen Türöffnung und Oberlicht ruht auf Volutenkonsolen. Die Ofenlöcher haben Dreiecksgiebel mit Fächerrosetten als Sturz.
Über dem abschließenden Gesims setzt die Kolonnade des 1. Obergeschoss in genauer Superposition an. Sie besteht aus Hermenpilastern, auf deren Sockel reliefierte Figuren dargestellt sind. Die Brüstung zwischen den Sockeln ist mit Platten verschlossen, die durch ornamentierte Lisenen in zwei Teile geteilt werden. Auf jedem Feld ist ein Wappen dargestellt. Die Wappenreihe greift von der Kolonnade auf den rechten Treppenturm über, dort befindet sich ein weiteres Wappen in der Fensterbrüstung, da das Wandfeld des halben Joches nur Platz für ein Wappen bot. Das Gebälk über den Pilastern entspricht in der Ornamentierung dem Gebälk über dem Erdgeschoss, es gibt aber keine Verkröpfungen über den Pilastern. Der abschließende Architrav ist mit Blattwerk verziert.
Die Pfeiler des 2. Obergeschoss stehen wieder in genauer Superposition über jenen des 1. Obergeschoss, sie sind kanneliert und haben Sockel mit Relieffiguren. Die Brüstungsplatten werden von Lisenen in zwei Teile gegliedert, diese Lisenen haben im darunter befindlichen Gesims Konsolen in Form von Löwenmasken. Diese sind durchbrochen und dienten ursprünglich als Wasserspeier. Die Brüstungsfelder enthalten auch hier wieder Wappen. Die Pfeiler oberhalb der Brüstung sind schlank und werden nach oben hin schmaler, sie tragen toskanische Kapitelle. Gebälk ohne Verkröpfungen. Die Pfeiler sind kanneliert. Schon Schaefer (KDM Offenbach, 1885) bemerkte, dass diese Pfeiler wohl nachträglich – um 1700 – auf die ältere Brüstung gestellt wurden. Daher bedurfte die zunächst offene Loggia der Wasserspeier, „um die auf der ursprünglich dachlosen Plattform der Loggienfront sich ansammelnden atmosphärischen Niederschläge in’s Freie zu schleudern“, wie Schaefer (KDM, S. 144) sich nicht ohne Ironie ausdrückte.
Die gesamte Bauplastik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ausgetauscht. Die Originale verschwanden offenbar auf einer Müllkippe, einzelne Platten wurden auf Privatinitiative gerettet und in (einer) privaten Mauer verbaut („OF“: Rätsel um eine Sonnenblume. In: Hessenland. Beilage der Oberhessischen Presse in Marburg, Folge 9, September 1975: „Als in den Nachkriegsjahren die stark beschädigte Südfassade beim Wiederaufbau wiederhergestellt wurde, löste man auch das Sol-Relief [dieses behandelt der Artikel, U.G.] aus den Arkaden und tat es achtlos auf den Schutthaufen im Schlosshof. Ein guter Geist hat es gerettet und heute befindet es sich in der Garagenwand gegenüber der Anlage an der Ludo-Mayer-Straße.“)
Bildprogramm 1. Obergeschoss, Pfeilerkonsolen, von links: 1. Uranus 2. Saturn, 3. Jupiter, 4. Mars, 5. Sol, bez. „4“ sowie „CP“, 6. Venus, bez. „5“ und „CP“, 7. Merkur, bez. „6“ und „CP“, 8. Luna, bez. „7“ und „CP“. Vermutlich waren auch die ersten drei Planetengottheiten mit Nummern versehen. Die Reliefs folgen einer seitenverkehrten Kopie der Planetenfolge von Hans Sebald Beham, nur die Darstellung der Luna ist seitenrichtig – TiB 19, 1, 114-120 (162).
