Romrod, Schloss
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Vogelsbergkreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Burg des 12. und 13. Jh. Ausbau unter Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg 1578/79 und 1586-88. Baumeister Ebert Baldwein. 1878-85 Renovierung unter Großherzog Ludwig IV. von Hessen Darmstadt. 2000/2002 Ausbau mit umfangreichen Ausgrabungen.
Geschichte
Romrod wurde 1385 endgültig hessisch. Bei der hessischen Teilung 1567 gelangte Romrod an Hessen-Marburg, 1604 an Hessen-Darmstadt. 1938 staatlich. Seit 2000 Sitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Baugeschichtliche Bedeutung
Im 16. Jh. erfolgte der Um- und Ausbau der mittelalterlichen Burg. Die Gebäude der Burg umgeben einen annähernd rechteckigen Hof und bilden mit der Außenseite teilweise die hochmittelalterliche Ringmauer. Das Burgtor liegt auf der Nordseite westlich. Östliche neben dem Tor der Küchenbau (Nordflügel). Westlich neben dem Tor befindet sich ein kleiner Zwischenbau (Torwächterhaus), an ihn schließt südlich der Herrenbau (Westflügel) an. Diese drei Bauten entstanden im 16. Jh., z.T. unter Beibehaltung älterer Mauerreste. Der romanische Bergfried inmitten des Burghofes wurde im späten 12. Jh. errichtet und scheint schon im 14. Jh. zerstört worden zu sein (vgl. Friedrich 2003).
Außen über dem Tor Wappenstein, rechteckig, Wappen der Landgrafen von Hessen (16. Jh.). Das Tor selbst ist spitzbogig, mit Fase profiliert. Torbogen innen segmentbogig. Der Herrenbau ist ein rechtwinkliger Längsbau, der als einziger mit einer etwa rechtwinklige Ecke über die ursprüngliche Ringanlage in den früheren Graben hinausgeschoben ist und an der südwestlichen Ecke durch Strebepfeiler stabilisiert wurde. Er ist ein viergeschossiger Bruchsteinbau über hohem Untergeschoss, mit Mansardgiebeldach. Die Giebel sind erheblich verändert. Das obere Giebelgeschoss des Südgiebels ist heute ein flacher Dreiecksabschluss. Das untere Giebelgeschoss wird von Bogenteilen zwischen Pilastern mit Kugeln gerahmt, die Bogenenden sind jedoch abgearbeitet. Das untere Giebelgeschoss wurde beim Aufbau des Mansarddaches steiler gelegt, das obere abgeflacht.
Der nördlichen Giebelseite ist ein polygonaler Treppenturm vorgelagert, der in fünf Massivgeschossen das 2. Obergeschoss des Herrenbaues erreicht, der Aufbau des Treppenturmes ist aus Fachwerk und gehört einer Erneuerung des späten 19. Jh. an (vgl. eine Zeichnung von F. M. Hessemer, S. Voigt, Schlösser, o. J., Abb. S. 29). Fenster am Treppenturm entsprechend der Treppensteigung schräg (Treppenspindel linksläufig). Portal zum Treppenturm rundbogig, mit Fase. Unterer Profilabschluss durch kleine Volute. Die westliche Außenseite hat mittig einen Zwerchgiebel aus einem Vollgeschoss und einem geschwungenen Giebelgeschoss mit Halbkreisabschluss und Obelisken. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich rechts (südlich) des Zwerchgiebels je ein Aborterker auf zwei geschwungenen Konsolen. Die Südwestecke und die am östlichen Ende die Südseite werden durch Strebepfeiler gestützt, die bis knapp zum oberen Ende des 2. Obergeschoss hinaufreichen, am Eckstrebefeiler erkennt man darüber drei größere Eckquader, die sich von denen des 3. Obergeschoss deutlich abheben; das 3. Obergeschoss dürfte demzufolge nachträglich aufgesetzt worden sein. An der südlichen Giebelseite befinden sich ein weiterer Aborterker vor dem 3. Obergeschoss, der so dicht über dem Strebepfeiler sitzt, dass dieser als spätere Hinzufügung (19. Jh.?) erscheint, sowie ferner zweimal zwei Konsolen für zwei (Abort-)Erker vor dem 1. Dachgeschoss. Fenster zumeist renaissancezeitlich, mit Falz und Fase profiliert, das Fenster des 3. Obergeschoss ist „HW 1868“ bez. - Die Hofseite (Ostseite) hat achsial angeordnete gekuppelte Zwillings- bzw. Drillingsfenster.
