Wächtersbach, Schloss
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Fürst zu Ysenburg-Büdingen. Main-Kinzig-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Ausbau oder Neubau im 2. Viertel des 16. Jh. und nochmals um 1600 oder erst um 1650. 1939 Erneuerung nach Brand der Dächer.
Geschichte
1458 gelangten die Grafen von Isenburg in den Besitz der seit dem frühen 13. Jh. bestehenden Burg Wächtersbach, eines Reichslehens, ähnlich Büdingen. Bei der Landesteilung 1529 in eine Ronneburger und eine Birsteiner Linie gelangte Wächtersbach an die Ronneburger Linie (Graf Anton, 1501-1560).
Baugeschichtliche Bedeutung
Vierflügelige, dreigeschossige Schlossanlage um einen rechtwinkligen Innenhof. An der Südost- und der Südwestecke Rundturm mit welscher Haube. Ein weiterer Turm steht mittig an der Westseite. Keiner der Türme überragt das Mauerwerk der Flügel. Bruchsteinbau, verputzt und durch starken Efeubewuchs in der Substanz beeinträchtigt und hinsichtlich der Baudetails kaum zu untersuchen.
Außenseiten mit unregelmäßiger Fensteraufteilung, im Erdgeschoss Fenster unterschiedlicher Größe, zumeist 18. und 19. Jh. Im 1. Obergeschoss am Ostflügel gekuppelte Fenster, im 2. Obergeschoss dort hochrechteckige Fenster des 18. Jh. Gekuppeltes Fenster am Südwestturm mit gekehltem Gewände, Andeutung von Stabwerk.
An der Westseite ragt ein kräftiger Rundturm mit Erkern zu den Hauptachsen aus der Fassade heraus. An der Mittelachse Schlosseingang von 1939, darüber an einer damals geschaffenen Balkonbrüstung das Wappen von Graf Anton und seiner Gemahlin Elisabeth von Wied (verheiratet 1522), vor Errichtung des Balkons wohl die Erkerbrüstung an gleicher Stelle. Der nach Süden weisende Erker mit einer Blendmaßwerkbrüstung im 1. Obergeschoss, der nach Norden weisende Erker mit dem Rieneckschen Wappen zwischen zwei Blendmaßwerkfeldern; Amalie von Rieneck ist die Mutter Graf Antons. Maßwerk und Wappen ähneln denjenigen in Büdingen und Ronneburg aus den Jahren um 1530/40, was eine Datierung des Ausbaues nach der Teilung 1529 bestätigt.
Im Innenhof befindet sich ein Treppenturm von 1875, mit wiederverwendeten Teilen der Ronneburg (Ludwig 1993), bis 1816 stand hier ein Bergfried. Auf der Nordseite wurde nachträglich ein Einbau mit zwei Arkaden geschaffen. Der Beschlagwerkpfeiler lässt an eine Entstehung um 1600 denken, allgemein wird der Einbau jedoch erst um 1650 datiert und August Rumpf zugeschrieben; eine Entscheidung ist erst durch eine Bauuntersuchung möglich.
Der Südflügel ist in seiner östlichen Hälfte unterkellert und hinsichtlich des Grundrisses in allen drei Geschossen geteilt, die trennende Mauer fluchtet mit der Hofmauer des Ostflügels und dürfte zum mittelalterlichen Bestand gehören. Im Innern hat sich im Erdgeschoss im Flur an der Nordseite ein Kamin mit Steingewänden des mittleren 16. Jh. erhalten, die weitere Bauausstattung ist teils barock (Treppenhaus), teils aus dem 20. Jh., und insgesamt bislang nicht untersucht worden. Ein kleiner rippengewölbter Raum im Ostflügel dürfte als Kapelle gedient haben.
Würdigung
Das Schloss von Wächtersbach gehört zu den großen Vierflügelanlagen und ist von diesen das am wenigsten bekannte Bauwerk. Genauere Bauuntersuchungen stehen bislang aus und wären von größtem Interesse; der gegenwärtige Zustand ermöglicht nicht einmal eine gründlichere Baubegehung (Efeu außen, neuerer Putz innen).
Literatur, Quellen
Sante, Handbuch, 1976, S. 443
Dehio, Hessen, 1982, S. 874
Tour de Burg, 1993, S. 169-171 (Text zu Schloss Wächtersbach: Thomas Ludwig)