Vorwort von 2005
Als 1976-79 die Dissertation über den Schlossbau 1530-1630 in Hessen entstand, hatte sich die Erforschung der Renaissance in Deutschland auf den Weserraum („Weserrenaissance“) und einige ausgewählte Bauten beschränkt. So war es interessant, am Beispiel eines Bundeslandes eine Bestandserfassung aller der Renaissance angehörenden Bauten und Bauteile vorzunehmen und aus diesen Befunden Schlüsse zu ziehen. Seinerzeit ergab sich ein Katalog von rund 130 Bauten oder Bauteilen, der jedoch nur stichwortartig als Anhang der Dissertation veröffentlicht wurde.
Inzwischen hat sich der Forschungsstand nachhaltig verändert. Das 1986 gegründete und 1989 eröffnete Weserrenaissance-Museum Schloss Brake konnte mit zwei umfangreichen Forschungsprojekten den Wissensstand um die Renaissance weit über den Weserraum hinaus wesentlich erweitern und dabei auch hessische Bauten einbeziehen. Zudem hatte die Dissertation als Anregung für einige weitere Arbeiten gedient. Der Boom der Bauforschung seit den frühen 1980er Jahren führte in mehreren Bauten zu grundlegend neuen Erkenntnissen.
In der Folge wurde 1997 vom Freien Institut für Bauforschung in Marburg der Vorschlag unterbreitet, eine Neubearbeitung der Arbeit von 1979 vorzunehmen. Ab 1997 unternahmen der Unterzeichner, die Historikerin Christine Müller, die Mitarbeiter des Freien Instituts für Bauforschung Elmar Altwasser und Ulrich Klein sowie die Studentin der Kunstgeschichte, Siegrid Schmeer zumeist gemeinsame Besichtigungen der wichtigsten Schlösser, bei denen die Baugeschichte, aber auch die etwaige Ikonographie und die bisherige kunsthistorische Wertung auf den Prüfstand gestellt wurden. Das Ergebnis ist der Katalog von 160 Bauten, den der Unterzeichner aufgrund seines Materials der 1970er Jahre und der aktuellen Besichtigungen erarbeitet hat. Redaktionsschluss ist der Dezember 2004, nur zu Offenbach konnten noch einige neuere Beobachtungen eingearbeitet werden.
Die Sichtung der Fachliteratur der Erscheinungsjahre zwischen 1979 und 2005 prüfte und ergänzte Oliver Nagler M. A., der auch die Beschreibungen, Fotos und Pläne für das Internet vorbereitete. Zu danken ist darüber hinaus den Mitarbeitern des Germanischen Nationalmuseums, insbesondere dem Sekretariat der Generaldirektion, dem IT-Referat und der Bibliothek. Eine Neubearbeitung des Buches über den Schlossbau der Renaissance in Hessen soll sich bis 2007 anschließen.
Eine Ermutigung zur Durchführung des Projektes war die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die sich vor allem auf historische Recherchen zu Plänen und ausgewählten Inventaren sowie die Beschaffung von historischem Bildmaterial bezog. Zu danken ist darüber hinaus vielen Eigentümern, die uns Zugang gewährt haben, öffentlichen Einrichtungen, die uns mit Material (z.B. Plänen) unterstützt haben und Kollegen, die uns ihre Erkenntnisse zur Verfügung stellten. Insbesondere gilt dies für Buchenau, Büdingen, Butzbach, Elmarshausen, Hersfeld-Eichhof, Lichtenberg, Marburg, Ronneburg, St. Goar (Rheinfels), Schmalkalden, Steinau und Weilburg.
An rund 160 Schlossbauten innerhalb des heutigen Bundeslandes Hessen sowie ehemals hessischer Gebiete, nämlich Schmalkalden, Herrenbreitungen, Braubach und St. Goar sind für das 16. und frühe 17. Jh. Baumaßnahmen nachvollziehbar und in der Regel auch erhalten. Diese 160 Bauten werden im hiermit vorgelegten Internet-Katalog vorgestellt. Die wichtigsten Daten zur Baugeschichte und grundlegende Informationen über den Bauherren und seinen historischen Rahmen sind vorangestellt. Daran schließt sich eine Baubeschreibung an, deren Ziel es ist, die wichtigsten Bauphasen zu unterscheiden und womöglich auch zu datieren.
Den Schluss bilden – neben einigen Hinweisen zu archivalischen Beständen vor allem die wichtigsten Literaturhinweise; die Kurztitel werden in einer eigenen Datei aufgeschlüsselt. Die Literaturliste hat nicht die Aufgabe, alle Erwähnungen zu einem Schloss zusammen zu fassen, sondern beschränkt sich auf die weiterführende Literatur zur Bau- und Kunstgeschichte oder ausgewählte grundlegende historische Schriften zum Bauwerk und Bauherren. Die Kurztitel sind in einer eigenen Datei aufgeschlüsselt, die die gesamte Literatur zur Renaissance in Hessen enthält.
Den Texten sind einige ausgewählte Fotos und, soweit vorhanden, ein Grundriss beigegeben. Die Grundrisse entstammen in der Regel der angegebenen Literatur, die Fotos vom Verfasser. Ein vollständiges ausgedrucktes Exemplar des Katalogs findet sich im Archiv für Bildende Kunst des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Selbstverständlich sind wir dankbar für ergänzende und korrigierende Hinweise.