Der Keller ist mit einer Segmenttonne überwölbt. Im Keller und im Erdgeschoss ist die nördliche Achse durch eine Doppelarkade auf kleiner Mittelstütze abgeteilt. Der verbleibende Raum hat im Erdgeschoss eine hölzerne Mittelstütze und an der Hofseite, etwa in der Mitte der Wand, einen Kamin. In den Obergeschossen unregelmäßige Raumaufteilung aus Fachwerkwänden.
Der Pfortenbau (Zwischenbau zwischen Herrenbau und Tor) ist zweigeschossig. Rechteckiger Eingang. Fenster renaissancezeitlich. Über dem Fenster des Erdgeschoss befindet sich eine älterer Inschriftstein (Spolie), bez.: „ANNO DNI M CCCCLXXXVIII hilf got Maria“. Küchenbau. Dreigeschossiger Massivbau auf unregelmäßigem Grundriss mit annähernd rechteckigem 3. Obergeschoss, dieses hofseitig Fachwerk, sonst massiv. An der Westseite ist ein Treppenturm vorgelagert, über vier Massivgeschossen folgen zwei Fachwerkgeschosse. Die Massivgeschosse weisen in der Mitte der Hofseite einen Knick auf, der Bau verbreitert sich nach Westen, zudem verläuft der Westabschluss schräg zur Achse der nördlichen Außenmauer. Hofseitig rundbogiges Portal mit Fase, Profilabschluss mit kleinen Voluten. Scheitel mit Konsolstein, der Scheitelstein ist über die Konsole hinweg mit der Jahreszahl „1578“ bez. Das oberste Geschoss, hofseitig Fachwerk, kragt auf der Außenseite als Massivgeschoss auf einem balkenkopf-ähnlichen Fries vor. Das Geschoss ist zwar massiv, übernimmt aber die Gestaltung eines Fachwerkgeschosses mit Balkenköpfen und profilierter Schwelle. In diesem Geschoss vier gekuppelte Zwillingsfenster, Fensterverteilung sonst unregelmäßig. Der Treppenturm ist polygonal. Portal spitzbogig, mit Fase. Die innere Aufteilung erfolgte durch Fachwerkwände. In den beiden Obergeschossen gibt es in der Stärke der Außenmauer kleine Aborträume; vermutlich gab es in jeder Etage eine Stube und eine Kammer.
Würdigung
Ist Romrod schon als stauferzeitliche Wasserburg von baulicher Bedeutung, was seine Größe und Geschlossenheit angeht, so wurde sie auch unter den Landgrafen ständig genutzt, wobei im 16. Jh. das Schloss vor allem als Ausgangspunkt für Jagden diente. Ludwig IV. versäumte es nicht, einige Jahre nach seinem Regierungsantritt die Burg Romrod baulicht zu erneuern, so wie auch seine Brüder intensiv an den kleineren Schlössern in ihren Landesteilen arbeiteten. Die Bauteile der Renaissance sind durch Umbauten des 18. und 19. Jh. sowie den zeitweiligen Verfall zwar nicht mehr so augenscheinlich wie etwa in Lichtenberg oder selbst auf der Ronneburg, haben aber doch alle erhaltenen Hauptgebäude betroffen.
Literatur, Quellen
Marburger Schlossbaurechnungen, StAM (s. Voigt). Teil-Grundrisse und Schnitte: Voigt 1942. Dotter, Romrod, 1913-17
Voigt, Baldwein, 1942, S. 123-132
Voigt, Schlösser, 1941, S. 27-31
Bing, Romrod, 1976 (mit Grundriss)
Friedrich, Romrod, 2003 (mit Grabungsplan)