Eine Identifizierung der Wappen wird durch die vollständige Auswechslung aller Steine gegen Kopien und das Fehlen jeglicher Farbfassung erschwert. Nach Müller (Wappen, 1926) handelt es sich im 1. Obergeschoss an den Brüstungstafeln von links um: 1. Polanen-Leck-Breda, 2. Falkenstein zu Münzenberg, 3. Markgrafen zu Baden, 4. Schwarzburg, 5. Nassau-Dillenburg, 6. Solms-Braunfels, 7. Nassau-Wiesbaden (walramische Linie), 8. Isenburg, 9. Katzenelnbogen, 10. Mansfeld, 11. Herzog von Cleve (Flandern), 12. Hohnstein (Harz), 13. Herzog von Braunschweig, 14. Oldenburg, 15. Herzog von Burgund (Valois), 16. Herzog von Schlesien-Sagan.
2. Obergeschoss, Brüstungspfeiler, von links: 1. Patiencia, 2. Prudencia (2), 3. Charitas (3), 4. Justitia (4), 5. Fides (5), 6. Spes (6), Fortitudo (7), 8. Temperantia (8). Die Darstellungen folgen teilweise Vorlagen von Virgil Solis – TiB 19, 1, 199-206 (269) – andererseits Abwandlungen und Vereinfachungen nach Solis. Vermutlich stand eine Solis-Folge nicht unmittelbar zur Verfügung, zumal die Blätter von Virgil Solis nicht durchnummeriert sind.
Bei den Wappen handelt es sich, von links, um: 1. Henneberg, 2. Gleichen, 3. Waldeck, 4. Cleve (Brabant), 5. Reuß von Plauen, 6. Querfurt, 7. Hohnstein, 8. Schwarzburg 9. Isenburg-Ronneburg, 10. Rieneck, 11. Nassau-Wiesbaden (walramische Linie), 12. Wertheim, , 13. Nassau (ottonische Linie), 14. Hanau, 15. Solms-Lich und 16. Oettingen-Spielberg.
Die Wappengalerie stellt die Genealogie des Bauherren (1. Obergeschoss) und seiner Gemahlin (2. Obergeschoss) dar. Da die Familien häufiger untereinander geheiratet haben, ergeben sich Wiederholungen in beiden Geschossen. Im oberen Geschoss befindet sich beispielsweise das Wappen von Hohnstein. Es gehört jedoch eindeutig in die Genealogie der Bauherrin und handelt sich nicht um einen Hinweis auf die 2. Frau des Bauherren. Die Wappengalerie muß also vor der 2. Hochzeit des Bauherren, also vor 1581, fertiggestellt worden sein. Da Heinrich IV. von Isenburg-Ronneburg erst 1572 Gräfin Elisabeth von Gleichen-Tonna heiratete, dürfte das Erscheinen ihres Wappens einen weiteren Anhaltspunkt für die Datierung geben: 1572 war der Bau der Kolonnade noch nicht abgeschlossen, sondern stand vermutlich erst am Anfang.
Inneres Das Erdgeschoss hat (laut Grundriss 1885, vgl. KDM) drei überwölbte Räume. Der östliche Raum ist vierjochig und hat Kreuzrippengewölbe. Die beiden östlichen Joche werden vom Turm beschnitten, der sich innen als vollrund erweist, ein nachträglicher Zugang führt in das Erdgeschoss des Rundturmes, nach Schaefer (KDM) ursprünglich ein nur von oben zugängliches Verließ. Eine kräftige Quermauer teilt den mittleren Raum ab, der viereinhalb Joche aufweist, netzgewölbt. Ihm ist die Auslucht auf der Mainseite zugeordnet. Ein schmaler westlicher Raum ist zweijochig, er liegt westlich des westlichen Treppenturms und wird auf der Mainseite durch den westlichen Rundturm beschnitten. Dieser Raum sollte den Übergang zum Westflügel bilden.
Im westlichen mainseitigen Turm befindet sich im Erker des 1. Obergeschoss ein Gewölbe, dessen Schlussstein nach Schaefer (KDM, S. 137) 1578 datiert ist, Dehio (S. 709) und Pirazzi erwähnen für das Turmgewölbe des Erdgeschosses die Jahreszahl 1528, was offenbar auf einen Lesefehler zurückgeht.
