Höchst, Schloss

Aus Burgen & Schlösser
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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Höchst AG (Farbwerke). Kreis Stadt Frankfurt.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Ausbau zwischen 1584 und 1601, Bauherrn war Wolfgang von Dalberg. Zerstörung nach Mai 1636.

Geschichte

Ehemalige Wasserburg der Erzbischöfe von Mainz. Beim Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Nassau.

Baugeschichtliche Bedeutung

An der Südwestecke der Altstadt gelegen, ist die Gesamtanlage von tiefen Gräben umgeben. Der Schlossbau enthält noch älter Gebäudereste, vor allem einen runden, schlanken Bergfried aus dem 14. Jh. Dieser Bergfried wird heute von dem die nordöstliche Ecke der Schlossanlage einnehmenden Flügel aus der Renaissancezeit umfasst. Südlich schließt sich ein Torbau an, der durch eine Steinbrücke mit dem vor der Burg liegenden „Schlossplatz“ verbunden ist.

Der rechteckige Wohnbau ist zweigeschossig und hat geschweifte Giebel auf der Nord- und Südseite. Die Umbauung des Bergfriedes mit diesem Flügel an der Südseite bedingt Unregelmäßigkeiten in der Gestaltung der Giebel, deren Gliederung aus S-, C- und S-Kurven besteht. Die Giebelkanten sind nicht durch Profile hervorgehoben. An der Nordostecke des Flügels befindet sich ein einschließlich Untergeschoss viergeschossiger runder Eckturm, der den Flügel selbst nur um ein Geschoss überragt. Die Fenster sind gekuppelt und mit Falz, Karnies und Kehle versehen. Der Flügel hat zwischen Turm und Torbau zwei Fensterachsen. Rechteckiges Portal von ionischen Pilastern in leicht konischen Formen gerahmt, über dem über den Pilastern verkröpften Gebälk zweifenstriges Oberlicht mit kleinen toskanischen Kapitellen und Dreiecksgiebel. Oberlichtfenster mit Karnies und Kehle profiliert. Gekuppelte Zwillingsfenster mit Kehle, Falz und Karnies. In den Wohnbau ist der nordöstliche Eckturm der Burganlage einbezogen, der mit seinen großen Zwillingsfenstern keinen Wehrcharakter mehr besitzt.

Der zweigeschossiger Torbau hat ein Walmdach, gegenüber dem anschließenden Wohnbau zum Schlossplatz vorspringend. Hofseite ohne Gliederungen oder Verzierungen, Obergeschoss dort verschiefert. An der Außenseite ist das Erdgeschoss von rustizierten Halbsäulen in vier Zonen gegliedert. Durchfahrt in der 2. Zone von re. Die Halbsäulen sind mit toskanischen Kapitellen versehen, über denen sich Gebälkstücke verkröpfen. Darüber durchgehendes Gesims, das über der Durchfahrt halbkreisförmig hochgewölbt ist. Korbbogige Durchfahrt mit rechteckigem Anschlag für Zugbrücke, Durchfahrt gewölbt und mit geometrischer Stuckdecke. Seitliche Wandfelder mit rechteckigen Vertiefungen und rundbogiger Fensteröffnung, über den Blendfeldern Gesims mit Wappenrelief (Erzbischof Wolfgang von Dalberg, 1582-1601). Obergeschoss mit flachen Pilastern und ionischen Kapitellen. Links je ein gekuppeltes Zwillingsfenster im Erdgeschoss.

