Herzberg-Breitenbach, Burg

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Von Dörnberg. Kreis Hersfeld-Rotenburg.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Der Ausbau der Burg wurde im wesentlichen im 4. Viertel des 15. Jh. (vor allem 1480-94) unter Hans von Dörnberg (1427-1506) durch Hans Jakob von Ettlingen durchgeführt. In das 16. Jh. (1516, 1536 und vor allem 1563) fallen nur einzelne Reparaturen und Umbauten, Bauherren Ludwig von Dörnberg (1491-1522, verheiratet mit Catharine von Boineburg), Emmerich von Dörnberg (gestorben 1557) und Adolf Wilhelm von Dörnberg (1525-1585). Die Burg ist seit etwa 1780 teilweise Ruine.

Geschichte

Hessisches Lehen, 1471 an die Familie von Dörnberg vergeben, seither in Familienbesitz.

Baugeschichtliche Bedeutung

Gesamtanlage. Eine sich von Nord nach Süd erstreckende längsrechteckige Kernburg des 13. Jh. (Hochburg) wurde um 1480-94 mit einer neuen Burganlage umgeben, die auf trapezförmigen Grundriss angelegt ist und vier Rundtürme an den Ecken aufweist; Gutbier (1973, S. 61-69) bezeichnet diese Anlage als „äußeren Zwinger“. Die Anlage ist für Feuerwaffen eingerichtet. Südlich ist ihr eine annähernd halbkreisförmige Vorburg samt Zwinger vorgelagert und dieser neben dem südöstlichen Tor ursprünglich nochmals eine Spitzbastion (Torbastion).

Die Gesamtanlage wird durch ein südliches Tor erschlossen, neben dem sich ein rechteckiger, das Tor begleitender, niedriger Turm befindet. Die Ringmauer, in deren Verlauf sich das Tor befindet, besteht auch Bruchstein. Im Abstand von ca. drei Metern ist hier die Zwingermauer vorgelegt, gleichfalls aus Bruchstein. Die Zwingermauer stößt stumpf gegen das östliche Eckrondell der Kernburg. Einen Zwinger gibt es nur im Bereich zwischen Tor und Rondell, der Kernburg fehlt ein äußerer Zwinger. Im Bereich der Kernburg hat die Ringmauer nahezu die Höhe des Rondells. In zwei Geschossen befinden sich Maulscharten für Hakenbüchsen.

Das Haupttor, hinter dem sich ehemals ein Torhaus oder gar Torturm befand, führt in die etwa halbkreisförmige Vorburg. Die Ringmauer der Kernburg mündet an dem eben genannten großen Rondell im Osten sowie einem kleineren, zerstörten Rundturm im Westen. Mittig hat die Wehrmauer der Kernburg einen nachträglich aufgesetzten runden Turm, mit einem Quadergeschoss oberhalb der Mauer und einem Bruchquadergeschoss. Das Bruchquadergeschoss ist mit einem Zwillingsfenster mit doppeltem Kehlenprofil versehen und durch die Jahreszahl 1536 inschriftlich datiert.

Das Portal von der Vorburg zur Hochburg selbst ist eine verhältnismäßig schmale Pforte, zu der von der Vorburg aus eine (heute moderne gemauerte) Freitreppe hinaufführt. Über dem spitzbogigen Portal mit Fase befindet sich ein Wappenstein mit Steinmetzzeichen, mit Jahreszahl 1516 und Doppelwappen (Dörnberg / Boyneburg). Die Ringmauer hat eine Stärke von annähernd vier Metern, eine regelrechte Torgasse führt durch sie hindurch. Seitlich des hofseitigen Tores gibt es einige Konsolen für frühere Erker oder unterschiedliche Aufbauten, im Detail aber nicht sicher rekonstruierbar. Zwei übereinander liegende, durch die Mauerstärke reichende, schräge Schießscharten für Hakenbüchsen oder kleine Lafetten (untere Scharte) sichern das Tor der Vorburg. Die Einleghölzer für Hakenbüchsen sind in der oberen Schießscharte erhalten, in der unteren fehlen sie.