Die Portale von der Loggia in den Obergeschossen sind rechteckig mit Oberlicht und Dreiecksgiebel. Das Oberlicht teilt ein Türsturz auf Volutenkonsolen ab. Im 1. Obergeschoss gibt es drei Portale. Das Feuerloch des Ofens im 1. Obergeschoss (hinter der 4./5. Arkade von lk.) ist rechteckig, mit Dreiecksgiebel, der eine Fächerrosette enthält, die Öffnung (vermauert) ist mit Fase und Kehle versehen. Den Türöffnungen nach gab es ursprünglich im Hauptgeschoss drei von der Galerie aus zugängliche Räume, von denen der mittlere mit einem Ofen versehen war.
Die Treppentürme enthalten Spindeln, die sich bei der östlichen Treppe um einen Rundstab herumschwingen, im Erdgeschoss stützt ein kurzer weiterer Rundstab die Treppe unter der 12. Stufe. Bei der westlichen Treppe rankt sich die Spindel an drei derartigen Rundstäben hoch, die von Geschoss zu Geschoss als Zwischenstützen dienen. Die Wendeltreppe endet in einem Sternrippengewölbe. Die Konstruktion geht den etwas aufwendigeren Wendeltreppen des Deutschordenshauses in Bad Mergentheim (um 1574 von Blasius Berwart) und des Straßburger Frauenhauses (1578-82) voraus (vgl. dazu Mielke, Treppen, 1966, S. 42 ff. u. 73 f.). Fünf Steinmetzzeichen s. KDM, S. 147.
Im Hof entstand 1587 ein Rundturm (Schlossturm), der auf den Ansichten des 17. Jahrhunderts den Wohnflügel überragt (Decker 2006). Er wurde zwischen der Mitte des 17. und der Mitte des 18. Jh. abgebrochen.
Das Schloss zu Offenbach ist unter den erhaltenen Renaissanceschlössern neben Weilburg und dem heute thüringischen Schmalkalden die bedeutendste Anlage im hier behandelten Gebiet, was insbesondere auf die Arkadenfront des Hofes zurückzuführen ist. Selbst wenn die dortige Bausubstanz vollständig ausgetauscht und als originales Kunstwerk damit nur noch einen geringen Wert hat, vermittelt die Ansicht den hohen Anspruch des Bauherren und die Grundsätze der Renaissancearchitektur in Deutschland, hinsichtlich des Bildprogramms einerseits die Genealogie und andererseits humanistische Inhalte – Planetengottheiten und Tugenden – zu verbildlichen. Die Bedeutung der Schlossanlage wird durch die frühe Treppenkonstruktion mit einer sich um Mittelsäulchen herumschwingenden Hohlspindel unterstrichen.
Literatur, Quellen
Merian, Topographia Hassiae, 1646, S. 97 (Stich mit Ansicht der Mainseite des Schlosses; 2. Aufl. 1655, Tf. S. 94/94)
Wenzel Hollar, Zeichnung des Schlosses von der Mainseite aus. Rechnungen und weitere Quellen s. Decker 2006.
G. Simon, Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. I, Frankfurt 1865, S. 199 ff.
Simon, Ysenburg, 1865, S. 199 ff.
Manchot, Schloss, 1867
Pirazzi, Bilder, 1879, S. 17-24
Lühke, Renaissance, 1882, Bd. I, S. 438-441
Braun, Aufnahmen, 1884
Schaefer, KDM Offenbach, 1885, S. 136-149
Müller, Wappen, 1926
Sante, Handbuch, 1976, S. 360 f.
Dehio, Hessen, 1982, S. 709 f.
Decker/Blume/Ruppel, 2006, S. 22-28
TiB 19, 1 (The illustrated Bartsch, Solis)
TiB 15 (The illustrated Bartsch, Beham)