Der Bergfried ist mit gekuppelten Zwillingsfenstern versehen und hat einen Helm aus einer umlaufenden leicht vorkragenden Balustrade sowie vier Ädikulen in den Hauptachsen und vier Fenstern mit Tondi als Oberlicht in den Diagonalen. Über diesen Tondi durchbrechen vier Fenster die gemauerte Kuppel, die in einer runden Laterne mit vier Rundbogenöffnungen schließt. Der Bergfriedaufsatz erscheint auf der Zeichnung von Wenzel Hollar, die von Luthmer (BKDM Östlicher Taunus, 1905, S. 26) genannte Bauinschrift, derzufolge er erst 1681 aufsetzt wurde, muss sich auf eine Erneuerung beziehen, bei der die barocken Fenstereinfassungen entstanden. Diese Gebäude sind der letzte Reste einer einst sehr stattlichen Schlossanlage der Renaissancezeit, die durch einen Stich von Wilhelm Dilich (Hessische Chronica, 1605, Tf. bei S. 56) und eine Zeichnung von Wenzel Hollar (K 31202, 2./12. Mai 1636) überliefert ist.

Es handelte sich ursprünglich um eine Vierflügelanlage mit dreigeschossigen Gebäuden und zwei offenbar von älteren Bauteilen übernommenen Türmen. Das Schloss steht auf einer erhöhten Terrasse. Die Flußseite - nur sie ist genauer überliefert - besaß rechts und in der Mitte einen drei- bzw. zweiachsigen Risalitvorbau sowie an der lk. (südwestlichen) Ecke einen Rundturm, wohl vergleichbar dem erhaltenen im Nordosten, dahinter ein Zwerchgiebel. Risalite und Zwerchgiebel mit geschweiften Giebeln.

Ein Merian-Stich von 1622 (Kupferstich der Schlacht bei Höchst 1622, Darstellung von Westen aus der Vogelperspektive) zeigt das Schloss als Vierflügelanlage mit zwei dreigeschossigen Flügeln im Süden und Westen, einem eingeschossigen Flügel im Norden und einem zweigeschossigen Flügel im Osten, Hauptturm an der Nordost-Ecke. Die Anlage, auch der erhaltene Nordost-Eckbau, wurde der Überlieferung nach unter Wolfgang von Dalberg (1582-1601) fertiggestellt, dessen Wappen sich am Torhaus befindet. Hinsichtlich der Baumeister wird eine Beteiligung von Georg Robyn und der Brüder Stupanus erwogen (Schäfer, Höchst, 1978, S. 22); Quellen sind dazu nicht bekannt.

Der vermuteten Zerstörung der Anlage 1635 durch schwedische Truppen (lt. Sante, Handbuch, 1976 und Dehio, Hessen, 1982) widerspricht die Datierung der Zeichnung Hollars (K 31202) auf den 2./12. Mai 1636. Ob Hollar die Zeichnung nach einer Vorlage anfertigte oder die Zerstörung erst zwischen Mai und Juli 1636 erfolgte, zu diesem Zeitpunkt entstand ein Bericht über die Beschädigungen, ist nicht sicher zu entscheiden. Da mit dem gleichen Datum auch eine Zeichnung des gegenüber Höchst gelegenen Schlosses Kelsterbach existiert, ist jedoch eher an eine Studie der noch wenig oder unzerstörten Schlösser zu denken (vgl. dagegen Schäfer 1978, Anm. 60, S. 58).

Würdigung

Höchst war eine überaus stattliche Schlossanlage, sowohl hinsichtlich seiner Größe, als auch seiner Detailformen, wie heute nur noch am Torbau festzustellen ist. Zudem gehört es zu den Beispielen, die einen sehr markanten Bergfried in das Renaissanceschloss inkorporiert haben.

Literatur, Quellen

Historische Ansichten:

Merian, Hollar, Dilich Dilich, Hessische Chronica, 1605, Tf. bei S. 56

Stich v. Merian: Die Schlacht von Höchst am 20. Juni 1622 (Abb. Schäfer 1978, S. 38)

Zeichnung v. Wenzel Hollar vom 2./12.Mai 1636 (mit beiden Daten bezeichnet, also nach gregorianischem und julianischem Kalender)

Luthmer, BKDM Östlicher Taunus, 1905, S. 25-27

Sante, Handbuch, 1976, S. 226-228

Schäfer, Höchst, 1978 (mit Quellen und älterer Literatur)

Denkstein, Hollar, 1979, Abb. 34 f.

Dehio, Hessen, 1982, S. 434