Der Hof wird heute als ‚Mittelburg‘ bezeichnet, nach Norden begrenzt durch die Ringmauer der inneren Kernburg, zu der wiederum eine lange Freitreppe hinaufführt. Ursprünglich war sie vermutlich über eine Rampe und eine Zugbrücke zu erreichen, zumindest gibt es ein Tor mit einem Falz, östlich davon die klassizistisch erneuerte Kapelle (mit klassizistischen Rundbogenfenstern). Sie dient u. a. als Grabstätte der in Herzberg lebenden Angehörigen der Familie von Dörnberg. Der mittlere Rundturm rondellierten „Zwingermauer“ erscheint im Hof der Mittelburg sehen als zweigeschossigen Quaderbau mit einem Bruchsteinstock, hofseits in gleicher Technik ein etwas niedrigerer runder Treppenturm. Es handelt sich um den ‚Gerichtsturm‘. Das Obergeschoss aus Bruchstein entstand nachträglich, hierauf bezieht sich die Bauinschrift von 1536. Gekuppelte Zwillingsfenster mit Falz und Kehle profiliert; eventuell sind die Fenster im Obergeschoss nachträglich eingesetzt worden.

Für 1563 ist urkundlich die Errichtung des „Sommerhauses“ überliefert (Gutbier, S. 76), nach Gutbier könnte dieser Bau zwischen dem Südwestturm und dem Gerichtsturm gestanden haben. Im Südwestturm wurde 1563 ein Saal (‚Rittersaal‘) eingerichtet beziehungsweise neu ausgestattet, Außenportal 1563 bezeichnet. Das Portal ist rechteckig und wird von Pilastern mit vertieften Spiegelfeldern, Diamantquadersockeln, toskanischen Kapitellen, Gebälk und Dreiecksgiebel gerahmt. Im Tympanon Halbkugel. Der Fries ist „ANNIS SEXAGINTA TRIBVS TER SECVLA QVI ADDE SCIES OPERIS TEMPORA PRIMA NOVI” bezeichnet (= 1563; ungenau nachgeschwärzt).

Nördlich, also hinter der Kapelle, folgt eine weitere Wehrmauer, die Südmauer der Hochburg. In diese Hochburg führt ursprünglich ein hohes spitzbogiges Portal aus dem 14. Jh., um 1500 zu einem einfachen rundbogigen Portal mit Fase verkleinert. Daneben führt von der Hochburg aus ein Portal mit gestäbtem Gewände in den quadergemauerten Eckturm der Hochburg gegenüber der Mittelburg, den sogenannten Bergfried. Diese spätgotischen Bauteile entstanden unmittelbar nach der Übernahme der Burg durch die Familie Dörnberg; am Turmstumpf befindet sich das Meisterzeichen des Hans Jakob von Ettlingen, ein Horn (Gutbier 1973, S. 59). Von der Hochburg führt zum Gerichtsturm ein Wehrgang, gewissermaßen um den mittleren Burghof herum. Dieser Wehrgang war ursprünglich ein länglicher Saal, auf der Nordseite sind noch eine große Erkernische und vier Sitznischenfenster erhalten, dazwischen mehrere kleine Schießscharten-Fenster für Hakenbüchsen.

An der Ringmauer ist auf der Nordseite auffällig, dass bis zum Bodenniveau der Oberburg das Mauerwerk sehr sorgfältig aus lagerhaften Basaltblöcken verlegt ist, während das obere Geschoss mit den Fenstern der Wohnnutzung des 15. und 16. Jh. aus unregelmässigem, nicht schichtig verlegtem Bruchsteinmauerwerk besteht. Hier haben wir eine klare Arbeitsfuge zwischen dem Mauerwerk der Wehrteile und dem bewohnbaren Obergeschoss. Das Wohngeschoss hat nach Norden mindestens einen Abort.

Würdigung

Die Bedeutung Herzbergs liegt in erster Linie in der frühen und konsequenten festungsartigen Anlage mit Eckrondellen zur Bestreichung der Flanken durch den Baumeister Hans Jakob von Ettlingen. Umbauten der Renaissancezeit änderten nichts am festungsartigen Charakter der Höhenburg. Bemerkenswert ist die Mischnutzung der Rondelle in den unteren Geschossen als Kanonentürme und in den oberen Geschossen als repräsentative Wohnräume, wie namentlich für den Südwestturm (‚Rittersaal‘) festzustellen ist.

Literatur, Quellen

Pläne: Gutbier 1973

Landau, Herzberg, 1854

Buttlar-Elberberg, Stammbuch, 1888, Tf. 12 (Stammbaum der Familie von Dörnberg)

Gutbier, Hans Jakob von Ettlingen, 1973, S. 56-78

Brauns, Herzberg, 1979