Gersfeld (Rhön), Mittleres und Oberes Schloss

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Bezeichnung, Eigentümer, Kreis

Mittleres Schloss (Schloßstraße 5), Oberes Schloss (Schloßstraße 7). Kreis Fulda.

Bauherr, Grunddaten, Zustand

Ausbau vermutlich um 1560 sowie um 1605. Bauherr des Schlosses: von Ebersberg gen. Weyers.

Geschichte

Lehnsherr über Gersfeld war der Bischof von Würzburg. Das mächtigste Geschlecht am Ort war zwischen 1425 und 1785 die Familie Ebersberg gen. Weyers. Sie führten in Gersfeld die Reformation ein. Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyers (1553-1621) heiratete in zweiter Ehe – nach Biedermann erst 1609, was nicht stimmen kann –Helena von Stein zu Altenstein. Mit ihm starb diese Linie aus. Sein jüngerer Verwandter Johann Conrad (geb. nach 1573) war in erster Ehe mit Cordula von Stein zu Altenstein (1583-1614) verheiratet, kommt als Bauherr des Oberen Schlosses aber kaum in Frage, da er das Erbe erst 1621 antreten kann.

Baugeschichtliche Bedeutung

Mittleres Schloss. Dreigeschossiger unregelmäßiger Massivbau. Äußeres und Inneres im 19. Jh. weitgehend umgebaut und erneuert. Auf der Parkseite besitzt der Bau einen Sockel mit Karniesprofil-Abschluss. Über einem Portal des 19. Jh. befindet sich ein Wappenstein von 1560 mit einem Allianzwappen der Herren von Ebersberg (Sturm, Altkreis Fulda, 1962, S. 184; Allianzwappen, lk.: Ebersbergs-Weyers, re. nicht identifiziert, evt. Geysa, Sturm, Altkreis Fulda, 1989, S. 299). Im 1. und 2. Obergeschoss sind noch je ein Renaissancefenster erhalten, mit Falz und Kehle profiliert. Das bei Dehio, Hessen, 1982, S. 333 angegebene Baujahr (1607) findet am Bau keine Bestätigung, auch Sturm gibt diese Jahreszahl nicht an. Am Tor zwischen Mittlerem und Oberem Schloss Allianzwappen Ebersberg-Weyers/Altenstein. Ein sechsstöckiger Schlossturm wurde im 19. Jh. abgetragen (Sturm 1989, S. 299).

Oberes Schloss. Das Gebäude schließt sich rechtwinklig zum mittleren Schloss an; vor ihm liegt, parallel zum mittleren Schloss, noch ein Wirtschaftsbau. - Das schlichte rechteckige Gebäude mit Satteldach wurde anstelle einer Wasserburg (Sturm) errichtet, nach Dehio, Hessen, 1982, S. 333 gehört der Westteil des Baues noch dem 15. Jh. und der Ostteil den Jahren 1486-93 an. Um- oder Neubau im 16. Jh. In den zweigeschossigen rechteckigen Bau führen auf der Hofseite zwei rundbogige Portale. Das linke ist heute vermauert. Die Portale haben gleiche Profile: Das Gewände ist mit einer Nischen versehene, durch einen Kämpfer abgeschlossen. Der Rundbogen ist mit einem Rundstab und drei Abtreppungen versehen. Im Bogenscheitel befindet sich am linken Portal das Wappen der Herren von Ebersberg-Weyers, am rechten das Allianzwappen von Ebersberg-Weyers (von Stein zu Altenstein, das dem am mittleren Schloss von 1560 entspricht. Über dem vermauerten linken Portal sitzt eine – vielleicht nachträgliche - Wappentafel mit der Nennung des Baujahrs 1605 und dem Wappen Ebersberg und Altenstein. Sturm identifiziert dies mit Otto Heinrich von Ebersberg genannt von Weyhers und Helena geboren von Altenstein (s. Sturm 1962, S. 183 f.). Fenster mit Falz und Kehle profiliert. Das rechte Rundbogenportal führt in einen außen nicht sichtbaren Treppenturm mit linksläufiger Spindel. Der Sockel der Spindel ist mit reichen gotisierenden Ornamenten versehen. Im Übergeschoss des Treppenturms befindet sich ein breites schräges Fenster, das die Treppensteigung erkennen lässt.

Der benachbarte Wirtschaftshaus besitzt zum Oberen Schloss hin ein rundbogiges Portal mit einem Wulst zwischen zwei Kehlen. Über dem Bogen ist „1605 BS“ eingemeißelt. Am Portal rechts ist der Rest einer Ummalung freigelegt, der Ansatz einer Art Volute ist erkennbar. Das Portal selbst zeigt noch rote Farbspuren. Am Sockel des Portals Steinmetzzeichen. Es handelt sich nach Sturm um den Rest der früheren Burgkapelle.

Die Bauinschrift von 1605 zeigt die Wappen Ebersberg und „Aldenstein“. Am Portal des angeblich 1605 errichteten Gebäudes befindet sich jedoch ein Wappen, das jenem des mittleren Schlosses entspricht. Es gibt keinen Beweis dafür, dass Wappenstein und Oberes Schloss zusammengehören. Sicher dem (Bau-)Jahr 1605 ist dagegen der gegenüberliegende Scheunenbau (ehemalige Kapelle) zuzurechnen. Hier könnte der Stein herstammen. Das obere Schloss wäre demnach eine Generation älter zu datieren.

Literatur, Quellen

Zur Genealogie: Biedermann, Geschlechtsregister Rhön Werra, 1749, Tf. 142-155

Luckhard, Ebersberg, 1960

Sturm, Altkreis Fulda, 1962, S. 183 f.

Sante, Handbuch, 1976, S. 171

Dehio, Hessen, 1982, S. 333

Sturm, Altkreis Fulda, 1989, S. 298-301 (2. erw. Aufl.)