Nassenerfurth, Wasserburg
Bezeichnung, Eigentümer, Kreis
Privatbesitz. Schwalm-Eder-Kreis.
Bauherr, Grunddaten, Zustand
Asmus von Baumbach, um 1600. Im 17. Jh. erweitert.
Geschichte
1357 im Besitz der Herren von Schrendeisen erwähnt, 1598 Übergang an die von Baumbach, die bald darauf mit dem Ausbau der früheren Burg beginnen.
Baugeschichtliche Bedeutung
Die Kernburg besteht aus drei Gebäuden, die sich L-förmig um einen nach Osten offenen Innenhof legen. Das Tor befindet sich in der Mitte der Westseite, es ist rundbogig in rechteckigem Rahmen, Gewände und Rahmenpilaster in Flachrustika. In den Zwickeln Medaillons. Pilaster mit toskanischen Kapitellen, darüber Obelisken. Über dem Portal gekuppeltes Zwillingsfenster auf drei Konsolen, seitlich davon sitzen zwei das Portal bekrönende Ornamentsteine mit Beschlagwerk.
Der schmale Torbau ist insgesamt dreigeschossig, aber weniger tief als der südlich anschließende Wohnflügel, so dass sich eine andere Dachhöhe ergibt. Verputzter Bruchsteinbau mit Eckquaderung. Der Südflügel ist auf der Hofseite vier-, auf der Süd-Giebelseite dreiachsig. Die Westseite ist unregelmäßig gegliedert, zur Gliederung dient nur die Fensteranordnung. Einzel- oder gekuppelte Zwillingsfenster, letztere – wie am gesamten Bau - mit Falz und Kehle profiliert.
Der an den Torbau anschließende dreigeschossige Nordflügel ist im Erdgeschoss massiv, im 1. Obergeschoss in der nördlichen Hälfte massiv, sonst aus Fachwerk. Hofseits Sockelgesims. Nach Nordosten schließt sich an ihn der dreigeschossige Nordostflügel an, dessen Erdgeschoss massiv ist, die Obergeschosse aus Fachwerk. Hofseitig Sockelgesims. Die Fachwerkteile beider Flügel gehören erst der 1. Hälfte des 19. Jh. an, wie die dünn geschnittenen Hölzer und die Strebenformen (divergierende Eckstreben) zeigen.
Im Winkel von Nord- und Nordostflügel befindet sich hofseits ein viergeschossiger polygonaler Treppenturm aus Bruchstein, mit Eckquaderungen, Sockelgesims. Er kragt mit drei Seiten eines Achtecks vor. Über dem 1., 2. und 3. Obergeschoss umlaufendes Gesims mit Karniesprofil. Auf der Südseite Eingang, gotisierendes Schulterbogenportal, mit Fase profiliert. Am Sturz Inschrift „ANO DOMI 1600“ zwischen zwei Puttenköpfen, darüber karniesprofiliertes Gesims mit Zahnschnitt. Auf dem Gesims Doppelwappen von Baumbach / Schutzbar gen. Milchling zwischen Hermenpilaster und Dreiecksgiebel, mit Voluten gerahmt. Am Dreiecksgiebel Inschrift: VT SVNT HVMANA NIHIL EST PERPETVVM DATVM - VON BAUMBACH MARGARTA IVCRE (?) SCHVTZBAR. G. MILCHLING“. Aus seiner Höhe als Steinbau lässt sich erschließen, dass auch die beiden anschließenden Flügel ursprünglich Obergeschosse aus Stein oder deutlich repräsentativerem Fachwerk gehabt haben müssen. Treppenturm und die beiden anschließenden Flügel gehören einem gemeinsamen Baukonzept an.
Der Gebäudekomplex wird allseits von Wassergräben umgeben, die z.T. verlandet sind. Westliche Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Hier befindet sich auch das spitzbogige Haupttor, im Scheitel „1515“ bez. Nördlich benachbart Scheune, massiv zweigeschossig, auf der Hofseite mit Fachwerkgalerie. An einem Fenster der Außenseite bez. „ANNO DOMINI 1622“, Fenster mit Falz und Kehle.
Würdigung
Bei der Kernanlage handelt es sich um ein Wasserschloss mit drei größeren und trotz weitgehend fehlender Dekoration keineswegs bescheidenen Flügeln, zudem mit einer geräumigen Vorburg.
Literatur, Quellen
Dehio, Hessen, 1982, S. 640
Bitter, Nassenerfurt, 1990